Verletzung der Schweigepflicht?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Träumerin3
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 22

Verletzung der Schweigepflicht?

Beitrag Di., 31.08.2010, 08:24

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich habe vor knapp 1 Jahr eine psychoanalytische Therapie von insgesamt ca. 4 Jahren beendet. Gestern ergab sich die Situation, dass meine frühere Therapeutin und ich in einem gleichen Tanzkurs waren. Wir konnten es so lösen, dass mein Tanzpartner und ich in eine parallele Gruppe gewechselt sind. Die Situation war aber schon ziemlich "heikel". Sie ist recht massiv auf mich zugekommen und hat gesagt, wir müssten reden, es gehe nicht, dass wir im gleichen Kurs seien! Das ist für sich genommen sicher auch besser, wenn wir nicht im gleichen Kurs sind, nur die Art und Weise, wie sie auf mich zugekommen ist, hatte wenig Einfühlsames an sich, sondern es kam wirklich sehr massiv: "Du gehst!". Was mich jetzt interessieren würde: das hat natürlich auch der Kursleiter mitbekommen, der das gleich durchschaute und meinte, sie hätten mehrere Therapeuten in der Tanzschule und die Situation schon öfter gehabt. Ein weitere Kursteilnehmer hat das auch alles gehört. Hat sie damit eigentlich schon gegen ihre Schweigepflicht verstoßen? Ich meine: Jetzt wissen die beiden Leiter der Tanzschule, dass ich eine Psychotherapie gemacht habe. Ganz recht ist mir das nicht. Hätte sie sich diskreter verhalten, hätte man das ganze vielleicht doch so hinbekommen können, dass der Grund nicht gleich so offensichtlich ist, dass alle, die zufällig dabeistanden, es mitbekommen haben. Sie hat es zwar nicht direkt ausgesprochen, aber zumindest der Lehrer/Leiter konnte gleich 2 und 2 zusammenzählen.

Es geht mir überhaupt nicht darum, gegen sie vorzugehen, aber es geht mir darum, von euch zu erfahren, ob ihr mein Empfinden verstehen könnt und ob es "berechtigt" ist (also dass sie zwar nicht direkt herausposaunt hat, dass ich bei ihr eine Psychotherapie gemacht habe, man es aber aus ihrem Verhalten schließen konnte). Davon abgesehen bin ich auch immer noch ziemlich wütend, wie ihr ja auch daran erkennen könnt, dass ich sofort am nächsten Morgen einen Beitrag hier schreibe. Mein Tanzpartner war auch ziemlich sauer und hat ihr Verhalten wie ich als bestimmend und aggressiv erlebt, nach dem Motto "Keine Diskussion, ihr beiden geht in einen anderen Kurs". Wobei sie schon länger in diesem Kurs ist, wir sind dahin aufgeteilt worden, weil unser alter Kurs mangels Teilnehmern nicht weitergeführt werden konnte. Also in dem Fall ist es sozusagen schon so, dass sie die "älteren Rechte" hat, es war eben ihr Verhalten, was ich und auch mein Tanzpartner als sehr unprofessionell erlebt haben.

Bin gespannt, wie ihr das seht.

Träumerin3 (die zum Glück ohne Psychotherapie und Psychoanalyse gut lebt, mit meiner Ex-Analytikerin bin ich übrigens schon während der Therapie ziemlich aneinander geraten)

Werbung

Benutzeravatar

Blaubaum
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 79
Beiträge: 2355

Beitrag Di., 31.08.2010, 08:36

Hallo Träumerin3,

ich stimme Dir zu, das hätte Deine Therapeutin diskreter ansprechen können. Da ich meinen letzten Tanzschulenbesuch im zarten Alter von 15 Jahren hatte, kann ich mir allerdings nicht vorstellen, welche Probleme es gegeben hätte, wenn ihr im selben Saal getanzt hättet......?? Magst Du mir sagen, warum das nicht geht?
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Träumerin3
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 22

Beitrag Di., 31.08.2010, 09:18

Hallo Blaubaum,

weil es nicht das Tanzen im selben Saal ist (das hatten wir schon öfter bei Tanzveranstaltungen dieser Schule am Abend), sondern eben ein fortlaufender Kurs mit Unterricht. Auch Partnertausch ist Teil des Unterrichts (damit man die Bewegungsabläufe mit dem eigenen Partner nicht zu sehr aufeinander einstimmt, sprich "Fehler" kompensiert, das fällt mit einem anderen PartnerIn dann schon auf).

