Positive Übertragung nach Therapieende/ Was tun gegen Übertragung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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StatueOfFreedom
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Beitrag Mo., 22.08.2016, 11:44

Ich meinte mit dem Kommentar "der ist doch nichts für dich" gar nicht, dass das deine Freundinnen tatsächlich sagen könnten. Das war auf die Metapher bezogen, dass sich deine Situation anfühlt, wie Verliebtheit. Das möchte man auch am liebsten jedem mitteilen. Was man nicht hören will ist etwas in die Richtung "der ist doch gar nichts für dich", weil es in der eigenen Gedankenwelt einfach perfekt passt. Übertragen auf deine Situation musst du dich darauf gefasst machen, dass deine Gesprächspartner ohne eigene Therapieerfahrung ebenfalls nicht in deiner Gedankenwelt stecken und dich mit Reaktionen konfrontieren könnten, die dir nicht gut tun und dich enttäuschen.

Meinem Partner erzähle ich daher nur noch wenig über die Inhalte meiner Therapie. Ich würde am liebsten den ganzen Abend darüber sprechen, weil es für mich so unheimlich wichtig ist, aber ich muss akzeptieren, dass mein Partner nicht das gleiche erlebt und dementsprechend weder alles hören will noch muss.

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Eleria
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Beitrag Mo., 22.08.2016, 11:46

Vielleicht hätte ich auch mal meine Arbeitsblätter die ich vom Therapeuten für nach der Therapie bekommen habe bearbeiten sollen .... aber nein ich war froh erstmal Ruhe zu haben und hab den Ordner schön in die hinterste Ecke gelegt.
Und da habe ich wohl mal wieder vergessen dass ich das ganze für mich mache und nicht für den Therapeuten oder sonstwen!!
Evtl. wäre mir so eher aufgefallen das etwas im Anmarsch ist .... Nungut, dann sollte ich das wenigstens nachholen sobald ich aus dem Urlaub zurück bin!! Da muss ein Reminder ins Handy ....und dann keine Ausreden ...
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Eleria
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Beitrag Mo., 22.08.2016, 11:55

StatueOfFreedom hat geschrieben: Übertragen auf deine Situation musst du dich darauf gefasst machen, dass deine Gesprächspartner ohne eigene Therapieerfahrung ebenfalls nicht in deiner Gedankenwelt stecken und dich mit Reaktionen konfrontieren könnten, die dir nicht gut tun und dich enttäuschen.
Das stimmt, darauf sollte ich tatsächlich vorbereitet sein, aber ich glaube das bin ich, ich erwarte kein wirkliches Verstehen oder Nachvollziehen können. Aber ich glaube ich brauche wen an meiner Seite, der von meinem Problem weiss, damit ich mich nicht mehr so alleine damit fühle.

Bei meinem Partner geht es mir mehr darum dass er nicht denkt ich hätte ein Problem mit ihm. Tatsächlich habe ich ihm auch nur sehr wenig über die Therapie erzählt, genau aus dem Grund dass er es nicht nachvollziehen kann. Ich bin wenn ich was erzählt habe immer sehr an der Oberfläche geblieben.
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Eleria
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Beitrag Mo., 22.08.2016, 13:14

StatueOfFreedom hat geschrieben:... dann kannst du ja vielleicht anklingen lassen, dass du die Therapie an sich vermisst, weil sie dir Halt gegeben hat und du nun lernen musst, ohne diese Gehhilfe zu laufen.
Im Nachhinein nochmal drüber nachgedacht trifft es das vielleicht sogar recht genau, denn es ist doch eigentlich nicht nur der Therapeut ansich, den man vermisst. Man kennt ihn ja nur in der therapeutischen Konstellation, so ist es letztendlich doch eigentlich die Therapie die man vermisst und an dieser Stelle projeziert man das dann evtl. auf den Therapeuten allein in seiner Person und das eben womöglich auch als ein Gefühl der Verliebtheit.
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StatueOfFreedom
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Beitrag Mo., 22.08.2016, 13:24

