Mit dem Therapeuten über sexuellen Missbrauch reden...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 11:02

Nun mal Klartext: Habt Ihr bspw. Schwanz oder Penis gesagt?

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No Twist
Forums-Gruftie
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 11:16

Liebe Charlie, dass ist doch etwas, was situativ passiert. Und du solltest dich vielleicht einfach darauf einlassen, wie du dich in der Situation fühlst... es ist deine Bearbeitung und du bist die Person, um die es geht und die reden wird. Ich muss zugeben, ich frage mich auch, ob du besonders authentisch wirken willst, wenn du hier solche Fragen stellst... Authentisch bist du aber nur, wenn du es einfach so erzählst, wie du es in der Therapiesituation erzählen kannst... Jeder hat eine andere Persönlichkeit, andere Arten sich verbal abzugrenzen... und du wirst deine Art das Thema anzugehen und dich dabei zu schützen schon selbst finden müssen. Alles Gute!
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 13:10

ich kann absolut verstehen dass du dir darüber Gedanken machst.
Das habe ich auch!
Aber: Es spielt keine Rolle, lass dich drauf an, das kommt einfach und ein guter Therapeut hilft dir dabei die Sprache, die Worte zu finden.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 13:23

Danke für das Verständnis! Über die Kritik mit der Authentizität muss ich erst mal nachdenken. Es ist nur so, dass ich nicht der redegewandteste Mensch bin und es von Therapeuten in der Vergangenheit massive Kritik gab, weil ich Ausdrucksschwierigkeiten habe. Und bei der Marktlage gleichen die Vorgespräche ja den reinsten Castingshows mit Unterwerfungsritualen (okay, dann passt es eh nicht). Und jetzt, wo ich endlich den richtigen gefunden habe, will ich natürlich alles richtig machen.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 15:45

Ich habe, glaube ich, wenn ich micht recht erinnere, wirklich der "..." gesagt, also quasi auch nicht direkt betitelt. Mir war das zu eklig...
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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NeverEndingStory
Helferlein
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Beitrag Di., 26.01.2021, 22:12

Hallo,
ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich hier dran hänge. Ich habe ein ähnliches Thema gerade. Wenn ich dafür ein eigenes Thema aufmachen soll, sagt mir bitte Bescheid.

Ich habe vor kurzem das dritte Mal eine Erinnerung erzählt, bzw. die Bruchstücke einer Erinnerung, die da sind.

Und genau wie bei den ersten beiden Malen fühle ich mich furchtbar. Das fing währenddessen schon an.
Ich fühle mich total allein gelassen, habe nicht wirklich das Gefühl, dass meine Therapeutin irgendwas verstanden hat, geglaubt hat, oder dass sie das ernst genommen hat. Ich habe das Gefühl furchtbar übertrieben zu haben bzw. dass sie das denkt.

Von ihr kam irgendwie so gut wie gar nichts. Dann lese ich hier, wie eure Theras reagiert haben, und wie gut sich das angefühlt hat und bin unendlich traurig.

Normalerweise ist sie nicht so zurückhaltend. Normalerweise hilft sie mir dabei, meine Gefühlen zu einer Situation einzuordnen und auch meinen Anteil.
Sie sagt sonst z.B., dass sich xy da übergriffig/ dominant oder so verhalten hat und hilft mir so, von den ständigen Selbstzweifeln wegzukommen. Mittlerweile kann ich das bei vielen Situationen auch allein, aber eben nur bei Situationen/ Erinnerungen bei denen es um psychischen Missbrauch geht. (Das ist jetzt nur ein Beispiel dafür, wie sie sich sonst einbringt. Und mir ist natürlich klar, dass sie nicht immer genau so reagieren kann wie ich das brauche/ mir wünsche und ich weiß auch gar nicht, ob ich das wirklich gebraucht hätte. Aber ja, dass sie gerade da nicht Stellung bezogen hat und gesagt hat, dass man sowas eigentlich nicht machen solle oder so, das macht mich irgendwie ganz fertig,)

In der Stunde hat sie gesagt, ich müsse mir glauben und mich selbst trösten. Ich weiß aber leider nicht wie. Oder warum. Ich fühle das einfach nicht. Es geht mir schlecht und ich finde mich deshalb lächerlich.
Dann hat sie noch ein paar Sachen gesagt, die einfach völlig an dem vorbei waren, was in mir vorging. (Dass ich mir z.B. nicht darüber den Kopf zerbrechen solle, wie alt ich damals war. Das habe ich aber überhaupt nicht getan.)

