Freundschaft mit Therapeutin möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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yamaha1234
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Freundschaft mit Therapeutin möglich?

Beitrag Do., 17.01.2013, 09:13

Neulich dachte ich darüber nach wie die therapeutische Beziehung wohl aus Sicht des Therapeuten wahrgenommen wird. Pauschal gibt es darauf sicher keine Antwort, da es auf Sympathien, Therapiedauer, individuelle Einstellung zum Patienten und sicher noch auf eine Menge anderer Faktoren ankommt.
Trotzdem finde ich diese Art von "Beziehung" an mancher Stelle sehr seltsam. Beispielsweise sind die Rollen sozusagen ja klar verteilt, wenn der Patient die Therapie beenden möchte, hat der Thera eigentlich keine andere Möglichkeit als dies zu akzeptieren. Auch die Frequenz wird zumindest in meinem Fall ganz allein von mir reguliert. Will ich wöchentliche Termine- kein Problem, monatliche - kein Problem, Therapiepause -kein Problem. Wie reguliert ein Thera da seine eigenen emotionalen Bedürfnisse? Wenn die Therapie mehrere Jahre dauert, ist dies sicher auch für den Thera ein Prozess, denn vielleicht hat man im Laufe der Jahre ja auch im zwischenmenschlichen Bereich Gefühle für den Patienten entwickelt.
Meine Thera meinte neulich, dass sie konkret mein Feedback auf eine Situation zwischen uns verletzt hätte (ich fühlte mich unachtsam behandelt, allein gelassen und konfrontierte sie damit), es ging dabei nicht so sehr um mein Gefühl, denn sie stimmte mir letztendlich zu und entschuldigte sich für ihr Verhalten, es ging mehr um die "Art" wie ich es kommunizierte, sie meinte, dass ich manchmal eine recht gewaltvolle Sprache hätte und sie neben den ganzen therapeutischen auch sehr fürsorgliche Gefühle für mich hätte und es sie deshalb verletzte.
Tja, und ich hab so langsam tatsächlich das Gefühl, dass ich hauptsächlich nur noch in die Therapie gehe um sozusagen unseren Kontakt zu spüren. Es gibt konkret keine Themen an denen ich "arbeite", es gibt eigentlich keinen Therapiebedarf oder anders ausgedrückt, sie wird langsam zum einzigen Grund weshalb ich die Therapie noch mache. Ich glaube es ist dieses Gefühl von Achtsamkeit und Interesse das ich so sehr schätze in meiner Therapie. Aber wie soll es weitergehen? Eine natürliche Grenze haben wir nicht, da ich die Sitzungen sowieso privat bezahle.
Im Detail möchte ich das ohnehin mit ihr ansprechen, also bitte keine "sprich mit ihr darüber" Ratschläge, denn das werde ich ohnehin machen. Ich würde mich über Beiträge von Usern freuen, die eine ähnliche Situation schon einmal hatten, oder sich ähnliche Fragen stellen, vielleicht um auch nochmals andere Aspekte zu sehen.

yamaha1234

EDIT: Threadtitel geaendert von "Therapeutische Beziehung aus Therapeutensicht". Goldbeere

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 17.01.2013, 09:22

Liebe Yamaha,

so wie du es beschreibst war es bei mir auch - fast;
denn mit zunehmender Therapiedauer wurde es für mich immer schwerer für mich auf meine Themen einzugehen bzw. hab ich teilweise überhaupt meine Themen vergessen; war wirklich so.
Ich war so fixiert auf meine Therapeutin, da war kein Platz für etwas anderes.
Jetzt könnte man sagen, genau das hätte Thema werden sollen/können
da hättest du dran wachsen und reifen können adw
aber ich konnte NICHT.
Mein Weg war: gehen!

Aber in der Tat: hätte ich es nochmal zu tun, ich würde versuchen zu reden.

LG ADW
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Traurige Seele
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Beitrag Do., 17.01.2013, 09:28

Ich kenne meine Thera jetzt inzwischen seit 4 1/2 Jahre und ich habe mir diese Frage natürlich auch schon oft gestellt in letzter Zeit. Ich frage mich auch oft gerade wenn so eine therapeutische lange Beziehung besteht wie die Therapeuten selbst mit den schlimmen Sachen die wir erzählen umgehen, wie sie es schaffen sich da abzugrenzen. Meine Thera grüsst mich auch ganz freundlich wenn ich ihr privat schon mal begegnet bin. Hab ja gehört da muss es auch Therapeuten geben die dann so tun als kennen sie einen nicht, das wäre für mich auch sehr befremdlich.
Also ich glaube dass es auch für die Theras manchmal nicht leicht ist in ihrem Job damit umzugehen, gerade bei den Patienten die sie sehr lange betreuen.

Rat kann ich Dir zu Deiner Situation leider keinen geben. Eher so als Leidensgenossin.

Aber jetzt dazu, wenn es Di persönlich nicht viel bringt da mehr hinzugehen wäre vielleicht ein Ende der Therapie angebracht oder zumindest mal ne längere Pause. Also meine Thera hatte jetzt 1 1/2 Jahre Ruhe vor mir weil es mir gut ging und jetzt hat sie mich leider wieder an der Backe. Aber es tut gut einfach mal so ne Zeit ohne Therapie zu sein und zu schauen wie man seinen Alttag allein geregelt bekommt.

LG TS
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yamaha1234
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Beitrag Do., 17.01.2013, 09:30

Liebe ADW,

Ging es bei dir um die "Angst vor Zurückweisung"? Die dich letztendlich gehen ließ? Ich dachte schon darüber nach, ob pauschal alle Therapien die über 2 Jahre dauern gewissermaßen unethisch sind, fühltest du dich irgendwie emotional verstrickt?

Für mich ist das Ganze zwar nicht so dramatisch, aber ich kann diese Beziehung irgendwie nicht mehr richtig greifen. Ich weiß nicht, was ich da mache, warum ich da überhaupt sitze. Es fühlt sich an wie ein Besuch bei einer Freundin, einem Besuch bei einem wichtigen Menschen, dem man am Ende die Scheine in die Hand drückt. Aber soll das Therapie sein? Und ich frage mich, wie sie das selbst gebacken bekommt.

LG

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yamaha1234
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Beitrag Do., 17.01.2013, 09:32

Traurige Seele hat geschrieben:
Aber jetzt dazu, wenn es Di persönlich nicht viel bringt da mehr hinzugehen wäre vielleicht ein Ende der Therapie angebracht oder zumindest mal ne längere Pause. Also meine Thera hatte jetzt 1 1/2 Jahre Ruhe vor mir weil es mir gut ging und jetzt hat sie mich leider wieder an der Backe. Aber es tut gut einfach mal so ne Zeit ohne Therapie zu sein und zu schauen wie man seinen Alttag allein geregelt bekommt.

LG TS
längere Pausen hatte ich auch, es ist auch nicht so, dass ich meinen Alltag nicht gebacken bekommen würde, im Gegenteil ich habe eigentlich nicht das Gefühl von asynchroner Beziehung und irgendwie dann doch wieder....

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 17.01.2013, 09:34

Ja, ich fühlte mich emotional sehr verstrickt
richtig verwickelt und wirklich auf ungesunde Weise abhängig.
Ich habe wie du auch über lange Phasen selbst bezahlt
und sie hätte die Therapie von sich aus auch nie beendet.
Wir hätten ein "natürliches" Ende haben können
durch meinen bevorstehenden Wegzug
aber das wäre die verlogenste Sache der Welt geworden
wollte ich nicht
ICH wollte mich positionieren
was ich auch getan habe.

Worum geht es dir genau?

LG ADW
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yamaha1234
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Beitrag Do., 17.01.2013, 10:12

@ADW eigentlich würde ich gerne wissen wie sie das sieht. Aber das wäre hier sicher nur spekulativ, außer es gibt hier Hellseher

Wie hast du euer Ende denn sozusagen eingeleitet? Wusste Sie um deine Gefühle? Konntest du mir ihr darüber sprechen? Und wie geht es dir damit heute?

LG

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CrazyChild
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Beitrag Do., 17.01.2013, 10:28

Vielleicht bin ich jetzt die Spaßbremse und vielleicht liegt es auch daran weil ich meine Thera so gern habe und ich mit dieser nötigen Balance zur therapeutischen Beziehung schlecht zurecht komme.

Ich bin mir SICHER – daß wir alle, die wir uns hier Gedanken um eventl. Gefühle unserer Theras uns gegenüber machen ziemlich überreagieren und Dinge hineininterpretieren die völliger Quatsch sind.

Daß in einer Therapie Sympathie füreinander vorhanden sein muß, keine Frage. Aber mehr ist es nicht. Von therapeutenseite her. Vergesst das. Und da bin ich GANZ sicher.

Denn wie soll denn das auch gehen, die Theras haben so viele Patienten und alle wollen gemocht werden. Völliger Blödsinn. Es ist Sympathie auf therapeutischer Ebene. Und es ist in gewisser Weise auch eine therapeutische Strategie. iUnd wer die Stunden selbst zahlt, umso besser für den Thera (…mache ich auch…). Von uns leben die Theras.

Daß so eine Therapie nicht beendet wird, würde ich als Thera ehrlich gesagt auch nicht machen. Und wenn ein Patient nicht mehr kommt, dann findet der Thera das im Moment schon schade, aber das ist auch alles. Ähnlich wie wenn bei einem selbst ein netter Arbeitskollege geht. Das findet man dann auch schade, aber nach ein paar Tagen ist der dann auch vergessen.

Wie sagte meine Thera vor einiger Zeit, eine Therapie ist nur eine Dienstleistung, nicht mehr und nicht weniger. Und sie würde NIE einem Patienten hinterherrennen. Alles was der Patient tut und will respektiert sie. Und wenn er wech ist ist er wech....dann ist das so. Ende.


Sorry wenn das sehr kritisch ist.

