Unsicherheit wie es therapeutisch weitergehen soll

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag So., 31.01.2016, 22:42

RoterLuftballon hat geschrieben:
Hallo Lockenkopf...
Wie kann man es aber lernen? Welche Möglichkeiten gibt es sich selbst mehr zu akzeptieren bzw gelassener zu werden??? Wie bekommt man es hin? Es muss doch auch alleine möglich sein oder?
Akzeptiere das Du kurz vorm Zusammenbruch stehst. Akzeptiere das du psychotherapeutische Hilfe brauchst.
Arbeite mit Hilfe des Psychotherapeuten an der Verbesserung deines Zustandes.
Und sprich mit dem Psychotherapeuten auch über eventuell nötige Psychiatrische Hilfe, denn deine Psychotherapeut wird die Notwendigkeit einschätzen können.

Diese Hilfen kannst Du dir nicht selber geben. Du bist krank und brauchst hilfe von außen.

Stabil ist man m.M.n. dann, wenn man auch unter größeren Belastungen des Lebens nicht mehr dekompensiert.
Dann braucht man auch keine Psychotherapeutische Hilfe mehr.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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stern
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 07:22

na ja, es fängt schon damit an, dass du ihn komplett aus der Verantwortung nimmst. Du musst nicht alles alleine schaffen, sondern kannst Hilfe annehmen. Dazu ist auch nötig, dass der Rahmen geklärt ist... hier hat er vermasselt, den Antrag zu schreiben. Verlässliche ambulante Hilfe, kann evtl. auch die Notwenigkeit stationärer Hilfe entbehrlich machen (wäre aber eine Möglichkeit, wenn er ambulant nicht in die Gänge kommt mit dem Antrag). Wenn er das nicht endlich tut, kann du ihn auch in Kenntnis darüber setzen, dass du bei der KK nachfragen wirst, welche Versorgungsmöglichkeiten es gibt. Vielleicht wirkt das ja auch Wunder gegen Vergesslichkeit. Wie gesagt: Es handelt sich in unseren Breitengraden nicht um good will, ob man eine angezeigte medinizische, psychiatrische oder psychotherapeutische Versorgung erhält.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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lisbeth
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 10:30

RoterLuftballon hat geschrieben:Ehrlich gesagt denke ich das es auch meine Schuld ist... Er hat sich anfangs immer gerechtfertigt als es hieß wir müssen in die Verlängerung gehen, weil er soviele Abschlussberichte schreiben musste und noch einige andere Verlängerungen und durch den Umzug in die neue Praxis viel liegen geblieben ist und er hat sich immer entschuldigt dafür... Ich habe ihm jedesmal gesagt das er sich vor mir weder rechtfertigen muss, noch ich ihm deswegen böse oder ähnliches bin oder er mir erklären muss warum er es noch nicht geschafft hat.... Ich bin vom Typ her einfach so... Ich dränge niemanden zu irgendwas noch will ich das man sich rechtfertigt und ich setze auch keine Pistole auf die Brust...

Es liegt einfach gerade an mir... Ich will es so dringend alleine schaffen...das ich mich vor jedem verschließe und niemanden in meiner Nähe ertrage! Die Angst ist einfach zu groß...das ich wieder versage...wieder enttäuscht werde...keine Ahnung... Ich steh so kurz vorm Absoluten Zusammenbruch und kann nichts dagegen unternehmen...fühle mich allem so verdammt ausgeliefert...
Hallo Luftballon,

es geht hier nicht um Schuld oder nicht Schuld. Es geht darum, dass dein Therapeut seinen Job machen soll und um die Frage, wie du ihn am besten "Feuer unterm Popo machst " (danke dafür! @stern).
Du brauchst dich deinem Therapeuten gegenüber weder schuldig zu fühlen noch ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er den Antrag für die Verlängerung schreiben muss... Und das sage ich als eine Person, die selbst immer wieder neu mit Schuldgefühlen und einem ganz starken Rechtfertigungszwang kämpft - in allen Bereichen meines Lebens.

Mir hilft es immer wieder, wenn ich mir vor Augen halte, wie ich das außerhalb der therapeutischen Beziehung sehen würde. Wie wäre es, wenn ich meinen neuen Reisepass abholen will (und den vielleicht sogar für eine wichtige Reise brauche), aber das Einwohnermeldeamt hat meinen Antrag einfach nicht weiterbearbeitet, obwohl ich den Antrag rechtzeitig vorher gestellt habe? Da könnte es mir dann doch mal passieren dass ich sauer bin. Die Frage ist, warum du dir das deinem Therapeuten gegenüber nicht erlaubst. Warum du dich ihm gegenüber schuldig fühlst? (die Frage kann ich auch mir selbst stellen - also in Bezug auf mein therapeutisches Personal - nicht deines

Dein Zustand der Überlastung und das Gefühl, kurz vorm Zusammenbruch zu stehen - zunächst einmal tut es mir Leid, dass es Dir grade so schlecht geht. Aber vielleicht ist es auch Teil des Problems, das alleine schaffen zu wollen (oder in deiner Logik sogar zu müssen?) Wenn dir das Wasser schon bis zum Hals steht, ist es vielleicht besser, dass dir jemand wieder ans Ufer hilft, und in der Situation ist es nicht sinnvoll, auch noch den Ärmelkanal durchschwimmen zu wollen... Was würdest du denn einer guten Freundin raten, die sich in einer solchen Situation befindet?
Ich würde ihr jedenfalls sagen: Hol dir Hilfe und Unterstützung, hör auf dich so alleine abzukämpfen...

Dafür ist es aber auch wichtig, dass du mit deinem Therapeuten ganz offen redest, wie es dir wirklich geht. Ohne wenn und aber. Und ohne Verniedlichungen und Beschönigungen. Dafür musst du aber auch deine Angst, dass er dann "weggehen" könnte oder dass er sich enttäuscht von dir abwenden könnte überwinden (das ist jetzt von mir geraten, aber das sind so meine Befürchtungen in dem Zusammenhang immer wieder...). Wenn du diese Hürde nicht übersteigen willst, kannst du auch keine neuen, besseren Erfahrungen machen. Für mich war es eine "heilende" Erfahrung, dass meine Therapeutin in meinen miesesten Zeiten ganz unverrückbar an meiner Seite stand, ohne wenn und aber. Aber dafür musst du loslassen und dich öffnen.

Herzliche Grüße,
Lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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