Therapeuten loswerden

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Solage
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Beitrag Do., 28.04.2016, 20:44

Na, dahaaan....
Ist ja alles easy und guhuuut...

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Alyssa
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Beitrag Fr., 20.05.2016, 14:25

Ich hab jetzt eine Info von meiner Kasse: Es wurde zu Beginn der Therapie gar kein Antrag gestellt, sondern es wird - da das alles über die Psych. Institutionsambulanz der Klinik läuft - quartalsweise und per Überweisungschein mit der Kasse abgerechnet. Da quartalsweise abgerechnet wird, brauchte kein Antrag gestellt werden, und es gibt auch keine feste Anzahl bewilligter Stunden. Und laut meiner Kasse gibt es auch keine Regelung, wie lang die einzelnen Stunden zu sein haben. Wie lang eine Stunde ist, läge einzig und alleim im Ermessen des Therapeuten.

Das sind alles Sachen, die mir nie jemand gesagt hat, allerdings habe ich es auch selber verschlampt, da genauere Infos einzuholen (Rüfel an mich!). Zu Beginn der Therapie war ich zu nichts fähig und helfroh, um zusätzlichen Papierkram rumzukommen, und bis Anfang April gab es ja auch keinen Grund, genauere Infos zu bekommen, da ich zufrieden war, und die Länge der Stunden sich im Rahmen des Üblichen bewegten.

Ich weiss jetzt nicht, ob ich ein riesen Fass aufmachen soll bgl. der wechselnden Länge der Stunden. Ob ich nun pro Quartal 8x45min, oder 12x30min oder 10x40min bekomme, ist dann ja letztendlich egal. Ich sehe da auch keine Chance, irgendetwas ändern/bewegen zu können. Wenn schon die Kasse keine klaren Regeln hat und dem Therapeuten freie Hand lässt, wie soll ich als Patient dann da aufbegehren können?


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Alyssa
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Beitrag Fr., 20.05.2016, 15:41

Leider zu viel Text, daher in 2 Teilen:

TEIL 1:
Die anberaumte Stunde hatte ich jetzt auch. Ich hatte ja die 3 Wochen Urlaub meines Therapeuten für mich nutzen wollen, was auch sehr gut (bis auf 3-4 Ausnahmetage) geklappt hat.

Dummerweise haben wir uns dann während seines Urlaubs bei einer Veranstaltung getroffen. Er wusste vorab schon, dass ich dahin wollte, da ich das einmal erwähnt hatte, ich wusste von ihm, dass er eventuell da sein könnte. Bei mehreren Tausend Menschen habe ich natürlich nicht im Traum daran gedacht, ihm da über den Weg zu laufen, mir daher auch keinste Gedanken gemacht, wie ich (und er) in so einer Situation reagieren sollten/könnten. Tja, und dann hab ich ihn da gleich 2x getroffen, mehr als einen freundlichen Gruss gabs aber nicht (was auch gut war), und letztendlich hat mich das alles auch nicht gross gestört, da ich an dem Tag beste Laune hatte und mich auf das Zusammensein mit Freunden gefreut habe. Was mich dann aber völlig durcheinander gebracht hat, war, ihn da mal leibhaftig als Privatmensch zu sehen/erleben. Das Bild, das sich da in mein Hirn gebrannt hat, werde ich für lange Zeit nicht mehr vergessen. Und ich hab mir die Frage gestellt, wie so ein Zusammentreffen wohl gewesen wäre, wenn es nicht in einer so lockeren Partyatmosphäre stattgefunden hätte, sondern im Alltag, evtl. sogar während ich beruflich unterwegs bin. So was kann ja auch schnell mal unangenehm bis peinlich werden für den Patienten, schliesslich hängt man seine Krankengeschichte inkl. Psychotherapie ja nicht unbedingt an die grosse Glocke.

Nun hatte ich also die Stunde (diesmal: 37 Minuten). Ich bin sehr entspannt, voller Energie und Selbstbewusstsein dahin, habe mir selber gut zugesprochen, dass ich all die unangenehmen Fragen (Kamera/Länge der Stunden/Vertrauen) auch fragen kann. Und dann kam es so anders, wie ich nie gedacht hätte.
Ich war pünktlich, er hockte schon in seinem Zimmer, sichtbar erholt vom Urlaub, aber wieder ganz der (lässige) Profi, wie ich ihn kenne. Kurze Begrüssung, mein Platz war sogar frei, alles im Prinzip wie immer.
Dann ging es los, es gab erstmal nur Smalltalk. Zuerst hab ich gedacht, er macht den Smalltalk, weil er abschätzen will, wie ich drauf bin, und weil wir uns nach 3 Wochen Pause wieder aneinander gewöhnen müssen. Aber es ging dann eine unglaublich lange Weile nur um seine Erlebnisse auf besagter Veranstaltung. Wen er an tollen, wichtigen und bekannten Leuten getroffen hat, wie viele coole Leute er kennengelernt hat, die ihm ständig Getränke ausgegeben haben, oder mitgenommen haben, einen Blick hinter die Kulissen besagter Veranstaltung zu werfen, und was weiss ich noch alles. Dabei hat er geguckt wie ein kleiner Junge, der unbedingt gelobt und bestätigt werden will, der hören muss, dass das, was er erlebt hat, supertoll und ganz was besonderes war, und dass er ja ein unglaublich cooler Typ sein muss, wenn er so viele "Sonderbehandlungen" erfährt.
Ich war so vor den Kopf geschlagen, dass ich nach aussen hin den Smalltalk mitgemacht habe, innerlich aber dachte „Wo bin ich hier? Was mache ich hier?“. Ich bin sonst ein energischer Mensch und sage deutlich, was mir nicht passt, aber da konnte ich weder ein „Stop! Hör auf! Es reicht!“ einwerfen, noch aufstehen und einfach gehen. So hilflos kenne ich mich sonst nicht bzw. nur ganz ganz ganz selten.

Als ich dann einmal kritisch erwähnte, dass es für ihn ja offenbar unglaublich wichtig sei, die richtigen/wichtigen/bekannten Menschen kennenzulernen, und sozusagen „VIP“-Erlebnisse zu haben, war er etwas beleidigt, und hat versucht, das ganze runterzuspielen. Ich hab ihm dann erklärt, dass für mich die gemeinsamen Erlebnisse mit Freunden wichtig sind, und nicht Erlebnisse, die zwar besonders sind, die aber nur ich alleine habe, und mit denen ich mich dann vor anderen brüsten kann, weil solche besonderen Erlebnisse eben nicht die Gemeinschaft und die zwischenmenschlichen Beziehungen stärken, sondern einen eher noch mehr ins Abseits katapultieren (Wer will schon ewig dem arroganten Trottel zuhören, der immer nur betont, was für tolle Erlebnisse er ganz alleine mit irgendwelchen „coolen“ Leuten hatte?). Mich beschlich plötzlich das Gefühl, dass mein Therapeut mehr Aufmerksamkeit und Bestätigung braucht als ich. Und ich fragte mich, ob er denn keine Freunde hat, denen er von seinen tollen Erlebnissen erzählen kann (auf besagter Veranstaltung sah ich ihn nur mit einer Frau zusammen, die seine Kollegin ist).


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Alyssa
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Beitrag Fr., 20.05.2016, 15:45

TEIL 2:
Da er dann selber merkte, dass er zu viel von sich redet, und das Gespräch tatsächlich doch noch Formen eines therapeut. Gesprächs annahm, war es plötzlich so, dass wir auf einmal bei einer Sache aus meiner Jugend waren. Eine Sache, die ich nicht gerne anspreche und von der er weiss, dass sie mich enorm beschäftigt und sehr runterzieht. Wir haben da dann ein wenig drauf rumgekaut, meine gute Laune war im Eimer und alles, was ich an Energie und Selbstbewusstsein hatte, hat sich ins Nichts aufgelöst. Ich wollte dann am Ende der Stunde eigtl. keinen neuen Termin machen, er meinte darauf aber, er würde das schon gerne, sonst würde es ja wie das eine Mal, als wir keinen Termin gemacht hatten, laufen, und ich ihn in der Woche drauf per SMS ganz aufgelöst doch noch um eine Termin bitten. Habe mich also für einen neuen Termin breitschlagen lassen, und bin nach Hause. Abends war ich dann völlig zerschlagen, irritiert und habe mich von meiner Vergangenheit überrollen lassen. Das ganze wackelige Kartenhaus, das ich gerade Leben nenne, und das ich mir in den letzten paar Wochen mühsam aufgebaut hatte, ist mit dieser einen Stunde eingestürzt. Ich hab gedacht, ich komme vorwärts, aber stattdessen muss ich mich jetzt mit Erinnerungen plagen, an die ich mich nicht erinnern will, und von denen ich weiss, dass sie mir ein ganz mieses Wochende bescheren werden.

Um das Elend noch perfekt zu machen, habe ich auch noch einen sehr verstörenden Traum gehabt, in dem sämtliche Leute, die mir alle nichts Gutes wollten, drin vorkamen, und auch mein Therapeut, der sich da nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, und wo ich am Ende des Traumes mutterseelenallein war.

Was mach ich denn jetzt?
- Alles hinwerfen, mein Kartenhaus ganz alleine wieder aufbauen, und mein Leben eigenständig in den Griff kriegen (wäre nicht das erste Mal, ist harte Arbeit, und kann auch bös nach hinten los gehen)?
- Beim alten Therapeuten bleiben, die Sache mit der Kamera und dem Vertrauen aus dem Weg räumen, ihm „verbieten“ von seinen sonderbaren Erlebnissen zu berichten, auf neuer Ebene mit ihm noch mal anfangen bzw. weitermachen (er hat fachl. Qualitäten, die ich nicht missen möchte, wenn es mit ihm läuft, tut er mir sehr gut, und wenn er nicht seine "komischen 5 Minuten" hat, ist er mir immer noch sympathisch)?
- Einen neuen suchen (da fehlt mir der Nerv zu, das würde ich wohl erst angehen, wenn ich wieder da bin, wo ich letztes Jahr war)?

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Adventskranz
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Beitrag So., 22.05.2016, 20:13

Hi Alyssa,

ich finde Deinen Therapeuten sehr unfair und unsensibel. Er knallt Dir Dein Trauma vor den Latz, nur weil Du ihn kritisierst und von seinem Name-Dropping nicht beeindruckt warst und jetzt geht es Dir beschissen.

Offensichtlich bist Du an einen ziemlich unseriösen Narzisten geraten. Dass Du keinen Nerv hast, einen neuen Thera zu suchen, ist verständlich.

Aber Du hast doch Freunde. Keine Therapie ist besser als so eine Therapie. Wenn Du Deine Energie, die Du in dieses unsäglich therapeutische Beziehung gesteckt hast, für Dich selber nutzt....wäre das besser angelegt.

Durch dieses willkürliche Stundenverkürzen und so hält er Dich ja hin, anstatt das offen anzusprechen und seine Kritikesistenz und sein albernes Kamera-Spielchen bedürfen keinerlei Kommentierung.

PS Ich denke sehr wohl, dass seine Unordnung ein Zeichen für Unprofessionalität ist. Hätte er sich und seine Professionalität im Griff, müsste der Patient sich nicht erst Platz schaffen. Da würde ich mich auch nicht wohl fühlen. Eine Therapie-Praxis sollte einladend sein.

Lieber Gruß
Adventskranz

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Solage
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Beitrag So., 22.05.2016, 20:51

Ja, was machst Du denn jetzt, Alyssa? Hm?

Magst Dich weiterhin um Deinen bedürftigen Therapeuten kümmern und ihn für Dich erklären und entschuldigen? Oder magst Dich endlich mal um DICH selbst kümmern. Ich würde den Therapeuten in den Wind blasen und mir von Bob Dylan lieber das Lied anhören: "Blowing in the Wind ...

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lisbeth
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Beitrag So., 22.05.2016, 22:22

Hallo Alyssa,

weiß er, dass du für dich diese Therapie bei ihm in Frage stellst?

Dass das Vertrauensverhältnis zwischen euch momentan eher als wackelig zu bezeichnen ist, weiß er wohl schon, oder?
Ich finde es ein Unding, dass er dich in so einer Situation gezielt triggert mit Fragen nach für dich unangenehmen Erlebnissen. Geht gar nicht.

Den Rest der Stunde: Das hast du ja alles sehr treffend beschrieben. Was würdest du einer Freundin/einem Freund raten, die solche Erlebnisse aus ihren Stunden berichten?
Warum geht es ständig um ihn und nicht um dich und deine Bedürfnisse?

Vg von Lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


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Alyssa
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Beitrag Mi., 01.06.2016, 19:59

Jetzt sind knapp 14 Tage um, und es war ein ziemliches Auf und Ab. Ich hab ein paar fiese Abstürze hinter mir, bin einige Male tief in mich gegangen, und habe auch von ein paar Freunden/Bekannten einige Sachen gesagt bekommen. Was die gesagt haben, hörte sich nicht so anders an, wie das, was mein Therapeut mir gesagt hatte. Das hat mir zu denken gegeben, ob ich nicht die Dinge falsch sehe bzw. nicht richtig beurteile - weil ich aus einer Perspektive urteile, die nicht alle Variablen einer Situation miteinbezieht bzw. diese Variablen falsch deutet. Es scheint wahrlich so zu sein, dass ich einfach nicht „normal“ urteile, und schon gar nicht mir gegenüber „normal“ urteile. Das endet dann in Chaos und geht nie gut aus für mich, nicht physisch und nicht psychisch.

Ich hab mir einen Ruck gegeben, und war die letzte Stunde so offen wie mir möglich war zu meinem Therapeuten. Warum das ging, obwohl ich eigtl. kaum Vertrauen zu ihm hatte, ist mir ein Rätsel…andererseits war ich so am Ende und habe gedacht, wenn nicht jetzt und mit ihm es nochmal probieren, dann nie wieder. Erstaunlicherweises wurde es ein sehr gutes Gespräch, er hat engagiert zugehört, war sensibel, wenn er es sein sollte, er hat mir die Unterstüzung und das Verständnis entgegengebracht, dass ich in dem Moment brauchte und mir wünschte. Und er hat mir die volle Zeit gewährt (Allerdings konnte er es nicht lassen, auch ein paar Sachen über/von sich einzustreuen, das kann man ihm wohl nicht abgewöhnen, ich bin da aber nicht drauf eingegangen, da hat er dann auch aufgehört).

Jetzt hab ich das Gefühl, dass ich ihn zu Unrecht so angemacht habe wegen der Kamera.
Bzw. dass das Ganze Theater um Kamera und Vertrauen ein verdammt cleverer Schachzug von ihm war, um mich zu „knacken“. Hat ja - nach einigen Irrungen und Wirrungen - offenbar geklappt, denn jetzt kann ich mit ihm auf einem anderen Niveau arbeiten. Ich weiss bloss nicht, ob ich darüber sauer sein soll (weil ich mich trotz allem vera****t fühle von solchen Aktionen), oder ob ich es einfach annehmen soll (und mir denken soll, dass es eben ein weiteres Hindernis im Laufe der Therapie war, dass ich überwunden habe…denn ohne Hindernisse und ein gewisses Hin und Her und diverses gegenseitiges Austesten ist es die ganze Therapie bisher nicht gelaufen).
Momentan tendiere ich eher zum Annehmen, auch wenn es etwas weh tut, sich eigene Schwächen und Fehlentscheidungen einzugestehen, hat so ein wenig was von „Zacken aus der Krone fallen“, und das ist einfach unangenehm. Zumal mit so einem Eingestehen ja auch nachfolgt, dass man sich damit auseinandersetzen muss, warum es zu solchen Fehlentscheidungen kommt…und das bringt dann wieder das halbe Leben durcheinander.


Adventskranz:
Die Freunde reichen nicht, das habe ich gemerkt. Es sind halt „nur“ Freunde. Super für den Alltag, aber nicht wirklich und auf Dauer geeignet für Schwerwiegenderes. Sie meinen es gut, sind aber einfach überfordert, und das kann ich ihnen ja nun nicht übel nehmen.
Oh, und die Unordnung war jetzt so gut wie weg! Ich war erstaunt.

Lisbeth:
Ja, er weiss, dass ich ihn und die Therapie in Frage stell(t)e. Er hat es direkt angesprochen.
Auch bzgl. Vertrauen weiss er bescheid. Da hatte ich den Eindruck, dass er zurückgerudert ist, sich zurückhaltender, behutsamer und zartfühlender gezeigt hat als er sonst tut, aber die Entscheidung, ob ich ihm noch vertrauen kann/will, komplett mir überlassen hat.
Das mit dem gezielt triggern, das fand ich in der Stunde und die Tage danach auch extrem fies. Keine Ahnung, ob das von ihm einfach nur kopflos war, oder eine seiner „Hau-ruck-Methoden“. Ich habe darauf jedenfalls so reagiert wie (fast) immer, und nur mir geschadet. Das hab ich ihm gesagt, und er hat doch ziemlich erschrocken/betroffen reagiert. Inzwischen finde ich das Ganze nicht mehr schlimm, weil ich weiss, dass ich da nochmal durch muss (und wahrscheinlich noch zig weitere Male durch muss), ob ich will oder nicht, und dass es jedes Mal grässlich sein wird. Ich weiss jetzt aber auch, dass ich das nicht alleine machen muss, sondern da ein Therapeut ist, der wirklich und ganz definitiv nicht abhaut oder den Kopf in den Sand steckt (Das wusste ich eigentlich auch vorher, aber offenbar musste ich noch eine echte Bruchlandung hinlegen, um es wirklich zu begreifen).

Komisch, wie sich Einschätzungen und das Denken in ein paar Wochen ändern können.
Ich muss mich wohl daran gewöhnen, dass bei mir wirklich alles immer nach dem Prinzip „Ganz oder gar nicht“ läuft, und ich bei allem den umständlichsten und unbequemsten Weg gehe.
Andererseits, wenns zu einfach ginge, würde es wohl nicht wirklich was bringen.
Ich gehe mich jetzt noch ein wenig über mich selber wundern.

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 01.06.2016, 20:39

1 dürfte jedenfalls klar sein: viel zu selbstunsicher.
Über mich sagen keine 2 Menschen dasselbe, warum sollten sie ausgerechnet bei dir alle, unabhängig von dir, gleicher Meinung sein? Klingt ja wie einstudiert!

Ob der Thera dich "geknackt" hat oder lediglich deinem Bedürfnis nachgeht, dir zu zeigen, wo der Hammer hängt, weiß ich nicht. Erinnert mich eher an die altväterlichen Erziehungsstreifen, wo die rebellierende Tochter allerhand falsch macht und sich am Ende dem "Meister", zumeist ein Typ von vorvorgestern als Ehemann, ergibt. Eigentlich fällt mir Hellinger ein.

Am Ende des Tages bleibt er für mich ein Chaot und sein Verhalten äußerst fragwürdig.
Aber vielleicht gibt es Dinge, die du hier nicht erzählen möchtest, die ihn in ein gänzlich anderes Licht rücken würden. Und letztendlich ist es deine Therapie. Bleibt nur zu hoffen, dass du bald weniger Abstürze haben mögest.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 01.06.2016, 20:52

Therapeuten sind auch nur Menschen mit Fehlern, so wie alle anderen auch. Wer den perfekten Psychotherapeuten sucht, wird nie eine Psychotherapie machen.
Somit ist die Frage, ob man mit diesem Psychotherapeuten arbeiten kann, trotz seiner Fehler.
Liebe Alyssa, Du beantwortest diese Frage mit JA, dann ist das so in Ordnung.
Liebe Grüße
Lockenkopf


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Alyssa
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Beitrag Mi., 01.06.2016, 21:52

