Ist erfolgreiche Therapie OHNE extreme Abhängigkeit/Verliebtheit möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mondin
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 20:07

Widow hat geschrieben: Mo., 31.07.2017, 20:04 Beweise das Gegenteil.
Das kann niemand, wenn Du es nicht wahrhaben willst.
Aber Du könntest Dich selbst fragen, was in Dir es ist, das sich schuldig fühlt und glaubt verflucht zu sein.

Dir auch einen schönen Abend, Widow.

....

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Marilen
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 21:42

widow, ich sehe dich voller idealisierungen und vor allem die schlimmste, die selbstidealisierung. wenn du ein ideal zugrunde legst, was soll da schon herauskommen wenn das gestört wird z.B. mit der gewissheit einer eloquenten kämpferin in den kampf zu gehen, dann zu scheitern aus diversen gründen, das IST schmerzhaft, denn es ist ein scheitern an dem bild das du von dir hast, an dem, was du dir selbst zuschreibst.du legst 100% zugrunde, das ist ein ideal und eine illusion widow, das muss zwangsläufig einfach schief gehen weils keine 100% gibt, für keinen. aber ich wiederhole mich und lass es jetzt und wünsche dir einen raum, in dem du sprechen kannst und zwar über dich. viel glück!
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

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Mondin
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 22:51

Marilen hat geschrieben: Mo., 31.07.2017, 21:42 die selbstidealisierung
Die ist heftig! Das kenne ich nur zu gut. Das Empfinden, man müsse etwas besonderes leisten oder darstellen um liebenswert zu sein. Ich war über lange Jahre schrecklich einsam in mir, obwohl ich nie alleine war. Tief in mir war ich komplett abgeschottet. U. a. auch deshalb weil ich mich selbst für derartig unwert, langweilig, dusselig, inakzeptabel, verachtenswert und damit nicht liebenswert erachtete, dass ich immer meinte ein Schauspiel meiner Selbst liefern zu müssen um wenigsten ein bisschen Anerkennung zu bekommen. Die mir jedoch gar nichts brachte, weil ich ja wusste, dass ich sie für etwas erhielt, das eigentlich nicht ich, sondern eine Maske (ich trug die der Kriegerin/Kämpferin) war.

Als der (erste) Zusammenbruch (dieser Maske und damit der Panzerung) kam, da landete ich mitten in der Nacht im strömenden Regen auf einer Autobahn und wäre fast gestorben. Und danach habe ich mir noch oft gewünscht, dass ich in jener Nacht gestorben wäre, denn danach erreichte mich das innerlich, was vorher gar nicht durchgedrungen war und alles wurde noch viel schlimmer. Noch einmal fast 10 Jahre in der Hölle. Dann, endlich begann ich mir Hilfe zu holen und den Weg zurück (zu mir) anzutreten. Heute weiß ich, dass ich schon allein aufgrund meines reinen Überlebens eine ordentliche Portion Achtung vor mir haben und mich absolut auf mich verlassen kann.

Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich mich tatsächlich liebe. Aber ich mag das alte Schlachtross mit all seinen komischen Gestalten in seiner Innenwelt, das so viele Geschichten kennt und vielleicht nicht im herkömmlichen Sinne sympathisch ist, aber einen durchaus schrägen Charme besitzt. Ich bin voller Macken, aber auch voller Erfahrungsschätze, Narben und besitze ausgesprochen starke Schultern. Ich mag das, auch wenn es mit Perfektion soviel zu tun hat, wie eine Kuh mit einem Raumschiff.

Ich muss nicht besonders sein um gemocht und geliebt zu werden. Ich muss einfach nur ich sein und das ist manchmal bereits schwer genug.

Meine Therapien waren keine (wirklich lauten) Dramen, bis auf ein einziges Mal in einer Klinik, da stand ich auf dem Flur und brüllte aus vollem Hals: "Wenn ihr Krieg wollt, dann kommt doch her, ihr dummen Schweine!" Womit ich meine Mitpatienten meinte, die mich in einer Gruppenrunde im Rudel runtergemacht hatten. Aus heutiger Sicht verstehe ich sie in gewisser Hinsicht sogar. Damals hätte ich sie alle zusammengeprügelt. Der Gang blieb leer.

Und das war gut so.