Benutzeravatar

Blaubaum
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 79
Beiträge: 2355

Beitrag Di., 31.08.2010, 09:29

Heisst das, dass bei Euch auch 2 Frauen miteinander tanzen ? Das gabs in meiner Tanzschulenzeit nicht. Oder ist Deine Therapeutin doch ein Mann ?
Und wo wäre das Problem, wenn Thera und Patient miteinander tanzen (entschuldige meine Frage, ich bin in diesen Dingen noch unerfahren und kann so eine Info gut gebrauchen) ?
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

Werbung

Benutzeravatar

carö
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2036

Beitrag Di., 31.08.2010, 09:58

hallo träumerin,

mir erschliesst sich eigentlich auch nicht so ganz, wo das problem ist, im selben tanzkurs zu sein, wenn die therapie bereits seit einem jahr abgeschlossen ist. hat sie das irgendwie begründet?

ansonsten verstehe ich schon deinen frust über die indiskrete art und weise.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

Benutzeravatar

yemaya
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 46
Beiträge: 10

Beitrag Di., 31.08.2010, 10:16

@Träumerin3

Ich kann gut nachvollziehen, dass Du wütend bist. Ich werde nämlich schon beim Lesen wütend auf Deine Ex-Therapeutin. Denn es ist nur ihre Sache, die Abstinenzregel, so wie sie diese für sich als verpflichtend sieht, umzusetzen. Dass heißt, wenn sie meint, es geht nicht, dass Ihr im gleichen Kurs seid, dann muss sie halt (schweigend) gehen.
Es ist nämlich überhaupt nicht Deine Sache und nicht Dein Problem, als Klientin. Vor allem nicht als ehemalige Klientin. Sie hat Dir nichts (mehr) zu sagen und nichts zu verlangen.
Wenn sie ganz freundlich gefragt hätte, ob Ihr vielleicht so nett wäret... wenn es Euch nichts ausmacht (und das Ganze natürlich diskret), dann sähe die Sache anders aus.

LG

Benutzeravatar

Blaubaum
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 79
Beiträge: 2355

Beitrag Di., 31.08.2010, 10:48

Ich denke, so, wie Du es beschreibst, war es in der Tat eine Verletzung der Schweigepflicht. Ein Therapeut sollte eigentlich etwas mehr Disziplin aufbringen und nicht emotional überreagieren. Vielleicht sollte sie selbst mal eine Therapie machen......
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Träumerin3
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 22

Beitrag Di., 31.08.2010, 10:52

Hallo Yemaya,

genau so sehe ich das auch!!!
Wenn sie ganz freundlich gefragt hätte, ob Ihr vielleicht so nett wäret... wenn es Euch nichts ausmacht (und das Ganze natürlich diskret), dann sähe die Sache anders aus.
LG

Benutzeravatar

Justus
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 32
Beiträge: 537

Beitrag Di., 31.08.2010, 15:24

Für was ist diese Abstinenzregel nach einjährigem Ende der Therapie gut? Wem nützt sie?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Träumerin3
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 22

Beitrag Di., 31.08.2010, 16:19

@carö
hat sie das irgendwie begründet?
Sie hat wohl ein generelles Problem damit, ihre (Ex-)Patienten auf privater Ebene zu treffen. Sie hat mir während der Therapie von 2 Vorfällen mit anderen PatientInnen erzählt.

Auch ging es schon während der Therapie/Analyse darum, dass ich gar nicht in diese Tanzschule gehen sollte - ich hatte einen Einführungsabend besucht und wollte dann dort einen Kurs mitmachen, ohne davon zu wissen, dass sie auch in diese Tanzschule geht und habe ihr das freudig erzählt, nach dem Motto: Ich habe einen Tanzpartner/Mann gefunden und wir gehen jetzt tanzen. Es ist DIE führende und auch die beste und netteste und persönlichste Tanzschule hier am Ort mit viel Atmosphäre. Richtig zum Wohlfühlen. Eigentlich gehen fast alle dahin, die sich für diese Art des Tanzes entscheiden. Damals, also während der Therapie, bin ich dann wegen ihr für ein knappes halbes Jahr woanders hingegangen (es kam massiver Druck von ihrer Seite, ohne jegliche Einfühlsamkeit auch dafür, dass ich nicht mit meinen Bekannten, ich ich erst kurz vorher kennengelernt hatte, in den von uns schon ausgesuchten Kurs gehen konnte und deswegen natürlich ein wenig in Erklärungsnot geraten bin, also mich gezwungen gesehen habe, zu begründen, weshalb ich jetzt woanders tanze. Niemand hat das wirklich verstanden.). Ich habe dann ca. 2 1/2 Jahre pausiert und mich nach dem Ende der Therapie eben an dieser Tanzschule angemeldet (es werden dort so ca. 12-15 Kurse pro Woche und einige Workshops angeboten, klar dass ich mich nicht für ihren Kurs angemeldet habe, ich wusste auch gar nicht, an welchem Tag sie einen macht). Ich habe ihr das erzählt und auch da hat sie noch mal versucht, mich dahin zu manipulieren, dass ich da nicht hingehe. Wörtlich: "Beides geht nicht, wenn Sie in diese Tanzschule gehen, können Sie auch bei Problemen, die bei Ihnen auftauchen sollten, nie wieder zu mir kommen. Sie wissen ja, auf was Sie dann verzichten würden". Der Abschied ist mir sehr schwergefallen, ca. 6 Stunden habe ich noch aus eigener Tasche bezahlt, alles andere lief eigentlich ziemlich gut. Und NIE haben wir darüber sprechen können, was es mit mir macht, dass sie mir quasi vorschreibt, wohin ich zu gehen habe und wohin nicht, wenn auch nur in diesem einen Bereich. Sie hat immer geblockt.

