Die letzte Stunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 07.10.2012, 21:36

Liebe HeandMe

So wie Du das beschreibst, klingt es eher so, dass sie Dich genau dorthin führen will, wo Du jetzt stehst, damit eben endlich der Knopf aufgehen kann und ihr weiterarbeiten könnnt. Da sie von 3 - 4 Jahren später gesprochen hat, geht sie davon aus, dass Du wiederkommen sollst. Sie hat Dich nicht aufgegeben, sonst hätte sie nicht gesagt, dass Du das alles wolltest. Deine Ambivalenz hat offenbar wirklich nur mit Dir und Deiner Gefühlswelt zu tun. Sie behält ihre Türe offen. Deshalb würde ich ihr mal schreiben, dass Du die Therapie doch weiter fortsetzen willst, auch wenn Du jetzt keinen Notfalltermin bekommst und überbrücken musst. Es wird Dir sicher besser gehen, wenn Du weiß, dass es dann danach wie gewohnt weiterläuft.
Lieben Gruß
elana

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Siri81
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Beitrag So., 07.10.2012, 21:45

Ich denke auch, dass sie dich bewusst darauf bringen wollte, dich mit dem Ende auseinanderzusetzen und Bilanz zu ziehen - war es das wirklich? Brauche ich nicht doch noch Unterstützung, wenn ich mal richtig in mich hineinhöre? Ist das von dir gewünschte Ende nicht nur die Angst davor, jetzt wirklich hinzusehen?

Du hast nichts zu verlieren, wenn du deinen Wunsch nach Verlängerung ansprichst. Du kannst nur gewinnen - nämlich die Möglichkeit, dich weiter zu öffnen und mit allem, was in dir ist, ins Reine zu kommen - mit dem kleinen, hilflosen, schutzsuchenden Teil ebenso wie mit dem Drachen, der offensichtlich auch ganz viel Schutz und Geborgenheit braucht und nicht immer nur den Beschützer spielen will. Vielleicht ist es ein bisschen so wie mit dem Tod - wenn wir wüssten, dass wir bald sterben würden, würden wir vieles anders machen, uns tatsächlich den Dingen zuwenden, die wir für besonders wichtig und wertvoll halten. So haben wir dagegen oft das Gefühl, das Ende ist noch so weit weg von uns, dass wir uns nicht mit damit befassen müssen, was wirklich wichtig ist und was nicht. Du hast jetzt das Ende der Therapie vor Augen und das gibt dir die große Chance, jetzt zu erkennen und zu handeln.

Ich bin sicher, du und deine Thera, die dich doch so gut kennt, ihr findet einen gemeinsamen Weg. Nur Mut!
"Dinge sehen wir nicht so, wie sie sind,
sondern so, wie wir sind."

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HeAndMe
Helferlein
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Beitrag So., 07.10.2012, 21:59

Liebe Elana,

ach wenn es doch möglich wäre noch nicht gehen zu müssen im Moment,
wenn ich bloß noch Zeit hätte...wenn sie mich so nur nicht wegschickten würde
-all diese Gedanken toben in mir!

aber diese Hürde sie zu BITTEN um Zeit, Hilfe, Anteilnahme, Unterstützung,
die ist so unglaublich groß und ich habe keine Worte dafür.

Und wenn sie ablehnt?
Sagt es sei nicht der richtige Zeitpunkt,
oder was auch immer,
was tue ich dann bloß?
Was tue ich dann?

Es würde alle Hoffnung auf Frieden in mir zerstören.
man müßte mit allem rechnen- auch mit dem Guten

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(e)
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Beitrag Mo., 08.10.2012, 00:33

Wenn Du nicht fragst, ist es auch zu Ende. Was kannst Du also verlieren? Du kannst in dieser Situation beim Fragen nur entweder bei Gleichstand wie jetzt bleiben oder dazugewinnen. Mehr als jetzt nach unten geht nicht. Also frage! Wahrscheinlich wartet sie darauf.
Lieben Gruß
elana

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Fast Forward
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Beitrag Mo., 08.10.2012, 11:55

... und wenn du sie nicht BITTEST, sondern ENTSCHEIDEST, so ganz bewusst, dass du noch weiter hingehen willst?

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Siri81
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Beiträge: 238

Beitrag Mo., 08.10.2012, 12:08

Ich schließe mich an. Du hast nichts zu verlieren, du kannst nur gewinnen. Und die Gewissheit in der Sache ist sicher noch entlastender als die ständige Frage, ob das überhaupt gehen würde und was sie wohl dazu sagen würde, wenn du sie bitten würdest
"Dinge sehen wir nicht so, wie sie sind,
sondern so, wie wir sind."

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deaktiviert
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Beitrag Mo., 08.10.2012, 12:34

Liebe HeAndMe,

meinen Vorrednerinnen kann ich mich nur anschließen!

