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Di., 25.09.2012, 10:39
Hm, auch wenn du sagst, dass es dich jetzt nicht mehr so berührt wollte ich noch meinen Senf dazu geben.
Prinzipiell werden Therapeuten ja dazu "erzogen" Dinge auszusprechen, wenn ihnen etwas seltsam vorkommt. Da er es ernst gefragt hat, würde ich davon ausgehen, dass er sich halt Sorgen gemacht hat, weil du anders warst als sonst und dementsprechend nachgefragt hat, um nichts zu übersehen, um nicht zu übersehen, dass es dir vielleicht schlechter geht, so schlecht, dass du Drogen brauchst. Auch jemand der prinzipiell gegen Drogen ist, kann Abstürze haben und den falschen Weg einschlagen, dann wäre es wichtig das früh zu erkennen und anzusprechen.
Insofern finde ich es richtig, dass er gefragt hat. Was nichts daran ändert, dass du dich darüber geärgert hast. Du darfst dich darüber ärgern, das sind deine Gefühle in deiner Stunde, die haben durchaus Daseinsberechtigung. Und daher finde ich auch, dass du das ansprechen solltest. Wer weiß, vielleicht bringt euch das sogar weiter, weil solche Interaktionen zwischen Therapeut und Klient ja oft für Interaktionen im täglichen Leben stehen. Aber auf alle Fälle ist das wahr und richtig, was du für dich empfindest und wenn du empfindest, dass du seine Frage nicht gut fandest, dann ist das so, egal wie redlich sein Ansinnen war.
Ich hatte selbst mal eine ähnliche Situation. Ich war die ganze Stunde sehr fröhlich, bin nirgends in die (tristere) Tiefe gegangen, sondern habe alles überlacht, habe viel gegrinst. Er meinte zu Beginn schon mal, dass ich aber heute fröhlich sei, gegen Ende der Stunde legte er den Kopf schief und meinte "Sie lachen heute viel, vielleicht schon zu viel. Frau X, muss ich mir Sorgen machen?" Ich wusste was er meinte, da ich mit meinem Medizinstudium schon die groben Grundlagen der Psychologie beherrsche, seine Frage zielte darauf ab, ob ich mir etwas antuen will. Menschen, die immer sehr trübsinnig sind und dann fix entschließen sich etwas antun zu wollen, wirken oft sehr oberflächlich im therapeut. Gespräch und "überlachen" viel. Ich war auch kurz entsetzt, denn zum Einen bin ich NICHT depressiv und zum Anderen weiß er, dass ich früher was das Thema Suizidalität angeht eine leichte Angststörung hatte und so etwas nicht tun würde. Nach dem ersten Schock aber war ich ihm dankbar, dafür dass er auf mich achtet, dass er direkt anspricht, wenn ihm etwas seltsam vorkommt, dass er mich wahrnimmt, mich "sieht" und er sich Sorgen um mich macht. Dass er nicht einfach wegsieht, wenn er das Gefühl hat, es sei etwas im Busch, aus Angst sich die Blöße zu geben, wenn er falsch liegt. Seine Frage, auch wenn ich sie wirklich aus Herzen verneinte, hat mir damals irgendwie die Sicherheit gegeben, dass er es sehen würde, wenn es mir schlechter geht. Vielleicht kannst du damit ja etwas anfangen?
Viele liebe Grüße,
das Pantoffeltier
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.