Verhalten der Therapeuten in Krisen

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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 12:06

Liebe Betti, es tut mir sehr Leid, dass es dir so schlecht geht. Du schreibst, dass du das mit der Klinik nicht kannst. Aber wenn irgendwann wirklich gar nichts mehr geht - dann wird daran kein Weg vorbeiführen. Das Problem ist doch, dass die Möglichkeiten deiner Therapeutin auch begrenzt sind. Sie kann nur bestimmte Dinge leisten und eben auch wirklich nur in den festgesetzten 50min Therapieeinheit für dich da sein. Wenn dein Bedarf darüber hinaus geht, dann muss sie dich wirklich an andere Stellen verweisen. Wenn es dir im Verlauf der Therapie mit deiner Therapeutin immer schlechter geht, muss sie sowieso gucken, ob und was sie wirklich noch für dich tun kann. Ich verstehe, dass dir was anderes wünscht. Doch wenn es dir wirklich so schlecht geht - dann kann deine Therapeutin gerade wirklich nichts für dich tun und eine Krisenintervention in einer Klinik wäre wohl am besten. Das ist gar nicht so schlecht - du kommst mal raus und kannst dich nur um dich kümmern. Ich wollte damals auch nicht in die Klinik - doch im Grunde war das mein erster Schritt zum Neuanfang.
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DiemitdemHundgeht
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 12:18

Glaub mir, ich kann dich gerade eigentlich ziemlich gut verstehen. Ich bin aktuell an einem sehr ähnlichen Punkt und habe auch dieses Klinik Thema. Mein Therapeut hat mir sogar schon „gedroht“, dass er zur Not auch einfach ne Zwangseinweisung besorgen kann, wenn ihm das zu heikel wird. Ich finds nur bei anderen Personen als einem selbst immer leichter das Problem zu sehen und Lösungen dafür zu finden. Es ist halt an sich auch ein vernünftiger Weg, aber die Konsequenzen gefallen einem halt gerne mal nicht so ^^

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Montana
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 12:44

Den Sinn einer Akutpsychiatrie sehe ich aber ehrlich gesagt auch nicht. Es ist Glückssache, was man da antrifft. Es gibt keine freie Klinikwahl, sondern man muss in die, die für den eigenen Wohnort zuständig ist. Das kann eine gute sein, muss aber nicht. Ich hatte Pech. Es gab für mich nur reine Aufbewahrung und ich hatte Zuhause wenigstens noch die wöchentliche Therapiestunde gehabt. In der Klinik nichts mehr. Da bestand der Tagesablauf nur noch aus Frühstück, Mittagessen, Abendessen und sonst GAR nichts.

Deshalb empfehle ich dringend, sich schlau zu machen. Wie ist die Klinik vor Ort? Gibt es Alternativen, wo man evtl. hingehen kann (wie auch immer, vielleicht hat eine andere Klinik mehr Kapazitäten oder so). Zur Not Krankenkasse fragen, wenn z.B. klar ist, dass der Schwerpunkt der zuständigen Klinik absolut gar nicht passt und man da gute Argumente an der Hand hat.
Wenn etwas mehr Zeit ist: schneller als ein Platz in einer passenden Akutklinik findet sich einer in einer Reha. Eine Indikation zu einer psychosomatischen Reha besteht zweifelsfrei. Da gibt es dann auch wieder die Möglichkeit, eine Reha-Klinik zu wählen.

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Zephyr
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 14:03

Liebe Betty,
du fragst ja explizit danach, was du ’erwarten darfst’ und was ‘sein soll’.

Wünschen darf man sich zunächst mal alles und Gefühle und Bedürfnisse sind nie per se schlecht. Sie sind einfach nur da.
Wenn du also das Bedürfnis danach hast, dass deine Therapeutin dich auch außerhalb der Therapiestunden mehr unterstützt, dich vielleicht von sich aus kontaktiert, auf Emails antwortet, dir zeigt dass sie besorgt ist, indem sie… dann ist dieses Bedürfnis absolut legitim.
Das heißt natürlich aber nicht, dass deine Therapeutin diese Bedürfnisse erfüllen ‘sollte’ oder gar muss.