Kannst du dir vorstellen, auf einen Zettel zu schreiben, "Liebe Frau XY, gibt es eine Möglichkeit / Ich möchte bei IHNEN meine Therapie fort(zu)führen?".

Dann nimmst du den Telefonhörer in die Hand, wählst die Nummer, sagst "Guten Tag, hier ist HeAndMe" und liest den Satz vor.

Dabei kannst du nicht mal dein Gesicht verlieren, weil sie es ja nicht sieht. Therapien sind auch dazu da, seine Wünsche zu erkennen und sie sich zu erfüllen. Aus allem was du schreibst höre ich den Wunsch nach weitermachen.

Du könntest ruhig mal dem kleinen Drachen einen Wunsch erfüllen!

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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 08.10.2012, 21:00

Hallo Heandme,
ich sehe das anders, als meine Vorredner.
2 Jahre hast du gekämpft, konntest nicht vertrauen, dich nicht öffnen, dich nicht zeigen, die angebotenen Brücken nicht beschreiten.
Dann war es wohl nicht die richtige Therapeutin? Oder zwar die richtige Therapeutin, aber nicht die richtige Zeit für eine Therapie?

Was würde sich ändern, wenn du genau jetzt weitermachen würdest?
Könntest du dich jetzt öffnen und vetrauen? Wenn ja: warum jetzt?
Und: wäre der Druck dann geringer? (Das bezweifle ich!)

Du sprichst von Begleitung und Band zum Leben: das kann nicht nur eine Therapie leisten. Das kann -überbrückend, bis du wirklich in der Lage bist, eine Therapie zu machen und von ihr auch zu profitieren- auch eine Beratungsstelle, eine Selsbthilfegruppe, eine psychiatrische Anbindung, vielleicht auch Freunde, ein Hobby sein.

Ich glaube nicht, dass deine Therapeutin dir einen Gefallen täte, wenn sie zurückrudert und an dieser Stelle weitermacht.
Du hast entschieden nicht weiterzumachen. Du hast entschieden, dich 2 Jahre lang nicht zu öffnen, 2 Jahre lieber zu kämpfen.
Ich glaube, das größere Potenzial zu Entwicklung und Reifung läge darin, wenn deine Therapeutin dich als selbstbestimmten Menschen ernstnimmt und deinem geäußerten Wunsch, nicht zu verlängern, und deinem gelebten Wunsch, dich nicht zu öffnen, nachkommt und dich ziehen lässt.

Ich bin sicher: meine Thera hätte es in so einer Sitution so gehandhabt und eine Verlängerung abgelehnt-
und es wäre gut so gewesen.

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Fast Forward
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Beitrag Mo., 08.10.2012, 21:33

Hm, Mia, tendenziell stimme ich dir ja zu, aber mir scheint es, als habe HeAndMe da jetzt einige Einsichten gehabt - vielleicht eben weil das Ende so nahe ist, oder aber weil in der Diskussion hier neue Elemente an die Oberfläche gekommen sind. Ich denke, dies wäre schon ein Anlass, es wenigstens zu versuchen. Vielleicht stellt sich dann heraus, dass du Recht hast, dann wäre das, was du schreibst in jedem Fall zu beherzigen (zumindest würde ich das genau so sehen!), vorher würde ich aber diese Brücke zu nutzen versuchen, so lange sie ja noch nicht abgerissen wurde.

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HeAndMe
Helferlein
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Beitrag Di., 09.10.2012, 00:44

Es ist wunderbar so viel Rückmeldung von Euch zu bekommen,

Danke Fast Forward,
Du kommst mir in dem was Du schreibst immer sehr nahe, es fühlt sich an wie gesehen werden.
Ja, entscheiden, genau das wäre es, das ist es auch was der Drache und der Kleine verhindern in ihrem elendigen Strudel,
sie tuen es schon so lange. Nun sitzen sie still und starren mich an, keiner hat mehr eine Richtung, mich eingeschlossen.


elana hat geschrieben:So wie Du das beschreibst, klingt es eher so, dass sie Dich genau dorthin führen will
Liebe Elana,
ja so fühlt es sich an, nur weiß ich nicht welche Einsicht ich daraus ziehen soll.
Daß mich mein Weg so nicht weiterbringt und ich nun die Konsequenzen tragen muß?
Daß würde der Drache sagen.
Daß es trotz allem, allem was ich bisher erlebt habe, und obwohl ich es nie geglaubt habe, eine Hoffnung gibt ,mir jemand eine Chance gibt, auch wenn es noch so lange gedauert hat?
Das wünschte sich der Kleine...



