Geschenke an jugendliche KlientInnen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MelinaEbbner
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 7

Geschenke an jugendliche KlientInnen?

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:18

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich hier angemeldet um mal bei den "Patienten" um deren Meinung zu fragen. Ich bin Kinder- und Jugendpsychologin und habe vor ca 6 Monaten eine eigene Praxis eröffnet. Der Anlauf ist, bei der kurzen Beständigkeit meiner Praxis, in einem guten Rahmen. Seit ich die Praxis eröffnet habe bekommt jeder Patient nach der Therapiestunde ein kleines Geschenk. Es ist nichts großes, ähnlich diesen hier. Die Therapien sind mitunter auch anstrengend für die Kinder und ich habe für mich festgestellt, dass das "durchhalten" so für meine Patienten einfacher ist. Jedenfalls hat sich deswegen nun eine Mutter beschwert. Sie möchte nicht, dass ihr Kind "objektgesteuert" wird. Sie erwähnte auch, dass dies wohl mehreren Eltern aufstößt. Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Ich belohne nur die gute Zusammenarbeit und das Durchhaltevermögen. Nun wollte ich einfach mal bei eventuell Betroffenen fragen wie ihr das so seht. Seht ihr das ähnlich wie die Eltern oder ist das in euren Augen eine Lapalie? Für eure Antworten und Meinungen bin ich euch schonmal dankbar, ich zweifle nämlich schon fast an meinen Methoden

Grüße

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Kinder- und Jugendpsychologin, Frage an Patienten" auf obige präzisiert)

Werbung

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:25

Eltern können da echt schräg sein. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, weil ich früher auch mit Vorschulkindern (Sprachkurse) gearbeitet habe. Da hatten die Eltern oft gesundheitliche Bedenken, wenn ich mal Süßigkeiten gegeben habe.

Aber auch jetzt in der Schule ist das ein sehr beliebtes Mittel, um die Kinder zu belohnen. Selbst die Jugendlichen blühen da oft auf (ist immer voll lustig zu sehen), wenn sie ne Belohnung in Form von Süßigkeiten oder Sonstigem bekommen. Ich glaube, die Krux ist halt immer immaterielle Verstärker mit materiellen abzuwechseln. Aber das werden Sie ja in der Therapie ohnehin tun, indem sie loben und für Erfolgserlebnisse sorgen.

Aber auch das ist ein Zeichen der Zeit (wir diskutieren da gerade in einem anderen Thread über die Thesen Winterhoffs), dass sich da früher Eltern vermutlich überhaupt noch nicht aufgeregt hätten, geschweige denn Bedenken wegen "Objektgesteuertsein" gehabt hätten. Tja, ich sag da jetzt mal lieber nix mehr dazu.

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:35

Also wegen den Süßigkeiten muss ich schnell etwas ergänzen: Als ich 9 war, bekam ich von meiner Mutter etwas Taschengeld, das erste Mal. In größter Freude kaufte ich gleich für meine ganze Klasse Süßigkeiten, die ich auf dem Pausenhof verteile, sogar meine "Feinde" bekamen etwas. Der Tag war wie Geburtstag und Weihnachten zusammen - bis meine Lehrerin mich zurechtwies und ein großes Trara daraus machte. Sogar meine Mutter wurde herzitiert, denn es seien nur Äpfel und gesunde Dinge erlaubt in der Schule. Das ist auch heute so in unserer Gegend. Find ich auch sinnvoll, denn Süßigkeiten sind nun mal ungesund. Da würde ich schon auf gesunde Alternativen ausweichen und möglichst kein Essen, da die Eltern teilweise eigene Regeln haben, was das Essen ihrer Kinder betrifft. (Meine Schwester z. B. ist da sehr streng.)

Eine solche schöne Blume hätte mir als Kind sicher gefallen und meine Eltern wären sicher auch nicht dagegen gewesen, aber vielleicht denken manche Eltern weiter, z. B. an das heutige Konsumverhalten der Kinder. Meine kleine Nichte z. B. ist diesbezüglich so verwöhnt, dass ich versuche, mit ihr mehr etwas Eigenes zu basteln und die Kreativität zu fördern. Ihre Eltern, die ihr schon genug kaufen, weil sie nicht Nein sagen können, möchten auch nicht, dass die Kleine noch durch Tante und Großmutter zusätzlich überhäuft wird mit Geschenken, da sie ja jetzt gemerkt haben, wie negativ sich das auswirkt.

