Inflation des Trauma-Begriffs

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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yamaha1234
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Beitrag Mo., 24.06.2013, 23:12

Hm, aber was ist, wenn sich Fähigkeiten erst entwickeln können durch ein erlittenes Trauma, weil es davor vielleicht keinen Anlass dazu gab? Hm, wobei so eine gewisse Grundverfassung muss schonmgegegeben sein damit sich überhaupt was entwickeln kann, das stimmt schon.

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Thread-EröffnerIn
Wandelröschen
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Beitrag Mo., 24.06.2013, 23:31

Maika hat geschrieben:Ich versteh das irgendwie schon, dass einem die Hutschnur hochgeht wenn man sowas hört. (…) Aber ich glaube nicht, dass als Konsequenz neue oder differenziertere Begriffe her müssten, nur weil Hinz und Kunz sich ein Trauma an die Brust heften.
Ne, die Hutschnur geht mir dabei nicht hoch, das hieße ja, ich müsste wütend sein, bin ich ja nicht.

Ich kann mich da eher mit Waldschratins Idee anfreunden:
Waldschratin hat geschrieben: "Trauma" klingt da so nach "Da hat mir einer was Schlimmes angetan ",also mehr passiv empfunden. Wogegen einem ja schon schnell mal was Richtung "Weichei!" um die Ohren fliegt, wenn man hergeht und sagt: Das hat mich verletzt und geht mir immer noch nach.
Der Begriff "Trauma" ist da wohl mehr so ne Art "Legitimation", nicht "schnell schnell" mit was fertigwerden zu müssen.
Ja, wenn man ein „Trauma“ erlebt hat, hat man ohne Zweifelt von allen die „Erlaubnis“, die „Berechtigung“, eine Therapie machen zu dürfen. Wenn man „nur“ was Schlimmes erlebt hat, hat man die „Berechtigung“ auf Therapie, auf Hilfe von außen, nicht so ohne weiteres, denn „jeder hat ja sein Päckchen zu tragen“, also nicht anstellen, kein Weichei/Jammerlappen sein.
Ja, das klingt für mich plausibel, warum jeder Hinz und Kunz sich ein Trauma an die Brust heftet.
Hängt halt wohl mit dem Bild von Psychotherapie in unserer Gesellschaft zusammen (auch wenn sich da wohl langsam was ändert), um ein Buchtitel zu zitieren: Da gehen doch nur Bekloppte hin von Andrea Jolander .
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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stern
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Beitrag Di., 25.06.2013, 00:21

Wandelröschen hat geschrieben:Ja, das klingt für mich plausibel, warum jeder Hinz und Kunz sich ein Trauma an die Brust heftet.
Das sehe ich vergleichsweise trivialer. Nämlich dass es (viele) Begriffe gibt, die in fachsprachlicher Bedeutung einen etwas abweichenden Inhalt als in ihrer umgangssprachlichen Bedeutung haben (und da stellt es mir, wenn ich den fachsprachlichen Kontext kenne öfters mal die Haare auf). So wird Trauma umgangssprachlich wohl öfters mit einem einschneidenden oder schlimmeren Erlebnis gleich gesetzt. Ich finde hingegen, dass was vorgefallen ist (Ereignis), sagt nur bedingt etwas darüber aus, ob sich eine Trauma(folge)störung manifestiert. Also man kann dazu nicht nur das oder die Ereignisse an sich betrachten. Was aber wohl auch noch hinzu kommt, dass der Begriff nichtmal in der Fachsprache einheitlich verwendet wird, vgl. wikipedia:
Der Begriff wird jedoch selbst in der Psychologie nicht einheitlich verwendet und kann sowohl das auslösende Ereignis, aber auch die Symptome oder das hervorgerufene innere Leiden bezeichnen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Dampfnudel
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Beitrag Di., 25.06.2013, 10:35

candle. hat geschrieben: Also eine "Krise" hat für mich eine völlig andere Bedeutung als ein Trauma.
Ja genau, das meinte ich: Was für den einen Menschen (mit hoher Resilienz) vielleicht eine Krise darstellt, kann für den anderen (weniger resilienten) Menschen ein Trauma sein. Aber für den resilienten Menschen eben nicht. Weil nach vielen Definitionen das Trauma eben anscheinend auch was mit den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten zu tun hat.

Wobei natürlich Krise auch sehr weit gefasst sein kann. Hier geht es wohl schon um das "ernstere" Ende des Bedeutungsspektrums.
Alles hat seine Zeit.

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montagne
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Beitrag Di., 25.06.2013, 12:40

Ich kann wandelröschen da sehr gut verstehen, denke das auch manchmal so. Sehe es aber auch so wie Waldschratin.

Zwei Aspekte möchte ich noch ergänzen, die Zusammenhängen.

1. Der Begriff Trauma wird in der klinischen Psychologie auch anders verwendet als in der Psychoanalyse. Es sind im Grunde zwei verschiedene Begriffe. In der Psychonalyse haben wir alle wohl das ein oder andere Trauma und das ganze mehr oder weniger gut verarbeitet. Manche recht reif, manche eher neurotisch, andere so neurotisch, dass es in Richtung Psychose gehen könnte, nennt sich dann Borderline.
In der klinischen Psychologie sind explizit nicht normative Lebensereignisse gemeint, die die Kapazität der Seele akut und/oder chronisch überfordern und überfluten. Das eine ist nicht richtiger als das andere. Es ist ein Wort für zwei Sachverhalte.

2. Ich denke als jemand, der etwas erlebt hat, dass im klinischen Sinne ein Trauma ist, muss man, okay, möchte ich, aufpassen, das andere nicht damit abzuwerten. Nur weil ich ein klinisches Trauma habe, heißt es nicht, dass ales andere irrelevant ist. Weil es zwischen in den Finger geschnitten und Arm ab, noch eine riesige Bandbreite an anderen Verletzungen gibt. Auch gibt es ja keine direkte Korrelation zwischen Schwere der Verletzung und Schmerz.
Und auch andere Dinge als Arm ab können extrem schmerzen und sehr stark einschränken.

Wenn man das in sich verneint, nimmt man sich ja ganz viel Entwicklungspotential. Und dann verneint man es auch in anderen und tut ihnen damit unrecht. Treibt andere von sich weg, denn wer will schon so behandelt werden? Und macht damit in dem Aspekt auch das, was mit einem früher gemacht wurde. Nicht nur ein nicht sehen können, irgendwo auch eine Verweigerung des Sehens und damit eine Entwertung, wenn nicht Annihilation der Person. Und damit Annihilation der Beziehung. Wenn das Du nicht mehr existiert, kann das Ich auch nicht existieren.
Das ich wird nur im Du zum Ich. Denke, wenn man sich das mal auf der Zunge zergehen lässt, was das für einen selbst bedeutet, sieht man andere in einem anderen Licht. Okay, ist ein anderes Thema.
Zuletzt geändert von montagne am Di., 25.06.2013, 13:16, insgesamt 2-mal geändert.
amor fati

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Miss_Understood
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Beitrag Di., 25.06.2013, 12:51

Vielen Dank montagne für diese Zeilen, klug und herzlich.
Ich kreise eine Weile um das Thema.

Daran zeigt sich eben auch wie mächtig Worte sein können.
Wenn das Kind nun einen Namen bekommt, könnte es zu einer Monströsität auswachsen.
Es könnte aber auch - benannt - eben - konkreter werden, fassbarer, handhabbarer. Mit den entsprechenden Methoden.

Darf ich mir erlauben, das was ich habe, was mir passiert und passiert ist, so zu nennen? Ohne andere, die viel schlimmeres erlebt haben damit nicht vielleicht abzuwerten?

Ein Vorgespräch was ich vor längerem hatte, darin fiel das Wort: Dies und das war eine traumatische Erfahrung für Sie. Damals verweigerte ich das. Inzwischen - hm - ja ... nun ... keine Ahnung.

Später begegnete mir der Begriff "Mikrotraumen" - aha, soso ... was denn jetzt? Gleichzeitig klein und groß machen?

Wenn es nun meiner Weiterentwicklung dienlich sein kann, wenn das was da ist Trauma genannt wird - und ich damit an die Methoden der 'Traumatherapie' herankäme, vielleicht werde ich es dann annehmen können, dass meine VT an mir ("Sie sind ein schwerer Fall. Sie sind ein schwerer Fall" - bah, WIE gemein, wie UNgemein schwer wiegt das in mir nach ...) gescheitert ist.

Auf dem Begriff herumkauend.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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montagne
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Beitrag Di., 25.06.2013, 13:15

Oh ich meinte das initial eher so, dass auch andere Dinge als nur schwere Traumen sehr verletzend, einschränkend wirken können und Beachtung und Würdigung verdienen. Aber so rum, wie du es schreibst trifft es ja auch zu.

