Freundschaft mit Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Philosophia
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Beitrag Do., 27.01.2022, 13:26

Ja, schon, aber ich glaube, ich kann mich nicht gut ausdrücken. Das, was in der Therapie erarbeitet wird, auch in der therapeutischen Beziehung, wird bestenfalls nach außen übertragen, so dass der Patient gute Kontakte haben kann. Und der TE scheint sich sehr stark wenn nicht ausschließlich auf die Beziehung mit dem Therapeuten zu fokussieren - das kann auch ein Widerstand sein in dem Sinne alles in die Therapie zu verlagern und die Probleme im Außen gar nicht anzugehen. Sowas endet dann mitunter in ner unguten Abhängigkeit, weil die Therapie ja mal endet aber im Außen vielleicht nichts passiert ist bzw. verändert wurde (zum Beispiel ungute Kontakte lassen, gute Kontakte knüpfen oder festigen) - und dann kommts zum Drama und es gibt kein gutes Therapieende, da die Therapie nicht enden darf, denn nur dort gibts ja Gutes. So ungefähr.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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candle.
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Beitrag Do., 27.01.2022, 13:51

Montana hat geschrieben: Do., 27.01.2022, 13:03 Was soll sich denn Außen tun? Das hängt doch davon ab, was in der Therapie überhaupt gerade gemacht wird.
Umgekehrt wird da wohl eher ein Schuh draus. Ich habe überlegt und mir ist da nur "Verantwortung" im weiteren Sinne eingefallen, was im Alltag ja in allen Lebensbereichen anzutreffen ist.

Eigentlich hängt Therapie ja eher davon ab was im Außen schiefläuft, sonst hätte Therapie weder Sinn noch Ziel.

Nun noch mit der Verantwortung bzw. Alltag:

Wenn du im Arbeitsalltag nicht mehr in der Lage bist deinen Job zu machen, hast du ja die Verantwortung dich darum zu kümmern, dass du es kannst. Du mußt ja irgendwie überleben und deinen Lebensunterhalt verdienen. Ergo ist der entsprechende "Störfaktor" in der Therapie zu besprechen.

Wenn du deinen Partner nicht verlieren willst oder eine harmonische gesunde Beziehung führen willst und bei dir hakt es da an ungünstigen Mechanismen, dann bist du in der Verantwortung das in Therapie zu bearbeiten.

Und so läßt sich das mit vielen Beispielen weiterführen. Das ist eben das Leben und der besteht eben hauptsächlich aus Alltag und zwischenmenschlichen Interaktionen und Veranwortlichkeiten.

LG candle
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Montana
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Beitrag Do., 27.01.2022, 13:58

Es hat aber nicht jeder derartige Probleme. Ich bin z.B. niemals negativ aufgefallen auf der Arbeit, habe trotzdem eine EM-Rente, und das bleibt auch erstmal so. Auch in anderen zwischenmenschlichen Sachen falle ich nicht negativ auf. Das Theaterspiel, die äußere Fassade, ist doch über Jahrzehnte trainiert und funktioniert. Den Rest sieht keiner. Also ist außen alles schick und ein Unterschied wird niemandem auffallen.
Und ich kenne, dank SHG, viele die so leben. Teilweise auch im Berufsleben stehend. Der Außenwelt fällt die Not nicht auf. Geheult wird im stillen Kämmerlein.
Verhalten regulieren haben wir super drauf. Unübertroffen. Das muss nicht in Therapie gelernt werden.
Solche Patienten gibt es zwar auch, aber es sind eben bei weitem nicht alle.

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candle.
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Beitrag Do., 27.01.2022, 14:05

Montana hat geschrieben: Do., 27.01.2022, 13:58 Es hat aber nicht jeder derartige Probleme. Ich bin z.B. niemals negativ aufgefallen auf der Arbeit, habe trotzdem eine EM-Rente,
Man muß auch nicht beruflich auffällig werden- was immer du damit meinst?
Siehst du, du bist in Rente, weil du offenbar den Arbeitsalltag nicht hinbekommst. Ja- Alltag! Das meine ich nicht böse will ich hier nochmal ganz deutlich sagen!
Das Theaterspiel, die äußere Fassade, ist doch über Jahrzehnte trainiert und funktioniert.
Und das findest du jetzt sinnvoll?
Der Außenwelt fällt die Not nicht auf.
Ja, das ist wohl so. Das müßtest du eben selber im ALLTAG kommunizieren.

