'Haben Sie sich heute was eingeworfen?'

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Passat
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 17:02

Hallo Klingelbeutel,
klingelbeutel hat geschrieben:Weil er einfach gefragt hat, ohne nachzudenken, was er damit anstellen könnte?
...
Ich weiß einfach nicht, ob ich überreagiere.
Was erhoffst du dir denn von deiner Therapie? Sicherlich doch zum Beispiel, dass du dich wegen solcher Fragen nicht mehr aufregen mußt und einen gelasseneren Umgang damit findest.
Es gehört wohl mit dazu, dass ein Therapeut die Grenzen seines/r Patienten/innen auslotet, um ihn/sie kennenzulernen und zu begreifen. Bestimmt wollte er nur eine Reaktion erzielen und muß jetzt einsehen, dass du recht empfindlich bist. So wird er nun sein 'Arbeitskonzept' optimieren. Und es werden wohl seinerseits künftig immer wieder 'provozierende' Fragen dieser Art in den Raum gestellt werden.

Therapie ist die Auseinandersetzung mit sich selbst; die immer bewußter werdende Lösung eigener innerer Konflikte. Dein Therapeut will nichts von dir. Er will nur erreichen, dass du 'zu dir kommst'.
"Alles entsteht durch den Konflikt" (Heraklit)

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chaosfee
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Beiträge: 887

Beitrag Mo., 24.09.2012, 17:44

klingelbeutel hat geschrieben:
Warum?
a) Weil ich Drogen ablehne und dachte, er wüsste das?
b) Weil ich zu einem Termin nicht "voll" käme?
c) Weil so eine Frage morgens um 11 ziemllich.. "schräg" ist?
d) Weil ich so "hilflos" reagiert habe?
e) Weil er mir damit meine "gute" Laune kaputt gemacht hat?
f) Weil er einfach gefragt hat, ohne nachzudenken, was er damit anstellen könnte?
Mir fallen dazu ein paar Sachen ein:
a) Immerhin hast du mal Alkohol konsumiert, und in einer Therapie kann viel aufgewühlt werden, sodass man durchaus in destruktive Verhaltensweisen zurückfällt, von denen man sich längst befreit fühlte. Ich finde es gut, wenn dein Therapeut da Acht gibt.
b) Es gibt Menschen, die das tun, also kategorisch ausgeschlossen ist es nicht.
c) siehe b.... Ich habe in meinen schlimmsten Zeiten morgens direkt nach dem Aufstehen angefangen.
e) Warum? Das wäre vielleicht für dich interessant herauszufinden.
f) Dann musst du ihm sagen, was es mit dir angestellt hat. Er ist immerhin kein Hellseher, und dann kann er beim nächsten Mal mit solchen Themen (wobei ihr - siehe e - herausfinden müsst, was überhaupt "solche Themen" sind.

Hoffe, du kannst was damit anfangen!

LG Chaosfee

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Thread-EröffnerIn
klingelbeutel
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Beitrag Di., 25.09.2012, 09:49

hallo ihr,

hab mich heute schon ein bisschen "abgeregt".

Danke für eure Anregungen.

Geärgert hat mich einfach am meisten, dass er mir zutraut, dass ich mit irgendwelchen Drogen intus bei ihm auftauche, weil ich ihm schon mehrmals gesagt habe, dass ich sowas nicht tun würde. (und da gings "nur" um Alkohol)

Mir ist klar, dass es Menschen gibt, die das machen. Aber zu denen gehöre ich eben nicht.

Ich werde das kurz so ansprechen und dann abhaken.

Eigentlich ists mir ja auch lieber, dass er direkt fragt, bevor er einfach irgendwelche Schlüsse zieht. War halt nur sehr überrascht.

Danke euch, ich kann definitiv was damit anfangen.

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Di., 25.09.2012, 10:39

Hm, auch wenn du sagst, dass es dich jetzt nicht mehr so berührt wollte ich noch meinen Senf dazu geben.

Prinzipiell werden Therapeuten ja dazu "erzogen" Dinge auszusprechen, wenn ihnen etwas seltsam vorkommt. Da er es ernst gefragt hat, würde ich davon ausgehen, dass er sich halt Sorgen gemacht hat, weil du anders warst als sonst und dementsprechend nachgefragt hat, um nichts zu übersehen, um nicht zu übersehen, dass es dir vielleicht schlechter geht, so schlecht, dass du Drogen brauchst. Auch jemand der prinzipiell gegen Drogen ist, kann Abstürze haben und den falschen Weg einschlagen, dann wäre es wichtig das früh zu erkennen und anzusprechen.

Insofern finde ich es richtig, dass er gefragt hat. Was nichts daran ändert, dass du dich darüber geärgert hast. Du darfst dich darüber ärgern, das sind deine Gefühle in deiner Stunde, die haben durchaus Daseinsberechtigung. Und daher finde ich auch, dass du das ansprechen solltest. Wer weiß, vielleicht bringt euch das sogar weiter, weil solche Interaktionen zwischen Therapeut und Klient ja oft für Interaktionen im täglichen Leben stehen. Aber auf alle Fälle ist das wahr und richtig, was du für dich empfindest und wenn du empfindest, dass du seine Frage nicht gut fandest, dann ist das so, egal wie redlich sein Ansinnen war.

