Positive Übertragung nach Therapieende/ Was tun gegen Übertragung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:02

isabe hat geschrieben:
Beispiel für Gegenübertragung ist: A ist traurig, fühlt das bei sich selbst aber nicht so, sondern A fühlt sich leer. B fühlt im Beisein von A Traurigkeit - die Traurigkeit von A. Da hat A aber nichts mit B "gemacht"; er hat ihn nicht unter Druck gesetzt, sondern B hat, sozusagen von alleine, ein bestimmtes Gegenübertragungsgefühl bekommen. .
Das ist die Konkordante Gegenübertragung.

Ephrahim berichtet aber von der Komplementären Gegenübertragung.

In dem Beispiel, das du gestern erwähnt hast, ging es aber um einen Patienten, der MACHT, dass der Therapeut sich irgendwie fühlt und verhält.
Nein, ich denke auch, hierbei handelt es sich um ein Übertragungs-/Gegenübertragungsgeschehen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:06

Ephraim hat geschrieben:Wieso zitierst du mich jetzt und stimmst mir darin zu? Ich weiß was ich geschrieben habe, wenn ich nicht davon ausgehen würde, daß es stimmt, hätte ich es nicht geschreiben. Was willst du mir damit sagen?
Ich habe dich zitiert, weil ich mich exakt auf diese Textstelle beziehe, damit wir nicht an einander vorbei reden.

Und Ja ich stimme dir zu.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:08

Lockenkopf hat geschrieben:
... berichtete der Autor/Therapeut, daß in einer Sitzung der Patient wortkarg da saß, nichts erzählen wollte, er ihn machen ließen, dabei selber etwas wegdöste, während er wartete. Als der Patient sich schließlich zu äußern begann, reagierte er genervt. Er schrieb darin hätte er sich wie die Mutter des Patienten zu diesem verhalten, sie war wohl vorher Thema gewesen und bei ihr war er immer eingeschüchtert gewesen, weil sie meist genervt, belästigt auf dessen Initiativen reagierte, dies wiederholte sich dann quasi in der Therapie.
Und dies hier ist die Gegenübertragung des Therapeuten, der diese leider nicht rechtzeitig reflektiert hat. Er hat die ihm zugewiesene Rolle unreflektiert ausgelebt. Das ist ihm leide erst später aufgegangen, was sich sehr negativ auf das Verhältnis zum Pat. auswirken kann.

Besser wäre es gewesen, der Th. hätte sein Empfindungen dem Pat. rechtzeitig refaktiert und er hätte seine Gegenübertragung nicht ausgelebt.
Nein, ich denke nicht, für den kurzen Einwand an Wiki orientiert "Als Gegenübertragung bezeichnet man in der Psychoanalyse eine Form der Übertragung, bei der ein Therapeut auf den Patienten (bzw. auf dessen aus Übertragungsphänomenen hervorgehenden Handlungen und Äußerungen) reagiert und seinerseits seine eigenen Gefühle, Vorurteile, Erwartungen und Wünsche auf diesen richtet."

Die Genervtheit ist nicht ein eigener Wunsch, Vorurteil des Therapeuten sondern das übertragene Gefühl von der Mutter des (und durch den) Patienten, welches am Therapeuten wiederausgelebt wird.
Zuletzt geändert von Ephraim am So., 21.08.2016, 13:12, insgesamt 1-mal geändert.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen


isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:12

Folgende Situation:

Der Therapeut spürt Ärger auf den Patienten.

Dafür gibt es verschiedene Erklärungen, und es ist wichtig (wenn auch nicht immer einfach), die passende Erklärung zu finden, um sich angemessen zu verhalten.

1.) Der Therapeut hat schlecht geschlafen / Sein Partner hat ihn verlassen / Er hat einen Infekt usw.

2.) Der Patient erinnert den Therapeuten an einen Menschen, mit dem er Probleme hat; vielleicht trägt der Patient ähnliche Klamotten; oder er hat dasselbe Parfüm.

3.) Der Patient hat sich verspätet / Der Patient erzählt langatmit belangloses Zeugs / Der Patient weicht dem eigentlichen Thema aus.

4.) Der Patient selbst ist ärgerlich auf den Therapeuten. Er traut sich nicht diesen Ärger zuzulassen, stattdessen überträgt er ihn auf den Therapeuten und unterstellt ihm: "Sie sind ärgerlich auf mich".

5.) Der Patient setzt den Therapeuten so lange unter Druck, bis dieser sich ärgerlich fühlt. Der Patient selbst scheint sich damit "gut" zu fühlen; er entlastet sich auf diese Weise von einer Spannung, die er selbst gar nicht als ein bestimmtes Gefühl benennen kann. Stattdessen löst er ebendieses Gefühl im Anderen aus, der dann merkt, dass etwas mit ihm gemacht wurde (wobei die Gefahr besteht, dass er dabei noch ärgerlicher und hilflos wird).

Ich sehe da einen ziemlich großen Unterschied zwischen 4.) und 5.), weil bei Letzterem der Druck viel höher ist, sich genauso zu verhalten, wie das "erwartet" wird.

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:15

Lockenkopf hat geschrieben:[

Lieber Ephraim,

Isabe Beschreibungen der Gegenübertragung und der Möglichkeit, das auch Therapeuten auf ihre Pat. übertragen, sind korrekt, auch wenn Du das nicht glauben magst.

Gegenübertragungen werden wie eigene Gefühle war genommen. Nur durch Reflexion sind sie zu erkennen.
Liebe Lockenkopf,

wenn isabes Vorstellung von Gegenübertragung mit deiner weiter oben übereinstimmen, sind sie beide nicht korrekt, da bin ich mir einigermaßen sicher.
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isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:18

Ephraim:
Es gibt mehrere Definitionen von Gegenübertragung (nicht immer nur bei wikipedia schauen).

Ergänzend:
Es ist wohl ein Unterschied, ob jemand auf die Projektion eines Anderen reagiert oder ob er sich projektiv identifizieren lässt. Der Unterschied besteht auch in der Intensität des Gefühlten und in der Dimension der "Fremdheit" dieses Gefühls.
Zuletzt geändert von isabe am So., 21.08.2016, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Eleria
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:21

Ich gehe da mit den Definitionen von Isabe und Lockenkopf sehr konform, letztendlich ist mir die Definition aber auch eigentlich gleich, für mich ist viel wichtiger wie man sinnwoll damit umgeht!

Diese doch langsam teilweise etwas agressiv wirkende und aus dem Ruder gelaufene Diskussion über die Definitionen empfinde ich mittlerweile als ziemlich unangenehm .... zumindest in diesem Thread ...
Zuletzt geändert von Eleria am So., 21.08.2016, 13:24, insgesamt 1-mal geändert.
And I realized now the only reason I was feeling bad,
was because I wanted something, that I couldn't have!

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:22

Ich hab mal gelesen, manche glauben, das ist dasselbe wie projektive Identifizierung
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen


isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:25

Ephraim hat geschrieben:Ich hab mal gelesen, manche glauben, das ist dasselbe wie projektive Identifizierung
posting.php?mode=quote&f=20&p=884298#

Na, dann wünsch' ich dir viel Spaß dabei, wenn dich mal jemand projektiv identifiziert. Das ist dann wie eine ANSTECKUNG, und das fühlt sich auch so an.

Ich hatte mich bei deinem Beispiel auf S. 1 auf die "sehr intensive Erwartung" bezogen. Das ist wirklich was anderes, als wenn jemand "nur" projiziert und sagt: "Du bist bestimmt sauer mit mir". Sind zwei verschiedene Abwehrmechanismen, die eben auch unterschiedliche Gefühle oder gar "Zustände" im Anderen auslösen (können).

Aber ist, wie die TE sagt, mittlerweile vollkommen OT. Daher hier auch meinerseits Schluss. Gerne in einem anderen Thread.
Zuletzt geändert von isabe am So., 21.08.2016, 13:41, insgesamt 2-mal geändert.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:28

Ephraim hat geschrieben:
Nein, ich denke nicht, für den kurzen Einwand an Wiki orientiert "Als Gegenübertragung bezeichnet man in der Psychoanalyse eine Form der Übertragung, bei der ein Therapeut auf den Patienten (bzw. auf dessen aus Übertragungsphänomenen hervorgehenden Handlungen und Äußerungen) reagiert und seinerseits seine eigenen Gefühle, Vorurteile, Erwartungen und Wünsche auf diesen richtet."

Die Genervtheit ist nicht ein eigener Wunsch, Vorurteil des Therapeuten sondern das übertragene Gefühl von der Mutter des (und durch den) Patienten, welches am Therapeuten wiederausgelebt wird.
Die Mutter ist bei der Sitzung nicht anwesend. Folglich kann sie nichts auf dem Therapeuten übertragen. Anwesend sind nur Pat. und Th. Der Pat. hat die Gegenübertragung im Th. ausgelöst. Das übertragene Gefühl ist das Gefühl das der Pat. bei seine Mutter auslöst. Es handelt sich um eine Komplementäre Gegenübertragung.
Und Übertragungen/Gegenübertragungen passieren, und man wünscht sie sich nicht.

Allerdings sollte ein Th. seine Gegenübertragungen reflektieren und therapeutisch nutzen, aber nicht unreflektiert ausleben.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 21.08.2016, 13:59, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag So., 21.08.2016, 13:33

isabe hat geschrieben:Folgende Situation:

Der Therapeut spürt Ärger auf den Patienten.

Dafür gibt es verschiedene Erklärungen, und es ist wichtig (wenn auch nicht immer einfach), die passende Erklärung zu finden, um sich angemessen zu verhalten.

1.) Der Therapeut hat schlecht geschlafen / Sein Partner hat ihn verlassen / Er hat einen Infekt usw.

2.) Der Patient erinnert den Therapeuten an einen Menschen, mit dem er Probleme hat; vielleicht trägt der Patient ähnliche Klamotten; oder er hat dasselbe Parfüm.

3.) Der Patient hat sich verspätet / Der Patient erzählt langatmit belangloses Zeugs / Der Patient weicht dem eigentlichen Thema aus.

4.) Der Patient selbst ist ärgerlich auf den Therapeuten. Er traut sich nicht diesen Ärger zuzulassen, stattdessen überträgt er ihn auf den Therapeuten und unterstellt ihm: "Sie sind ärgerlich auf mich".

5.) Der Patient setzt den Therapeuten so lange unter Druck, bis dieser sich ärgerlich fühlt. Der Patient selbst scheint sich damit "gut" zu fühlen; er entlastet sich auf diese Weise von einer Spannung, die er selbst gar nicht als ein bestimmtes Gefühl benennen kann. Stattdessen löst er ebendieses Gefühl im Anderen aus, der dann merkt, dass etwas mit ihm gemacht wurde (wobei die Gefahr besteht, dass er dabei noch ärgerlicher und hilflos wird).

Ich sehe da einen ziemlich großen Unterschied zwischen 4.) und 5.), weil bei Letzterem der Druck viel höher ist, sich genauso zu verhalten, wie das "erwartet" wird.
3.) und 4.) sind Gegenübertragungen.

5.) ist eine Projektive Identifizierung.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag So., 21.08.2016, 13:36

isabe hat geschrieben:Ephraim:
Es gibt mehrere Definitionen von Gegenübertragung (nicht immer nur bei wikipedia schauen).

Ergänzend:
Es ist wohl ein Unterschied, ob jemand auf die Projektion eines Anderen reagiert oder ob er sich projektiv identifizieren lässt. Der Unterschied besteht auch in der Intensität des Gefühlten und in der Dimension der "Fremdheit" dieses Gefühls.
Genau. Wie ich schon schrieb, Gegenübertragungen sind von eigenen Gefühlen nur durch Refektion zu unterscheiden.
Liebe Grüße
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Beitrag So., 21.08.2016, 13:39

Eleria hat geschrieben:Ich gehe da mit den Definitionen von Isabe und Lockenkopf sehr konform, letztendlich ist mir die Definition aber auch eigentlich gleich, für mich ist viel wichtiger wie man sinnwoll damit umgeht! .
Wie geht es dir denn jetzt mit dem Thema "Sehnsucht nach deinem Psychotherapeuten?"

Diese doch langsam teilweise etwas agressiv wirkende und aus dem Ruder gelaufene Diskussion über die Definitionen empfinde ich mittlerweile als ziemlich unangenehm .... zumindest in diesem Thread ...
Einverstanden!
Liebe Grüße
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Eleria
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Beitrag So., 21.08.2016, 15:01

Danke Isabe & Lockenkopf!!

Mir geht es gerade gar nicht wirklich gut damit und ich bin schrecklich hin und her gerissen.
Leider kann ich im Moment nicht mehr schreiben, da mein Mann 1,5 Meter von mir entfernt am PC sitzt .... evtl. später!
And I realized now the only reason I was feeling bad,
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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 15:24

Dein Verstand weis, das die Therapie zu ende ist, Kontakt nicht möglich.
Dein Gefühl sagt," Ich will zum Therapeuten!"
Richtig?

Eine Möglichkeit wäre, dir einen anderen tiefenpsychologisch arbeiten Psychotherapeuten zu suchen und ganz wenige (1-3) Sitzungen selber zu finanzieren, um dem ganzen auf dem Grund zu gehen und es aufzulösen.

Wie ich schon schrieb, kam mein Sehnsucht nach dem alten Psychotherapeuten aus der Vergangenheit.
Möglicherweise ist es bei dir auch so. Deine Vermutung Übertragung deutet ja bereits darauf hin.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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