LG candle
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Philosophia
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Beitrag Do., 27.01.2022, 14:09

candle. hat geschrieben: Do., 27.01.2022, 14:05 Ja, das ist wohl so. Das müßtest du eben selber im ALLTAG kommunizieren.
Ja, genau so ist es. Das ist zum Beispiel so was, was ich meine: In der Therapie Bedürfnisse wahrnehmen. Und dann im Außen mal kommunizieren. Man braucht nicht zu erwarten, dass die Außenwelt einem auf einmal alles abnimmt. Auch wenn man selbst hochfunktional im Außen ist, funktioniert man vielleicht nur und lebt nicht richtig. Danke, candle!
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Pinguin Pit
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Beitrag Do., 27.01.2022, 14:38

Philosophia hat geschrieben: Do., 27.01.2022, 14:09 Auch wenn man selbst hochfunktional im Außen ist, funktioniert man vielleicht nur und lebt nicht richtig.
Danke, candle!
Danke, Philosophia!

Ich erlebe es gerade an der eigenen Seele (Pendant zu "am eigenen Leib" ;) ), dass alles, wirklich alles, was ich in der Therapie bearbeitet, zur Sprache gebracht habe, die großen Dramen und die kleinsten Banalitäten, einen Einfluss auf das Leben im Alltag, das Leben insgesamt haben. Therapie geschieht doch nicht völlig losgelöst im luftleeren Raum.
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Montana
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Beitrag Do., 27.01.2022, 14:43

Warum sollte man im Außen kommunizieren, welche Probleme man z.B. im Job hat? Das ist doch nun wirklich nicht bei jedem Problem hilfreich. Es kann sogar den Job kosten.
Mir scheint aber, und zwar generell, dass mit Problemen im Job sehr oft assoziiert wird, man könne mit Stress nicht umgehen, die Arbeit sei allgemein zu viel oder die Kollegen schwierig.
Es gibt aber Probleme, die damit überhaupt nichts zu tun haben und darum auch nicht mit Änderungen auf der Arbeitsstelle kompensiert werden können.
In meinem Fall Amnesien. Die oft erst auffallen, wenn etwas schiefläuft. Denn bis dahin fällt es ja nicht auf. Mit Nicht-Hinbekommen hat das wenig zu tun, wenn man in einer dreistündigen Besprechung als kompetente Mitarbeiterin wahrgenommen wird, aber am nächsten Tag nichtmal weiß, dass sie stattgefunden hat, ganz zu schweigen vom Inhalt. Sagt man das, ist der Job weg. Klare Sache.
Mein wahrgenommenes Bedürfnis: nicht mehr ständig in Angst vor solchen Situationen leben.

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Philosophia
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Beitrag Do., 27.01.2022, 14:49

Du vermischt da jetzt was - ich meine nicht Symptome der psychischen Erkrankung (in dem Moment, wenn sie da sind), die natürlich dein Agieren im Job beeinflussen. So was meine ich nicht - ich meine die Dinge, die sich vielleicht auflösen lassen, wie zum Beispiel Bauchschmerzen vor Gesprächen oder so (hab ich mir jetzt ausgedacht), wenn ich vorher gut für mich sorge oder mir gute Bedingungen schaffe, Pausen nehme, ich keine ständigen Konflikte in der Partnerschaft habe und und und. So was meine ich. Ist das Symptom da, ists halt da. Ich hatte früher arg mit Dissoziationen zu tun, die haben mir mein Arbeitsleben erschwert. Jetzt nicht mehr, weil ich zum einen die Ursache erarbeitet habe, wir da in der Therapie viel verarbeitet haben und ich dadurch auch mehr spüren konnte, was ich in solchen Situationen brauche.
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Pinguin Pit
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Beitrag Do., 27.01.2022, 14:55

