Schwierige Therapie-Vorgespräche

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Roland150
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Schwierige Therapie-Vorgespräche

Beitrag Mi., 03.12.2014, 15:46

Hallo,
ich bin jedesmal etwas überfordert, wenn Therapeuten mich nach dem Zielen der Therapie fragen. Oder wenn der Therapeut mich fragt, was ich denke, wie man mir helfen kann. Dabei denke ich immer, diese Frage sollte oder müsste der Therapeut beantworten können. Wenn ich eine Antwort formuliere, dann habe ich immer später wieder das Gefühl nicht konkret oder genau das Problem oder die Schwierigkeit getroffen zu haben. Wie soll ich diese Frage bei den Therapeuten beantworten?
LG
Roland

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert)

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ENA
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Beitrag Mi., 03.12.2014, 15:51

Mit der Wahrheit. Eben warum Du in Therapie willst und was Du gerne nach der Therapie anders hättest.
Der Therapeut kann keine Ziele für Dich festlegen, weil Du ja derjenige ist, der zu ihm kommt, weil er ein Problem hat, was er gerne nicht mehr haben möchte.
Du hast ja auch schon sehr viele Vorgespräche gehabt. Haben die Therapeuten Dir da gesagt, dass Deine Ziele zu unkonkret sind?
Gehst Du weiterhin so oft zu Vorgesprächen?

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Roland150
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Beitrag Mi., 03.12.2014, 15:54

Ich habe große Probleme bei der Entscheidung treffen für einen Therapeuten. Ich habe generell seit einigen Jahren arge Probleme Entscheidungen zu treffen. Sei es in der Ausbildung/Studium, bei Ärzten/Therapeuten oder im Privatleben. Wie soll ich das Problem lösen?

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ENA
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Beitrag Mi., 03.12.2014, 15:57

Na mit der Therapie, wobei ich in Erinnerung habe, dass Du wegen anderen Themen in Therapie willst und im Sommer jede Woche Erstgespräche hattest. Ich denke, irgendeinem Therapeuten musst Du schon vertrauen bzw. wenigstens eine Chance geben.
Hier gibt es viele, die sagen, man müsste einfach entscheiden, weil es immer eine bessere und eine schlechtere Wahl gibt und man das meist erst im Nachhinein erfährt, welche besser war. Manchmal erfährt man es nie. Dann kann man nur weiterleben und gucken, wie man beim nächsten Mal entscheidet. Dass das innerlich schwierig ist, weiß ich.

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abendrot79
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Beitrag Mi., 03.12.2014, 23:10

Roland150 hat geschrieben: ... ich bin jedesmal etwas überfordert, wenn Therapeuten mich nach dem Zielen der Therapie fragen. Oder wenn der Therapeut mich fragt, was ich denke, wie man mir helfen kann. .... Wenn ich eine Antwort formuliere, dann habe ich immer später wieder das Gefühl nicht konkret oder genau das Problem oder die Schwierigkeit getroffen zu haben. Wie soll ich diese Frage bei den Therapeuten beantworten?
Meiner Erfahrung nach verlangt kein Therapeut auf diese und andere ähnliche Fragen eine "korrekte" Antwort. Ich hatte das Glück dass meine erste Therapeutin direkt ein Gückstreffer war und ich somit nur ein Erstgespräch hatte, aber im Laufe der Therapie folgten noch etliche ähnliche Fragen die von Zeit zu Zeit gerne wiederholt und neu gestellt wurden Ich empfinde diese Fragen im Nachhinein eher als eine Aufforderung bzw. einen dezenten Hinweis darauf, dass nicht der Therapeut dir helfen kann, sondern du derjenige sein wirst, der dich "heilt". Es gibt keinen Knopf auf den der Therapeut drücken kann, er kann dich nur bei deinem Selbstheilungsprozess begleiten. Und ein wichtiger Teil dabei ist, dass du lernst deine Bedürfnisse (was dir helfen kann) und Wünsche (Ziele der Therapie) zu erkennen.

Ich denke, diese Fragen sind nicht anderes als ein "Hinschubser" in Richtung "erkennen was mir gut tut" bzw. eine Aufforderung dich ständig mit dir selber auseinander zu setzen. Ich denke die meisten Patienten haben sich selber vollkommen aus den Augen verloren und müssen erst wieder lernen die eigenen Bedürfnisse und Empfindungen zu spüren ... aber das ist nur möglich wenn du immer und immer wieder danach gefragt wirst. Natürlich nützt die reine Fragerei nichts, dahinter steckt ein anstrengender und langer Prozess, aber letztendlich bist tatsächlich nur du derjenige der diese Fragen beantworten kann. Anfangs mehr schlecht als recht, aber es wird irgendwann besser.

Ich weiss genau wie dämlich ich mir anfangs vorkam weil ich diese Fragen auch nicht "korrekt" beantworten konnte, aber dachte dies tun zu müssen. Auch jetzt fällt es mir schwer, aber der Druck ist nicht mehr so hoch. Ich ordne Fragen wie diese einfach anders ein.

Es kann allerdings auch sein, dass ein Therapeut im Erstgespräch die Frage nach den Zielen aus rein praktischen Gründen stellt. Evtl. möchte er nur wissen ob du bei ihm richtig bist oder doch besser in eine VT oder andersherum TfP passt .... so habe ich es im Erstgespräch erlebt.

Liebe Grüsse,
abendrot
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Gelli
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Beitrag Do., 04.12.2014, 07:06

Ich finde die Frage nach den Zielen der Therapie oder die Frage,wie könnte ich Ihnen dabei helfen dies oder das anders zu sehen oder umzusetzen garnicht mal so abwägig.
Roland du gehst in Therapie vielmehr zu einem Psychologen weil du ein Anliegen hast,es gibt da etwas,was du mit Hilfe des Therapeuten verändern möchtes weil es etwas in deinem Leben gibt was dich aus der Bahn geworfen hat oder weil dich dies oder jenes stört.
Und es ist total üblich das der Therapeut fragt was ist Ihr Anliegen,wie kann ich Ihnen helfen,was sind Ihre Ziele in der Therapie?
Mit diesen Fragen setzt man sich schon im Grunde auseinander bevor ich zum Seelenklempner maschiere,man macht sich doch vorher darüber seine Gedanken wobei der THera einen helfen könnte,oder was möchte ich in meinem Leben oder Situation verändern.
Und es ist genau deine Aufgabe diese Fragen zu beantworten,und nicht die Aufgabe des Theras.
Du hast ja schließlich die Probleme und nicht dein Thera,du gehst zu ihm und nicht er zu dir.
Ich kenne auch Klieenten die rennen alle Augenblick einen neuen Thera an,damit sie etwas in der Woche zu tuen haben,die sind so voller Langeweile in ihrem Leben,das sie einen nach den anderen aufsuchen nur um wenigstens einmal die Woche jemanden zum reden zu haben,vielmehr zum beklagen wie mist doch alles ist und welch ein "Opfer"man doch ist.
Dem Thera kann man erzählen was er hören will,wer genug Ahnung von THeragequatsche hat,der weiß wie er aufzutreten hat,was er sagen muß um auch weitere Termine zu bekommen oder gar Langzeittherapie zu bekommen.
Es gibt welche,die sagen mir wäre das zu anstrengend und Theras blicken genau durch wie der andere tickt.
Nein das tuen Theras eben nicht,sie dürfen und können dem Klieenten nicht unterstellen er lüge oder käme nur aus Langeweile,oder dieser erzähle nur was derjenige auch hören möchte,sie nehmen den Klieenten so an wie er kommt und was er so sagt.

Ich bin da vieleicht etwas abgerutscht vom Thema,aber du sagts auch schon,du habes schon mehere Erstgespräche gehabt und suchst ständig neue Theras auf und entscheides dich nie mit dem einen Thera eine Zeitlang einen Weg zu bestreiten den er mitbegleitet.
Hat das wirklich nur damit zu tuen,sich nicht entscheiden zu können?
Oder suchst du auch so etwas wie jemanden den du zum bequatschen brauchst und denkst der Thera wird schon richten der Thera macht schon gut,der THera macht alles was der Klieent nicht gerne tut?
Du willst doch richten,du willst doch verändern,du sollst gut machen,der Thera gibt einem nur neue Impulse,dies oder das anders zu sehen oder dich selbst zu verstehen.
Ich kann hier den ein oder anderen nicht verstehen wenn diese sagen,ja ich kann auch nicht die Ziele in der Therapie sagen,ich kann diese nicht formulieren,so ein Unsinn.
Wieso gehe ich zum Thera,welches Anliegen habe ich und wie soll dieses Anliegen verändert werden,und das ist eure gemeinsamme Aufgabe (Thera und du)das dann zu klären.
GUT DING WILL WEILE HABEN


Feenya
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Beiträge: 772

Beitrag Do., 04.12.2014, 08:36

Gelli hat geschrieben: Mit diesen Fragen setzt man sich schon im Grunde auseinander bevor ich zum Seelenklempner maschiere,man macht sich doch vorher darüber seine Gedanken wobei der THera einen helfen könnte,oder was möchte ich in meinem Leben oder Situation verändern.
Und es ist genau deine Aufgabe diese Fragen zu beantworten,und nicht die Aufgabe des Theras.
Roland hat sich eh schon damit auseinandergesetzt. Auch hier im Forum.

viewtopic.php?f=12&t=33026&start=0


Ich sehe das Problem eher darin, dass sich Roland (noch) nicht sicher ist unter Depressionen zu leiden und deshalb eine Therapie zu benötigen, sondern er nur immer von außen zu hören bekommt, dass er therapeutische Hilfe braucht.

Und genau das @Roland, würde ich bei dem Therapeuten-Vorgespräch sagen.

"Ich bin aus diesem und jenem Grund zum Arzt gegangen ...der hat mir Tabletten verschrieben und ist der Meinung, dass ich therapeutische Hilfe benötige ... die Therapeutin X ist der Meinung, dass ich therapeutische Hilfe benötige ..... und der Test, auf der Seite psychotherapiepraxis.at, der ergibt ein ähnliches Bild. So, und deshalb bin ich nun hier. "

Das ist ein guter Einstieg, und die Therapeutin/der Therapeut kann daraufhin schon gut nachhaken.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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Sarana
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Beitrag Do., 04.12.2014, 18:44

Gelli. Es gibt sehr wohl Gründe dafür, warum man Therapieziele nicht benennen kann.

Ich hatte fast schon Panik vor der Frage, und kann mich gerade nicht mal daran erinnern, ob sie mir schon gestellt wurde. Die meisten der Fragen, die sich um mich drehen, kann ich einfach nicht beantworten, oft sitze ich da und stelle Gegenfragen. Beispiel: Es geht um meine Einschätzung meines Selbstwertgefühls. Nach einiger Anstrengung fragte ich zurück, was "Selbstwertgefühl" denn überhaupt bedeutet. Und momentan kann ich mich noch nicht mal an die Antwort erinnern.

Das Leben ist eben nicht so einfach, dass es die Leute gibt, die wissen, was sie wollen, und die, die einfach nur Langeweile haben und jemanden zum Ausheulen brauchen. Es gibt eben auch diejenigen, die wissen, DASS es ihnen schlecht geht, aber sogar das vielleicht nicht mal klar, sondern es nur irgendwie bemerken, dass da etwas vielleicht nicht ganz passt. Und denen gesagt wird, dass sie Hilfe brauchen, und das auch selbst eben doch verstehen, aber gar nicht wirklich wissen, was sich da eigentlich ändern sollte.

Roland, ich würde dir raten, auf die Frage des Therapeuten genauso zu antworten wie du es hier gesagt hast. Wenn du das Gefühl hast, dass die Antwort, die du gerade gegeben hast, nicht so ganz stimmt, dann sag das auch so! Denn der Therapeut kann ja schließlich auch nur mit dem arbeiten, was du ihm gibst, und wenn er merkt, dass du dich bei der Antwort nicht ganz wohl fühlt, weiß er nicht unbedingt, woher das kommt.

Feenya hat hier ja schon ein wirklich super Beispiel dafür gegeben, was du sagen könntest. Nur Mut!
"Not doing life today. Love to. But can't."
Hoffentlich: "I think I'm at a stage of my life where I subconsciously purposefully f.uck everything up just to see if I can find a way out of it."
Untiefen des Internets


montagne
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Beiträge: 4597

Beitrag Fr., 05.12.2014, 12:38

Gelli, warum immer so harsch?
DU setzt dich vllt. mit der Frage nach den Zielen auseinander. (Hast du das auch, als du was Therapie und Psychoszene noch keine Begriffe für dich waren?) Aber ganz ehrlich? Es gibt Klienten, denen geht es zu beginn ZU schlecht, das Denken und Fühlen ist zu eingeengt, um sich diese Frage überhaupt zu stellen. Auf die Frage kommt man dann nicht. Gerade Klienten, die eine sehr eingeschränkte Selbstwahrnehmung haben, sei es aufgrund der Depression, sei es aufgrund traumatischer Ursachen.
Denen geht es schlecht, die haben vllt. auch dysfunktionale Bewältigungsmuster, wie Alkohol, Mediensucht, Sport-, Arbeitssucht oder auch Rückzug und kriegen es trotzdem nicht mit, dass es ihnen mies geht und das obesessive Verhalten sie mittelfristig noch weiter runterzieht.


Es ist ganz definitiv auch Aufgabe eines Therapeuten, den Klienten dabei zu unterstützen Einsicht und Motivation aufzubauen, was Problematik und Therapie angeht.

@Roland:
Ich habe große Probleme bei der Entscheidung treffen für einen Therapeuten. Ich habe generell seit einigen Jahren arge Probleme Entscheidungen zu treffen. Sei es in der Ausbildung/Studium, bei Ärzten/Therapeuten oder im Privatleben. Wie soll ich das Problem lösen?
Indem du das Problem genau SO erstmal einem Therapeuten schilderst und auch sonstige Symptome, körpelriche und psychsiche, die du hast.
Ansonsten sei gesagt, die Beziehung zu einem/einer TherapeutIn muss auch erst aufgebaut werden. Es geht nicht darum, dass du ihm/ihr jetzt schon voll vertraust. Das kommt erst mit der Zeit, für manche stellt sich gar heraus dass es das eigentliche Therapieziel ist, anderen, sich dem gegenüber zu vertrauen. (Und vieles, was einen zur Therapie geführt hat, sind "nur" Symptome eines dahinter liegenden Problems.)
amor fati

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