Naja, das ist die Vorgeschichte. Wie schon geschrieben, haben wir uns während des vergangenen Jahres einige Male auf Tanzabenden gesehen, sie hat mich da entweder ignoriert oder irgendwann sogar recht freundlich kurz gegrüßt - und dann dieser unfreundliche Auftritt gestern Abend...

Benutzeravatar

Blaubaum
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 79
Beiträge: 2355

Beitrag Di., 31.08.2010, 16:38

Schade, dass Du auf die Fragen von Carö, Justus und mir nicht eingehst.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

Benutzeravatar

carö
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2036

Beitrag Di., 31.08.2010, 18:33

hallo tänzerin,

ich konnte mich noch vage an deine geschichte erinnern. du hattest die im alten forum schon mal gepostet. aber damals warst du mitten in der therapie, jetzt nicht mehr.

ich finds sehr schade, dass sie so reagiert. sie scheint an der stelle wirklich ein problem zu haben, nicht du.

ich verstehe schon, dass sie (man) nicht unbedingt privat nach der therapie mit ex-patienten zusammentreffen möchte - das ist ihre entscheidung, aber sie kann mE nichts bestimmen. sie hätte dich freundlich bitten können vielleicht, wenn es ausweichmöglichkeiten gegeben hätte... aber ihr habt keine arbeitsbeziehung mehr, wo ich es verstehen könnte, dass so ein aufeinandertreffen die therapie unterwandern würde und deshalb nicht gut ist, aber jetzt ? dass ihr euch nicht eng befreunden braucht in dem kurs dürfte doch klar sein für beide seiten.

du bist ihr zu nichts verpflichtet. ... sollst du ihr nun permanent aus dem weg gehen ? ich finde das ist zuviel verlangt.

ich mein, jeder wird und darf das anders handhaben, aber sie hat sicher kein recht, dich vom platz zu verweisen. wenn sie es nicht erträgt, ex-patienten zu sehen, dann wird sie eben die konsequenzen tragen müssen und selbst das feld räumen müssen...

klingt wirklich schwierig, ich würde so eine doofe situation nicht erleben wollen

LG
carö

@blauman: also ich habe meine frage durchaus als beantwortet angesehen.
Zuletzt geändert von carö am Di., 31.08.2010, 21:16, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

Benutzeravatar

Blaubaum
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 79
Beiträge: 2355

Beitrag Di., 31.08.2010, 19:32

@carö---Zitat: hat sie das irgendwie begründet?

Ich nicht !
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Träumerin3
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 22

Beitrag Di., 07.09.2010, 13:44

Danke euch allen für eure Antworten! Ich konnte jetzt ein paar Tage nicht ins Internet.

Sie hat es gar nicht begründet, früher, als ich noch bei ihr in Therapie war, auch nur so zur Hälfte mit der Abstinenzregel, zur anderen Hälfte hat sie schon klar gemacht, dass es ihr persönliches Problem ist.

Naja, wir sind jetzt eben in einem parallelen Kurs und sie wird damit leben müssen, dass wir uns 1 x die Woche über den Weg laufen. Nicht im Kurs, aber eben in der Tanzschule, man sieht sich da halt... Vielleicht lernt sie durch diese Erfahrung ja noch was für sich dazu.

Träumerin3

Benutzeravatar

carö
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2036

Beitrag Di., 07.09.2010, 13:49

hallo,

na dann hat sich das ganze ja in wohlgefallen aufgelöst
was mich noch interessiert - nur wenn du antworten magst: was hat das denn in dir ausgelöst, sie so plötzlich in dem kurs zu haben ? war das denn für dich ok?

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag