Therapeutische Schweigepflicht

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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 10:30

Apropos Verschwiegenheit und kritische Inhalte. Mir ist letzte Woche etwas sehr unangenehmes passiert als ich auf meinen Therapeuten im Flur wartete. Die Therapiestunde bei seiner Kollegin war schon im Gange und ich hörte ganz klar und deutlich was die Patientin sagte (Selbstmord Gedanken). War super hart und ich war mega geschockt und mir war es unangenehm das ausversehen gehört zu haben. Die Tür ist einfach nicht schalldicht!das geht ja gar nicht.
Wie geht man denn damit um?
Sehr unwahrscheinlich aber was wäre wenn ich sie mal im echten le treffen würde? ?
Ist ja auch eine verletztung ihrer Privatsphäre!
Man sollte auf abgedichtete Türen achten.

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Alyssa
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 13:12

Das mit den nicht schalldichten Türen hab ich auch schon erlebt. Gerade, wenn die Gespräche lauter verlaufen, kriegt man einiges mit. Bin ab und an etwas früh da, und warte dann direkt vor der Tür, und da hab ich auch das ein oder andere Mal Gesprächsfetzen mitbekommen. Und dann noch die Person gesehen, die am Ende der Stunde da aus dem Zimmer eilte.
Ich hab das dann ganz bewusst verdrängt.

Leider ist mein Therapeut nicht immer auf dem Posten, was Patientenschutz angeht.
In seinem Zimmer liegen haufenweise Patientenakten, und wenn man über Kopf lesen kann...
Er hat auch öfter die Tür schon auf, aber noch einen Patientin drin im Zimmer, und ist mit dem im Abschied der Stunde und da wird dann auch ab und an nochmal was zur Medikation besprochen, und das bekomme ich, wenn ich vor der offenen Tür warte, natürlich mit.
Ich sehe in letzter Zeit auch häufig Patienten, die vor/nach mir dran sind, in einen bin ich mal regelrecht reingerannt.
Wenn mein Therapeut zu Beginn der Stunde noch nicht da ist, und seine Tür offen steht, kann ich auch ganz alleine in das Zimmer gehen, und wenn ich es wollte, da in aller Ruhe den Schreibtisch (inkl. Rezepteschublade) durchsuchen und den PC mit Mails und Patientenkarteien durchgehen. Und auch noch die Privatsachen meines Therapeuten (wie z.B. Tasche und Jacke) durchwühlen.
Und einmal polterte eine Putzkraft rein, als ich mitten in der Stunde und am erzählen war. Hatte zwar geklopft, keine Antwort erhalten, und sich darauf mit der Chipkarte selber reingelassen - und dann natürlich gestaunt, dass der Therapeut und ich im Zimmer sassen. Ich war dann erstmal raus aus dem (sehr sensiblen) Thema, und musste mich selber am Riemen reissen, wieder einen Einstieg zu finden. Hilfe vom Therapeuten war da gleich Null, der hat bloss einen doofen Scherz gemacht.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 13:23

Prinzessin27 hat geschrieben:und ich hörte ganz klar und deutlich was die Patientin sagt
das habe ich bei einem Thera auch erlebt, es war meine erste und letzte probatorische Sitzung bei ihm!
Alyssa hat geschrieben:In seinem Zimmer liegen haufenweise Patientenakten, und wenn man über Kopf lesen kann...
Er hat auch öfter die Tür schon auf, aber noch einen Patientin drin im Zimmer, und ist mit dem im Abschied der Stunde und da wird dann auch ab und an nochmal was zur Medikation besprochen, und das bekomme ich, wenn ich vor der offenen Tür warte
das ist in meinen Augen nicht nur nachlässig, sondern schon ein Fall für eine Beschwerde an die Kammer!

Saffia
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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 19:25

Alyssa hat geschrieben: Leider ist mein Therapeut nicht immer auf dem Posten, was Patientenschutz angeht.
In seinem Zimmer liegen haufenweise Patientenakten, und wenn man über Kopf lesen kann...
Er hat auch öfter die Tür schon auf, aber noch einen Patientin drin im Zimmer, und ist mit dem im Abschied der Stunde und da wird dann auch ab und an nochmal was zur Medikation besprochen, und das bekomme ich, wenn ich vor der offenen Tür warte, natürlich mit.
Ich sehe in letzter Zeit auch häufig Patienten, die vor/nach mir dran sind, in einen bin ich mal regelrecht reingerannt.
Wenn mein Therapeut zu Beginn der Stunde noch nicht da ist, und seine Tür offen steht, kann ich auch ganz alleine in das Zimmer gehen, und wenn ich es wollte, da in aller Ruhe den Schreibtisch (inkl. Rezepteschublade) durchsuchen und den PC mit Mails und Patientenkarteien durchgehen. Und auch noch die Privatsachen meines Therapeuten (wie z.B. Tasche und Jacke) durchwühlen.
.
Das ist echt krass! Wenn jemand wollte, könnte er sich da echt heikle Infos holen. Hm, finde ich auch extrem grenzwertig. Ich habe noch nie Patientenakten bei meinem gesehen. Nie. Fände das auch komisch.

