Niederfrequente analytische PT

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Tristezza
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Beitrag Do., 29.03.2012, 12:01

titus2 hat geschrieben:Wie gesagt: Was wir da machen, hab ich noch nicht herausgefunden.
Willst du deinen Thera-Analytiker nicht mal fragen, was ihr da macht?

Ich habe während der zunächst zweistündigen Therapie gesessen, das war allerdings eine vorgeschaltete Kurzzeittherapie zur Prüfung der Indikation auf Psychoanalyse. Sobald die Analyse genehmigt war und ich drei Stunden hatte, habe ich mich auf die Couch gelegt. Meine Analytikerin hat mir aber die Wahl des Zeitpunkts überlassen (ich hätte nicht früher, aber später gedurft).

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leberblümchen
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Beitrag Do., 29.03.2012, 12:14

Naja, Tristezza, ich denke, es ist vielleicht so was wie eine modifizierte Analyse. Kann das sein? Ich glaube, es ist so ähnlich wie mit den Diagnosen: Es ist gar nicht so wichtig, wie man das nennt, Hauptsache, der Therapeut weiß, wo es lang geht und der Patient fühlt sich gut aufgehoben.

Bei den Analysen gibt es ja Unterschiede: von 2x die Woche im Sitzen (oder eben sogar nur 1x) bis 4x die Woche im Liegen. Und dann gibt es auch sicher Patienten, die (anfangs?) mehr Halt brauchen als andere. Mich würde eine total konservative Analyse jedenfalls völlig überfordern, fürchte ich.

Vielleicht muss man sich das so vorstellen wie bei einer Skala, mit graduellen Unterschieden. Und es scheint ja nicht unüblich zu sein, dass sich das Setting im Laufe der Zeit - mehrmals - ändert.

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Tristezza
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Beitrag Do., 29.03.2012, 12:37

titus2 hat geschrieben:Naja, Tristezza, ich denke, es ist vielleicht so was wie eine modifizierte Analyse. Kann das sein? Ich glaube, es ist so ähnlich wie mit den Diagnosen: Es ist gar nicht so wichtig, wie man das nennt, Hauptsache, der Therapeut weiß, wo es lang geht und der Patient fühlt sich gut aufgehoben.
Kann sein. Jedoch finden modifizierte Analysen eher bei sehr instabilen Personen statt, und so kommst du jedenfalls hier nicht rüber. Ich tippe eher auf eine langsame Hinführung zur regulären Analyse. Allerdings bin ich sehr überrascht darüber, dass du - Vertrauen in den Therapeuten hin oder her - gar nicht wissen willst, wohin der Weg geht. Aber was soll's.

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carö
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Beitrag Do., 29.03.2012, 12:44

vielleicht weil man im voraus nie so genau wissen kann, wohin einen der weg führen wird und bei allem sinnvollen absichern und abklären ein bisschen vertrauen und gelassenenheit ziemlich gut kommt. ich finde jedenfall titus, dass du schon wesentlich entspannter klingst als vor einiger zeit, was die therapiefragen anbelangt... klingt, als würde es gut anschlagen, was auch immer

lg
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Osa
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Beitrag Do., 29.03.2012, 13:19

Ich denke auch, dass das - je nach Befindlichkeit - doch gerade deshalb gut sein kann, wenn man sich auf etwas einlässt, von dem man nicht weiß, wie es ablaufen soll.
Ich war total beeindruckt, als mir Therapeut X meine Frage nach dem "wie läuft das dann genau ab" nicht mit Details zum Verfahren beantwortet hat, sondern einfach nur sinngemäß meinte "wir schauen einfach gemeinsam, wohin die Reise geht, wenn Sie sich darauf einlassen können". Finde ich sehr stimmig.


leberblümchen
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Beitrag Do., 29.03.2012, 14:29

Tristezza: Ist ja witzig, dass du das mit den instabilen Persönlichkeiten ansprichst - ich hab vorhin schon angefangen, einen Thread darüber zu basteln - genau mit der Frage: "Wie gestört bin ich eigentlich?" - kann jemand sehr gestört sein, wenn er halbwegs funktioniert? Weil, wenn ich so rumlese, wiesoweshalbwarum ich so bin, wie ich bin, dann komme ich immer darauf, dass meine Störung wohl ziemlich schlimm sein muss... Daher wundert es mich auch nicht, dass wir so vorsichtig sind. Aber auf diese Frage "wie gestört bin ich?" würde mein Therapeut mir definitiv nicht direkt antworten, so, wie ich mir das vorstellen würde, weil er eben nicht jemand ist, der einem Diagnosen an den Kopf wirft.