Ich denke Worte können Welt beschreiben, aber Welt bleibt Welt, egal welche Worte man wählt. Allerdings kann man mit Worten sicher die Perspektive ändern, mit der man auf etwas schaut und mit der andere auf etwas schauen. Und ich denke der Begriff Trauma ist da sehr zentral. Es wird auf alle möglichen Arten benutzt, in dem es gebraucht wird oder vermieden wird. Kampf mit sich, mit anderen, um Anerkennung, um Sinn, um Realität.

Ich persönlich hatte ganz unterschiedliche Phasen, wie ich mit dem Begriff Trauma umgegangen bin. An dem was war hat es freilich absolut nichts geändert. Es mag aber ein Indikator davor sein, wie ich zu mir slebst stehe und wie ich anderen gegenüber trete, wie meine Einstellung zum Mensch sein ist.
amor fati


Waldschratin
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Beitrag Di., 25.06.2013, 14:01

Miss hat geschrieben:Ein Vorgespräch was ich vor längerem hatte, darin fiel das Wort: Dies und das war eine traumatische Erfahrung für Sie. Damals verweigerte ich das. Inzwischen - hm - ja ... nun ... keine Ahnung.

Später begegnete mir der Begriff "Mikrotraumen" - aha, soso ... was denn jetzt? Gleichzeitig klein und groß machen?
Da siehste mal,wie sich auch die Fachleute nicht damit zurechtfinden...
Mir ist Ähnliches auch schon begegnet.Und ich finds einfach die falsche Ebene,ein "Trauma",was auch immer es beinhaltet,einzuordnen.Denn das versucht ja zu werten nach "Schwere".

Besser fände ichs,es mehr nach der Ebene,auf der es geschehen ist,einschätzen und aus dieser Sicht dann auch zu betrachten und anzugehen.

Ein frühes Bindungstrauma braucht was anderes,als der sex.Mißbrauch eines Kindes.Der wiederum aber auch was anderes,als die Vergewaltigung im Erwachsenenalter.Bei allen dreien kann man nicht von "schlimm" oder "weniger schlimm" reden.

Dazu die Ebene der individuell vorhandenen Ressourcen nehmen und dem "Stand der Reife" nenn ichs mal - und dann gibt es ein Gesamtbild,wo man ansetzen kann und wo`s hingehen soll.
Bestimmte Bereiche müssen ja immer irgendwo "nachreifen" in einem,auch wenn mans mit nem Trauma zu tun hat,wie es Montagne oben als Trauma im klinischen Sinn benannt hat.

Da seh ich den Zusammenhang,warum jemand mit entsprechender Resilienz auch klinische Traumata ohne daraus resultierende PTBS etc. verarbeiten kann.Und für nen anderen ist eben ein seelischer "Schnitt in den Finger" erstmal überfordernd.

Da fällt mir grade ein : der Begriff "Überforderung" wird ja auch recht inflationär verwendet inzwischen...Und oft hab ich das Gefühl,darunter wird ein "entgültiger" Zustand verstanden.
Dabei ist ne Überforderung ein "Anzeiger",eine Herausforderung,die einen auffordert : Lerne dazu!Entwickle deine Fähigkeiten!
Und in dem Sinn seh ich das auch : egal,auf welcher Ebene man mehr oder weniger verletzt worden ist : es ist ne Herausforderung,sich dran weiterzuentwickeln.Und das eben,so gut es einem möglich ist oder so gut,wie man es angehen möchte.
Wichtig ist doch nur das eigentliche Ziel : wieder Frieden in sich zu haben,wieder "leben" zu können,anstatt von etwas (den Gefühlen z.B.) "gelebt" zu werden.

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Miss_Understood
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Beitrag Di., 25.06.2013, 14:07

Inzwischen lese ich selbst auf TherapeutInnenhomepages immer öfter unter den Schwerpunkten folgende exakte Schreibweise(n):

Depressionen/Burnout
Depressionen ("Burn-Out")

oder einmal sogar

Depressionen (sog. Burnout)

Ansonsten finde ich es manchmal wirklich wirklich wirklich richtig schwierig zur rechten Zeit den rechten Begriff zu pflanzen.

Ich wurde gerade aufgefordert, von einer Therapeutin, die ich anmailte ihr wegen der Vereinbarung eines Erstgespräches neben anderem eine 'Diagnose' (ungefähre Problemstellung) mitzuteilen. Komme mir komisch dabei vor. *kopfkratz ... Ja, gut - Depression - immer wieder gerne genommen ... aber was schreibe ich da jetzt noch? Per MAIL?!?!? Hm neee ...
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Raschel
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Beitrag Di., 25.06.2013, 17:19

Hallo!
Mal ein paar Gedanken "von der anderen Seite".
Ich fühle mich entsetzlich damit, anscheinend ein Psycho-Trauma erlitten zu haben, weil ich denen gegenüber, denen weitaus Schlimmeres als mir wiederfahren ist, ein wirklich schlechtes Gewissen habe.
Ich denke, es steht mir nicht zu, die Symptome einer PTBS zu haben, weil ich mir nicht eingestehen mag/kann, dass "das Ereignis" so schlimm für mich ist und so weitreichende Folgen hat, dass ich das auf eine Stufe mit Traumata beispielsweise eben Vergewaltigung stellen kann.
Ebenso ein Dilemma...


Jenny Doe
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Beitrag Di., 25.06.2013, 17:53

Hallo Wandelröschen,

ich habe jetzt nicht alle Antworten an dich gelesen; kann also sein, dass sich meine Antwort mit anderen überschneidet.

Deine Frage erinnert mich an eine Diskussion, die vor einiger Zeit geführt wurde. Ich führe mal ein paar Links ein, vielleicht findest du in diesen eine Antwort auf deine Frage:
Der Begriff "Trauma" wird inzwischen inflationär und oft falsch benützt, Sachsse definierte den Begriff deshalb noch einmal kurz: Wenn wir uns in einer lebensgefährlichen Situation befinden, löst das nicht unbedingt ein Trauma aus. Es muss noch das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit dazu kommen, damit sich traumatische Reaktionsmuster etablieren.
Lachen kann eine Waffe sein
http://www.schwaebische.de/home_artikel ... 49301.html
Der Traumabegriff droht inzwischen inflationär zu werden, vom „Herzinfarkt über Schulprobleme bis zum Fernsehen kann man heute alles als traumatisch bezeichnen.“ (150) „Trauma ist zum Modewort geworden,“ (151) so gut wie alles wird als potentiell traumatisierend angesehen.
Frischer Wind im Traumadiskurs
http://www.lessin.de/Lessin_Rez._D._Becker.pdf

Bessere Begutachtungsstandards bei postraumatischen Belastungsstörungen gefordert
Aktuelle DGPPN-Stellungnahme im Vorfeld der Jahrestagung 2009
Bessere Standards bei der Begutachtung von posttraumatischen Belastungsstörungen fordert die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) im Vorfeld ihrer großen Jahrestagung, die von Mittwoch, den 25. November, bis Samstag, den 28. November 2009, im Internationalen Congress Centrum in Berlin stattfindet. Dieser Kongress ist inzwischen mit fast 8.000 Teilnehmern die größte Fachtagung auf diesem Gebiet in Europa. Hintergrund der DGPPN-Forderung ist die nach Auffassung der Fachgesellschaft als problematisch einzuschätzende, inflationäre Ausweitung des Trauma-Begriffs, wie diese mancherorts in der klinischen Praxis zu beobachten sei. Gerade die inflationäre Verwendung der Begrifflichkeit PTBS könne zu einer unkritischen Diagnostik führen. Dies sei, so die DGPPN in ihrer aktuellen Stellungnahme, umso bedauerlicher, da die Diagnose PTBS im Kontext von psychiatrischen und psychologischen Begutachtungen eine zunehmende Bedeutung gewinne. Denn inzwischen ist die gutachterliche Auseinandersetzung mit PTBS beispielsweise in Entschädigungs- und Haftpflichtverfahren bei sozial-rechtlichen Begutachtungen, aber auch bei Begutachtungen in asyl- und ausländerrechtlichen Verfahren von großer Bedeutung. Nach Auffassung der DGPPN hat daher der Gutachter eine hohe Verantwortung sowohl gegenüber den Probanden als auch gegenüber den möglichen Kostenträgern.
(...)
Noch 50 Tage bis zum DGPPN-Kongress
http://idw-online.de/pages/de/news337160

Es gibt noch mehr Texte zu dem Thema.

Ich finde eine Frage übrigens spannend, und werde mir die Antworten später mal durchlesen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


Waldschratin
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Beitrag Di., 25.06.2013, 18:19

Hallo Raschel,
und erstmal herzlich willkommen hier im Forum!
Raschel hat geschrieben:Mal ein paar Gedanken "von der anderen Seite".
Welche "andere Seite" meinst du denn da?

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Raschel
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Beitrag Di., 25.06.2013, 19:04

Hallo!
Ich meine "die andere Seite", die denkt, dass das ihr angehaftete Trauma im Vergleich mit anderen nicht zusteht... Sozusagen, meins ist nicht schlimm genug, aber mir geht es sehr sehr schlecht und ich verurteile mich selbst dafür, dass es mir so geht. Ich habe die Symptome einer PTBS, das ist so aber ich schäme mich dafür, es Trauma zu nennen. Hoffe, es versteht irgendwer, wie ich das meine...

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Miss_Understood
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Beitrag Di., 25.06.2013, 19:07

Waldschratin hat geschrieben: Da siehste mal,wie sich auch die Fachleute nicht damit zurechtfinden...
Mir ist Ähnliches auch schon begegnet.Und ich finds einfach die falsche Ebene,ein "Trauma",was auch immer es beinhaltet,einzuordnen.Denn das versucht ja zu werten nach "Schwere".
Seh ich genau so. Nun 'muss' man das Kind ja irgendwie benennen, dann halt eben erst mal vorläufig und unscharf. Schärfen lässt sich der Begriff ja dann noch später. Aber das hat eben auch so diagnostisches Abstempelpotential.
Waldschratin hat geschrieben: Ein frühes Bindungstrauma braucht was anderes,als der sex.Mißbrauch eines Kindes.Der wiederum aber auch was anderes,als die Vergewaltigung im Erwachsenenalter.
Aha? Echt? Und was würdest du da sagen, an dem 'anderes'?
Waldschratin hat geschrieben: Bei allen dreien kann man nicht von "schlimm" oder "weniger schlimm" reden.

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Bestimmte Bereiche müssen ja immer irgendwo "nachreifen" in einem,auch wenn mans mit nem Trauma zu tun hat,wie es Montagne oben als Trauma im klinischen Sinn benannt hat.

Da seh ich den Zusammenhang,warum jemand mit entsprechender Resilienz auch klinische Traumata ohne daraus resultierende PTBS etc. verarbeiten kann.Und für nen anderen ist eben ein seelischer "Schnitt in den Finger" erstmal überfordernd.
JA, genau! Grad heute und gestern habe ich mir wieder bewusst gemacht, dass man doch hoffentlich bestimmt irgendwie GENAU DAS stärken müsste können: die Resilienz! Toller Begriff - kenne ich erst seit so 3 Jahren bewusst!
Waldschratin hat geschrieben: Wichtig ist doch nur das eigentliche Ziel : wieder Frieden in sich zu haben,wieder "leben" zu können,anstatt von etwas (den Gefühlen z.B.) "gelebt" zu werden.
JA! DAS bringt es auf den Punkt. Und momentan tobt der Sturm wieder und lebt mich.

P.S. Liebe Raschel, ja, auch das kenne ich leider - so sehr, dass ich jetzt überhaupt nach mehreren Therapieanläufen es tatsächlich erstmals in Erwägung ziehe das, was ich so als Kind erlebt habe 'traumatisch' nennen zu können, vielleicht - um eben dann auch intensivere Methoden mir erlauben einbeziehen zu können.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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gummiente
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Beiträge: 26

Beitrag Di., 25.06.2013, 19:21

Hmmm, ja ich glaube da bin ich bei dir. Ich mag jetzt mal behaupten dass das was ich als kind erlebt habe auch unter trauma fällt. Trotzdem glaube ich, das andere Menschen noch viel schlimmeres erlebt haben. Zb. Menschen im KZ und so, ist ja auch ein Trauma.
Andererseits wer sind wir, das wir beurteilen dürfen wie sehr ein Mensch "verletzt" wurde? Wie sehr es weh tut? Das können wir doch gar nicht.
Ich bin z.b. nicht so Tierfanatisch wie meine Freundin. Und wenn ich eine totgefahrene Katze sehe, dann sehe ich eine tote Katze. (mit vermutlichen ekelgefühl)
Meine Freundin weint deswegen, auch wenn es nicht ihre Katze war. So fühle ich, und so meine Freundin. Zwei verschiedene Menschen, zwei verschiedene Wirklichkeiten.

Lg

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