Da ist die nicht ganz schalldichte Tür ja noch etwas ganz harmloseres, obwohl ich das auch als grenzwertig empfinde. Meinem Therapeut habe ich es letzte Woche gesagt und ich glaube, dass er auch etwas erschrocken war. Bei mir war es ja nicht seine Tür, sondern die Tür einer Kollegin auf dem gleichen Stock. Ist ja auch eine ganz kleine Praxis. Nur habe ich die Patientin vorher auch schon mal gesehen und genau so ein "intimes" Detail habe ich nicht hören wollen. Irgendwie beschäftigt mich das seitdem....
Meiner hat extra noch so einen Vorhang vor seiner Tür, sodass es etwas schalldichter ist. Von Patienten davor oder danach bei ihm habe ich noch nie was gehört geschweige denn gesehen. Die taktet er wohl so gut ein, damit man sich nicht in die Quere kommt. Finde ich auch gut und taktvoll.

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Alyssa
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 19:51

Prinzessin27 hat geschrieben:Das ist echt krass! Wenn jemand wollte, könnte er sich da echt heikle Infos holen.

ja, könnte man. Ich hab echt schon einige Male überlegt, ihm zu sagen, dass ich mir ein paar Rezeptvordrucke aus seiner Schublade eingesteckt habe, oder dass ich kurz mal seine Mails gelesen habe. Nicht, weil ich was böses will, nur um zu sehen, wie er darauf reagieren würde.
Prinzessin27 hat geschrieben:Hm, finde ich auch extrem grenzwertig. Ich habe noch nie Patientenakten bei meinem gesehen. Nie. Fände das auch komisch.

Naja, der arbeitet in einer Klinik, der hat einen Haufen Patienten, und sein Zimmer ist ein (chaotisches) Büro und Behandlungsraum in einem. Da liegt immer was rum. Ob nun Akten, oder Fachbücher, oder Textkopien, weil er einen Artikel schreibt. Oder private Einkäufe, zig Klamotten, Leergut und Knabberkram
Prinzessin27 hat geschrieben:Von Patienten davor oder danach bei ihm habe ich noch nie was gehört geschweige denn gesehen. Die taktet er wohl so gut ein, damit man sich nicht in die Quere kommt. Finde ich auch gut und taktvoll.

Mich stört es eher weniger, andere Patienten zu treffen. Ich unterhalte mich ja auch ab und an mit Stationsbewohnern, wenn ich früh da bin, und die mich schon ein paar Mal gesehen haben, weil sie für 6-8 Wochen da sind. Ich hab auch mal mit dem Patienten geredet, der vor mir dran war, schon raus aus dem Raum war, dann merkte, dass er was vergessen hatte, und daraufhin gefragt hatte, ob er eben nochmal kurz reinhuschen dürfte.

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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 21:55

Prinzessin27 hat geschrieben:Apropos Verschwiegenheit und kritische Inhalte. Mir ist letzte Woche etwas sehr unangenehmes passiert als ich auf meinen Therapeuten im Flur wartete. Die Therapiestunde bei seiner Kollegin war schon im Gange und ich hörte ganz klar und deutlich was die Patientin sagte (Selbstmord Gedanken).
Die Th. hat dir ja nichts erzählt. Du hast unfreiwillig gelauscht. Fällt somit nicht unter Verschwiegenheitspflichtverstoß des Th.

Du bist sowieso nicht an die Verschwiegenheit gebunden. Kannst somit jedem erzählen, was du gehört hast und wer es sagte.
Ich an deiner Stelle würde das aber nicht tun.
Liebe Grüße
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 22:03

Alyssa hat geschrieben: ja, könnte man. Ich hab echt schon einige Male überlegt, ihm zu sagen, dass ich mir ein paar Rezeptvordrucke aus seiner Schublade eingesteckt habe, oder dass ich kurz mal seine Mails gelesen habe. Nicht, weil ich was böses will, nur um zu sehen, wie er darauf reagieren würde.
Eine Reaktion des Th. könnte sein, das das Vertrauen des Th. zu dir hinüber ist , die Therapie und somit der Therapieerfolg darunter leidet.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Alyssa
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Beitrag Di., 07.03.2017, 00:23

Deswegen habe ich es ja auch nur gedacht, aber nicht gemacht
Vielleicht sag ich ihm das mal ganz am Ende, wenn es eh nicht mehr drauf ankommt, was er von mir hält.

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saffiatou
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Beitrag Di., 07.03.2017, 13:44

@ Alyssa,

wie ist das Empfinden von Dir, wenn Du weißt, daß andere die Aufzeichnungen Deines Theras von Dir lesen könnten? Es ist ja nicht nur so, daß nur Du es kannst, sondern auch alle anderen Patienten. Für mich wäre das ein No-Go!