Ich hab den Thread dann aber wieder gelöscht.

Carö: Und dich wollte ich eigentlich auch erwähnen, weil du letztendlich diejenige warst, die mir gezeigt hat, dass man nicht immer alles wissen muss Also, einerseits würde ich schon alles genau wissen wollen, andererseits halte ich es für gesünder und zielführender, sich zu entspannen, wie du gesagt hast.

Mist, schon wieder alles off topic.

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Tristezza
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Beitrag Do., 29.03.2012, 15:52

titus2 hat geschrieben:ich hab vorhin schon angefangen, einen Thread darüber zu basteln - genau mit der Frage: "Wie gestört bin ich eigentlich?" - kann jemand sehr gestört sein, wenn er halbwegs funktioniert?
titus2 hat geschrieben:Ich hab den Thread dann aber wieder gelöscht.
Schade! Hätte mich interessiert.


leberblümchen
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Beitrag Do., 29.03.2012, 16:11

Ich dachte mir nur, dass bestimmt niemand was dazu zu sagen hat, weil ich mir wieder völlig bekloppte Gedanken mache. Aber wenn es dich interessiert, starte ich vielleicht noch mal einen Versuch

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mitsuko
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Beitrag Do., 29.03.2012, 16:16

Osa hat geschrieben: Finde ich sehr stimmig.
Ich meine, das ist wichtiger als der Umstand, noch einige Monate nur einmal wöchentlich dort hinzugehen.

Wieso glaubst du denn, dass er findet, dass du zu dem anderen gehen solltest? Solche Eindrücke würden mich ja viel mehr beunruhigen.
Wobei ich auch Spezialistin darin bin, sowas zu "erahnen", was dann aber gar nicht so war...

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Osa
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Beitrag Do., 29.03.2012, 17:34

mitsuko hat geschrieben: Wieso glaubst du denn, dass er findet, dass du zu dem anderen gehen solltest? Solche Eindrücke würden mich ja viel mehr beunruhigen.
Wobei ich auch Spezialistin darin bin, sowas zu "erahnen", was dann aber gar nicht so war...
Ich bin da auch Spezialistin, insbesondere auch im selektiven Hören

In schlechten Momenten denke ich mir, der will mich doch sowieso am liebsten loswerden und empfiehlt mir genau deshalb ein Setting, das ich bei ihm in absehbarer Zeit gar nicht haben kann. Sozusagen Absage durch die Blume.

Wenn ich normal drauf bin, denke ich mir, dass er mir wohl aus therapeutischen Gründen eine hochfrequente Therapie empfohlen hat, weil mir das schneller oder besser helfen kann, und dass er mir eben nahelegt, dass ich mir in der am besten passenden Form helfen lasse, egal von wem.

Aber ehrlich gesagt ist das alles eh nur Kopfkino, weil er de facto dazu ziemlich wenig gesagt hat, und er hat auch nie gesagt, dass ich doch besser zu jemand anderem gehen soll, das war nur mal wieder meine Interpretation...
Ich muss dazu sagen, dass ich bei ihm schon das volle Programm durch habe von "Mir geht's so schlecht, bitte helfen!" über "Helfen lassen kann ich mir ja noch vorstellen, aber von ihm? ist er wirklich der richtige dafür?" bis hin zu "Danke für die netten Gespräche, aber ich komme gut alleine klar, so wild ist das ja alles gar nicht, schönes Leben noch"

@Titus2: Deine Threadidee fände ich auch spannend, weiß zwar nicht, ob ich da mitreden kann/darf, aber würde mich auf jeden Fall auch interessieren.

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Osa
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Beitrag Do., 29.03.2012, 19:19

Oh Mann, jetzt war ich in meinem eigenen Thread off-topic...

Mich interessiert nach wie vor noch, wie sich niederfrequente Analyse so anfühlt (in Bezug auf das Setting / im Vergleich zur hochfrequenten PA) und ob da irgendwer schon liegen durfte oder immer nur erst bei Frequenzerhöhung.

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Tristezza
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Beitrag Fr., 30.03.2012, 09:36

Das klingt so, als wolltest du sofort auf die Couch, Osa? Ich kann mir vorstellen, dass es in den meisten Analysen erst mal eine "Aufwärmzeit" gibt, in der man sich gegenübersitzt, damit man sich ein genaueres "Bild" von seinem Gegenüber machen und, was die Patientin betrifft, ein erstes Vertrauen aufbauen kann. Wenn der Analytiker sofort unsichtbar ist, kann man ja z.B. unsicher sein in Bezug auf seine geistige Präsenz: Hört der wirklich konzentriert zu oder schweift der gedanklich oft ab? Das kann man im Gegenübersitzen m.E. besser überprüfen.

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Osa
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Beitrag Fr., 30.03.2012, 10:22

Tristezza hat geschrieben:Das klingt so, als wolltest du sofort auf die Couch, Osa?
Kann schon passieren, dass ich kneifen will, wenn es tatsächlich soweit ist, aber im Moment würde ich am liebsten sofort loslegen bzw. losliegen, einfach nur deshalb, weil ich jetzt schon soviel unnütze Zeit mit Therapeutensuche und probatorischen Sitzungen und darüber Grübeln verbracht habe, dass mich mein Gezögere total ank**t und ich endlich will, dass was vorwärts geht, dass sich was verändert.


pandas
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Beitrag Fr., 30.03.2012, 13:07

Osa hat geschrieben: Kann schon passieren, dass ich kneifen will, wenn es tatsächlich soweit ist, aber im Moment würde ich am liebsten sofort loslegen bzw. losliegen, einfach nur deshalb, weil ich jetzt schon soviel unnütze Zeit mit Therapeutensuche und probatorischen Sitzungen und darüber Grübeln verbracht habe, dass mich mein Gezögere total ank**t und ich endlich will, dass was vorwärts geht, dass sich was verändert.
hallo osa,

von meiner Erfahrung her ist es so, dass ich gemerkt habe, dass es doch schnell viel werden kann, wenn man gleich nach bewilligung 3 x auf die Couch steigt.

Ich hatte das mit meinem Analytiker in den Vorgesprächen gar nicht ausführlich besprochen und dann hat sich herausgestellt, dass er es für sinnig hält, gleich voll zu beginnen. Ich hatte einfach angenommen, es wäre langsamer, weil ich das eben auch von anderen so gehört habe.
Weil´s von mir nicht anders ging, haben wir dann 2 Monate lang 2x die Woche gemacht, sind dann auf 3 x, und ich merke, es ist vom real life gar nicht so einfach einzubauen.

Insofern kann es also auch ein Vorteil sein, wenn der Analytiker von sich aus nicht in hoher Frequenz starten kann, und Du Dich ganzheitlich darauf einpendeln kannst.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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schmetterling.1983
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Beitrag Fr., 30.03.2012, 15:36

Osa hat geschrieben:weil ich jetzt schon soviel unnütze Zeit mit Therapeutensuche und probatorischen Sitzungen und darüber Grübeln verbracht habe, dass mich mein Gezögere total ank**t und ich endlich will, dass was vorwärts geht, dass sich was verändert.

Ich hoffe du hast nicht die Erwartung, dass sich sofort etwas verändert, denn es kann sein, dass es sehr lange dauert.
Osa hat geschrieben:Mich interessiert nach wie vor noch, wie sich niederfrequente Analyse so anfühlt (in Bezug auf das Setting / im Vergleich zur hochfrequenten PA) und ob da irgendwer schon liegen durfte oder immer nur erst bei Frequenzerhöhung.
Als ich startete (vor fast 3,5J.) habe ich glaube ich für ein paar Monate 1 und im letzten Teil der ersten 25h irgendwann 2h/Wo. gehabt. Später haben wir dann aus meinen Problemlagen heraus die Frequenz auf 3 und 4h/Wo. gesteigert, mittlerweile sind es wieder 3, die 4h liefen über viele Monate.
Es gab nie ein Gespräch darüber ob ich sitzen oder liegen muss. Es hat sich nach einer Weile der Zweistündigkeit herausgestellt, dass ich mir eher vorstellen kann auf der Couch zu sitzen (habe gesagt ich würde das gern probieren, tat es und war froh, dass es sich richtig anfühlte), dies wurde bis heute beibehalten, das Angebot zum Liegen kam jedoch sehr oft und mit Nachdruck , ich habe es dann probiert, mich aber nie wirklich richtig gefühlt damit.
Ich denke, dass das, was man "darf" sehr stark abhängig ist von der Person und Methode des Therapeuten.

Ich sehe es auch so, dass eine niederfrequente Analyse am ANfang zum eingewöhnen, beschnuppern, ... völlig in Ordnung ist. Ich würde lieber jetzt länger warten und mit jmd zusammenarbeiten den ich sympathischer finde, als so schnell wie möglich etwas zu starten, was sich nachher als weniger effektiv gestaltet.
Ich wünsche dir alles Gute auf deiner "Reise".
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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