Grüßerle!
Mondin


Widow
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 23:26

@ Marilen und Mondin:

Es ist für mich immer wieder erstaunlich und traurig (wie bei jedem guten Drama, Stichwort: Katharsis! "Theorie der Tragödie" von Aristoteles, notfalls kann auch Lessing weiterhelfen) und verblüffend, was Menschen über Menschen zu wissen glauben (grundsätzlich, aber auch dann, wenn sie viereinhalb Nachrichten in einem Internetforum von anderen Menschen gelesen haben).

Das passt sogar noch ansatzweise hierher, denn es stellt ja auch eine Form von (Selbst-)Idealisierung dar. Und die Wonne, mit der man sich währenddessen über den Bauch streicht, und das Selbstvergnügen, das man sichtlich dabei empfindet, dem Anderen, dessen Anderssein man leugnen muss, weil man nur sich selbst gelten lassen kann, gute Wünsche mit auf den Weg zu geben - es ist jedes Mal aufs Neue mir ein faszinierendes Schauspiel.
(Und nun gehe ich wieder auf meinen Stehplatz zurück. Wen ich wiederholt dazu veranlasse, sich voller Wonne über den Bauch zu streichen, der bekommt garantiert ein Kolonkarzinom.)

PS (und Edit 4 oder so und damit Tschüss hier in diesem Thread): Dass ich fighter bin, habe ich nie von mir gesagt. Es sagten die Anderen, später (nie meine Familie, die hat das nur still vorausgesetzt, aber dann auch nie gratifiziert). Sie hatten mich gesehen, erlebt, erfahren.
Ich war mit meiner Rollenzuschreibung lange Zeit identisch und das war eine sehr glückliche Zeit. Eine Zeit voller wissenschaftlicher Fragen und neugieriger Suche, voller lebendiger Seminare (mit tollen Evaluierungen seitens der Studierenden; und ein oder zwei 5en oder 6en waren immer darunter wegen meiner 'Ansprüche'), eine Zeit voller Konzeptbastelei mit Kolleginnen, voller Vorträge, die Resonanz erzeugten und fanden und oft auch Widerspruch.
Und es war auch meine Zeit der Liebe.
Zuletzt geändert von Widow am Di., 01.08.2017, 00:18, insgesamt 6-mal geändert.

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Mondin
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 23:31

...

Schade, Widow, dass Du es so einordnest. Aber das ist Deins, nicht meins. edit: Und zur Klarstellung, an Dich habe ich - bei meiner Erzählung (über mich) zum Thema Selbstidealisierung - gar nicht gedacht. Du bist damit also nicht gemeint. Wenn ich Dir etwas sagen möchte, dann spreche ich Dich schon direkt an.

;-)

Und überdies:
der bekommt garantiert ein Kolonkarzinom
Das (oder etwas ähnliches) bekomme ich sogar ziemlich sicher, wenn ich den Ärzten und ihren Voraussagen glauben wollte (ich will nicht). Deine Mithilfe benötige ich dazu jedenfalls nicht.

.


Marilen
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Beitrag Di., 01.08.2017, 07:13

widow, no comment und weiter viel glück
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

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RoboCat
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Beitrag Di., 01.08.2017, 11:25

Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt noch gut zum Thema passt oder nicht. Irgendwie schon, denn es geht um Idealisierungen...

Gestern Nachmittag hatte ich wieder eine Therapiesitzung und da ist mir etwas aufgefallen: Ich habe ein Bild meiner Therapeutin im Kopf, das ich manchmal idealisiere. Mit dem ich in Gedanken auch öfter mal im Gespräch bin. Und dann gibt es da die "richtige Therapeutin in ihrer Praxis". Mit ihr spreche ich auch oft (logisch) aber oft auch ganz anders, als mit diesem idealisierten Traumbild in meinen Gedanken.

Der wirkliche Mensch ist der in der Praxis, das im Kopf eher so eine übergeordnete Instanz, eine Mischung aus mir selbst und der idealisierten Therapeutin. Oft spricht sogar eher sie, nicht ich, und das ist ja in ihrer Praxis genau umgekehrt.

Kennt das jemand? Also das Gefühl, dass es einen "Fantasie-Therapeuten" gibt, der dem echten zwar ähnlich ist, aber bei genauerer Betrachtung unter den Umständen in der Praxis nur ein Abziehbild des "idealen Therapeuten" im Kopf ist?!

