Suizidgedanken: wann ist ein Notfall ein Notfall?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Widow
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Beitrag So., 25.09.2011, 11:20

Liebe kleiner_stern,

damals war ich in den Probesitzungen bei meinem späteren Therapeuten und habe, weil es den Tatsachen entsprach, meine suizidalen Absichten von Beginn an offengelegt; er wusste also, woran er mit mir war.
Als ich mich dann wirklich "auf den Weg" machen wollte, habe ich zunächst mit einem Krisendienst telephoniert, dessen Mitarbeiter mir äußerst pampig kam, weil ich kaum ein Wort rausbrachte. Dann habe ich mich auf den Weg gemacht, doch weil wir in der Stunde zuvor einen "Anti-Suizid-Vertrag" geschlossen hatten und ich dem Therapeuten gegenüber ja nun dabei war, "wortbrüchig" zu werden, habe ich den dann angerufen, um ihm das zu sagen (und vermutlich, weil ich mir mit all dem, nach einigen gescheiterten Versuchen, die eigentlich "totsicher" waren, doch nicht so ganz sicher war; ich habe den Inhalt des Gespräches vergessen: medikamentenbedingte Amnesie).
Er hat dann, weil ich eben schon auf dem Weg war, den Krankenwagen gerufen.
Dass ich jetzt noch bei ihm bin (auch wenn das durch diese Vorgeschichte erst recht nicht ganz leicht ist, zumal ich weiterhin über die finale Lösung nachdenke), kann Dir vielleicht etwas Mut machen: Diese TherapeutInnen wissen so etwas meist schon richtig einzuschätzen. (Wenn wir das Thema jetzt manchmal umkreisen, bietet er mir immer den Raum, darüber zu reden - und gleichzeitig "paroli"! Doch das hatte er nach meinem KH-Aufenthalt damals auch so angekündigt.)

Bei Dir lässt mich immer wieder aufhorchen, dass Du den Zustand kennst und im Moment offensichtlich nicht wieder in ihn hineinrutschen möchtest. Solange das so ist, würde ich mit Deiner Therapeutin darüber reden, und zwar so offen wie möglich.

Grad lese ich die neuen Beiträge: Zu Deinem Hin-und-Hergerissen-Sein, liebe kleiner_stern: Genau das ist auch mein "Zustand" nunmehr. Auch darüber wird in der Stunde gesprochen. (Manchmal krieg ich aber auch gar nix raus vor Ambivalenz). Auch dass es keine konkreten "Auslöser" mehr gibt, ist mir sehr, sehr vertraut.
Wenn ich in der Stunde darüber sprechen kann, dann ist mein Therapeut auch - wie der von Celice - "Fels in der Brandung".
Probier es doch einfach mal aus - je ungeordneter (ohje, kenn ich auch!), umso besser!

Die Achtsamkeit, liebe intheair, ja, das ist gewiss ein wichtiger Faktor. Aber wenn man suizidal ist, dann will man nicht mehr auf sich acht geben ... - jedenfalls ein großer Teil von einem nicht. Das ist ja das Problem.

Dem Sternchen alle Gute für das nächste Gespräch mit der Therapeutin,
allen hier einen möglichst unbeschwerten Sonntag,
Widow

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kleiner_stern
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Beitrag So., 25.09.2011, 11:28

Danke Widow und euch allen die geantwortet haben.

Leider muss ich jetzt erst mal meine Fam. Verpflichtung erfüllen.
Das "mich mitteilen könn" hier ist echt schon etwas entlastend.

Ich werde mich später noch mal melden.


Danke


Widow
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Beitrag So., 25.09.2011, 11:29

Halt die Ohren steif,
(ich halte nach Dir Ausschau, später dann)!

