Ambivalenz in der Psychotherapie

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Noenergetik
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 17:15

Ich finde es auch übergriffig wie Dein Therapeut agiert, es kommt bei mir irgendwie seltsam an.

Wüsste jetzt auch nicht, was es für eine Pflicht gibt in der Analyse alles zu erzählen? Und wenn Du es nicht tust, was würde dann passieren?
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Lilien
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 17:22

Also beschäftigst Du Dich gerade eigentlich mehr mit ihm als mit Dir? Ich hatte das eine Zeitlang auch sehr krass, dass ich ständig an meinen Therapeuten gedacht habe (beim Autofahren, beim Abendessen, beim Einkaufen, auf dem Spielplatz mit meinem Sohn etc.). Das ist eher in den Hintergrund gerückt, nachdem ich andere Bereiche für mich entdeckt habe, in denen ich auch gute Erfahrungen machen durfte und Erfolgserlebnisse hatte. Das hat mich in gewisser Weise abgelenkt.

Vielleicht dreht sich gerade auch einfach ein "zu" großer Teil Deines Lebens um die Therapie - um Deinen Therapeuten?

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Scars
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 17:24

Meine Erfahrung mit analytischer Therapie und dem Umgang mit dem Thema Sexualität ist auch so, dass die da sehr interessiert und offen sind und das für seeeehr wichtig halten. Ich glaube die Frage ist, wie weit man selbst da mitgehen kann und möchte... ich würde mich ziegenkind und Lilli-E anschließen: die Frage ist, wie es dir mit Offenheit an der Stelle ginge. Vielleicht musst du noch ein bisschen tiefer in dich reinhören, ob du das willst oder nicht und wenn ja, wann und wie etc.
Du hast ja keinen Zugzwang. So wie du deinen Therapeuten beschreibst, wartet der nötigenfalls einfach so lange, bis du drüber sprechen willst - oder auch nicht. Ich denke, wenn es eh schon so in dir rumspukt ist die Chance ganz gut, dass es dich eher erleichtern würde, wenn du den für dich richtigen Moment findest. War bei mir zumindest immer so, nach ausreichender seelischer und moralischer Vorbereitung und immer schwerer Geburt :anonym: , war das Ergebnis dann doch gut. Gerade bei sensiblen Themen finde ich es wichtig, dass man mit sich selbst an der Stelle im Reinen ist und bereit die Konsequenzen (ob positiv oder negativ) zu tragen.
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ziegenkind
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 18:06

Marlena, ich war in der Therapie sehr tief in Abhängigkeitsgefühlen drin, für die ich mich sehr geschämt habe. Meine Therapeutin hat immer gesagt, ich kenne keine gute Abhängigkeit, die nicht missbraucht wird. Irgendwann war ich dann auch über die Einseitigkeit meiner starken Gefühle wütend und verletzt und habe das ausagiert, indem ich auf dem Anrufbeantworter erst gemeckert und dann mich entschuldigt habe. ganz anstrengende Phase. Aber mir hat das darüber reden und das dafür nicht Verurteilt werden wirklich geholfen. Für mich war das ein großer und wichtiger Schritt: Ich kann lieben ohne dafür auf dieselbe Art zurückgeliebt zu werden. Das ist nichts Schmutziges oder Armseliges oder Beschämendes, sondern etwas sehr Schönes wie jedes starke und echte Gefühl. Als ich das begriffen hatte, auch emotional, konnte ich mit dem Ziehen und Zerren und Wüten aufhören, Ich konnte die Therapie gut beenden.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 19:13

Noenergetik hat geschrieben: Fr., 12.03.2021, 17:15 Ich finde es auch übergriffig wie Dein Therapeut agiert, es kommt bei mir irgendwie seltsam an.

Wüsste jetzt auch nicht, was es für eine Pflicht gibt in der Analyse alles zu erzählen? Und wenn Du es nicht tust, was würde dann passieren?
Die Gedanken sind frei!
Du musst es natürlich nicht erzählen.
Da geht's eben genau darum. Wenn man es nicht macht ists halt schwierig mit Veränderung. Man will ja genau die unbewussten Gedanken und Gefühle aufdecken. Ich mache aber keine klassische Analyse.. Und wie gesagt hat es sich aus dem Gespräch heraus ergeben, ich habe ihm ja Schon alles mögliche geschrieben, aber es war mir schon peinlich

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 19:15

Danke scars, ja so lese ich das auch, ist scheinbar sehr wichtig. Wielange hast du sie gemacht? Ich finde es eher schräg dass ich überhaupt so starke Gefühle habe, aber ich fühle eh alles so intensiv...