Manchmal machen mich diese Gedanken ganz verrückt ::?
:axt:

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Mondin
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Beitrag Di., 01.08.2017, 11:51

Hm..... klingt, als hättest Du Dir eine Art inneren Therapeuten nach ihrem Vorbild erschaffen, mit dem Du weiter arbeitest, wenn Du mit Dir selbst arbeitest. Sowas wie einen inneren Stellvertreter. Warum belastet Dich das (scheinbar)? Für mich klingt das im Grunde gut.

Grüßerle!
Mondin


ziegenkind
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Beitrag Di., 01.08.2017, 12:12

ich kannte die diskrepanz zwischen innerem bild und realer frau auch, robocat. ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich war hin und wieder ein wenig enttäuscht. und wie immer: wichtig war es für mich darüber mit der realen therapeutenfrau zu sprechen. da war dann die enttäuschung auch bald weg.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Krümmelmonster
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Beitrag Di., 01.08.2017, 13:21

@robocat,
ich kenne es auch meine Fantasie Therapeutin im Kopf, die ist lieb und nicht so streng.
Die reale Therapeutin empfinde ich als streng.


mio
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Beitrag Di., 01.08.2017, 18:19

RoboCat hat geschrieben: Di., 01.08.2017, 11:25 Kennt das jemand? Also das Gefühl, dass es einen "Fantasie-Therapeuten" gibt, der dem echten zwar ähnlich ist, aber bei genauerer Betrachtung unter den Umständen in der Praxis nur ein Abziehbild des "idealen Therapeuten" im Kopf ist?!

Manchmal machen mich diese Gedanken ganz verrückt ::?
Wieso machen Dich diese Gedanken denn verrückt, wenn ich mal fragen darf?

Weil sie klar machen, dass es eine Diskrepanz zwischen "Wunsch" und "Wirklichkeit" gibt?

Ich kenne sowas schon auch ein Stück weit, betrachte es allerdings ganz klar als das: Als eine Information dazu
was ICH mir wünsche (auf der einen Seite) und was TATSACHE ist (erst mal in der Therapie). Das ist für meine Begriffe
auch eher was "Gutes" als was "Schlechtes", denn es ermöglicht mir hinzusehen, wo es in meinem sonstigen (realen) Leben "Baustellen" gibt. Und da kann ich dann ja auch ansetzten und was damit machen. Das ist ja auch Sinn und Zweck einer Therapie, mir selbst da zu mehr Klarheit zu verhelfen.

Was also verwirrt Dich daran?

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Prinzessin27
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 06:45

Hi,
Ich kenne das auch irgendwie.

Ich hatte sowieso über Idealisierungen nachgedacht. Hier wurde ja viel geschrieben, dass die hinderlich sein können.
Aber können die nicht auch helfen? Zum Beispiel beim Vertrauensaufbau zum Therapeuten?

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RoboCat
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 12:14

Mondin hat geschrieben: Di., 01.08.2017, 11:51 Warum belastet Dich das (scheinbar)? Für mich klingt das im Grunde gut.
Mir erscheint das kindisch. Nun könnte man fragen, darf es das nicht sein? (Das würde die innere Therapeutin wohl auch fragen) :lol:

Ich frage mich, warum ich diese innere Therapeutin brauche. Warum ich mir nicht selbst genüge, mittlerweile.
:axt:

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RoboCat
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Beiträge: 551

Beitrag Mi., 02.08.2017, 12:16

Prinzessin27 hat geschrieben: Mi., 02.08.2017, 06:45 Aber können die nicht auch helfen? Zum Beispiel beim Vertrauensaufbau zum Therapeuten?
Die Annahme habe ich durchaus auch. Ich denke wichtig ist, das zu erkennen und innerhalb der Therapie wieder abzubauen, bzw auf ein Normallevel zu bringen im Sinne von: Das ist auch nur ein Mensch mit guten und schlechten Seiten.

Wem das nicht der gelingt, der leidet nach dem Ende der Therapie, fürchte ich.
:axt:


Waldschratin
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 12:19

RoboCat hat geschrieben:Mir erscheint das kindisch. Nun könnte man fragen, darf es das nicht sein? (Das würde die innere Therapeutin wohl auch fragen) :lol:

Ich frage mich, warum ich diese innere Therapeutin brauche. Warum ich mir nicht selbst genüge, mittlerweile.
Ersetze mal "kindisch" durch "kindlich. Vielleicht wirds dann klarer, warum du das brauchst.
Ich würde sagen : Weil das normal ist und jeder Mensch so seine inneren Stimmen/inneren "Rollen" hat. Von Kindheit an.

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