Bindungstrauma und mehr...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Seelenwichtel
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 21:26

isabe hat geschrieben: Mo., 19.02.2018, 21:11 Seelenwichtel:
Nicht DU hast die Verantwortung für den Prozess, sondern die Therapeutin. Es geht nicht um die neun Jahre, die zwar schon auffällig sind, sodass man sich fragen müsste, wie lange das noch laufen soll. Es geht darum, dass sich ja nichts entwickelt und du dich nicht öffnen kannst. Hast du sie mal gefragt, wie sie das sieht (und meinst du, es lohnt sich, einen Thread aufzumachen)?
So direkt nicht. Von selber spricht sie das was zwischen uns in der Therapie ist/passiert nie an. Und ich traue mich nicht es anzusprechen. Ich würde mir wünschen, dass sie es von sich aus mal thematisiert, aber sie tut es einfach nicht. Wahrscheinlich ist es meine Aufgabe das anzusprechen ?!

In extremen Stunden (= Stunden in denen ich völlig zumache und meist nach 10 - 15 min nach Beginn der Stunde in totales Schweigen verfalle) zählt sie mir immer wieder auf, was sie denn alles macht und wie bemüht sie ist. Aber das Einzige was sie mir anbieten kann und bisher angeboten hat, ist eben das Medium Sprache. Und damit komme ich in diesen Situationen nicht weiter. Vor ein paar Jahren habe ich gelegentlich mal Briefe geschrieben in denen ich zumindest mal Andeutungen zu meinen Gefühlen ihr gegenüber machen konnte. Aber das war's auch schon.

Weiß nicht, ob es sich lohnt einen Thread aufzumachen. Ich kann "es" nicht unter einer Überschrift zusammenfassen. :cry:

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mio
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 21:59

Henryette hat geschrieben: Mo., 19.02.2018, 20:36 @mio: flauschig ;-) . Hört sich echt toll an. Die Therapeutin wo ich war, bevor ich zu meinem jetzigen Therapeuten gegangen, bin war übrigens auch Körpertherapeutin. Und sie hat oft mit Berührungen gearbeitet. Jedes Mal wenn sie mich berührt hat hab ich gemerkt, wie ich innerlich zu mache und steif werde. Aber ich hab ja eingehend schon geschrieben, dass ich zu ihr irgendwie gar keinen richtigen Bezug bekommen habe. Da war irgendwie gar keine Vertrauensebene. Ich kann es gar nicht beschreiben, ich war eigentlich so lange Zeit bei ihr und es ist einfach nicht der Funke übergesprungen. Bei meinem jetzigen Therapeuten war das in der ersten Therapie schon anders, da war eine gemeinsame Ebene da und seitdem ich jetzt zum zweiten Mal bei ihm bin, ist es genauso gelaufen. Es war sofort wieder eine Vertrauensebene da, auf der wir gemeinsam arbeiten können. Ich weiß nicht, ob es nur daran liegt, oder ob es vielleicht auch was zu tun hat mit dem Menschen an sich. Keine Ahnung sie war nett... aber eben halt nur nett.
Ja, ich fand flauschig auch niedlich und hab erst mal gar nicht kapiert, was sie überhaupt meint und musste erstmal nachfragen. Mir war nicht bewusst, dass man mir das so angesehen hat. Aber sie hatte vollkommen Recht mit ihrer Wahrnehmung. Ein Freund sagte mir auch mal zu der Zeit dass ich viel blauere Augen hätte als sonst so. Schon schräg.

Ich denke schon dass es viel damit zu tun hat ob man mit dem anderen auch wirklich "kann". Im echten Leben kann man ja auch nicht mit allen Menschen gleich gut obwohl sie vielleicht nett sind und so. Es springt halt trotzdem nix über so richtig.
Das ist meiner Meinung nach auch echt ne Frage der passenden Chemie.

Ich war vorher bei einer anderen Behandlerin (die hat allerdings rein Shiatsu gemacht) und da hab ich mich teils auch viel stärker verkrampft, vor allem wenn sie so nen Sing-Sang angestimmt hat. Der ging irgendwie gar nicht für mich. Das hat zwar auch was in mir in Bewegung gesetzt und es war auch nicht so, dass die Frau mir in dem Sinne "unangenehm" gewesen wäre, aber es war völlig anders. Bei dem Körpertherapeuten hatte ich von Anfang an dieses Vertrauen dass er mir nichts "tun wird" egal was er mit mir macht. Und das ist denke ich schon wichtig. Das spielt sich ja eher unbewusst ab. Was für mich aber nicht so denkbar war war mit ihm da zu ausführlich drüber zu sprechen komischerweise. Ich hab ihm zwar schon erzählt was Sache ist aber über meine hochkommenden Gefühle wollte ich irgendwie nicht so sehr mit ihm sprechen. Das wollte ich lieber mit mir erst mal "klären" und dann eher in der Psychotherapie besprechen. Er war aber auch kein Körperpsychotherapeut in dem Sinne, zwar ganzheitlich orientiert und auch mit einem entsprechenden Hintergrund aber an schwerwiegende Störungen hätte er sich denke ich eher nicht rangewagt. An manche Blockaden in meinem Körper hat er sich auch erst aktiver rangetraut nachdem klar war dass ich auch in psychotherapeutischer Behandlung bin. Vorher war ihm das denke ich einfach auch zu heikel.

Er hat aber zB. auch so Dinge gemacht wie meinen Kopf einfach nur halten wie man den Kopf eines Babys hält und dabei so ein entspannendes "Hmmmm-Seufzen" von sich zu geben. Das hab ich total verinnerlicht und hat mir echt gut geholfen. Ich hab das dann teils auch allein gemacht wenn ich in so einer Überspannung war und es war wirksam.

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Kaonashi
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Beitrag Di., 20.02.2018, 11:24

Ich habe einen Text über Psychoanalyse und Körpertherapie gefunden:
http://www.tilmannmoser.de/site/neue_te ... rapie.html
Trotzdem wächst die Zahl der Analytiker, die mit dem Potential der nur im Körper gespeicherten Erinnerungen arbeiten wollen. Sie haben wahrgenommen, dass manche Patienten auf der Couch buchstäblich verhungern oder durch die Unsichtbarkeit und körperlich-taktile „Abwesenheit“ des Therapeuten in einem Bereich der psychischen Unwirklichkeit verharren. Bei vielen droht sogar eine Retraumatisierung durch die rein verbale Arbeit: sie sind oft unfähig, ihre unbewussten Empfindungen in Worte zu kleiden und fühlen sich als Versager bei der hoch idealisierten Form der reinen Sprachkur.

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Kaonashi
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Beitrag Di., 20.02.2018, 12:25

Hier noch einer vom gleichen Autor: https://www.aerzteblatt.de/archiv/34408 ... ruehrungen
Angenommen, der Therapeut oder der Patient fühlen sich durch die körperliche Berührung sexuell angezogen, wie werden Übergriffe verhindert?
Moser: Es braucht Training und in der Ausbildung Selbsterfahrung. Ich habe selbst viele solche Berührungen als Teilnehmer von Seminaren oder bei einer eigenen langen Körperpsychotherapie erlebt. Dabei spürt man, wie die unterschiedlichen Berührungen auf die eigene Seele wirken. Ein ganz zentraler Begriff ist der der Regression; das heißt, der Patient kann auf bestimmte Phasen der kindlichen Entwicklung regredieren. Durch Körpersignale wird mitgeteilt, auf welcher Ebene sich der Patient aufhält. Darauf stellt sich der Therapeut ein. Es gibt Situationen, in denen der Therapeut von einer Patientin angesprochen ist. Aber wenn er spürt, dass seine Berührung von erotischen Wünschen getragen wäre, dann lässt er das tunlichst bleiben. Das Geheimnis ist: Je dringlicher die erotischen Wünsche seitens einer Patientin sind, desto sicherer kann man davon ausgehen, dass es frühe Entbehrungssituationen sind, die eine erotische Einkleidung erfahren. Wenn etwa im frühen Mutter-Kind-Dialog etwas nicht geklappt hat, dann gibt es später oft keine andere Fantasie, dies auszugleichen, als in der erotischen Berührung. Denn dabei fühlt sich die Patientin fast so mächtig wie der Therapeut.

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Philosophia
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Beitrag Di., 20.02.2018, 12:42

Hmm mag alles sein, aber wenn die Person, die da mit Patienten rumhantiert, nicht selbst sehr reflektiert und gut versorgt ist...dann gruselllllll...wenn es zwischen den zwei Menschen ansatzweise nicht passt...gruuuuusel. Regression bei vorhandenen Regressionspotenzial...gruuuuhuuusel.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Kaonashi
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Beitrag Di., 20.02.2018, 13:19

Ich glaube auch, dass das einen sehr reflektierten und erfahrenen Therapeuten braucht. In dem ersten Text stehen ja einige Fallbeispiele, da fiel mir auf, dass er das Bedürfnis der Patienten nach Berührung nicht einfach befriedigt hat, sondern immer auch ergründet hat, wo es herkommt, sodass der Patient daran arbeiten kann. Einfach nur eine Kuschelstunde machen wäre sicher grundfalsch.

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Philosophia
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Beitrag Di., 20.02.2018, 13:23

Ja aber ich weiß auch nicht...darin liegt für mich irgendwie der Größenwahn, etwas Früheres wieder gut zu machen, auch wenn das nicht geht... alles soll wieder schick werden... warum nicht mal anständig trauern?
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isabe
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Beitrag Di., 20.02.2018, 13:28

Philosophia:
Meiner Meinung nach gelten deine Argumente gleichermaßen für die (nicht körperliche) Psychoanalyse. Wir beide wissen aber, WIE heilsam diese sein kann, wenn die Voraussetzungen stimmen. Dort, wo viel geheilt werden kann, kann auch viel zerstört werden, denn es werden auf beiden Seiten unheimliche und unheimlich viele und unheimlich gruselige und unheimlich schöne Phantasien, Gefühle und Energien freigesetzt, die in die eine oder andere Richtung ausschlagen können und die daher gut reflektiert sein müssen.

All das kann es in einer Körperpsychoanalyse auch geben; mir scheint, dass die Grenze hier recht willkürlich ist, denn wie gesagt: Wir kennen die Gegner der Analyse, die im Grunde auch deine Argumente anführen.

Kuschelstunde würde ich auch nicht haben wollen, nicht körperlich. Aber diese Körperpsychoanalyse ist ja nicht zum Befriedigen von Bedürfnissen da, sondern darum, etwas auszudrücken, was verbal nicht erfasst werden KANN.


mio
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Beitrag Di., 20.02.2018, 13:39

Philosophia hat geschrieben: Di., 20.02.2018, 13:23 alles soll wieder schick werden... warum nicht mal anständig trauern?
Ich glaube darum geht es nicht sondern darum die Blockade (im/über den Körper) aufzuspüren und darüber die emotionale Blockade zu lösen.

Das sind ja erst mal keine schönen Gefühle die sich da "Raum verschaffen", sie erfahren nur eben eine "Reaktion" anstatt wie früher ins Leere laufen zu müssen. Ich glaube das hat viel mit Resonanz finden zu tun und damit mit Selbstwirksamkeit.

Wenn sich diese Resonanz auch auf sprachlicher Ebene finden lässt dann lässt es sich sprachlich lösen, aber wenn die Erfahrung in einem sehr frühen Stadium - als das Kind noch keine Wortsprache hatte - gemacht wurde dann lässt sich diese ja auch nicht wirklich sprachlich erfassen. Etwas ähnliches wird ja mit Imaginationstechniken und kreativen Techniken versucht, weil da über Bilder gearbeitet wird anstatt über Sprache und Bilder auch "älter" sind.

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Philosophia
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Beitrag Di., 20.02.2018, 13:41

Ja hast ja recht und wenns gut gemacht ist, warum nicht. Ich weiß auch nicht...ich bin bisher wohl auch zu vielen regressivverhaltenden Patienten begegnet...die teilweise so krass fordernd waren, dass mir schlecht wurde...inkl.Therapeuten, die das bedienten. Ist richtig...betrifft nicht nur die Körpertherapie.
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isabe
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Beitrag Di., 20.02.2018, 13:46

Meine Vermutung ist, dass das Fordern dann abnimmt, wenn ein wirklicher Zugang zum Mangel gegeben ist. Regression wird häufig so verstanden, als ginge es nur darum, zu sagen: "ich bin jetzt klein und brauche Hilfe", aber es kann auch bedeuten: "Ich bin jetzt klein und möchte mich hier in Ruhe umsehen. Bitte bleib einfach nur bei mir; du musst es nicht wegmachen, aber schau es dir bitte mit mir an".

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Philosophia
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Beitrag Di., 20.02.2018, 14:10

Ja wenn das so ist, finde ich das auch nicht unangenehm
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


Marilen
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Beitrag Di., 20.02.2018, 15:06

Ok, wenn Regression tatsächlich so verstanden wird, ok aber ist es eben der Regression grade innen nicht mehr gut sehen und verstehen zu können oder ist das jetzt meins?
Regression für mich ist: nix sehen, nix hören, nix verstehen, Auflösung.
Wenn ich mir das jetzt in einer Körpertherapie vorstelle, dann: hui.
In der Analyse gibts ja Möglichkeiten das zu begrenzen. Gibts das in der Körpertherapie auch?
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


mio
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Beitrag Di., 20.02.2018, 15:14

Marilen hat geschrieben: Di., 20.02.2018, 15:06 Regression für mich ist: nix sehen, nix hören, nix verstehen, Auflösung.
Du löst Dich ja nicht wirklich auf....Du bist ja begrenzt durch Deinen Körper (und den des anderen).

Aber es stimmt schon was Du sagst, das Risiko einer psychischen Auflösung ist in der Tat gegeben bei zu starken körperlichen Interventionen. Meine Thera hat mir mal erzählt dass in den 70ern die Leute reihenweise in den damals so angesagten Atemtherapien zusammengebrochen sind und dann erst mal in der Psychiatrie gelandet. Also da muss schon sehr achtsam vorgegangen werden um einen psychischen Totalzusammenbruch zu vermeiden.

Dessen sind sich aber Menschen die wirklich professionell damit arbeiten und nicht einfach nur irgendwelchen Esoschnickschnack betreiben bewusst.


Marilen
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Beitrag Di., 20.02.2018, 15:22

Ich hätte Angst und Lust zugleich daran, den Körper zu verlieren.
Aber klar, faktisch IST der Körper Begrenzung aber gerade auf den wird ja zugegriffen?
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

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