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carö
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Beitrag So., 25.09.2011, 11:29

liebe kleiner_stern,

möchte mich anschliessen und dir auch mut machen, alles über deine suizidgedanken deiner therapeutin zu erzählen. auch deine befürchtungen, sie könnte es als drohung oder suche nach aufmerksamkeit auffassen.

ich habe übrigens mit meinem damaligen therapeuten in einer suizidalen pahse die abmachung getroffen, ihm zu schreiben... also alles, was mir durch den kopf ging, um das drohende gefühl, die kontrolle zu verlieren, aufzufangen. das hat mir ganz gut geholfen in solchen momenten. aber das wird bei jedem etwas anderes sein vermutlich, nur ansprechen solltest du es unbedingt, damit ihr gemeinsam einen weg da raus finden könnt.

alles gute
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Ragneda
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Beitrag So., 25.09.2011, 11:51

Also mir persönlich ist immer schwer gefallen um die Hilfe zu bieten. Ich habe es noch geschafft, egal wie schlecht es mir ging, ein Lächeln aufzusetzen und behaupten, alles wäre nur halb so schlimm.

Manche planen ihren Suizid ganz sorgfältig, sie wollen gar nicht gefunden werden.
Bei anderen ist es eher ein "Hilfeschrei". Sie wollen gefunden werden.

Bei mir war es so, ich habe ohne "böse" Absichten ein Päckchenpillen und viel Alk zu mir genommen um "zu vergessen" und um "zu entspannen". In dem Moment war es mir gar nicht so klar, dass ich Hilfe benötige. Erst als der Rettungsdienst mich bewußtlos fand und ins Spital abtransportierte mit der Diagnose "Suizidversuch", nahm das Ereignis eine ernste Note. Ich habe mit Händen und Füßen bestritten, dass ich mich umbringen wollte. "Es war eben nur ein Ausrutscher, ich wollte nur high sein usw..." verkündete ich dem Psychiater. (Bevor ich auf der geschlossenen lande)

Eigentlich schien es mir immer, dass ich jemand bin, der zwar ab und zu Suizid als eine Lösung in Betracht zieht, aber innerlich weiß, dass ich viel zu viel Schiß davor habe. Vor allem, wenn schon, muss es ein sicherer und schmerzloser Tod sein. (versuche mal das hinzubekommen!) Mein Albtraum wäre in Rollstuhl aufzuwachen, gelähmt oder sonstwie schwer behindert und noch für meine Dummheit bis am Ende meines Lebens zu büssen.

Deshalb, finde ich, soll man diese Art des Hilfeschreis anerkennen und genau in dem Moment nach Hilfe suchen. Offen darüber reden. "Ich komme von Suizidgedanken nicht weg, wie können Sie mir helfen, ich brauche dringend Hilfe". Und wenn es medikamentös eine Weile dauert, so hat man die schlimmste Krise überstanden und ist im Nachhinein erleichtert keine Dummheit begangen zu haben.

Alles Gute.
Zuletzt geändert von Ragneda am So., 25.09.2011, 11:57, insgesamt 2-mal geändert.
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intheair
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Beitrag So., 25.09.2011, 11:54

Tristezza hat geschrieben:Es geht doch vielmehr darum, ob du dir von einem Telefonat versprichst, dass es dir hilft - Notfall hin oder her. Ich denke nicht, dass deine Thera darauf besteht, dass es wirklich ein "Notfall" ist.
Wenn es einem immer schlecht geht, kann man ja nicht immer anrufen, obwohl man Hilfe braucht. Es ist ja niemand in Behandlung, der keine Hilfe braucht. Daher sehe ich durchaus eine Wichtigkeit darin zwischen" mir gehts schlecht, aber das kann warten bis zur nächsten Therapiestunde" und "nein, es kann eben nicht warten" zu unterscheiden. Ich stimme mit Dir überein, dass der Therapeut nicht auf einen Notfall bestehen wird, dennoch ist man nicht davor gefeit sich vor sich selbst zu rechtfertigen, dass man den Therapeuten anruft und so wie ich Sterns Beiträge verstanden habe, geht das nicht nur mir so.
kleiner_stern hat geschrieben:Die Achtsamkeit, liebe intheair, ja, das ist gewiss ein wichtiger Faktor. Aber wenn man suizidal ist, dann will man nicht mehr auf sich acht geben ... - jedenfalls ein großer Teil von einem nicht. Das ist ja das Problem.
Da stimme ich mit Dir überein, liebe Widow. Ich denke auch, die Achtsamkeit müsste eben früher einsetzen. Wenn man schon auf der Brücke steht, gingen ziemlich viele Dinge unbeachtet, oder zumindest nicht zu einer anderen Handlung aufrufend an einem vorbei. Es ist ein sehr kleines Spektrum, indem sich die Stimmung zwischen depressiv und suizidal bewegt, was es nochmals um ein Vielfaches erschwert hier den "Notfall" zu erkennen und im richtigen Moment zu schreien, aber ich bin überzeugt davon, dass es diesen Wendepunkt gibt. Und wenn es ihn gibt, müsste es doch auch irgendeine Möglichkeit geben ihn zu identifizieren.
kleiner_stern hat geschrieben:Ich kann nur sagen das es irgendwie... Leer... ist ?!
Damit beschreibst Du bereits eine innere Wahrnehmung. Was macht denn diese Leere über den Tag? ist sie immer gleich? Wenn Du aufstehst? Beim Duschen? Beim Arbeiten? Gibt es vielleicht irgendetwas, wodurch sie sich verändern lässt? Wie ist es mit ihr in der Therapie? Wenn Du Dich zurück erinnerst an einen Moment in Deinem Leben, wo es Dir besser ging, ist sie dann genau gleich, besser, schlimmer?