Saffia
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lauli
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 09:50

Hallo

noch mal wegen dem "privat". Meine Thera im KH hat auch eine Privatpraxis, wo ich regelmäßig zu ihr hingene. Das muss ich natürlich auch privat bezahlen, bekomme aber einen Teil von der KK zurück.

Meine Bedenken sind dahingehend, ob sie auch von diesen Gesprächen berichtet, wenn ich wieder einmal stationär gehen muss. Das macht es für mich echt schwierig, offen mit ihr zu sprechen, etwas, das mir ohnehin sehr schwer fällt. Meist ist es so, das ich eine Thema "anschneide" und den Rest der STunde redet sie. Mir bleibt nur ab und zu ein ja, oder ein ich weiß.
Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an.

Sokrates

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lauli
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 10:00

zur Diskussion weiter oben. Ich finde auch, dass es absolut nicht geht, dass Patientenakten frei herumliegen. Entwerde muss die Tür verschlossen werde, oder der Kasten, wo die Akten drin sind. So kenne ich das auch von der Reha.
Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an.

Sokrates


Alyssa
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 13:59

saffiatou hat geschrieben:@ Alyssa,

wie ist das Empfinden von Dir, wenn Du weißt, daß andere die Aufzeichnungen Deines Theras von Dir lesen könnten? Es ist ja nicht nur so, daß nur Du es kannst, sondern auch alle anderen Patienten. Für mich wäre das ein No-Go!

Saffia
Da habe ich noch nicht drüber nachgedacht, weil mir der Gedanke einfach noch nicht gekommen ist. Ich hab das bisher nur aus meiner Perspektive gesehen.

Es gibt nur von den stationären Patienten Papierakten, weil da eben alles drin steht, was jeder im Klinikteam der Behandler (Arzt, Psychologe, Physio-, Ergotherapeut usw. etc.) so zu sagen hat.
Für die ambulanten ist alles im PC gespeichert, da die nur Kontakt zu diesem einen Therapeuten haben.
Ich hab auch noch nie mitbekommen, dass einer der Patienten, auf die ich bisher traf, ohne Aufforderung in das Zimmer meines Therapeuten ging bzw. sich im Zimmer aufhielt, wenn der Therapeut nicht da war. Die meisten bleiben eher schüchtern, ängstlich oder fast ehrfurchtsvoll vor der Tür stehen, bis sie reingeholt werden. Oder warten in der um die Ecke befindlichen Lobby/Vorraum.

Natürlich weiss ich nicht, was so abgeht, wenn ich nicht vor Ort bin.
Ich weiss auch nicht, ob andere die Akten auch so gut erspähen können wie ich, denn die anderen Patienten sitzen - laut Aussage meines Therapeuten - an einem anderen Platz als ich. Es gibt hinten im Raum eine Sitzgruppe mit Tisch für Patientengespräche, die wohl "normalerweiese" genutzt wird, die ich aber nie mochte und daher nicht nutze. Ich sitze auf einem alten wackeligen Stuhl schräg gegenüber von meinem Therapeuten mit Blick auf sein Reich, sprich Schreibstisch, PC, Aktenberge zu seinen Füssen.

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 23:06

lauli hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 09:50 Hallo

noch mal wegen dem "privat". Meine Thera im KH hat auch eine Privatpraxis, wo ich regelmäßig zu ihr hingene. Das muss ich natürlich auch privat bezahlen, bekomme aber einen Teil von der KK zurück.

Meine Bedenken sind dahingehend, ob sie auch von diesen Gesprächen berichtet, wenn ich wieder einmal stationär gehen muss. Das macht es für mich echt schwierig, offen mit ihr zu sprechen, etwas, das mir ohnehin sehr schwer fällt. Meist ist es so, das ich eine Thema "anschneide" und den Rest der STunde redet sie. Mir bleibt nur ab und zu ein ja, oder ein ich weiß.
Aha, deine Psychotherapeutin soll also ihr gesammeltes Wissen und verstehen über dich und deine Probleme in ihrem Hirn unter Verschluß halten, sobald Du stationär bist. Sie sollte also deiner Meinung nach ihre Kollegen im Team im Dunkeln tappen lassen, so das sie dir nicht helfen können.

Glaubst Du wirklich, das verantwortungsvolle Ärzte und Th. so arbeiten?
Liebe Grüße
Lockenkopf

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lauli
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 23:40

@ Lockenkopf

Sie soll natürlich nicht alles im Kopf haben (aber das hat sie nach er langen Zeit) und es ist mir auch klar, dass das Team bescheid wissen muss. Aber über meinen Zustand, nicht unbedingt über den INHALT unserer Gespräche. Mit meinem behalndelden Arzt spreche ich ja auch, auch er weiss über mich durch unsere Gespräche bestens bescheid. aber der Rest vom Team muss über die Inhalte nicht im Detail bescheid wissen.
Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an.

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 23:47

Deine Psychotherapeutin wird ihre Kollegen über deinen Zustand informieren, wenn sie das für nötig hält, nicht über alle Details, aber möglicherweise über einige entscheidende Details, welche aufschlußreich sind.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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