Während ich erzählt habe, wusste ich kaum wie ich mich gefühlt habe, es fällt mir bei dem Thema immer körperlich sehr schwer überhaupt zu sprechen und ich fühle mich dann nur verkehrt und dumpf.
Ich wollte ihr das erzählen und habe gehofft, dass ich mich dann besser mit der Erinnerung fühle. Aber ich habe mich in der Stunde dann aber so allein gelassen gefühlt, dass ich jetzt am liebsten nie wieder mit ihr reden möchte.

Ich weiß, dass ich das trotzdem muss - mit ihr reden und ihr erzählen wie schlecht es mir mit der Stunde ging. Aber das geht erst nächste Woche und einerseits weiß ich nicht, wie ich die Zeit bis dahin aushalten soll und andererseits weiß ich nicht, wie ich es schaffen soll nach dieser Stunde überhaupt nochmal mit ihr zu reden.


Habt ihr irgendwelche Gedanken dazu?

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saffiatou
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Beitrag Di., 26.01.2021, 23:36

Gefühle werden oft auch abgespalten. Ich habe auch keine Erinnerung an meine Gefühle während oder nach den Taten.

Du könntest ihr aufschreiben, wie es dir damit geht, oder deinen Post (da hast du sehr deutlich formuliert, vor allem deine Ängste und sorgen für die Therapie, die sind wichtig) hier, zu auszudrucken und vor der Stunde geben.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 11:42

Hi neverendingstory,

wenn es Dich tröstet (obwohl es ja eigentlich traurig ist), ich habe sehr lange gesucht und gewartet. Eigentlich sollte ich die Terminservicestelle in Anspruch nehmen, aber aus Erfahrung mit Fachärzten wusste ich, dass es sinnvoller sein kann, lieber länger auf den richtigen zu warten als sofort zum Erstbesten zu rennen. Und ja, es ist ein spezieller Traumatherapeut. Die "Das bilden Sie sich alles nur ein" bzw. "Mir-kann-das-nicht-passieren"-Fraktion habe ich zu meinem Leidwesen auch durch.

Und ja, es ist erstaunlich, was für eine sichere Atmosphäre er während der Exposition aufbauen und immer wieder auf die Gefühle lenken konnte. Es tut zwar verdammt weh, aber nicht mehr, als es muss. Zahn ziehen oder Knochenbruch richten muss ja auch sein. Ich will damit aber nicht pauschal sagen, dass Du bei Deiner Therapeutin falsch bist. Das mit der Selbstberuhigung sehe ich sportlich. Es ist normal, sich die ersten Tage danach richtig dreckig zu fühlen. Bis zu einem gewissen Level muss man das aushalten. Ich sass auch zu Hause mit Schüttelfrost in eine Decke gehüllt und habe erst mal keinen Bissen herunterbekommen und nur vor mich hingestarrt. Was geholfen hat: Kuscheln (wenn gerade niemand da ist, dann eben Hund oder Katze oder jemanden aus der Vergangenheit imaginieren), Aufschreiben, was Leckeres kochen, Rausgehen und mit allen Sinnen wahrnehmen, Du bist jetzt sicher! Stell Dir vor, Du kannst Dich nicht beruhigen und musst dafür die Hilfe Deiner Therapeutin in Anspruch nehmen. Das hält Dich doch in Abhängigkeit und Du willst doch genesen. dagegen: Du kommst zu ihr und kannst sagen: Ja, es war paar Tage schlimm, aber jetzt gehts besser. Welch Triumph! Beim Physiotherapeuten musst Du ja auch selbst turnen und hinterher kühlen. (okay, blöder Vergleich).
Will Dir aber keine Schuldgefühle machen, ist ja auch immer vom Schweregrad abhängig, ob man es selbst schafft. Dazu gibts ja auch stationäre Angebote.


Wild Mustang
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 11:56

Ich glaube nicht, dass jeder Therapeut kompetent ist, für dieses Thema. Ich glaube auch nicht, dass man es unbedingt ansprechen muss.

In einer Therapie muss man nicht unbedingt jedes einzelne Thema abarbeiten, es kann auch sein, dass manche unerwähnten Themen im Zuge der Gesamt- Bewältigung und Heilung ganz absichtslos mit bewältigt werden.

Eine Therapie, die sex. MB als einziges oder Hauptthema hat, die würde ich nicht bei einem 0815 Therapeuten machen. Es gibt da sicher spezielle Therapieansätze, z.B. Traumatherapie.