Das sind natürlich keine Fragen, die Du hier zu beantworten brauchst, aber vielleicht magst Du ja irgendwann einmal darüber nachdenken. Für mich war es ein Anfang.

Alles Gute, kleiner Stern!

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Tristezza
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Beitrag So., 25.09.2011, 14:55

intheair hat geschrieben:             Tristezza schrieb:
Es geht doch vielmehr darum, ob du dir von einem Telefonat versprichst, dass es dir hilft - Notfall hin oder her. Ich denke nicht, dass deine Thera darauf besteht, dass es wirklich ein "Notfall" ist.


Wenn es einem immer schlecht geht, kann man ja nicht immer anrufen, obwohl man Hilfe braucht. Es ist ja niemand in Behandlung, der keine Hilfe braucht. Daher sehe ich durchaus eine Wichtigkeit darin zwischen" mir gehts schlecht, aber das kann warten bis zur nächsten Therapiestunde" und "nein, es kann eben nicht warten" zu unterscheiden. Ich stimme mit Dir überein, dass der Therapeut nicht auf einen Notfall bestehen wird, dennoch ist man nicht davor gefeit sich vor sich selbst zu rechtfertigen, dass man den Therapeuten anruft und so wie ich Sterns Beiträge verstanden habe, geht das nicht nur mir so.
Aber die Tatsache, dass kleiner stern extra einen Thread zu diesem Thema aufmacht, scheint mir darauf hinzuweisen, dass sie sehr große Angst hat, die Therapeutin in ihrer Not zu belästigen, die Grenzen der Therapeutin zu überschreiten. Ich wollte ihr durch meine Überlegungen helfen, diese Hemmschwelle leichter zu überwinden. Denn die Energie, die sie in ihren Gedanken und hier im Forum aufbringt, um sich bloß nicht zu Unrecht etwas zu nehmen, steht meiner Meinung nach in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den die Therapeutin betreiben muss, indem sie ihr ein paar Minuten Zeit am Telefon schenkt. Wenn die wüsste, wie viel Gedanken sich kleiner Stern macht ... Sternchen, du solltest deiner Thera vielleicht mal davon erzählen.

Bei mir war es bisher eben so, wie ganz am Anfang schon jemand hier geschrieben hat: Es ist beim Notfall wie beim O. - man merkt, wenn er da ist. Ich musste dann einfach - obwohl nicht suizidal - zum Telefon greifen. Vielleicht auch "nur", um die Aufmerksamkeit der Thera zu bekommen, mit der es mir dann aber besser ging.

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kleiner_stern
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Beitrag So., 25.09.2011, 15:53

Danke für die vielen lieben Antworten.