CrazyChild
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Beitrag Do., 17.01.2013, 10:52

Der Knackpunkt ist der:
wenn man genau das, was du schreibst crazy, nicht mehr auseinanderhalten kann.
Ich konnte das z.B. nicht.
Von meiner Persönlichkeit her aber auch von der Persönlichkeit meiner Therapeutin her.
Im nachhinein seh ichs wieder und...ich finds gut.
Sie hat mit meinen Gefühlen gearbeitet
aber es waren eben MEINE Gefühle
nicht ihre
auch wenn ich das nicht mehr oder nur sehr schwer und punktuell trennen konnte
und ich auch weiss, dass es auch nicht wirklich ihre Stärke war.
Letztlich war es wirklich eine Dienstleistung, Arbeit aber genau DAS hilft mir jetzt.
Es ist nicht furchtbar und schrecklich und: es gibt ein Leben NACH der Therapie
und gar kein schlechtes.
Die Beziehung ist ja nicht weniger wertvoll weil sie im Rahmen eine Dienstleistung gelebt wurde.
Aber ich kenne mich gut genug und weiss: in einer anderen Therapie würde es mir wieder so ergehen, weil meine Psyche nämlich auch nicht sie als Menschen meinte...weil sie im Grunde austauschbar ist...
ich würde wieder solche Gefühle entwickeln, würde es nach einiger Zeit wieder nicht wahrnehmen und unterscheiden können...
aber ich würds nochmal wagen aber dann, dann würd ichs thematisieren
so lange bis es mir zu den Ohren rauss kommt.

LG ADW
Zuletzt geändert von **AufdemWeg** am Do., 17.01.2013, 10:55, insgesamt 1-mal geändert.
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yamaha1234
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Beitrag Do., 17.01.2013, 10:54

CrazyChild hat geschrieben:
Wie sagte meine Thera vor einiger Zeit, eine Therapie ist nur eine Dienstleistung, nicht mehr und nicht weniger. Und sie würde NIE einem Patienten hinterherrennen. Alles was der Patient tut und will respektiert sie. Und wenn er wech ist ist er wech....dann ist das so. Ende.


Sorry wenn das sehr kritisch ist.

CrazyChild

Kein problem, das ist eine Sichtweise, die sicher neben meiner stehen darf. Ich sehe das anders, und habe mit meiner Thera bisher auch andere Erfahrungen gemacht.

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Beitrag Do., 17.01.2013, 10:57

**AufdemWeg** hat geschrieben:Der Knackpunkt ist der:
wenn man genau das, was du schreibst crazy, nicht mehr auseinanderhalten kann.
Ich konnte das z.B. nicht.
Von meiner Persönlichkeit her aber auch von der Persönlichkeit meiner Therapeutin her.
Im nachhinein seh ichs wieder und...ich finds gut.


LG ADW
Ja klar, aber bist du nicht sehr im Interpretationsmodus? Woher willst du wissen was wirklich ihre Gefühle waren, und was deine waren, oder hast du mit ihr darüber gesprochen?.....sorry, für mich klingt das nach "Angst vor Zurückweisung" und deshalb den einfacheren Weg gehen und gar nichts sagen, Therapie beenden und im nachhinein als "Dienstleistung" kleinreden....

das möchte ich für mich nicht.

LG

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Beitrag Do., 17.01.2013, 11:00

Ich habe nur das was der Gutachter schrieb und das was ich von ihr wahrgenommen habe.
Meine eigenen Gefühle kommen dazu.
Zurückweisen konnte dieser Kühlschrank auf der einen Seite ganz hervorragend und auf der anderen Seite war sie darin die totale Nullnummer.
Warum ist eine Dienstleistung in deinen Augen etwas kleines/schlechtes?

Aber wenn du weisst
was du für dich möchtest
dann ist das doch schon mal super.
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Beitrag Do., 17.01.2013, 11:05

JA, was ich mir wünsche weiß ich, es hapert aber noch an der Umsetzung Ich glaube an eine Dienstleistung deshalb nicht, weil wir emotional verbunden sind, ich glaube an eine Freundschaft nicht, weil ich ihr jedesmal Scheine nach dem Gespräch in die Hand drücke.....es ist kompliziert.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 17.01.2013, 11:06

was wünschst du dir denn?
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yamaha1234
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Beitrag Do., 17.01.2013, 11:11

dass Sie in meinem Leben bleibt, auch wenn ich die Therapie beende. Dass wir eine andere Form finden und uns anders begegnen. Ich kann ihr das aber erst sagen, wenn ich zu 100% sicher bin, dass ich sie nie wieder im Leben als Therapeutin brauche, und ich weiß das leider immer noch nicht sicher. Ich habe das Gefühl, als ob ein winziges Stückchen noch fehlen würde, aber diese Gefühl habe ich schon seit Monaten. Dennoch nehme ich schon eine Art Entwicklung wahr, ich werde mit der Situation immer unzufriedener, aber wie gesagt, mir fehlt noch das letzte Quentchen....Mut, vielleicht.

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