Das einzige, was sein soll, ist, dass deine Therapeutin bestimmte Grenzen des Kontaktes nicht überschreitet (meiner Meinung nach würde da ein von sich aus bei dir melden schon drunter fallen, aber das ist vielleicht Ansichtssache), ihre eigenen Grenzen nicht überschreitet, immer nur dein Wohl im Blick hat und, wenn sie wirklich akute Gefahr der Selbstgefährdung sieht die Psychiatrie informiert und den Fall dahin abgibt.
Aber was das im Detail bedeutet ist immer unterschiedlich und kann dir niemand hier beantworten.

Was für eine Art der Therapie machst du denn, was hast du vorher gemacht und wieso bist du nicht mehr bei der alten Therapeutin, mit der du Krisen besser überwinden konntest?

Du hast geschrieben, dass du es nicht schaffst um Hilfe zu bitten und auch, dass du genau deshalb jetzt da seist, wo du bist. Eventuell will deine Therapeutin dieses Schema auch nur nicht verstärken? Denn wenn sie jetzt von sich aus Hilfsangebote machen würde, dann würdest du ja nicht lernen darum zu bitten und wärst nach der Therapie am gleichen Punkt wie vorher.

Ich finde, das eine ist, realistisch einzuschätzen, ob du gerade alleine noch zurecht kommst oder von außen mehr Hilfe benötigst. Das andere ist, sich mal deine Wünsche, die sich an deine Therapeutin richten, genauer mit ihr anzuschauen. (Beides aber natürlich nicht einfach.)

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Montana
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 14:17

Zephyr hat geschrieben: Mo., 04.04.2022, 14:03 und, wenn sie wirklich akute Gefahr der Selbstgefährdung sieht die Psychiatrie informiert und den Fall dahin abgibt.
Nicht, dass hier unnötige Ängste aufkommen. Die Psychiatrie kann nicht einfach "informiert" werden und dann Leute einsammeln oder so. Es könnte, wenn jemand nicht selbst in die Psychiatrie möchte, die Polizei informiert werden. Und die würde zunächst selbst eine Einschätzung vornehmen, ob überhaupt ein Eingreifen gerechtfertigt ist.
Das weiß ich u.a. deshalb, weil es bei mir mal jemand versucht hat. Er wurde von der Psychiatrie abgewiesen und erhielt die Information, dass sie sowas generell nicht machen und auch nicht machen dürfen. Daraufhin hat er mir die Polizei geschickt und die haben festgestellt, dass kein Handlungsbedarf bestand. Nach einem kurzen, freundlichen Gespräch an der Haustür gingen sie wieder.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 14:22

Montana hat geschrieben: Mo., 04.04.2022, 12:44 Deshalb empfehle ich dringend, sich schlau zu machen. Wie ist die Klinik vor Ort? Gibt es Alternativen, wo man evtl. hingehen kann (wie auch immer, vielleicht hat eine andere Klinik mehr Kapazitäten oder so). Zur Not Krankenkasse fragen, wenn z.B. klar ist, dass der Schwerpunkt der zuständigen Klinik absolut gar nicht passt und man da gute Argumente an der Hand hat.
Wenn deine Erfahrungen so mies waren, Montana, würde ich deine Empfehlung unterschreiben. Auf Homepages von Kliniken kann man sich mittlerweile auch ganz gut informieren. Also, ich hatte glücklicherweise die Möglichkeiten von Maltherapie, Sport, Morgenspaziergang, Gruppengespräch. War damals für mich sehr gut.
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Betti
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 21:57

Ich danke euch allen für euer Dasein und Gedanken da lassen.

Was soll ich sagen, ich komme noch immer nicht ganz klar mit ihrer Reaktion und fast schon "Zwangseinweisung" per Mail. Ja sicher hat sich alles über Monate zugespitzt und ist jetzt für alle Beteiligten nicht überraschend, dass es mir nicht gut geht. Aber Akutpsychiatrie?
Zephyr hat geschrieben: Mo., 04.04.2022, 14:03
Was für eine Art der Therapie machst du denn, was hast du vorher gemacht und wieso bist du nicht mehr bei der alten Therapeutin, mit der du Krisen besser überwinden konntest?

Du hast geschrieben, dass du es nicht schaffst um Hilfe zu bitten und auch, dass du genau deshalb jetzt da seist, wo du bist. Eventuell will deine Therapeutin dieses Schema auch nur nicht verstärken?
Ich mache integrative Gestalttherapie, die letzte Thera hatte auch diese Richtung und meine erste klientenzentrierte Psychotherapie. Ich bin deshalb nicht mehr bei der ersten, weil ich dort nicht in den Kontakt gehen konnte. Ich habe gefühlt fast 2,5 Jahre nur geschwiegen aber sehr viele Mails geschickt. In Krisen (damals auch ganz schlimm mit Start der AD's) war sie aber immer für mich da. Sie meinte eben auch manchmal, Betti bitte ab in die Klinik wenn Sie nicht mehr weiter wissen aber zuvor rufen sie erst mal mich an. War auch schwierig, vorallem sie anzurufen. Aber irgendwie ging es so. Schlussendlich hat sie aber von sich aus die Therapie beendet, da ich eben nicht reden konnte. Das hat mich damals ziemlich fertig gemacht. Das Vertrauen in jegliche Therapie war dahin. Bei der zweiten hat es nie wirklich gut gepasst. Leider habe ich das auch erst nach 1,5 Jahren gecheckt.

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Betti
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 22:07

Somit bin ich nun das fünfte Jahr in Therapie mit mäßig Erfolg. :kopfschuettel:
Aber mit meiner aktuellen Thera komme ich eigentlich gut klar. Endlich ist das Schweigen kein Thema mehr. Sie schafft es sehr gut mich aus solchen Situationen raus zu holen. Aber seit dem Start geht's halt meist nur darum mich zu stabilisieren. Und irgendwo verstehe ich ihre Reaktion ja auch. Sie hat schon öfter angedeutet, ev stationär zu gehen. Aber die Art wie sie es heute per Mail mitgeteilt hat, hat mich schlichtweg überfordert.

Schlussendlich stand ich heute Nachmittag mit Panikattacken in der Arbeit. Und das ist mir im Job noch nie passiert.

Naja ich muss das alles mit ihr klären, auch wenn ich am liebsten gar nicht mehr hin möchte. Der hauchdünne Faden der entstehen durfte, nach meiner ersten Therapieerfahrung wo ich sitzen gelassen wurde, ist irgendwie gerissen. So fühlt es sich zumindest gerade an.

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Betti
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 22:16

Meine zuständige Akutpsychiatrie dürfte übrigens nicht so besonders sein. Mein Bekannter hat dort regelrecht die Flucht ergriffen und versucht denen klar zu machen, dass keine Selbstgefährdung besteht, sondern es ihm lediglich besch... geht. Es dürfte gedauert haben bis sie das glauben wollten. Also nicht gerade meine Wunschvorstellung.

Ich bin tatsächlich zumindest am Überlegen etwas stationäres oder Tagesklinik zu versuchen. Dann aber geplant.

Wie ich jetzt akut über die Runden kommen soll weiß ich noch immer nicht. :-(

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Shukria
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Beitrag Di., 05.04.2022, 06:31

Wie du jetzt akut über die Runden kommst wissen wir hier auch nicht. Dafür ist das was du schreibst auch einfach zu unkonkret. Also schlechter gehen, Suizidgedanken, Stabilisierung.... Da gibt's bei mir gar keine Idee was das eigentliche Thema /Problem ist und damit auch keine Lösungsansätze.