Das stimmt, Montana, Ich bin auch teilerwerbsgemindert aufgrund von Problemen, die mit der Arbeit rein gar nichts zu tun haben.
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Montana
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Beitrag Do., 27.01.2022, 15:05

Es mag schwer vorstellbar sein, aber ich hatte wirklich keine Probleme mit dem Job. Auch keine Bauchschmerzen vor Gesprächen. Es war ein guter Job und ich habe ihn 15 Jahre gemacht, und zwar gerne.
Aber wenn man feststellt, dass man z.B. keine Ahnung hat, was man eigentlich die letzten drei Tage gearbeitet hat, dann ist das ein Problem. Dann ist ganz schnell der Punkt erreicht, wo auch Notizen nicht mehr reichen. Ohne Kontext versteht man nämlich die eigenen Notizen auch nicht mehr. Da ist dann kein Ansatzpunkt, was zu ändern wäre.
So ein Problem näher zu erforschen braucht Zeit. Und damit bin ich aktuell beschäftigt. Das Ergebnis ist offen und deshalb auch, ob es sich ändern lässt.

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Beitrag Do., 27.01.2022, 15:17

Montana hat geschrieben: Do., 27.01.2022, 14:43 In meinem Fall Amnesien. Die oft erst auffallen, wenn etwas schiefläuft.
Ja, kenne ich, diese Probleme hatte ich auch.

Man kann schon was tun oder ändern, es gibt ja nicht umsonst Eingliederungen in den zweiten Arbeitsmarkt zum Beispiel. Es ist ja auch völlig egal was deinen Arbeitsalltag behindert, aber irgendwas tut es eben, so dass du eben nicht mehr arbeiten kannst.

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Montana
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Beitrag Do., 27.01.2022, 15:50

In den zweiten Arbeitsmarkt? Ernsthaft? Ich habe doch nicht mit super Verdienst einen Haufen Geld in die Rentenkasse eingezahlt, damit ich dann in einer Maßnahme für nen Appel und n Ei arbeite. Da würde ich außerdem verblöden.
Ich habe als Schülerin mal an einer Maschine gearbeitet, als Ferienjob, die sonst von Leuten aus einer Behinderteneinrichtung bedient wurde. Gutes Geld für einen Schülerjob, aber mega frustrierend. Die Maschine lief von meinem Tempo ständig heiß und musste dann abkühlen.
Nein, ich möchte meinen Job machen. Wie gesagt, die Anforderungen des Berufes sind ja nicht das Problem.

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candle.
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Beitrag Do., 27.01.2022, 15:58

Montana, es geht hier nicht darum dich persönlich anzugreifen, ich wollte nur versuchen zu erklären, dass der Alltag die größte Rolle im Leben spielt.
Montana hat geschrieben: Do., 27.01.2022, 15:50 Wie gesagt, die Anforderungen des Berufes sind ja nicht das Problem.
Doch, die Anforderungen waren zu groß, wenn du vergißt was du gearbeitet hast. Das ist leider so platt zu erklären.
Du bist leider erkrankt, erwerbsgemindert und Punkt.

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Montana
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Beitrag Do., 27.01.2022, 17:08

Aber das Ziel kann dann nicht sein, so viel Leistung rauszuquetschen wie geht, damit es kein Geld kostet. Und sei es Kloputzen oder so. Das ist auch nicht der Sinn des Lebens.
Mein Ziel ist, den Status Quo wieder zu ändern. Vermutlich geht das aber gar nicht, wenn ich beruflich an der Leistungsgrenze rumkrebse. Da bleibt für Therapie nichts mehr übrig an Ressourcen. Hab ich ausprobiert.

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Beitrag Do., 27.01.2022, 17:11

Wie gesagt, es geht um Einflüsse in den Alltag- mehr nicht.

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