Therapeutische Schweigepflicht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Montana
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Beitrag Di., 19.12.2023, 00:09

diesoderdas hat geschrieben: Mo., 18.12.2023, 23:55 Die Datenschutzerklärung klingt im Grunde so, als gäbe es dann überhaupt keinen Datenschutz mehr.
So wird es oft verstanden und umgesetzt. Die Praxis läuft wie gehabt, die DSGVO bedeutet nur, dass Patienten zwingend ein Formular zu unterschreiben haben, um das Gebaren der Praxis zu legitimieren.

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Louna
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Beitrag Di., 19.12.2023, 11:43

Ich unterschreibe beim Hausarzt, Fachärzten oder Psychotherapeuten garnix. Ich nehme solchen Schriebs immer mit nach Hause, lese es in Ruhe durch und entscheide dann ob ich das unterschreibe oder nicht.
Mal so zwischen Tür und Angel was unterschreiben mache ich nicht. Ich muss das verstehen was ich unterschreibe und wenn ich das nicht tue, kommt auch keine Unterschrift.

Auch bei meiner Therapeutin die ich jahrelang kenne und die mich kennt, unterschreibe ich keinen Antrag ohne genau zu wissen was das ist. Ich nehme das immer mit und forsche nach und frage natürlich auch.

Wenn mich ein Arzt oder Therapeut deswegen ablehnt, dann wars das. Dann begebe ich mich erneut auf die Suche.

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diesoderdas
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Beitrag Di., 19.12.2023, 12:18

Louna hat geschrieben: Di., 19.12.2023, 11:43 Wenn mich ein Arzt oder Therapeut deswegen ablehnt, dann wars das. Dann begebe ich mich erneut auf die Suche.
Es passiert bestimmt nicht ganz selten, dass die dann ungehalten reagieren, oder?

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Louna
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Beiträge: 626

Beitrag Di., 19.12.2023, 12:44

Bisher habe ich da keine schlechten Erfahrungen gemacht. 😃 es war oft Verwunderung von den Schwestern aber es war Ok. Dafür bin ich auch sehr dankbar.

Nur einmal bei einer Fachärztin wurde ich abgelehnt, weil ich nichts unterschrieben hab.
Ich glaube dass es sicher vielen Menschen so geht, nur leider trauen es sich die Wenigsten.
Nur Mut.

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Leyndin
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Beitrag Di., 19.12.2023, 12:57

Zeit geben, genau Lesen und verstehen lassen ist definitiv wichtig. Es ist aber auch so, dass es sein kann, dass man auf vieles verzichten muss, wenn man all zu sehr etwas anderes fordert.

Beispiel Krankentaggeldversicherung, die fordern eine recht umfangreiche Datenfreigabe im Leistungsfall (bezogen auf den Fall) - wer nicht unterschreibt erhält keine Leistungen, also keine Lohnfortzahlung. Das kann man blöd finden, ist aber trotzdem so.

Und überall dort wo umständlichere Wege durch fehlende Freigaben nötig werden, die einem niemand bezahlt, für die niemand Zeit hat - solang es genug andere Arbeit gibt, müssen dann diejenigen, die das nicht wollen eben auf Leistungen verzichten.
„Man könnte ja nachfragen nötigenfalls“ bedeutet in vielen Fällen, dass man eben wieder Kontakt aufnehmen muss, auf Rückantwort warten muss, wieder abstimmen - Zeit die keiner hat, weil sie nirgends vergütet wird. Und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist so wichtig, wertvoll und wichtig - je komplexer krank, umso mehr.

Es ist heikel alles, klar. Aber es geht sicher nicht komplett ohne Freigaben.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 19.12.2023, 13:22

ja, es mag sein dass Dinge dadurch etwas aufwändiger und komplizierter werden. Das ist aber nicht mein Problem.
Es kann nicht sein dass die Konsequenz in ganz normalen Arztpraxen lautet "unterschreiben Sie mal einfach unbesehen alles, das passt schon".
Nein, es passt eben nicht. Und aus genau dem Grund werde ich auch der elektronischen Patientenakte widersprechen. Es muss echt nicht jeder Arzt und jede Mitarbeiterin von meiner Therapie wissen, z.B.

Und ja klar, für bestimmte Zusatzversicherungen muss man Informationen frei geben. Aber nicht für jede Standardbehandlung

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Leyndin
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Beitrag Di., 19.12.2023, 13:45

Je nach dem ist dann aber auch nicht das Problem der Praxen, dass du das nicht willst. Dann eben woanders. Wer das ändern will, sollte in die Politik gehen…
Wenn ich bei meiner Arbeit zB für jede Rücksprache mit den anderen Therapeuten meiner Klienten ein separates Einverständnis holen müsste - prost Nägeli. Da bräuchte ich ja eine Assistenz, die sich nur darum kümmert. Wenn eine gesetzliche Vertretung das nicht will, dann müssen sie sich selbst um jede einzelne Koordination kümmern - kaum jemand hat die Zeit dafür, einen komplex kranken/beeinträchtigen Menschen zu managen ist ein Vollzeitjob. Und was passiert bzgl Versorgungsqualität wenn das Behandlungsteam nicht miteinander spricht ist in den meisten Fällen nichts gutes.

Freigaben sind idR fallbezogen, weshalb sie auch immer wieder neu anfallen. Den Orthopäden wird die Psychotherapie kaum interessieren, und, was dazukommt, es geht seltenst um Inhalte. Mehr um das überhaupt und ist die Massnahme weiter sinnvoll.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 19.12.2023, 15:48

nun, da bin ich komplett anderer Meinung. Sowas kann und darf nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden, schon gar nicht mit dummen Sprüchen oder der Forderung Dinge ganz schnell und pauschal und unbesehen zu unterschreiben.
Und ich kenne die Vorurteile die psychisch Kranken entgegenschlagen.
Das interessiert den Orthopäden nicht? Na, dann ist es ja gut. Läuft aber leider oft genug andersrum und der Arzt denk "ach Psychotante, übertreibt, muss man gar nicht genau hinschauen" und schiebt alles auf die Psychoschiene. Genau DAS akzeptiere ich so gar nicht

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saffiatou
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Beitrag Di., 19.12.2023, 16:02

Ganz genau, chrysokoll! Wir müssen doch die Kontrolle über unsere Daten haben und halten können. Vor allem, da wir doch noch gar nicht absehen, wie und wohin sich das alles entwickelt. So muss ich mir immer einen Überblick verschaffen, bei wem ich was alles unterzeichnet habe. Aber im Falle einer „Verweigerung“ dass Daten weitergegeben werden dürfen — ohne mich zu kontaktieren, brauche ich es nicht, da alles über mich läuft. Ich fürchte viele machen sich keine Gedanken über die Kostbarkeit der Daten, denn dass sind sie und sicher aufgehoben , nun ganz und gar nicht.
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JuleD
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Beitrag Di., 19.12.2023, 16:07

Ist doch der feuchte Traum eines Klabauterbachs und Co, den gläsernen Patienten zu haben, damit man schön weiter alles verwenden kann.

Sowas wird uns so dermassen auf die Füsse fallen. Diskriminierung, Ausgrenzung, keine Behandlung weil man ja "selber Schuld ist", Pharma freut sich

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chrysokoll
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Beitrag Di., 19.12.2023, 16:14

Eben, und ich werde auch einem elektronischen Rezept nicht zustimmen. Ich lade mir doch keine extra App auf mein Handy, damit alles übewacht werden kann. Das dürfen die mir hübsch weiter ausdrucken und damit gehe ich in die Apotheke. Ich bin doch nicht irre. (Also eigentlich schon, in gewisser Weise, aber nicht so *ggg)

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saffiatou
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Beitrag Di., 19.12.2023, 16:42

So habe ich es auch geplant…
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Leyndin
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Beitrag Di., 19.12.2023, 17:59

Das mit der Angst vor Überwachung scheint mir etwas sehr deutsches zu sein. Von unbesehen und unbedacht war zwar nicht die Rede bei meinem Einwand, nur, dass man eben auch einsehen muss, dass es ohne gewisse Zugeständnisse von beiden Seiten her nicht geht.

In Skandinavien läuft zb vieles in Sachen Rezepten über die Personennummer. Die gleiche Personennummer, die man auch für alles andere mögliche gebraucht. Ohne Personennummer kann man kaum am öffentlichen und administrativen Leben teilhaben.

Und das Ding mit „nicht auf dem Rücken der Patienten“ - am Ende des Tages ist auch ein helfender Beruf ein Broterwerb. Viele Menschen in helfenden Berufen gehen genau daran kaputt, dass sie eben die Krankheiten des Systems versuchen selbst zu kompensieren. Das funktioniert aber auch nicht. Das System selbst muss so sein, dass die Balance gefunden werden kann - das ist jedoch sehr komplex.

In produzierenden oder anderen, dienstleistenden Branchen sagt auch niemand „oh, die Reparatur muss aber gratis sein, das ist sonst ja zulasten des Kunden.“ Im Gesundheitssystem und auch im Bildungssystem aber schon, schliesslich geht es ja um * notwendiges *

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saffiatou
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Beitrag Di., 19.12.2023, 18:46

Nur weil es in anderen Ländern anders ist, muss es nicht gleich auch gut so sein. Ich habe deutsche und skandinavische Freunde, die in Schweden und Norwegen leben und sie preisen unser System, nicht nur das Gesundheitssystem, sondern im Allgemeinen. Ich bin sehr vorsichtig mit meinen Daten, kein WhatsApp etc. Keine voreilige Schweigepflichtsentbinung. Wenn ein Arzt etc das nicht mag. Ok, es gibt andere.
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chrysokoll
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Beitrag Di., 19.12.2023, 19:06

Leyndin hat geschrieben: Di., 19.12.2023, 17:59
Und das Ding mit „nicht auf dem Rücken der Patienten“ - am Ende des Tages ist auch ein helfender Beruf ein Broterwerb. Viele Menschen in helfenden Berufen gehen genau daran kaputt, dass sie eben die Krankheiten des Systems versuchen selbst zu kompensieren. Das funktioniert aber auch nicht. Das System selbst muss so sein, dass die Balance gefunden werden kann - das ist jedoch sehr komplex.

In produzierenden oder anderen, dienstleistenden Branchen sagt auch niemand „oh, die Reparatur muss aber gratis sein, das ist sonst ja zulasten des Kunden.“ Im Gesundheitssystem und auch im Bildungssystem aber schon, schliesslich geht es ja um * notwendiges *
du wirst da mehrere Dinge durcheinander und in einen Korb, die nichts miteinander zu tun haben, finde ich.
Klar, die helfenden Berufe haben mehrere Probleme, Personalmangel, schlechte Bezahlung etc.
Auch viel verlangte Aufopferung.
Das hat jetzt aber rein gar nichts mit Datensammelwut und blinder Datenfreigabe zu tun. Ich mach das halt nicht, schon gar nicht unbesehen.
Und wer spricht bitte von "kostenlos" ??
Also ich zahle relativ hohe Krankenversicherungsbeiträge, diverse Zuzahlungen sind zu leisten bei Medikamenten, bei Physio. So einiges ist mit hoher Selbstbeteiligung versehen, etwa Brillen, Zahnarztbehandlungen etc. Kostenlos ist da gar nix und ich verlange auch von niemand dass er oder sie ehrenamtlich da arbeitet. Aber ein "Kompromiss" sieht ganz sicher nicht so aus dass ich blind meine Daten frei gebe weil es für jemand bequemer ist oder ein Minister das grade so meint. Ebensowenig kommt mir irgendeine solche App auf mein Handy.

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