Psychotherapie hilft nicht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sheldon
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Psychotherapie hilft nicht

Beitrag Mi., 23.09.2015, 21:06

Hallo, ich bin ganz neu hier und weiß gar nicht wo ich anfangen soll...
Ich habe schon einige Schicksalsschläge in meiner Jugend erlebt und diese aber so dachte ich immer "gut weggesteckt" ergo verdrängt. Weiters hatte ich immer wieder depressive Phasen was mir eigentlich erst heute bewusst wird, ich dachte immer ich bin irgendwie anders oder eben ein grantiger Mensch der eigentlich nicht so gern lebt. Ab und zu kam mir schon der Gedanke einer Therapie aber wenn ich mit Freunden darüber gesprochen habe hieß es immer "Wieso denn, du bist ja eh normal" also hab ich das verworfen. Konnte mir auch nie wirklich vorstellen wie eine Therapie helfen soll wenn man dort eigentlich nur redet und gute Ratschläge bekommt, das kann ich mit Freunden auch hab ich mir immer gedacht. Bis vor kurzem die Depression so richtig zum Vorschein kam. Es ist einiges in meinem LEben zusammen gekommen (Trennung, Stress und Überforderung am Arbeitsplatz) und nun hab ich die Diagnose. Habe mich brav in Psychotherapie begeben und am Anfang noch Medikamente strikt abgelehnt weil ich schon mal schlechte Erfahrungen gemacht habe. Weil sich mein Zustand nicht besserte ließ ich mich dann doch drauf ein, zuerst mit Johanniskraut probiert, kein Erfolg. Dann Deanxit verschrieben bekommen...die Wirkung setzte ein und ich erkannte mich nicht wieder. Wenn ich gewusst hätte dass es so einfach ist hätte ich es schon viel früher gemacht dachte ich mir. Leider hielt das Hochgefühl nicht lange an und mir ging es tageweise wieder schlechter. Hab dann noch Saroten dazu verschrieben bekommen, kein Erfolg. Dann statt Saroten Mirtabene verschrieben bekommen, nach kurzer Zeit besserte sich mein Zustand wieder. Leider nur kurz. Nun steige ich gerade langsam von Deanxit auf Flouxetin um und hoffe inständig dass das endlich zum Erfolg führt. Die Psychotherapeutin hab ich mittlerweile gewechselt weil ich nicht das gefühl hatte dass sie mich weiter bringt. Das war für mich reines Gequatsche mit gut gemeinten Ratschlägen die ich sowieso nicht angenommen hab bzw. immer irgendwas negatives drauf gewusst habe warum das nicht geht oder warum ich das nicht machen kann. Nachdem es eine Hypnosetherapie war dachte ich mir das ist einfach nichts für mich und bin jetzt bei einer Therapeutin die Logotherapie macht. Und wieder hab ich das Gefühl dass wir einfach nur reden und sie mir Ratschläge geben will die mir teilweise so blöd vorkommen und ich genau weiß dass ich sie nicht befolge weil das einfach nicht ich bin. Dabei will ich ja eigentlich gar nicht mehr ich sein. Jetzt meine Frage: wird das irgendwann besser je länger man in Therapie geht? Oder gibt es echt so hoffnungslose Leute wie mich denen einfach nicht geholfen werden kann wenn sie nicht aus sich rauskommen? Wann erkenne ich ob die Therapie Sinn macht oder ich wieder wechseln muss? Grundsätzlich fühle ich mich schon wohl bei ihr und kann ihr auch alles anvertrauen und mit ihr über alles reden. Wobei ich dazu sagen muss dass ich grundsätzlich keine Scheu habe über mein vergangenes und erlebtes zu sprechen. Wo ich bei meiner nächsten Frage bin: wenn mir das nicht schwer fällt, hab ich dann überhaupt ein Trauma oder besteht dann überhaupt Handlungsbedarf? Vielleicht hab ich es gut verdrängt und sollte es dort belassen? Aber ich glaube schon dass das Erlebte damit zusammenhängt wie ich mich im Alltag und insbesondere in Beziehungen verhalte (ziemlich kalt, "Mauer" aufgebaut, nach außen hin stark tun) somit bin ich doch eigentlich ein klassischer Kandidat für eine Psychotherapie oder?

lg Sheldon

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 23.09.2015, 21:16

Sheldon hat geschrieben: Aber ich glaube schon dass das Erlebte damit zusammenhängt wie ich mich im Alltag und insbesondere in Beziehungen verhalte (ziemlich kalt, "Mauer" aufgebaut, nach außen hin stark tun) somit bin ich doch eigentlich ein klassischer Kandidat für eine Psychotherapie oder?

Dann wäre doch eine Psychotherapie sinnvoll, bei der du lernst, dieses Mauer bauen weglassen zu können, und wo ihr an den Ängsten, die dich dazu treiben, das zu tun arbeitet.

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RoterLuftballon
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Beitrag Do., 24.09.2015, 09:02

Hallo Sheldon,
Ich habe anfangs genauso gedacht. Ich habe selber Jahre gebraucht bis ich meine Therapie angefangen habe und habe mir die selben Fragen gestellt.
Wenn du ein gutes Gefühl bei der Thera hast und du dich wohl und angenommen fühlst dann rate ich dir zu bleiben. Irgendwann wird es besser und dann kann ich dir sagen kommt der Hammer. Ich selbst habe diese Maske und mittlerweile kann ich sie etwas fallen lassen. Das ist neu und mir ging es zwischenzeitlich richtig schlecht in der Therapie und auch jetzt kommt der Schmerz immer wieder hoch und ich fühle mich beschissen. Aber jedesmal im Nachhinein merke ich wie stark ich geworden bin. Nicht die Maske sondern innerlich und wie gut es mir tut. Die Fortschritte merkst du irgendwann an Kleinigkeiten. So war es bei mir. Auch die Ratschläge kenne ich wo man sich denkt ja toll da brauch ich nicht zu nen Therapeuten gehen. Ich habe es aber anhand der Ratschläge geschafft einiges für mich abzuwandeln und zu entdecken was mir helfen könnte. Es ist ein Prozess und wenn du dich darauf einlässt wirst du im Laufe der Zeit merken was sich verändert.

Hoffe das konnte dir etwas helfen
Cheers RoterLuftballon

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CrazyChild
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Beitrag Do., 24.09.2015, 09:52

Leider hilft Therapie nicht immer. Ich habe das ja auch selbst erlebt.

Grade gestern las ich einen Bericht über Nebenwirkungen der Psychotherapie - die den Patienten in der Regel vorenthalten wird, um besonders ängstliche Patienten nicht zu verschrecken - es ist leider so daß es vier von fünf Patienten nach einer Psychotherapie schlechter geht als vorher, oder Probleme aufgetreten sind, die es vorher nicht gab.

Was in so einem Fall zu tun ist, wenn die Therapie so gar nicht hilft, ist schwierig. Natürlich kann man von Therapeut zu Therapeut ziehen bis man das Gefühl hat, es passt vom menschlichen und auch von der Therapieform her. Aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, daß das teils sehr frustrierend ist und nicht zwingend mit Erfolg gekrönt ist.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 24.09.2015, 10:21

4 von 5
das ist tatsächlich erschreckend
gut, dass es zu jeder Studie Gegenstudien gibt

LG
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Beitrag Do., 24.09.2015, 12:10

CrazyChild hat geschrieben:es ist leider so daß es vier von fünf Patienten nach einer Psychotherapie schlechter geht als vorher, oder Probleme aufgetreten sind, die es vorher nicht gab.
Quelle?


Darksheep
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Beitrag Do., 24.09.2015, 12:48

4 von 5 kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen! Erstens mal kann man sowas nie Verallgemeinern und zweitens kann ich sowas auch nicht von mir selbst bestätigen . Ich mache jetzt meine 2 Therapie und sie hilft sehr gut! Klar hat es etwas gedauert bis man vertrauen fasst und es richtig los geht. Aber ich kann nur sagen, ich hatte Geduld und das macht sich jetzt mehr als bezahlt. während einer Therapie kommt viel hoch Klar geht es einem dann zeitweise schlechter... das ist normal
Ich kenne auch viele andere denen es danach um einiges besser ging!
Also nicht verunsichern lassen und das wichtigste: Lass dir zeit! Probleme brauch lange um sie zu lösen, sie sind Ja auch nicht von gestern bis heute entstanden, nur Geduld!
Alles gute
Zuletzt geändert von Darksheep am Do., 24.09.2015, 12:54, insgesamt 1-mal geändert.
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge


Vincent
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Beitrag Do., 24.09.2015, 12:49

CrazyChild hat geschrieben:es ist leider so daß es vier von fünf Patienten nach einer Psychotherapie schlechter geht als vorher, oder Probleme aufgetreten sind, die es vorher nicht gab.
Es sollte aber nicht verwundern, dass wirkungsvolle Psychotherapie selbstverständlich auch andere, bisher unbewusste/verdrängte Bereiche anspricht, die dann freilich erstmals als Problem wahrgenommen werden. Und natürlich geht es dem Patienten - je nachdem, welcher Bereich das ist - erstmal auch 'schlechter'.

Meine anfangs formulierten Therapieziele z. B. haben sich im Laufe der Therapie völlig verlagert.

An dem einen erkannten Problem, aufgrund dessen man sich in Therapie begeben hat, hängen eben zumeist sehr viele andere (unbewusste), zum Beginn der Therapie noch verborgene.

Probleme, die es vorher noch nicht gab, gibt es eigentlich nicht, behaupte ich mal. (Edit: Es sei denn, es werden einem irgendwelche Erinnerungen 'eingepflanzt' - an Ereignisse, die niemals stattgefunden haben...)
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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stern
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Beitrag Do., 24.09.2015, 13:30

4 von 5 (also 80%) kann ich mir auch kaum vorstellen. Aber man sieht es m.W. schon so, dass es auch Verschlechterungen geben kann, die erst durch die Psychotherapie hervorgerufen wurden (iatrogen)... und die bei anderer Vorgehensweise nicht aufgetaucht werden. Nun, ein Auswahlkriterium von mir ist, dass ich bereits nach den Probesitzungen Besserung merke. Wenn ich stattdessen keinen Eindruck habe, ob und wie mir die Therapie helfen könnte oder es mir bereits nach den Probesitzungen nicht gut geht, so lasse ich das.

Puh, das ist schwer zu quantifizieren, aber wenn sich nach ca. 3 Monaten so gar keine Besserung einstellt, so wäre ich kritisch. Bei einer Depression ist durchaus PT (und Medikamente) angezeigt. Ich würde mit ihr sprechen, dass du den Eindruck hast, dir hilft es zu wenig. Was PT natürlich nicht kann (und soll): Umstände ändern wie:
Trennung, Stress und Überforderung am Arbeitsplatz
Das ist für jeden Mensch eine Belastung. Ich weiß nicht, wie gut du mit Trennungen umgehen kann. Aber z.B. wenn jemand wenig gut mit Trennungen umgehen kann, so kann man das vielleicht etwas in einer PT nachholen. Aber eine Trennung ist natürlich im Normalfall so oder so nie schmerzfrei. Und auch was den Arbeitsplatz angeht, kann man höchstens überlegen, ob es der richtige ist, wenn er permanent überfordert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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connexa
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Beitrag Do., 24.09.2015, 17:40

ich bin seit 3 jahren in therapie und ich hatte immer wieder mal das gefühl, das hilft alles nicht. auch deshalb weil es mir oftmals nach den therapiestunden schlechter als davor gegangen ist. das es mir doch etwas bringt hab ich dann immer gemerkt, wenn wir eine längere pause hatten. und mittlerweile kann ich den erfolg auch an konkreten dingen fest machen. wenn ich das richtig verstanden hab, dann bist du erst seit kurzem in therapie?! ich denke du solltest einfach geduld haben.

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Sheldon
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Beitrag Do., 24.09.2015, 18:40

Also ich gehe seit Dezember in Psychotherapie. Bei der neuen Therapeutin bin ich erst seit ein paar Wochen. Ich möchte ja Geduld haben aber es ist so schwierig wenn man sich nicht vorstellen kann wie einem das "Gequatsche" helfen soll. Nehmt ihr immer alle Ratschläge an die euch eure Psychotherapeuten geben und setzt ihr das sofort um? Ich tu mir mit sowas echt schwer.

Und ja, ich komm mit Trennungen nicht so gut zurecht, mir macht das allein sein ziemlich zu schaffen. Und auch sonst hab ich ziemlich viele kleine Baustellen die aufgearbeitet gehören, ich hab null Selbstvertrauen und kann mir zb nicht vorstellen woanders zu arbeiten bzw. hab ich richtig panik davor mich wieder irgendwo anders zu bewerben (bin gleich nach der Matura zur Firma gekommen und seit 10 Jahren dort, verdiene auch dementsprechend nicht schlecht) daher drück ich den Stress einfach durch.


Darksheep
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Beitrag Do., 24.09.2015, 19:17

Sheldon hat geschrieben: Nehmt ihr immer alle Ratschläge an die euch eure Psychotherapeuten geben und setzt ihr das sofort um?
Ehrlich gesagt, bekomme ich so gut wie nie Ratschläge
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Sheldon
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Beitrag Do., 24.09.2015, 19:41

und es hilft trotzdem? ok, dann bin ich mal etwas beruhigt dass ich das nicht alles zwingend umsetzen muss.

ich hab noch eine Frage: ist es überhaupt ein Trauma wenn es einem nicht schwer fällt darüber zu reden? weil für mich macht es keinen unterschied ob ich mein in der vergangenheit erlebtes einer guten freundin, einem therapeuten oder sonst wem erzähle. und ich muss da auch nicht heulen dabei oder so.

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Tannenbaum
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Beitrag Do., 24.09.2015, 19:48

CrazyChild hat geschrieben:es ist leider so daß es vier von fünf Patienten nach einer Psychotherapie schlechter geht als vorher, oder Probleme aufgetreten sind, die es vorher nicht gab.
Das ist schlicht und einfach nicht wahr. Warum erfindest du hier Dinge?

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CrazyChild
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Beiträge: 942

Beitrag Do., 24.09.2015, 20:56

Hier die Quelle,wie gewünscht:

http://www.spiegel.de/gesundheit/psycho ... 69344.html
LG, CrazyChild

***stay strong***

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