Ja, ich habe mich schon mal fast in den tiefen des schwarzen Loches verloren.
Über Wochen kreisende Gedanken um das eine, abwesend von der Umwelt.
Und jeden abend versucht mein inneres zu beteuben mit allem möglichen!!!
Unerreichbar in den Therastunden.
Bis zu der einen.
Mit 2 Versuchen, holprich und trotzdem keinen Satz zu ende gesprochen.
Dann kam Resignation meinerseits weil ich es nicht schaffte den Mund auf zu machen und wir schwiegen 20 min. Ich hatte aufgegeben, wollte die wochenlange Überlegung alles hinzuschmeisen und die Therapie beenden endlich in die Tat umsetzen und die Stunde vorzeitig beenden.
Thera: Sie können gehen wann immer sie wollen, es ist ihre entscheidung.
Ich stand auf und dachte: ok. das wars. Ich bin ein Hoffnungsloser fall.
Dann kam der Satz von ihr: Haben Sie lebensmüde Gedanken?

Die Frage alleine hat mich wieder zurück auf meinen Stuhl gebracht und fühlte mich nicht mehr ganz so missverstanden.
Auch wenn wir das Thema nur sehr oberflächlich behandelt haben und meine Antworten ehr unteutlich, auf klare Fragen ihrerseits, und ich in gewissen Dingen nicht ganz ehrlich war, was mir schwer gefallen ist und auch leid tut.

In besserer Stimmung habe ich öfter versucht das Thema noch mal anzuschneiden und dadurch mehr offen zu legen und auch zu versuchen mich besser zu erklären, habe ich es nie geschafft

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kleiner_stern
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Beitrag So., 25.09.2011, 16:06

liebe intheair,
Ragneda hat geschrieben:Was macht denn diese Leere über den Tag? ist sie immer gleich? Wenn Du aufstehst? Beim Duschen? Beim Arbeiten? Gibt es vielleicht irgendetwas, wodurch sie sich verändern lässt? Wie ist es mit ihr in der Therapie? Wenn Du Dich zurück erinnerst an einen Moment in Deinem Leben, wo es Dir besser ging, ist sie dann genau gleich, besser, schlimmer?
Die innere Leere hat die letzten Wochen leider zugenommen. Ich merke sobald ich meine Augen öffne. Bei Termin gelingt es mir noch sie etwas weg zu schieben, aber nur eine gewisse Zeit. Auf der Arbeit ist sie überwiegend vorhanden mit den Gedanken, woran meine Aufmerksamkeit und Konzentration sehr leidet, zum leid meiner Kollegen. Noch habe ich nicht herausgefunden durch was oder wie ich sie beeinflussen kann, auch durch possitive und schöne Aktivitäten. Da ist es ehr ein hin und her, anstrengend, und ich bin froh wenn ich dann die Maske fallen lassen kann.

Schlechte Tage hat jeder mal, das ist mir klar.
Aber zur Zeit hab ich fast den Eindruck das ich irgendwie den Weg herunterrolle.
Ich befürchte es, kann es aber widerrum nicht mit Sicherheit sagen. Ich denke halt das morgen wieder alles besser sein könnte. Das hoffe ich seit 4 Wochen.

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kleiner_stern
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Beitrag So., 25.09.2011, 16:24

Wenn ich sie anrufen würde, kommt wieder die Ultimative Frage,
die ich bisher noch nie beantworten konnte

Wie kann ich ihnen helfen...
Was brauchen sie...
Was kann ich tun damit es ihnen besser geht/leichter fällt...

Und ich weiß, auch diesmal habe ich keine Antwort darauf und zugleich auch riesen Angst vor der Frage.
Und die Frage lässt mich hilflos und unmotiviert dastehen.
Und da ich keiner dieser Fragen bis jetzt beantworten konnte habe ich den traurigen zweifel das da Hilfe nicht möglich ist und ich keine Ahnung wie so was aussehen sollte.
Und dazu kommt die Angst vor Konsequentzen. Das ist für mich ein Risiko was ich noch weniger eingehen wollen würde. Dann doch lieber verzichten....??

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kleines2010
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Beitrag So., 25.09.2011, 16:36

Hallo, ich möchte Dich auch ermutigen alsbald mit Deiner Thera mal ganz offen und ehrlich zu reden. Sollte das nicht gehen(ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht immer leicht ist)so schreibe ihr doch einen Brief oder wenn Du ihre Mailadresse hast eine email.
Ich befinde mich zur Zeit auch in einer Krise und hatte vor kurzen auch suizidgedanken, ich hatte zwar erst angst, war allerdings hinterher um einiges erleichtert, mir gings besser, dass ich mich ihr mitgeteilt hatte und wir hatten dann auch in der Sitzung noch drüber gesprochen. Du brauchst auch keine angst haben, es passiert nichts, sie wird Dir nur helfen wollen und Dir beistehen.
Alles Gute und Kopf hoch

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Seanna
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Beitrag So., 25.09.2011, 16:39

Ich hab auch grad so einen Fall, wo ich nicht sicher bin, ob es ein 'Notfall' ist oder nicht. Ich hab ihm ne SMS geschrieben, dann kann er sich überlegen, ob er das als dringend einschätzt, oder ob er der Meinung ist, ich "muss das jetzt einfach mal aushalten".

Sollte ich kurz vor'm Suizid stehen oder Ähnliches ist das definitiv ein Notfall und der wird angerufen, ansonsten der Krankenwagen.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.


Widow
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Beitrag So., 25.09.2011, 16:40

Liebe kleiner_stern,

puh, wie vertraut ...

das Hin und Her ...:
kleiner_stern hat geschrieben: Die innere Leere hat die letzten Wochen leider zugenommen. [...]
Noch habe ich nicht herausgefunden durch was oder wie ich sie beeinflussen kann, auch durch possitive und schöne Aktivitäten. Da ist es ehr ein hin und her, anstrengend, und ich bin froh wenn ich dann die Maske fallen lassen kann
;

das Nicht-Drüber-Reden-Können (-Wollen?!), obwohl man vom Thera sehr freundlich "eingeladen" wird:
kleiner_stern hat geschrieben: Dann kam Resignation meinerseits weil ich es nicht schaffte den Mund auf zu machen und wir schwiegen 20 min. [...]
Dann kam der Satz von ihr: Haben Sie lebensmüde Gedanken?
Die Frage alleine hat mich wieder zurück auf meinen Stuhl gebracht und fühlte mich nicht mehr ganz so missverstanden.
Auch wenn wir das Thema nur sehr oberflächlich behandelt haben und meine Antworten ehr unteutlich, auf klare Fragen ihrerseits, und ich in gewissen Dingen nicht ganz ehrlich war, was mir schwer gefallen ist und auch leid tut.

In besserer Stimmung habe ich öfter versucht das Thema noch mal anzuschneiden und dadurch mehr offen zu legen und auch zu versuchen mich besser zu erklären, habe ich es nie geschafft
;

das Sich-einer-Illusion-Hingeben, nämlich der, dass irgendwas "Klick" macht (aber bloß nicht man selbst ...!), und die Welt ist wieder "in Ordnung":
kleiner_stern hat geschrieben:Ich denke halt das morgen wieder alles besser sein könnte. Das hoffe ich seit 4 Wochen.
Wie gesagt, kommt mir alles bekannt vor (abgesehen vielleicht davon, dass in meinem Falle das Einzige, was die Welt wieder wirklich "in Ordnung" bringen könnte, ein Auferstehungswunder wäre).

Ich bin langsam dabei zu lernen, dass ich "klick" machen sollte - wenn ich das (bzw. überhaupt noch irgendwas) will.
So bin ich z.B. langsam dabei, mein Nicht-Reden-Können anzusprechen, wenn ich in einer Liegung mal wieder kein Wort rausbringe vor lauter Zweifeln an der Sinnhaftigkeit einer Therapie auf halbsuizidaler Grundlage (fifty-fifty steht's ja ungefähr bei Widow - die 50% latente Suizidalität böten lt. Thera übrigens auch einen gewissen Lustgewinn; tja, zumindest verwendet man darauf erstaunlich viel Energie).
Vielleicht kannst Du es damit ja auch mal versuchen?
Warum kannst Du ihr nicht sagen, dass Du selbst nicht weißt, was Du von ihr brauchen kannst/haben möchtest? (Und: Ist das wirklich so? - Ganz tief in Dir drin: Keine Idee, keinen Wunsch an sie oder auch "die andern"? Du möchtest doch, dass es Dir besser geht, dass es anders wird. Du möchtest doch, dass sich jemand um Dich kümmert, Dich ernstnimmt mit Deiner Angst, Deine Leere auffüllt.)
Warten allein hilft vermutlich nicht so wirklich weiter.