Ich denke, diese Eltern werden ähnliche Probleme haben. - Es gehört zu der heutigen Gesellschaft. Man muss sich nur die Einkaufszentren ansehen und wie die Kids auf die Spielsachen losstürmen.
Zuletzt geändert von (e) am Mo., 06.01.2014, 19:39, insgesamt 3-mal geändert.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2252

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:36

Ich kann verstehen, dass nicht alle Eltern davon begeistert sind, dass die Kinder nach jeder (!) Stunde ein Geschenk erhalten. Es wirkt ein wenig wie Bestechung oder Anbiederung (gerade bei einer neuen Praxis), so klein die Geschenke auch sind. Ich würde das Schenken auf besondere Situationen beschränken - z.B. wenn ein bestimmtes Therapieziel erreicht wurde - und nicht wie eine Werbeaktion gewohnheitsmäßig praktizieren. Irgendwann nutzt sich der Effekt ja auch ab. Es sollte auch andere Möglichkeiten geben, die Kinder zur Therapie zu bewegen, z.B. eine gute therapeutische Beziehung.

Werbung

Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:38

Hallo MelinaEbbner
ist denn üblich, dass die Eltern sich untereinander kennen? Ich bekomme auch nach fast jeder Stunde ein Geschenk, allerdings eine Tüte Gummibärchen klein.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4509

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:39

Ist es denn jedes Mal notwendig ? Ich kann mich erinnern beim Kinderarzt usw. auch nach der Behandlung mal irgend ein Mini-Spielzeug bekommen zu haben, bei Kindertherapeuten nicht, finde das aber auch nicht dramatisch wenn da mal einer einen Schlüsselanhänger bekommt.

Was ich mich ernsthaft frage ist woher sich die Eltern denn untereinander kennen ?
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

Fanja
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 36
Beiträge: 49

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:45

Ich sehe das genauso - jede Stunde ist einfach zuviel. Das würde ich auch nicht so gerne sehen. Kinder sind dankbar für Zuwendung, die sollte im Vordergrund stehen. Wenn es unbedingt etwas sein muss, dann reicht doch ein Gummibärchen.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24304

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:47

Ich kenne es (als Kind) vom Zahnarzt so. Nur hatte ich da natürlich nicht wöchentliche Termine.

Kann man nicht die Eltern vorher fragen, wie sie das haben wollen? Sie müssen der Behandlung als Erziehungsberechtigte ja normal ohnehin einwilligen.

Dass es keinen einheitlichen Konsens unter allen Eltern geben wird, halte ich für normal.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:48

Was mir übrigens auch noch einfällt. Ich muss ja im Moment zur Logopädin wegen einer Stimmstörung und natürlich sind die anderen Patienten auch viel kleiner als ich . Ich bekomme da immer die Enden mit und die Kids dürfen sich immer so ein Hariboteil aussuchen. Die lieben das. Ich find das nicht tragisch. Beim Zahnarzt ist es übrigens genauso, nur dass man da selbstverständlich nichts Süßen kriegt.

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:52

Liebe Melina

Ich schlage vor, dass Du es so machst wie ich mit meiner kleinen Nichte, die wirklich sehr verwöhnt ist und jedes Mal, wenn sie mich erblickt, ein Geschenk haben will. Ich hab süße Schildkrötenplüschtiere gekauft, mit denen sie kuscheln kann, aber - und das ist jetzt wichtig - sie darf sie nicht mitnehmen, es gehören ihr auch nicht alle Plüschtiere, ein paar, aber gerade die Schildkröten nicht, damit sie sieht, dass diese zu mir gehören. Sie schätzt diese Plüschtiere umso mehr, weil sie zu ihrer Tante (mir) gehören. Es sind eben nicht die üblichen Spielsachen, die sie nach 2 Minuten irgendwo in die Ecke wirft. Gerade weil ich ihr diese vorenthalte und sie nur damit spielen darf, sie aber nicht als ihren Besitz erlebt, den sie einfach so herumschmeißen kann.

So könntest Du den Kindern eine solche Blume über die Stunde geben, sie aber nicht mitgeben. Am besten stickst Du noch ihren Namen drauf, damit sie sehen, dass sie zu ihnen gehören und nicht unter den anderen verlorengehen. So ähnlich wird es ja auch mit den Hausschuhen in der Schule gemacht.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Benutzeravatar

Fanja
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 36
Beiträge: 49

Beitrag Mo., 06.01.2014, 19:55

Gut Idee!Und am Ende der Therapie könnten sie die Blume mit heimnehmen.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 06.01.2014, 20:01

Ich würde nicht wollen, dass meine Kinder solche Geschenke bekommen. Ich sehe keinen Sinn darin, denn ich kenne das auch von diversen Kinderärzten, die man aber - wie jemand sagte - ohnehin seltener konsultiert. Das sind Staubfänger, Plastikschrott (sorry), es sei denn, du kaufst Ostheimer-Figuren... So was wird nicht großartig von den Kindern beachtet (es sei denn, es handelt sich um etwas Persönliches, das aber mit Sicherheit auch nicht regelmäßig überreicht werden sollte). Was geht, sind Süßigkeiten (auch das muss erfragt werden), weil die sich verbrauchen lassen. Oder Aufkleber (weil die keinen Platz wegnehmen).

Ja, eine Therapiestunde mag anstrengend sein, aber sie wird auch dem Kind bzw. Jugendlichen etwas geben - ansonsten würde man das ja niemandem zumuten. Ich denke, du traust dir und deinen Fähigkeiten, als Therapeutin zu genügen, vielleicht zu wenig zu.

Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag Mo., 06.01.2014, 20:02

ich habe das nicht so gelesen, dass die Kinder immer ein Geschenk bekommen, sondern das jedes Kind ,was zum ersten Mal da ist, ein Geschenk nach der Stunde erhält.

Was mir nur einfällt. Vielleicht OT, aber ich erwähne es.

Vielleicht war die Mutter eifersüchtig. Das passiert wirklich in der Kindertherapie sehr häufig. Ich gehe davon aus, dass sie sich auch öfter bei dir beschweren wird. Ich kenne das aus dem stationären Bereich zumindestens so, gerade dann, wenn die Therapeuten eine bessere Bindung/ einen besseren Zugang zu dem Kind bekommen, als die eigene Mutter.
Vermutlich muss man sich dann auch über einen kleinen Schlüsselanhänger aufregen.
Sowas kann Mütter schon schmerzen, eigentlich hab ich das schon in der kurzen Zeit in der Theorie so gelernt.

Aber das war jetzt nur ein Gedanke von mir...


Nachtrag: Das war das Erste, was ich gleich lernen musste in der Zusammenarbeit mit psychisch kranken Eltern und auch psychisch kranken Kindern.
Es ist ja naheliegend ( nicht immer) das die Kinder es u.a in den Elternhäusern nicht so leicht haben und demnach die Elternarbeit meist schwieriger ist, als die Arbeit mit dem Kind selbst.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

Benutzeravatar

Traurige Seele
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 610

Beitrag Mo., 06.01.2014, 20:11

Hallo,

also ich habe selbst Kinder. Ich finde es zwar nett wenn sie mal etwas bekommen, aber nicht in jeder Stunde. Also ein Beispiel meines ersten Kindes mit dem ich zur Logopädie gegangen bin. Die Logopädin hatte einen Ordner und nach jeder Stunde durfte mein Sohn einen Sticker aussuchen und ihn auf den Ordner Kleben, das fand ich persönlich sehr nett, mein Sohn hat sich jedes mal gefreut auf die Sticker. Mit solch kleinen Dingen kann man Kindern gut eine Freude machen.

Also beim Abschluss der Logopädie bekam er dann so etwas wie jetzt diese Blume. Das finde ich einmalig dann in Ordnung.

Oder was die Kinder auch beim Arzt oft bekommen, ein paar Gummibärchen oder mal Traubenzucker, aber wie gesagt bei Süßigkeiten sind manche Eltern sehr eigen, da wäre ich auch eher vorsichtig.

Also die Idee mit den tollen Stickern fand mein Sohn sehr sehr gut.

LG TS
Ein Weg von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt

Folge Deiner Intuition

Benutzeravatar

abendrot79
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 596

Beitrag Mo., 06.01.2014, 20:31

MelinaEbbner hat geschrieben:Seit ich die Praxis eröffnet habe bekommt jeder Patient nach der Therapiestunde ein kleines Geschenk.

Wenn es wirklich ein Geschenk nach jeder Stunde ist, fände ich es auch etwas viel. Meine Tochter (Grundschulalter) ist ein extremer "Jäger und Sammler" und hat von solchen Mini-Spielsachen das ganze Zimmer voll - ohne sie zu würdigen. Die Dinge werden entgegen genommen, zu Hause hingelegt und nie wieder dran gedacht. Bei unserem Kinderarzt gibt es immer zur Belohnung 2-3 Gummibärchen, das findet sie toll und die Freude in dem Moment ist höher als beim Aussuchen (bei unserem Zahnarzt) des 3.Flummis, 4.Anspitzers etc. Ich würde vielleicht auch auf kleine Süßigkeiten-Belohnungen umsteigen oder etwas "Kreatives". Vielleicht könnt ihr am Ende jeder Stunde wenige Minuten opfern und gemeinsam an etwas basteln, was das Kind später (nach ein paar Wochen / Monaten) mitnehmen darf.
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag