Wie viel Kontakt ist erlaubt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Messina
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weiblich/female, 29
Beiträge: 375

Beitrag Sa., 08.08.2009, 18:00

Also wir schütteln uns auch nur die Hände zu Beginn und am Ende.
Ob ich mehr wollen würde? Ich bin mir nicht sicher, vielleicht ein "im Arm halten", wenn ich an Stellen komme, die mir Angst machen.
Aber ich bin eigentlich nicht der Körperkontaktmensch, von daher bin ich mir da nicht sicher.
Hat sicher was mit Vertrauen etc zu tun.


Was die Freizeit betrifft, so sehen wir uns vielleicht 3mal im Jahr auf Veranstaltungen, aber keiner würde wissen, dass wir Patient und Thera sind
Manchmal muss man einem Menschen den man liebt loslassen, damit er glücklich sein kann auch wenn man selbst daran zerbricht.

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Laura13
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weiblich/female, 29
Beiträge: 643

Beitrag Sa., 08.08.2009, 18:16

Also, ich habe das ja schon in einem anderen Thread geschrieben....Ich habe sehr sehr lang gebraucht, bis ich meinem Thera vertrauen konnte und war deshalb auch lange Zeit sehr distanziert.

Nun finde ich es schön auch mal neben ihm zu sitzen und von ihm in den Arm genommen zu werden (was er allerdings erst einmal getan hat)....Er ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden, ich glaube, dass ich zur Zeit in einer großen Übertragung stecke, denn ich suche wohl so eine Art "elterliche" Liebe und Nähe zu ihm....

Er gibt mir das, was ich brauche und ich weiß ganz sicher, dass er alles, was er tut als mein THERAPEUT tut und aus keiner anderen Intention heraus....auch, wenn ich mir oft wünschen würde, dass er mich auch ein bisschen lieb hat....

Ansonsten: zu Beginn und am Ende geben wir uns die Hand....er berührt mich manchmal an der Schulter oder am Arm, wenn er mir zeigen will, dass ich etwas gut gemacht habe oder er mich wieder zurück holen muss, weil ich dissoziiere...Er hat mich aber immer gefragt, ob das alles für mich okay ist und niemals diese "Körperlichkeiten" einfach von sich aus getan. es war vorher immer abgesprochen und es ist auch noch nicht lange so, dass ich das zulassen kann und mich sogar wohl und gehalten dabei fühle.
Ich finde, dass das ein Fortschritt ist.

Liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Kimberly
Helferlein
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weiblich/female, 36
Beiträge: 139

Beitrag Sa., 08.08.2009, 20:55

Hallo zusammen,

ein sehr interessantes Thema .

Allerdings auch ein sehr heikles Thema. Für mich ist es ein absolutes Tabu, vom Thera mehr Berührungen zu bekommen, als die Hand zu schütteln. Ich finde es auch nicht okay, die private Handynummer und Email-Addy zu bekommen.

Meine grösste Angst besteht nämlich darin, abhängig zu werden. Leider lässt sich das wohl nicht vermeiden, hier im Forum habe ich nun schon viele solcher Beiträge gelesen. Meiner Meinung nach, sollte gerade deshalb auf Distanz grössten Wert gelegt werden.

Wenn mein Therapeut ständig für mich zu erreichen ist, ist es doch klar, dass sich eine Abhängigkeit aufbaut.

Habe schon einige Therapien hinter mir und da hatte ich auch nicht diese Übertragungsgefühle. Allerdings haben mir die Therapien auch nichts gebracht, da ich die Therapeuten gar nicht für voll nehmen konnte.

Bei dem jetzigen ist es anders, er ist mir sehr sympathisch. Gerade deshalb ist es enorm wichtig Abstand zu halten.

Boah, langsam bekomme ich echt Angst, dass sich durch eine Therapie ein neues Problem entwickelt, nämlich das der Abhängigkeit. Das ist wirklich das Letzte was ich möchte.

LG Kim

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Aneurysm
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 85

Beitrag Sa., 08.08.2009, 21:47

Meiner Meinung nach, sollte gerade deshalb auf Distanz grössten Wert gelegt werden.
Dem kann ich mich voll und ganz anschließen, vor allem weil ich ja schon die Erfahrung einer zu engen Beziehung zu einer Thera hatte.
Meine grösste Angst besteht nämlich darin, abhängig zu werden. ..... Boah, langsam bekomme ich echt Angst, dass sich durch eine Therapie ein neues Problem entwickelt, nämlich das der Abhängigkeit. Das ist wirklich das Letzte was ich möchte.
Ich habe dieses Thema bei meiner jetzigen Therapeutin gleich zu Beginn angesprochen und sie konnte mir meine Angst nehmen und mir auch versichern, dass sie besonders darauf achten wird. Wenn du dir Gedanken darüber machst: Sprich es an.
Wenn die Seele weint, sieht man die Tränen nicht.

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SilentPain
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Beiträge: 253

Beitrag Sa., 08.08.2009, 21:54

ist nicht übertragung und ein bisschen abhängigkeit auch ein wichtiger bestandteil einer therapie? wie soll man einem eigentlich fremden menschen vertrauen, wenn man von anfang an distanziert ist?

ich habe auch keinen kontakt zu meiner thera außer eben ein freundliches händeschütteln. reicht auch...
ihre handynr. habe ich auch und das war für mich schon ein beweis das sie mir auch vertraut. ich hab auch nicht vor sie zu stalken
ich schreibe ihr eine sms wenn ich einen termin verschieben will aber mehr auch nicht...
-=[ Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt ]=-

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nellie
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Beiträge: 29

Beitrag Sa., 08.08.2009, 22:08

Meiner Meinung nach gibt es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort - kann es nicht geben: es kommt wohl immer auf den konkreten Therapeuten, den konkreten Patienten und das konkrete Verhältnis Therapeut-Patient an.
Ich finde es auch nicht okay, die private Handynummer und Email-Addy zu bekommen.
[...]
Wenn mein Therapeut ständig für mich zu erreichen ist, ist es doch klar, dass sich eine Abhängigkeit aufbaut.
Für mich ist das zum Beispiel ganz anders: Die Tatsache, dass ich meine Therapeutin jederzeit anrufen könnte - was ich nicht tue, weil mich Telephonieren für mich schon in viel "banaleren" Situationen ein großes Problem darstellt, aber einfach das Wissen, es theoretisch jeder zu können - gibt mir Sicherheit.
Und bedeutet mir deshalb viel.

Ansonsten - geben wir uns am Beginn und am Ende die Hand. Sie berührt mich beim Gehen manchmal, aber eher selten, auf der Schulter - aber das sind immer Situationen in denen es einfach passt; ich finde es nie übertrieben oder audfringlich (obwohl ich im Allgemeinen nicht so der Körperkontakt-Typ bin).
Glücklich, wer mit den Verhältnissen zu brechen versteht, ehe sie ihn gebrochen haben. - Franz Liszt

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spiegelverkehrt
sporadischer Gast
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weiblich/female, 28
Beiträge: 22

Beitrag Sa., 08.08.2009, 23:11

Gärtnerin hat geschrieben:Aber es gibt wohl auch Körpertherapieformen, bei denen mit Berührung gearbeitet wird. Natürlich geht es da weniger um ein freundschaftliches, tröstendes In-den-Arm-nehmen
Ich mache eine körperorientierte Therapie, bei der u.a. auch Berührungen eine Rolle spielen. Hauptsächlich ist die Therapie als Selbsterfahrung gedacht. Im Moment stecke ich allerdings in einer akuten Situation, die nicht in die Selbsterfahrungs-Schiene passt, die wir aber trotzdem gemeinsam mit dieser körperorientierten Methode angehen.

Das Setting ist sehr klar: Zu Beginn der Stunde der wohlbekannte Handschlag und danach ein Einstiegsgespräch ins aktuelle Thema. Wenn ich es an dem Tag möchte, machen wir körperorientierte Übungen, bei denen es sehr stark um das Fühlen geht (nicht nur das körperliche Spüren, sondern auch Gefühle). Die Stunde klingt mit einem Abschlussgespräch aus. Zum Abschied kommt es wieder zum Handschlag.

Die Trennlinie zwischen den Gesprächen und den Übungen ist sehr deutlich. Nur während der Übungen kommt es zu Berührungen. Diese Berührungen sind aber nicht mit "Alltagsberührungen" wie Anlehnen, In-den-Arm-Nehmen etc. zu vergleichen. Die Berührungen können ein sanftes Handauflegen oder ein kurzes Anstuppsen sein. Es kann aber auch ein sehr fester Griff, der Schmerzen verursacht, sein. Grundsätzlich gilt hier, dass mir mein Therapeut immer ankündigt, was er machen wird und ich jederzeit Nein sagen kann.

Mir persönlich ist die strikte Trennung zwischen den Gesprächen und den Übungen sehr wichtig. Auch die Art der Berührung hat für mich eine Bedeutung - so könnte ich mir z.B. nicht vorstellen von ihm in den Arm genommen zu werden.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass manchen diese Nähe zu viel wird. Oder auch, dass es Leute gibt, die dazu neigen diese Berührungen falsch zu interpretieren und nicht als Teil des Jobs des Therapeuten anzusehen.


Hamna
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Beiträge: 6619

Beitrag So., 09.08.2009, 01:40

Hallo spiegelverkehrt - sag mal bitte, ist diese Therapie von der KK finanziert und bei welchen Problemen bekommt man eine körperorientierte Therapie? Ich habe seit einigen Monaten das Gefühl, dass eine körperorientierte Therapie mir weiterhelfen könnte, bin aber unsicher, ob nicht vielleicht die Sehnsucht nach Berührung da eine zu große Rolle spielt.

Was du über deine Therapie schilderst, gefällt mir aber sehr gut und bestärkt mich eigentlich nur in meinem Wunsch.

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spiegelverkehrt
sporadischer Gast
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weiblich/female, 28
Beiträge: 22

Beitrag So., 09.08.2009, 09:42

Hallo Rilke,

das ist meines Wissens in den deutschsprachigen Ländern verschieden geregelt. Ich zahle es aus eigener Tasche, da ich ja über die Selbsterfahrungsschiene überhaupt erst dazu gekommen bin.

Zu den Problembereichen kann ich Dir leider auch nicht wirklich etwas sagen. Ich bin ja nicht wegen Problemen hingegangen, sondern in der Absicht mehr über mich zu erfahren und vielleicht ein paar Dinge in meinem Leben im Lauf der Zeit anders anzupacken.

Im Moment bin ich wegen Depression krankgeschrieben, diese ist aber zum Glück nicht sonderlich stark (Psychopharmaka wurden mir zwar von meinem Arzt nahegelegt, aber dann doch nicht verschrieben). Und mit diesem Thema bin ich dann einfach in die bereits bestehende Therapie reingegangen. Dadurch, dass die Therapie-Beziehung schon stand hilft mir die körperorientierte Therapie beim aktuellen Problem wirklich sehr gut weiter. Ich weiß aber nicht, wie es wäre, wenn die Beziehung erst aufgebaut werden hätte müssen...

Wenn Du konkrete Fragen hast, kannst Du Dich gerne per PM melden!

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Dakota
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Beiträge: 370

Beitrag So., 09.08.2009, 16:03

Also mein Therapeut wahrt vollkommen Distanz. Er schüttelt mir weder vor noch nach der Stunde die Hand ( weil er laut eigener Aussage einer traumatisierten Patientin nicht zu Nahe treten will ). Es gibt nur ein lockeres "Hi" zu Beginn und dann sitzt er mir ca. in 2 Meter Abstand gegenüber.
Manchmal, wenn es mir richtig schlecht geht und ich Rotz und Wasser heule, wünschte ich mir aber mal von ihm in den Arm genommen und getröstet zu werden Habe ihm das auch schon gesagt und mich gleichzeitig dafür sehr geschämt ! Er meinte dann nur ich bräuchte mich nicht schämen, denn das sei ein ganz normales menschliches Bedürfnis (was ER als Therapeut natürlich nicht befriedigen kann).

Gruss...

Dakota

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Dampfnudel
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weiblich/female, 39
Beiträge: 1138

Beitrag So., 09.08.2009, 21:46

SilentPain hat geschrieben:ist nicht übertragung und ein bisschen abhängigkeit auch ein wichtiger bestandteil einer therapie? wie soll man einem eigentlich fremden menschen vertrauen, wenn man von anfang an distanziert ist?
Das kommt vielleicht auf die Therapie an, die man macht, aber ich glaube, dass so eine Distanz sogar auch zumindest daran mitwirken kann, dass man Vertrauen hat. Ich kann wahrscheinlich noch nicht so gut mitreden, weil ich noch nicht viele Therapiestunden hatte, aber ich habe keine Handynummer und keine E-Mail-Adresse, kann mich auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass meine Thera jemals mehr Körperkontakt als Händeschütteln zulassen würde (wenn überhaupt, ich glaube, jedes Mal haben wir das bisher auch nicht gemacht), sie macht sich Notizen während des Gespräches (was viele, glaube ich, auch als Distanzmerkmal werten würden) und trotzdem habe ich das Gefühl, ihr vertrauen zu können wie sonst kaum einem Menschen. Ich empfinde es einfach als professionelles Für-mich-da-Sein, auf das ich mich voll verlassen kann, und das mir mit seinem Rahmen ganz viel Sicherheit gibt. Und ich bin total froh, dass es so ist, weil ich glaube, dass ein Gefühl von Abhängigkeit zumindest für mich total kontraproduktiv wäre (kenne etwas Ähnliches aus früheren Situationen) und ich das wirklich um keinen Preis entwickeln möchte.
Alles hat seine Zeit.

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Carry
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weiblich/female, 48
Beiträge: 346

Beitrag Do., 13.08.2009, 17:07

Grundsätzlich geben wir uns zur Begrüssung und zum Abschied die Hand.
Ich befinde mich in einer tiefenpsychologisch fundierten Gesprächstherapie und arbeite mit meiner Therapeutin auch mit EFT ( Klopfakupressur). Hierbei kann es notwendig sein, daß es zu Körperkontakt kommt. Ich habe kein Problem damit, daß sie mich berührt ,fand es aber sehr angenehm, daß sie mich vorher gefragt hat, ob sie mich berühren darf.-
Und wenn ich dann mal in der einen oder anderen Stunde in Tränen ausbreche, spüre ich ihre Hand auf meinem Arm und dann wird mir ganz bewußt, daß ich mit meiner Vergangenheit nicht mehr allein bin.
Das tut verdammt gut.


Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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Elena
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Beiträge: 1378

Beitrag Do., 13.08.2009, 18:24

Wir geben uns auch zum Anfang und zur Verabschiedung die Hand.
Während der Sitzung sitzen wir uns etwa zwei Meter gegenüber, d.h., da besteht auch kein Körperkontakt.
Sie hat mir gesagt, ich kann ihr ruhig sagen, wenn ich von ihr mal in den Arm genommen werden will.
Hatte bisher aber noch nicht dieses Bedürfnis verspürt, vielleicht irgendwann mal, dann weiss ich zumindest, dass ich den Wunsch äussern darf und auch erfüllt bekomme.

LG Elena

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Canonia
Helferlein
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weiblich/female, 35
Beiträge: 73

Beitrag Fr., 14.08.2009, 00:17

Wir geben uns auch zur Begrüßung und zum Abschied die Hand. Mehr möchte ich auch nicht. Ich weiß nich ob ich das vertragen würde.
Liebe Grüße
Canonia

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caroline
sporadischer Gast
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weiblich/female, 36
Beiträge: 14

Beitrag Fr., 14.08.2009, 12:50

Meine Therapeutin nimmt mich zur Begrüssung und zum Abschied in den Arm. Wenn es mir schlecht geht auch. Das tut jeweils gut, war aber nicht von Anfang an so, es hat sich mit der Zeit entwickelt. Ich kann jetzt diese Nähe geniessen.

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