Broken Wing hat geschrieben: 1 dürfte jedenfalls klar sein: viel zu selbstunsicher.
Auf wen beziehst du das jetzt?
Broken Wing hat geschrieben: Über mich sagen keine 2 Menschen dasselbe, warum sollten sie ausgerechnet bei dir alle, unabhängig von dir, gleicher Meinung sein? Klingt ja wie einstudiert!
Das hat mich ehrlich gesagt auch erstaunt. Aber: Es kam von 3 völlig verschiedenen Freunden/Bekannten, die untereinander keinen Kontakt haben und mich alle verschieden lang, aber recht gut bis sehr gut kennen. Und denen ich - so wie ich es bisher erlebt habe - eine gute und ehrliche Freundschaft bzw. Bekanntschaft bestätigen würde. Dass die nun innerhalb 2-4 Wochen so fast das gleiche sagen wie mein Therapeut, hat mich extrem verwirrt. Andererseits: Vielleicht habe ich mehr nach aussen gezeigt, als ich dachte, oder einfach so klare Verhaltensweisen/Äusserungen getätigt, dass alle nur das gleiche sagen konnten. Ich habe mich mit allen 3 über die Themen unterhalten, die ich auch in den letzten Stunden angesprochen habe, somit hatten alle eine sehr ähnliche Ausgangspositionen.
Broken Wing hat geschrieben:Ob der Thera dich "geknackt" hat oder lediglich deinem Bedürfnis nachgeht, dir zu zeigen, wo der Hammer hängt, weiß ich nicht.
Dass ich ein Bedürfnis nach einem "Hammer zeigen" habe, habe ich meinem Therapeuten nie gesagt (und meiner Meinung nach auch nie nonverbal mitgeteilt). Ich bin mir nichtmal sicher, ob ich so ein Bedürfnis überhaupt habe.
Ich bin allerdings sehr stur und stolz. Er auch. Was das angeht, frage ich mich manchmal, ob mein Therapeut und ich uns in einigen Dingen nicht ZU ähnlich sind, und ob so eine Ähnlichkeit eben zu Reibungspunkten führen kann.
Broken Wing hat geschrieben:Erinnert mich eher an die altväterlichen Erziehungsstreifen, wo die rebellierende Tochter allerhand falsch macht und sich am Ende dem "Meister", zumeist ein Typ von vorvorgestern als Ehemann, ergibt. Eigentlich fällt mir Hellinger ein.
Nein, altväterlich ist er nun gar nicht. Und nach Ergeben fühlte sich das auch nicht an.
Broken Wing hat geschrieben:Am Ende des Tages bleibt er für mich ein Chaot und sein Verhalten äußerst fragwürdig.
Chaot würde ich unterschreiben. Fragwürdig nicht.
Broken Wing hat geschrieben:Aber vielleicht gibt es Dinge, die du hier nicht erzählen möchtest, die ihn in ein gänzlich anderes Licht rücken würden.
Nein, ich habe mich sehr bemüht, alles so ausführlich, genau, neutral und objektiv zu schildern wie möglich. Genauer geht nicht, das wäre zu persönlich und zu detailliert für ein anonymes Forum.
Broken Wing hat geschrieben:Und letztendlich ist es deine Therapie. Bleibt nur zu hoffen, dass du bald weniger Abstürze haben mögest
Es ist ja schon besser geworden seit ich ihn kenne, selbst wenn es mal Rückschläge, Krisen und Notfälle gab. Und trotz des ganzen Dramas die letzten Wochen habe ich den Eindruck, dass es seit Ende April aufwärts geht, und zum Ende Mai hin nochmal besser wurde. Das bedeutet für mich schon, dass er nicht alles falsch macht, und ich offenbar, auch wenn ich mich schwer tue, auf ihn in guter Weise reagiere. Ich brauch wohl einfach länger für alles, und muss, bevor es vorwärts geht, erstmal kräftig gegen diverse Wände rennen (was keine neue Erkenntnis ist).

Lockenkopf
So sehe ich das aktuell auch. Ist nur die Frage, wie es in x Wochen aussieht.

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Beitrag Mi., 01.06.2016, 22:06

Alyssa hat geschrieben:
Lockenkopf
So sehe ich das aktuell auch. Ist nur die Frage, wie es in x Wochen aussieht.
Wenn Dir in x Wochen etwas in der Psychotherapie nicht zusagt, dann spricht du eben wieder daüber in der Sitzung. Das war doch jetzt auch richtig und wird dann auch das richtige sein.

Meiner Erfahrung nach ist die Therapeutische Beziehung erst dann ruiniert, wenn dieser Austausch nicht möglich ist, oder zu nichts führt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 01.06.2016, 22:31

@ Alyssa: Nun, die Slbstunsicherheit bezog sich natürlich auf dich. Um mich geht es hiernicht ;-)

Zu dieser Erkenntnis bin ich gekommen, weil u anfangs sehr geduldig, dann ungeduldig bis ablehnend warstund nun meinst, er könne waie vorausdenkend gehandelt haben.
Hauptsache, es funktioniert mit euch beiden. Hoffen wir mal, dass er zB dir Zuverlässigkeit gibt, indm er die Stundendauer einhält.

@ Lockenkopf: Ich habe durchaus das Problem, menschliche Fehler nicht gut zu vertragen. Ist auch Thema bei mir.

Aber welcher Therapeut würde einen Pat. aushalten, der mal eine halbe stunde später kommt, dann wieder eine halbe Stunde zu früh usw.? Eben. Und ob der Thera es toll fände, plötzlich mi einer versteckten Kamera konfrontiert zu werde? Wahrscheinlich nicht. Er würde wol nicht mal glauben, dass nicht mitgeschnitten wurde.
Und wie kommen Patienten eigentlich dazu, ihre Theras zu erziehen, dass sie ihre Themen aus der Stunde raushalten?

Theras werde bezahlt, können sich besserverteidigen, weil überlegenere Position gegenüber dem Pat. und gehen berufliche Verpflichtungen ein. Kleine Fehler wie physischer Makel, hässliche Kleidung oder unschöne Praxisräume sind annehmbar. Und mal 'nen Termin verschwitzen, doppelbelegen u.ä., da geht auch nicht die Welt unter. Aber schon hier darf das Verständnis nicht mehr vorausgesetzt werden, eine aurichige Entschuldigung angebracht.
Ich empfinde allzu auffällige Nachlässigkeit eben als respektlos, ja sogar als agierte Aggression.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Beitrag Mi., 01.06.2016, 22:47

Liebe Borkenwings, für Dich mag all das gelten. Andere mögen das ganz anderes empfinden und es ist trotzdem richtig.

Ich empfehle dir das Buch "Der Panama-Hut oder was einen guten Therapeuten ausmacht" von Irvin D.Yalom. Der tut im übrigen all das, was Du als Indikator für einer schlechte/schädlichen Psychotherapie hältst.

Und ich habe z.Zt. Sitzungen bei einem Analytiker, dessen ganze Praxis aus einem Arbeitszimmer in seiner Privatwohnung, in einem Privathaus, besteht. Und ich habe exakt 0 Probleme damit.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 01.06.2016, 23:14

Lockenkopf hat geschrieben:Und ich habe z.Zt. Sitzungen bei einem Analytiker, dessen ganze Praxis aus einem Arbeitszimmer in seiner Privatwohnung, in einem Privathaus, besteht. Und ich habe exakt 0 Probleme damit.
Uuuh. Ich würde mich ständig fragen, ob man nicht einen Spendenaufruf starten sollte. Der Arme kann sich anscheinend nicht mal eine Praxis leisten und muss seine Wohnung mit Pat. teilen. Toll, wenn nebenan mal die Ehefrau staub saugt oder mit den Kids zankt. Nebenbei bekommst auch mit, was es bei ihm zu Mittag gegeben hat - und noch viel mehr.
Nein und nochmal nein. Würde ich aber nirgends akzeptieren, egal ob Anwalt, Nachhilfestunde etc. Beim Arbeiten ist mir ein neutraler Ort wichtig.

Das Buch schaue ich mir aber gern an, danke.
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