Liebe Mia Wallace
auch was Du schreibst kann ich alles verstehen.
Du schreibst in der Sprache meines Drachen, die kenne ich besonders gut.
Aber dem Drachen geht es nicht mehr gut, gar nicht gut in seinem Panzer aus Konsequenz und Härte, er kann ihn nicht mehr für sich nutzen, er preßt ihn zu Boden. Er wird nie mehr so hoch fliegen können, und wenn er fliegt dann unter Schmerzen. Alles was er noch könnte wäre Feuer speien und zerstören.
Mia Wallace hat geschrieben:wenn deine Therapeutin dich als selbstbestimmten Menschen ernstnimmt
Wenn es nur so wäre, dann könnte ich leicht Abschied nehmen.
Doch es fühlt und fühlte sich nicht an wie selbstbestimmt eher wie überstimmt und ich habe oft das Gefühl keine Macht darüber zu haben wenn der Drache---oder der Kleine---- beschließen zu handeln.


Siri81 hat geschrieben:mit dem kleinen, hilflosen, schutzsuchenden Teil ebenso wie mit dem Drachen, der offensichtlich auch ganz viel Schutz und Geborgenheit braucht und nicht immer nur den Beschützer spielen will....Ich bin sicher, du und deine Thera, die dich doch so gut kennt, ihr findet einen gemeinsamen Weg. Nur Mut!
Lieber Siri
damit sprichst Du den tiefsten Wunsch der beiden aus, des Drachen und des Kleinen: ein einziges mal verstanden und angenommen zu werde, das kennen sie nicht. Sie haben nicht gelernt an ihre Träume zu glauben. Ich danke Dir sehr für Deinen Zuspruch.



Liebe Ferdin
ich glaube es wäre ein Weg, ich danke Dir für die Motivation die Deine Worte bergen.
Die Angst hatte mich schon einen anderen Weg wählen lassen, keine ganz klaren Worte aber dennoch viel von mir, per sms. Sie wird mir antworten.


Heandme
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Beitrag Di., 09.10.2012, 08:51

Liebe Heandme

Bin gespannt auf die Antwort! Daumendrück!
Lieben Gruß
elana

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HeAndMe
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Beitrag Di., 09.10.2012, 17:07

Hallo ihr
...ich möchte euch gerne erzählen wie mein "persönliches Drachen-Dilemma" weiterentwickelt hat,
und das werde ich auch tun sobald ich mir ein Stückchen Zeit klauen kann dafür!

Erst mal danke ich euch noch mal herzlich für die Unterstützung!!!

Ich hätte nie gedacht daß der Kontakt und die Rückmeldungen hier im Forum mich soviel dabei unterstützen könnten,
einen inneren (Denk-) Prozeß in Gang zu setzten.
Es ist gut!!!
Puh!

mit liebem Gruß

Heandme

man müßte mit allem rechnen- auch mit dem Guten

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Beitrag Mi., 10.10.2012, 01:19

Du schaffst das!!
Lieben Gruß
elana

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 10.10.2012, 18:09

HeAndMe hat geschrieben:Doch es fühlt und fühlte sich nicht an wie selbstbestimmt eher wie überstimmt und ich habe oft das Gefühl keine Macht darüber zu haben wenn der Drache---oder der Kleine---- beschließen zu handeln.
Klingt nach Opferhaltung.
Der Drache, der Kleine....hmmm wer soll denn das sein?
Das bist alles du selbst.
Deine Persönlichkeitsanteile, verschiedene Seiten, die , wie bei allen Menschen, gleichzeitig da sind (Ambivalenz nennt man das ).

Du bist diejenige, die entscheidet und handelt.
Nicht vertrauen, nicht verlängern, schweigen, Themen nicht aufnehmen, Brücken nicht beschreiten sind Entscheidungen und Handlungen.
Deine Entscheidungen und Handlungen.

Jetzt anrufen und sagen: ich hab mich geirrt, ich will jetzt nicht mehr schweigen, ich werde ein Risiko eingehen und Ihnen mein Vertrauen schenken, auch ohne absolute Sicherheit, die es soweiso nie geben wird, ab jetzt wird nicht mehr geeiert sondern gearbeitet ist auch eine Entscheidung und Handlung.
Und zwar nicht die irgendwelcher Drachen, Hamster, Kleiner oder Großer, Dicker oder Dünner.
Sondern ebenfalls deine.

Ich sehe die Gefahr, dass, wenn du jetzt mit dieser Drachen-Kleiner Nummer (also in der Opferhaltung) eine Verlängerung durchdrückst (und ich wage mal schwer zu bezweifeln, dass deine Thera da mitspielt, aber wenn....), und es nicht schaffst, diese Haltung dann ab sofort abzulegen und zu verändern, es grad so weitergehen wird wie zuvor.

Denn was ist jetzt anders?
Anders wird es, wenn du eine andere Haltung einnimmst.
Kannst du das?
Wenn ja: go for it, versuch es.

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Beitrag Mi., 10.10.2012, 22:32

Nun ja, Mia, in der TfP wird ja mit solchen Bildern bewusst gearbeitet. Von daher sollte die Thera das schon richtig einordnen können.
Lieben Gruß
elana

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