Ziegenkind ja genau. Ich bin permanent in Gedanken verbunden, wie so ne Nabelschnur und ich bin permanent in einem inneren Dialog mit ihm. Ich habe mich Monate gewehrt und wollte die Therapie genau aus den Gründen beenden. Meinst du, du konntest privat Erfahrungen sammeln? Verging das dann automatisch? Bei mir dauert das schon über ein Jahr

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Noenergetik
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 19:30

Hm, ist ja Ansichtssache ob es dann schwierig ist mit Veränderung, aus meiner Sicht nicht.
Aber dass musst Du natürlich selber wissen.

Wollte nur meinen persönlichen Eindruck schildern, wie es bei mir ankommt was Du über Deinen Therapeuten geschrieben hast.

Wünsche Dir eine erfolgreiche Therapie!

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Beitrag Fr., 12.03.2021, 19:55

Naja es ist halt eine Art Widerstand wenn man bestimmte Vorstellungen und Gedanken oder Wünsche dem Therapeuten gegenüber hat, die den Therapieverlauf behindern und man sich weigert diese anzusprechen. Also so habe ich es verstanden.. Danke dir


ziegenkind
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 19:55

Du machst eine Analyse, richtig? Dann ist ein Jahr nicht viel. Das dauert, schließlich geht es um tief sitzende Muster und Gefühle.

Allerdings war es für mich im Nachhinein sehr, sehr wichtig, dass ich ein Leben außerhalb der Analyse hatte - einen fordernden und schönen Job, eine gute Beziehung, Freunde und Freundinnen. Sonst wär ich vielleicht doch auch versackt. Ich glaub es ist wichtig, sich IN der Therapie und in den Stunden tief auf den S.cheiß einzulassen, danach und dazwischen sich aber auch immer wieder rauszukatapultieren. Das klappt nicht immer und deshalb ist es wichtig sich den Alltag so zu organisieren, dass man schlicht nicht immer daran denken kann. Gleichwohl: über Jahre war meine Therapeutin das erste woran ich beim Aufwachen gedacht habe.
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 21:09

Über jahre? ojeee, was erwartet mich da noch. Ich mach das seid über 2.jahren, fast 2,5 Jahre und habe diese Abhängigkeit aber erst seid über 1 Jahr. Hab vorher nicht geredet, weder über die Essstörung noch sonst was und die Termine waren mir auch nicht wichtig, hab manchmal sogar einfach drahf vergessen. Als ich von der Bulimie erzählte, wars aus.. 🙄 Und Analyse.. Es ist eine analytische Therapie im Sitzen-er ist Analyitker. Richtige Analyse nicht. Es ist auch nur 1-2x pro Woche. Nicht 3-5x

Und so habe ich einen recht strikten Alltag mit Familie, Partner und ich habe auch genug Freunde. Trotzdem fühle ich mich wie ein kleines Kind dass den Papa vermisst, furchtbar, naja... Wird schon werden, ich werds einfach ansprechen und mir vorher 1 Glas Wein gönnen. 😎

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Scars
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 21:18

Marlena hat geschrieben: Fr., 12.03.2021, 19:15 Wielange hast du sie gemacht? Ich finde es eher schräg dass ich überhaupt so starke Gefühle habe, aber ich fühle eh alles so intensiv...
Ich habe 2,5 Jahre etwa gemacht. Hast du nicht auch eine Borderline-Störung? Da sind intensive Emotionen doch (leider :lol:) normal. Irgendwo meine ich mal gelesen zu haben, dass besonders intensive Emotionen auch „übrig gebliebene“ Emotionen aus der Kindheit seien. Als Kind ist man gefühlsmäßig ja noch „pur“, weniger rational.. irgendwie so, weis nicht mehr genau. Aber ja, ich verstehe das, finde und fand das auch immer schräg. Ich finde hier im Forum klingen die Erfahrungen von den erfolgreichen Analysen immer richtig schön... bin mir aber immer wieder nicht sicher, ob das nicht glückliche Ausnahmen sind...?

Das Glas Wein gönn dir vielleicht besser nachher... oder darfst du mit Drogen im Blut zur Stunde kommen?
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Arakakadu
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 21:38

Angeblich bin ich emotional instabil ja.. und mit den verlustängsten, der essstörung und dem Nähe und Distanz Problem wohl borderline... Aber eher in einer milden Form.. Finde Diagnosen grad blöd. Und ja ich fühl ja immer alles so intensiv, es ist echt anstrengend, seid der Therapie noch viel viel mehr.
Hm nein. Ich weiß nicht genau ich würde es mir nicht anmerken lassen. Vermutlich würde ich es auch nie tun aber ich denks mir schon ziemlich oft... Ich weiß gar nicht, bei 1.glas wird er mich schon nicht raus schmeissen. Aber Alkohol ist ja generell nicht fein, wenn man ihn benutzt.

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Scars
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 21:57

Ich denke man kann auch einfach so intensive Emotionen haben. Ich dachte du hättest das irgendwo mal geschrieben, war wohl mein Gedächtnis nicht ganz richtig. Dafür wäre es halt typisch.
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candle.
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Beitrag Fr., 12.03.2021, 23:28

Marlena hat geschrieben: Fr., 12.03.2021, 19:55 Naja es ist halt eine Art Widerstand wenn man bestimmte Vorstellungen und Gedanken oder Wünsche dem Therapeuten gegenüber hat, die den Therapieverlauf behindern und man sich weigert diese anzusprechen. Also so habe ich es verstanden.
Ich bin da wohl nicht so up to date, aber ich würde selber wenig Sinn darin sehen meine sexuellen Gedanken und Wünsche zu äußern. Ich würde es hübsch für mich behalten und mich daran erfreuen.

Ich habe es mal in Therapie erlebt wo ich in meinen Sinne schon was blödes gesagt habe und schon wurde es schlüpfrig. Diese Therapie war dann auch bald zu Ende.

Nun habe ich eben deinen ersten Beitrag von heute gelesen und fand das auch schon hart an der Grenze zu lesen, also ich könnte das nicht! Aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob das heute in der Analyse so sein muß. Und ich kann mir nicht vorstellen was sich ändern soll für dich? Vielleicht ist der vermeintliche Druck auch nur ein Hirngespinst?

Hast du den Eindruck du mußt es sagen um ihm zu gefallen? Hast du sonst nie erotische Fantasien? Vielleicht brauchen die selbst ja nur die Erlaubnis da sein zu dürfen als etwas was zum Menschsein dazu gehört?

Das ist wirklich eine Achterbahn bei dir.

LG candle
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Arakakadu
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Beitrag Sa., 13.03.2021, 07:48

Guten Morgen,
Ich habe ja schon ewig Bulimie und irgendwie hat das ja auch was mit Sexualität zu tun, zu mindest bei mir. Du hast Lust auf Essen und gibst es Wieder her in dem du erblichst, wenn ich sex hab, will ichs manchmal doch nicht. Und auch ein paar andere dinge, Nähe/Distanz... Ich glaub schon dass ich da ein Problem habe. Ich habe immer erotische Fantasien und auch recht schnell, egal ob männlich oder weiblich.. Ich hab das mal angedeutet und wir wissen beide dass ich die Gedanken bei ihm habe, aber ich will das nicht, weil es mir unpassend und unerlaubt erscheint. Er meint eben ich unterdrücke das. Stimmt ja auch und das geht seid Monaten so. Das schlimmste an der ganzen Therapie für mich ist die Beziehung zum Therapeuten, es spiegelt sich halt mein Sozialverhalten. Naja ich weiß nicht... Ich glaube es geht einfach darum, weil mich das gesamte So beschäftigt. Nach "normal" zur Therapie zu gehen und ein paar erotische Fantasien fühlt es sich halt nicht An. Aber seit das Gefühl, dass ich die Therapie beenden muss, weg ist, geht es mir 1000x besser....

Und ich denke eben, das jeder erotische Fantasien in der Therapie hat (zumindest denke ichs) und wenn man eine Therapie macht, in der es halt auch um die Beziehung zum Therapeuten geht, ist es sicher sinnvoll zu erzählen was die Beziehung auslöst oder? Ich erzähle halt immer nur die halbe Wahrheit und komme nur langsam weiter. Es sind nicht nur die sexuellen Gedanken... Mir kommt vor es zerteilt mich in 4 oder 5 Teile und jeder will was anderes.. Ich mache mir oft total Sorgen, dass er krank ist, einen Unfall hat, zu viel Alkohol trinkt.... Das komplett gleiche, was ich mir als Kind bei meinen Eltern gedacht habe.

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