Hast du überhaupt nach 5Jahren und 2Therapien eine Idee warum es dir immer wieder so schlecht geht? Was sind die konkreten Auslöser im Alltag, was die tieferen Ursachen

Was mich auch verwirrt, du schreibst das die erste Therapeutin sich fallen ließ, andererseits war sie in Krisen immer persönlich für dich da, aber scheint dir ebenfalls keine Werkzeuge gegeben zu haben welche du für dich selber nutzen kannst...

Vielleicht wäre ja eine reine Verhaltenstherapie sinnvoller, wo dir erstmal das Werkzeug für eigene Stabilisierung vermittelt wird.

PS ich hab jetzt noch mal geschaut, du hattest ja auch einen Thread aufgemacht vor fast einem Jahr wo es um die Auswahl dieser Therapeutin ging. Ich hatte dir damals geschrieben das ich es ungünstig finde wenn du erneut, wieder eine nimmst die vom Typ her den ersten beiden ähnelt die sehr bemüht mit dir waren aber fachlich hilflos - mehr vom selben hilft einfach nicht.

Vielleicht brauchst du jemand anderen der männliche Therapeut damals klang inhaltlich viel ansprechender bzgl. deiner Problematik, weniger mitschwingend, eher anpacken beim Mitlesen. Und vielleicht musst du dich auf die angebotene Hilfe einlassen (können). Um Akutklinik diskutiert ihr seit Dezember 21. Inzwischen hättest du einen geplanten Klinikaufenthalt organisieren können, wenn du nicht noch immer beim Stand Hilfe ja, aber nicht so wärest.

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Betti
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Beitrag Di., 05.04.2022, 07:46

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Shukria hat geschrieben: Di., 05.04.2022, 06:31 Hast du überhaupt nach 5Jahren und 2Therapien eine Idee warum es dir immer wieder so schlecht geht? Was sind die konkreten Auslöser im Alltag, was die tieferen Ursachen

Was mich auch verwirrt, du schreibst das die erste Therapeutin sich fallen ließ, andererseits war sie in Krisen immer persönlich für dich da, aber scheint dir ebenfalls keine Werkzeuge gegeben zu haben welche du für dich selber nutzen kannst...
Start der ersten Therapie war damals eine Wochenbettdepression nach der Geburt meines ersten Sohnes. Damals dachte ich, ich mache nen 10er Block um meine akute Krise zu überwinden und das wars. Ich hatte noch überhaupt keine Ahnung was da auf mich zukommt. Da es sich schlussendlich in eine ausgewachsene Depression entwickelt hat, hat sie mich damals entscheiden lassen ob ich dran bleiben will oder nur an der akuten Symptomatik (traumatische Geburt, erstes Kind etc.) arbeiten möchte. Also blieb ich dran, mit dem Ergebnis das ich vor mich hinschwieg. Dazu gibt es auch einen langen Thread von damals. Ich kam aus dem Schweigen mit ihr nicht raus, ich war blockiert und sie schaffte es auch nicht mir da zu helfen. Schreiben konnte ich aber immer, sie ging immer auf die Mails ein. Damals startete auch eine akute Krise mit Beginn von Antidepressiva. Es dauerte 3 - 4 Monate bis ich richtig eingestellt war. Das war schrecklich und durch diese Zeit hat sie mir eben geholfen in dem sie mir signalisierte sie ist für mich da. Es gab dann ein paar Monate zwei Termine die Woche und wenn es gar nicht ging, rief sie mich an. Das war aber höchstesn 2 oder 3 mal. Auch wenn ich dahin schwieg, tat es gut zu wissen sie lässt mich nicht im Stich. Tja schlussendlich war ich dann mit Medikamenten stabil und schwieg weiter. Sprich wir kamen in der Therapie nicht voran. Sie konnte mit mir an nichts arbeiten und hatte keine Chance mir Werkzeuge in die Hand zu geben. Daher hat sie nach 2,5 Jahren (berechtigt) beschlossen, dass es so keinen Sinn hat. Ich war extrem abhängig in dieser Zeit und der Abbruch kam sehr schnell. Das hat mir eben damals den Boden unter den Füßen weggerissen, da sie immer und immer wieder betonte, sie bleibt da sitzen. Egal was ist. Blieb sie eben nicht. Also soviel zun den damaligen Auslösern von Krisen - Geburt und Start Medikamente.

Mit der zweiten Thera hab ich dann gestartet, weil ich eben an meinen Themen arbeiten wollte. Da gab es keine Krisen. Ich hatte zwei Kinder, nahm keine Medikamente und war stabil. Aber ich schwieg sehr oft weiter. Schlussendlich hat das mit ihr nicht wirklich funktioniert und es entstand kein guter Kontakt. In der Hoffnung, das ich endlich mal an meine Themen ran komme, blieb ich halt dran. Leider zu lange.

Tja und mit dieser Thera hab ich gestartet, da ich eben wieder mal versucht war an meinen Themen zu arbeiten, welche ich seit meiner Kindheit mittrage. Das Schweigen war meine größte Sorge, war aber bei ihr nie ein Problem. Daher kam schlussendlich auch das Gefühl endlich bei der richtigen Thera gelandet zu sein. Ich kann reden, bzw. schafft sie es sehr gut mir rauszuhelfen, wenn ich schweige. Wir wollten dann auch zeitnah in meine Themen einsteigen, dann kristallisierte sich aber immer mehr heraus, dass ich in eine Überforderung gehe. Start mit Selbständigkeit letztes Jahr, meine drei Kids und unser Haus fordern mich täglich und machmal eben zu viel. Daher versucht sie eben seit Monaten mich zu stabilisieren. Es spitzt sich seit Weihnachten zu, ja. Daher eben der erneute Schritt zu Antidepressiva. Diese nehme ich nun seit drei Wochen und mir geht es schlechter denn je. Also Auslöser für diese Krise Überforderung und akut jetzt die Medikamente.

Natürlich versuchen wir zu eruieren, was mir denn helfen könnte. Wie ich mich stabilisieren könnte, vieles klappt aber einfach nicht. Die Hoffnung war eben mit Medikamenten mal so stabil zu werden, dass diese Dinge eben klappen. Aber jetzt bin ich erst recht abgestürzt. Und das ist mir ja nicht fremd, genau so war es damals auch mit Start der AD's.
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Betti
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Beitrag Di., 05.04.2022, 08:00

Shukria hat geschrieben: Di., 05.04.2022, 06:31 Vielleicht brauchst du jemand anderen der männliche Therapeut damals klang inhaltlich viel ansprechender bzgl. deiner Problematik, weniger mitschwingend, eher anpacken beim Mitlesen. Und vielleicht musst du dich auf die angebotene Hilfe einlassen (können). Um Akutklinik diskutiert ihr seit Dezember 21. Inzwischen hättest du einen geplanten Klinikaufenthalt organisieren können, wenn du nicht noch immer beim Stand Hilfe ja, aber nicht so wärest.
Der männliche Thera damals ging gar nicht. Er war viel zu schnell und überforderte mich. Da ging es mir schon nach dem zweiten Gespräch schlecht.

Ja Shukria, ich gebe dir Recht. Inzwischen hätte ich einen geplanten Klinikaufenthalt organisieren können. Ich habe immer noch Scheu davor. Ist so und kann ich nicht abstreiten. Und ja alle haben mir gesagt, Betti plan es besser, bevor du akut in die Psychiatrie gehen musst. Kann ich jetzt gar nichts dagegen sagen. Fakt ist, dass ich eben gehofft habe, dass mich die AD's soweit stabilisieren, dass ich es ambulant gut schaffen kann. Ich hatte große Angst vor der klassischen Erstverschlechterung, aber gehofft, dass diese mir diesmal erspart bleibt. Tja ist wohl nicht so. Ich schlafe kaum mehr als 2 - 4 Stunden und das seit 2/3 Wochen. Das macht mich fertig und feuert alles nur noch an. Suizidgedanken standen auch davor hin und wieder im Raum, aber so selten, dass ich denen nicht soviel Aufmerksamkeit geben wollte. Diese sind seit Start mit AD's so viel mehr geworden, dass mir das Angst macht. Und Panikattacken hatte ich davor auch nicht. Also ich will den Medikamenten nicht die volle Schuld geben, aber es geht mir seit dem Start definitiv schlechter.