Es kann aber auch schon reichen, dass man es einfach mal aussprechen kann und das einem zum ersten mal geglaubt wird. Aber auch das erfordert halt jemanden, der da nicht selbst Probleme damit hat. Therapeuten haben nicht selten selber einen Knall. :lol:

Gruß

Mustang
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Montana
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 15:15

NeverEndingStory hat geschrieben: Di., 26.01.2021, 22:12 In der Stunde hat sie gesagt, ich müsse mir glauben und mich selbst trösten.
Diesen Satz finde auch ich schlimm.
Ich mag erklären, warum. Wir Menschen als soziale Wesen sind darauf angewiesen, Rückmeldungen von anderen zu bekommen. Man weiß aus Forschungsarbeiten sicher, dass gerade Kinder aus schwierigen Situationen besser herauskommen, wenn sie mit nahen Bezugspersonen darüber sprechen und das Erlebte einordnen können. Wer in der Kindheit komplex traumatisiert wurde, der hatte genau diese Möglichkeit nicht, und steht deshalb so da, wie er eben gerade ist. "Sich selbst trösten", das geht nicht. Das geht allerhöchstens dann, zumindest ein bisschen, wenn es schon mal eine nahestehende Person gab, deren Worte und Gesten man sich leicht in Erinnerung rufen kann. Das müsste aber eine sehr starke, gute Erinnerung sein, die sehr fest verankert ist. Und so etwas: haben wir nicht. Was bei uns fest verankert ist, ist das genaue Gegenteil.
"Sich selbst trösten" zu sollen, das empfinde ich persönlich als so ziemlich das härteste, was man in solch einer Situation sagen kann. Es heißt so viel wie: "Du bist damit jetzt genauso allein wie in deinem bisherigen Leben. Komm selber klar."
Was diese Worte auslösen ist schon heftig. Da geht es bei mir voll ab, obwohl ich das nur gelesen habe und nicht dabei war und es nicht um mich geht. Aber ich verstehe dich.


Wild Mustang
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 16:22

Im übrigen lernt das Kind nicht sich selbst zu trösten, sonders es lernt sich selbst zu regulieren.

Das aber hat eben auch Grenzen. Kein Mensch kann sich 100% selbst regulieren. Das ist albern.

Die meisten Menschen benutzen sogar andere um sich zu regulieren.

Gruß

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saffiatou
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 16:29

Das stimmt so nicht, ich habe als Kind gelernt (lernen müssen) mich selbst zu trösten und zu beruhigen. Das können viele Kinder.
never know better than the natives. Kofi Annan


Wild Mustang
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 16:37

saffiatou hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 16:29 Das stimmt so nicht, ich habe als Kind gelernt (lernen müssen) mich selbst zu trösten und zu beruhigen. Das können viele Kinder.
Ja, leider müssen das viele Kinder lernen, weil die Eltern versagen.

Das ist aber blankes Überleben. Später im Erwachsenenalter rächt es sich.

Gruß

Mustang
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Montana
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 16:58

saffiatou hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 16:29 Das stimmt so nicht, ich habe als Kind gelernt (lernen müssen) mich selbst zu trösten und zu beruhigen. Das können viele Kinder.
Sich selbst regulieren und kontrollieren, klar, das lernt man dann schon. Mit Trost hat das aber eher weniger zu tun.
Wikipedia definiert Trost wie folgt:
"Trost ist zwischenmenschliche Zuwendung an jemanden, der trauert oder anderen seelischen bzw. körperlichen Schmerz zu ertragen hat. Derjenige wird getröstet. Trost kann durch Worte, Gesten und Berührung gespendet werden. Der Schmerz und die Traurigkeit des Getrösteten sollen gelindert werden; er soll spüren, dass er nicht allein gelassen ist; seine seelische Verfassung soll gestärkt werden."

Niemand kann sich selbst zwischenmenschliche Zuwendung geben. Wär ja nett, könnte ich auch gern. Aber ist nur ein Wunschtraum.


Wild Mustang
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 17:04

Montana hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 16:58
saffiatou hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 16:29 Das stimmt so nicht, ich habe als Kind gelernt (lernen müssen) mich selbst zu trösten und zu beruhigen. Das können viele Kinder.
Sich selbst regulieren und kontrollieren, klar, das lernt man dann schon. Mit Trost hat das aber eher weniger zu tun.
Wikipedia definiert Trost wie folgt:
"Trost ist zwischenmenschliche Zuwendung an jemanden, der trauert oder anderen seelischen bzw. körperlichen Schmerz zu ertragen hat. Derjenige wird getröstet. Trost kann durch Worte, Gesten und Berührung gespendet werden. Der Schmerz und die Traurigkeit des Getrösteten sollen gelindert werden; er soll spüren, dass er nicht allein gelassen ist; seine seelische Verfassung soll gestärkt werden."

Niemand kann sich selbst zwischenmenschliche Zuwendung geben. Wär ja nett, könnte ich auch gern. Aber ist nur ein Wunschtraum.
Danke. Das man sowas überhaupt erklären muss, das macht schon betroffen.

Gruß

Mustang
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