Einen lieben Gruß
Widow

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kleiner_stern
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Beitrag So., 25.09.2011, 17:00

Liebe Widow

ich weiß mitlerweile das nicht die Welt neu auferstehen muss sonder das es bei (wie du so schön sagst) -klick- machen muss. Habe das letzte gute halbe jahr auch gedacht das ich in dem Punkt wenigstens bei der hälfte angekommen wäre, war "zufrieden" und motiviert.
Widow hat geschrieben:Warum kannst Du ihr nicht sagen, dass Du selbst nicht weißt, was Du von ihr brauchen kannst/haben möchtest? (Und: Ist das wirklich so? - Ganz tief in Dir drin: Keine Idee, keinen Wunsch an sie oder auch "die andern"? Du möchtest doch, dass es Dir besser geht, dass es anders wird. Du möchtest doch, dass sich jemand um Dich kümmert, Dich ernstnimmt mit Deiner Angst, Deine Leere auffüllt.)
Warten allein hilft vermutlich nicht so wirklich weiter.

Ich gehe einfach mal davon aus das sie weiß das ich keine Ahnung hab was ich brauche, da ich die Frage nie beantworten konnte.
Aber du hast recht, warten hilft nicht!!
Hm, was ich möchte.... Nähe irgendwie... aber nur ein bisschen. Aber ob das hilft??
Ich habe sonst kaum über Wünsche und Bedürfnisse gesprochen in meinem Leben. Es war einfach nie gewollt und jetzt fällt es mir umso schwerer über Ängste und Wünsche zu reden. Das alles ist mit sehr viel Scham und Verwundbarkeit verbunden.

Aber ich könnte ja mal einen verworrenen orientierungslosen und ambivalenten Brief schreiben (wie kleines2010 eben vorgeschlagen hat, Danke) und ihn abgeben. Ob da dann mehr verständis und zur Erklärung bei ihr beiträgt...keine Ahnung. Aber noch mehr verwirrung ist ja jetzt auch schon egal


Widow
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Beitrag So., 25.09.2011, 17:16

Liebes Sternchen,
kleiner_stern hat geschrieben: Hm, was ich möchte.... Nähe irgendwie... aber nur ein bisschen. Aber ob das hilft??
Wie wäre es mit "Ausprobieren"? (Was hast Du zu verlieren?)
kleiner_stern hat geschrieben:Ich habe sonst kaum über Wünsche und Bedürfnisse gesprochen in meinem Leben. Es war einfach nie gewollt und jetzt fällt es mir umso schwerer über Ängste und Wünsche zu reden. Das alles ist mit sehr viel Scham und Verwundbarkeit verbunden.
Komplette Zustimmung (habe selbst aber mit ein paar wenigen FreundInnen und vor allem mit meinem Liebsten, auf den sich übrigens auch das mit dem Auferstehungswunder bezog - "die Welt", an die Du denkst, kann mir mittlerweile gestohlen bleiben [witwesker Egoismus]!!! - genau die Erfahrung gemacht, nämlich dass man mit jemand anderem über eigene Bedürfnisse sehr gut reden kann, ohne dass es peinlich ist. In der Therapie ist das insofern anders, als es ja eine recht einseitige "Bedürfnisbekennerei" bleibt. Und da ich da jetzt auch prinzipiell und jahrelang ein wenig aus der Übung bin [so'n Krebs frisst deine eigenen Bedürfnisse weitgehend auf, nur manchmal knallen die dir dann unkontrolliert um die Ohren], finde ich das auch doppelt schwer).
Aber: Auch hier gilt, solange Du leidest und folglich etwas ändern, bessern magst: Ausprobieren!
(Ich sprech' ja nicht nur Dir, sondern auch mir Mut zu, danke also für Deinen Thread!)

Das mit dem
kleiner_stern hat geschrieben: verworrenen orientierungslosen und ambivalenten Brief
halte ich für eine sehr, sehr gute Idee! Am besten, Du legst damit gleich los!

Herzlich,
Widow

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