Ich habe vorhin meine Psychiaterin angerufen und ihr die Situation geschildert. Ich erhielt jetzt für morgen einen Notfalltermin. Ist schon mal ein erster Schritt. Arbeit habe ich auch zurückgeschraubt, soweit es aktuell geht und mein Mann erkennt auch gerade den Ernst der Lage.
Mal sehen wie es weiter geht. Vorallem der Schlafmangel kann nicht so bleiben. Die vielen schlaflosen Nächte machen mich schlichtweg wahnsinnig.

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Montana
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Beitrag Di., 05.04.2022, 08:31

Es gibt überhaupt keine "klassische Erstverschlechterung". In der Homöopathie ist das ein gebräuchlicher Begriff (woher der kommt ist ein vortreffliches Diskussionsthema), aber nirgendwo sonst. Du hast also hingenommen, dass es dir mit Medikamenten deutlich schlechter geht als ohne, weil du das für normal hältst. Es ist aber nicht normal.
Normal ist, dass die Wirkung von AD nicht sofort einsetzt, sondern nach mehreren Wochen. Es kommt vor, und das nicht selten, dass ein Medikament gar nicht hilft. Und dass es trotzdem Nebenwirkungen hat. Auch kommt es vor, dass ein Medikament eine ganz andere Wirkung hat als beabsichtigt (zum Beispiel Schlaflosigkeit bei einem Medi das eigentlich beruhigen soll). Aber das ändert sich dann nicht mehr im Laufe der Zeit. Es ist dann ein unpassendes Medikament und gehört wieder abgesetzt.
Gut, dass du jetzt den Notfalltermin hast. Dann kann das mit dem Medi mal geklärt werden.

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Betti
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Beitrag Di., 05.04.2022, 08:56

Ja wie immer man es auch nennen mag. Bekannt ist es aber trotzdem, dass sich bei Start mit AD die Symptome erstmal verschlechtern können. Darauf hat mich auch meine Psychiaterin hingewiesen. Und das es dauert, bis eine Wirkung einsetzt ist mir bekannt. Damals musste ich 6 Wochen mit der "Verschlechterung" durchhalten, da meine damalige Psychiaterin meinte, ich muss abwarten bis sie wirken. Haben sie nicht. Ob jetzt Nebenwirkungen, "Erstverschlechterung", was auch immer, es geht mir schlechter seitdem ich sie nehme. Ich habe auch bewusst zumindest 3 Wochen abgewartet, um eben dann nicht zu hören, die Wirkung muss sich erst entfalten. Aber da "entfaltet" sich meiner Meinung nach alles in die falsche Richtung.

Naja kann man jetzt wahrscheinlich ewig drum rum diskutieren, was warum wirkt oder nicht wirkt, Nebenwirkungen hat etc.

Ja gut, dass ich so schnell einen Termin bekommen habe. Ich merke, das hilft mir etwas. Zumindest irgendwas mal zu unternehmen.

Danke immer wieder für eure Dasein.

Ich weiß schon, dass ich vieles oft nicht wahrhaben will und so manche Angebote einfach nicht annehmen kann. Und dass ich sehrwohl sehr oft selber Schuld bin, dass es mir immer schlechter geht. Ich falle immer wieder in meine destruktiven Verhaltensweisen, bis ich dann wieder mal keinen Ausweg mehr sehe. Aufgeben war für mich noch nie drin, ich habe immer schon gekämpft bis zum Schluss. Wollte aber oft nicht glauben, dass ich den Kampf schon längst verloren habe und mich auch mal fallen lassen kann. Gefühlt stehe ich wieder an diesem Punkt, wie schon so oft in meinem Leben. Ich habe schon sehr oft gehört, ich sei eine harte Nuss zum Knacken. Ich bin ja nicht umsonst schon solange in Therapie mit wenig Erfolg. :anonym:

Meine Hoffnung besteht aber immer noch darin, dass ich irgendwann mal aus diesem Kreislauf ausbrechen und ein zufriedenes Leben führen kann. Vielleicht erwarte ich mir ja zuviel...


Bluemoon123
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Beitrag Di., 05.04.2022, 09:40

Auch wenn ich dieses "selbst Schuld" grade absolut nachvollziehen kann, weil es mir da nicht anders geht, so muss ich Dir das doch jetzt schreiben. Es bringt gar nichts, sich da jetzt noch zusätzlich fertig zu machen und zu fragen, wer Schuld ist. Fakt ist, es geht Dir nicht gut. Und Du hast es erkannt und tust grade was. Nämlich erstens deiner Thera Bescheid zu sagen und zweitens den Notfalltermin mit Deinem Psychiater zu vereinbaren. Und auch wenn Dir die Antwort der Thera im ersten Moment nicht gefallen hat, bzw. Du erstmal total enttäuscht bist. So ist es vielleicht doch genau das, was Dich grade zum Handeln bringt. Nämlich indem Du Dir den Termin beim Psychiater besorgt hast und andere Hilfesysteme aktivierst. Auch wenn Du das grade nicht siehst, so ist es doch ein guter Schritt. Vielleicht schaffst Du es auch bei dem Gespräch morgen die Klinikoption näher an Dich ran zu lassen, und diesen Weg einzuleiten. Auch wenn das mit Wartezeiten verbunden ist. Besser jetzt anfangen, als noch länger zu warten. Denn je länger Du wartest umso mehr verschiebt sich das nach hinten.

Ich schreibe das Dir übrigens auch deswegen, weil ich in einer ähnlichen Situation gerade bin. Und ich weiß, dass es dauert, bis bei einem selbst das ankommt, was andere vielleicht grad "gut meinen" aber im Moment nicht hilft. Auf lange Sicht ist es vielleicht doch das Richtige. Bei mir hat das auch lange gedauert. Irgendwann hab ich dann aber doch verstanden, dass die anderen, die mir spiegeln, dass es mir eben nicht gut geht und ambulant eben nicht mehr ausreicht, vielleicht doch Recht haben. Ich war auch extrem geschockt, als ich bei meinem Ex-Thera saß und ihm sagte, dass ich aktuell nicht mehr weiter weiß und er dann gesagt hat, wenn ich nicht mehr weiter weiß, soll ich in der Ambulanz der Psychiatrie anrufen. Im ersten Moment war ich geschockt und stinksauer, dass er "nicht für mich da ist". Aber im Nachhinein verstehe ich, dass er da genau das Richtige gesagt hat. Und es nichts gebracht hätte, wenn er mir mehr angeboten hätte als er zu leisten im Stande ist.

Wann hast Du eigentlich den nächsten regulären Termin mit Deiner Thera? Ich hoffe Du nimmst ihn trotzdem war und ihr könnt dann klären, wie die knappe Antwort bei Dir angekommen ist. Ich hab grad nochmal den Beginn dieses Threads nachgelesen und Deine Thera hat ja schon gesagt, dass sie in ihrem Setting nicht mehr weiter kommt. Und ihr habt auch schon über Klinik gesprochen. Es ist jetzt vielleicht wichtig, dass sie sich so knallhart abgrenzt, weil es Dir ja nicht hilft, wenn ihr ewig so weiter macht. Im Gegenteil es wird ja schlimmer, wie Du selbst sagst.

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