Ich hatte selbst mal eine ähnliche Situation. Ich war die ganze Stunde sehr fröhlich, bin nirgends in die (tristere) Tiefe gegangen, sondern habe alles überlacht, habe viel gegrinst. Er meinte zu Beginn schon mal, dass ich aber heute fröhlich sei, gegen Ende der Stunde legte er den Kopf schief und meinte "Sie lachen heute viel, vielleicht schon zu viel. Frau X, muss ich mir Sorgen machen?" Ich wusste was er meinte, da ich mit meinem Medizinstudium schon die groben Grundlagen der Psychologie beherrsche, seine Frage zielte darauf ab, ob ich mir etwas antuen will. Menschen, die immer sehr trübsinnig sind und dann fix entschließen sich etwas antun zu wollen, wirken oft sehr oberflächlich im therapeut. Gespräch und "überlachen" viel. Ich war auch kurz entsetzt, denn zum Einen bin ich NICHT depressiv und zum Anderen weiß er, dass ich früher was das Thema Suizidalität angeht eine leichte Angststörung hatte und so etwas nicht tun würde. Nach dem ersten Schock aber war ich ihm dankbar, dafür dass er auf mich achtet, dass er direkt anspricht, wenn ihm etwas seltsam vorkommt, dass er mich wahrnimmt, mich "sieht" und er sich Sorgen um mich macht. Dass er nicht einfach wegsieht, wenn er das Gefühl hat, es sei etwas im Busch, aus Angst sich die Blöße zu geben, wenn er falsch liegt. Seine Frage, auch wenn ich sie wirklich aus Herzen verneinte, hat mir damals irgendwie die Sicherheit gegeben, dass er es sehen würde, wenn es mir schlechter geht. Vielleicht kannst du damit ja etwas anfangen?

Viele liebe Grüße,
das Pantoffeltier
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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Thread-EröffnerIn
klingelbeutel
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Beitrag Di., 25.09.2012, 14:53

hallo Pantoffeltierchen,

danke für deine Hinweise. Darauf wäre ich gar nicht gekommen.

"Selbstmord" war auch schon öfter das Thema, ich denke aber, er hätte dann direkt danach gefragt. Zumindest schätze ich ihn so ein. Wissen kann ichs natürlich nicht, das ist ein interessanter Ansatzpunkt.

Und ja, natürlich wars richtig zu fragen. So generell. War nur angefressen, weil Drogen so gar nicht zu mir passen. Hab wohl etwas übertrieben, aber die Frage war nunmal in etwa so, wie wenn jemand behaupten würde, der Himmel wäre grün.

Aber ja - lieber einmal zuviel fragen als zu wenig. Lieber mal doof gucken, bevor tatsächlich irgendwas in dieser Richtung wäre und keiner davon mitkriegt.

Und es lässt sich ja glücklicherweise einfach aus der Welt schaffen.

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Thread-EröffnerIn
klingelbeutel
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Beitrag Di., 09.10.2012, 12:44

Hallo ihr,

nochmal kurz die Rückmeldung: ich hab ihn drauf angesprochen und er sagte, er ist nicht ernsthaft davon ausgegangen, dass ich mir was eingeworfen hab. ... war wohl nur so dahingesagt.

Also alles gut.

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Jugendstil
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Beitrag Di., 09.10.2012, 12:49

Ich wäre auch platt gewesen. Und dann hätte mich vor allem geärgert, dass meine Heiterkeit, die ich ja vermutlich positiv empfand, bei ihm ankam, als sei ich "high", also eher negativ. Vielleicht auch noch ein Gesichtspunkt.

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Christine_Walter
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Beitrag Mi., 24.10.2012, 20:22

sag einfach beim nächsten termin noch mal: übrigens, neulich hatte ich ECHT nix genommen, sie wissen doch, dass ich mit drogen nix am hut habe. beleidigt wäre ich allerdings auch. meine letzte psychiaterin machte mich mal drauf aufmerksam, dass es im wartezimmer total nach alkohol stank, hatte mich im verdacht (obwohl ich zu der zeit nicht mehr soff), und ich war reichlich sauer auf sie. als ich sie noch mal drauf ansprach, sagte sie weder "ich denke, sie waren es" noch "ich denke, sie waren es nicht", dabei hätte ich es besser gefunden, sie hätte mir vertraut, dass ich das nicht war. als sie mir mal (als ich noch trank) zu recht sagte, dass ich nach alkohol stinke, war mir das zwar todpeinlich, aber ich stand dazu.

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Christine_Walter
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Beiträge: 515

Beitrag Mo., 07.01.2013, 03:56

ganz ehrlic? ich wäre wahnsinnig sauer. als meine psychiaterin mir mal unterstellte, ich sei schuld, dass es im wartezimmer nach schnaps stank, ahtte mich das jedenfalls SEHR gekränkt.

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