Eleria hat geschrieben:Im Nachhinein nochmal drüber nachgedacht trifft es das vielleicht sogar recht genau, denn es ist doch eigentlich nicht nur der Therapeut ansich, den man vermisst. Man kennt ihn ja nur in der therapeutischen Konstellation, so ist es letztendlich doch eigentlich die Therapie die man vermisst und an dieser Stelle projeziert man das dann evtl. auf den Therapeuten allein in seiner Person und das eben womöglich auch als ein Gefühl der Verliebtheit.
Das denke ich auch! Vielleicht werden dir die Unterlagen, die du noch bearbeiten wirst, auf deinem weiteren Weg helfen Ich denke, du bist hier schon einen Schritt weitergekommen. Auch mit der Einsicht, dass du das für dich tust und für keine andere Person.

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Eleria
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Beitrag Di., 23.08.2016, 16:48

Das ist es ja sowieso, man tut viel zu viel für andere was man eigentlich für sich tun sollte!!

Ich habe mich dann gestern erfolgreich zum Obst gemacht gestern, indem ich auf der Arbeit einfach umgefallen bin ...
man könnte jetzt sagen dass es wahrscheinlich am Wetter gelegen hat, ich tippe da aber tatsächlich doch eher auf den Stress den die Situation verursacht hat. Da ich Krankenschwester bin haben meine Kolleginnen mich natürlich gleich durchgecheckt und ich hab immer nur betont dass nix ist, dass das nur am Stress liegt.
Bin dann irgendwann in Tränen ausgebrochen und habe völlig ungeplant einer Kollegin mit der ich auch befreundet bin, mein Herz ausgeschüttet.
Wie schon vermutet, konnte sie das Ganze natürlich nicht wirklich nachempfinden, nachdem ich Ihr die Zusammenhänge erklärt habe konnte sie das Dilemma aber durchaus verstehen.
Letztendlich kann ich nur sagen, dass das sehr gut getan habe und ich froh bin mein "Geheimniss" nicht mehr mit mir rumzutragen. Von dem Moment als es rausgeplatzt ist ging es mir sowohl körperlich als auch psychisch um einiges besser!

Ich vermute das genau das eigentlich ein wichtiges Ergebniss meiner Therapie ist, das wäre mir früher nie passiert, dass ich vor wem in Tränen ausbreche und dann und auch noch tatsächlich erzähle was los ist. Diesmal bin ich aber nicht mit meinen Sorgen alleine gegblieben und habe sie in mich reingefressen, sondern habe mir jemanden zur Hilfe geholt. Solche Hilfe muss gar nicht viel verlangen vom Gegenüber, machmal braucht man ja nur jemanden um nicht alleine zu sein.
Das mag ja in manchen Situationen und für viele Menschen passen, dass man besser solche Dinge nur mit Leuten austauscht die sie wirklich verstehen können, bzw. professionell damit beschäftigt sind. Aber ich glaube das kann und sollte für mich nicht mehr so sein, denn ich werde nicht immer einen Therapeuten an meiner Seite haben... und das Ziel einer Therapie ist es ja auch irgendwann eben ohne den Therapeuten auszukommen, also muss ich mir andere Vertraute suchen.

Was ich jetzt weiter mache weiss ich noch nicht genau, ich denke ich warte erstmal die 9 Wochen ab und schaue dann ob ich nochmal zum Therapeuten will, wenn ich noch mit jemandem anders darüber spreche, dann eher spontan und aus dem Gefühl heraus es mit gutem Gefühl zu können. Es geht mir zwar noch nicht gut, aber etwas besser. Gestern hatte ich schon überlegt den Kurzurlaub abzusagen, heute freu ich mich wieder einigermaßen drauf!
Deshalb möchte ich Euch danke sagen für Eure konstruktiven Posts, die mich angeregt haben genauer über meine Situation nachzudenken und auch evtl. mögliche Lösungen zu finden!
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Alyssa
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Beitrag Di., 23.08.2016, 17:59

Eleria, das liest sich doch sehr gut. Auch wenn die Umstände recht krass waren - du hast laut ausgesprochen, was dich so bedrückt, du hast deine ehrlichen echten Gefühle dazu rausgelassen. Das ist super!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass etwas, wenn man es laut vor einem Gegenüber auspricht, plötzlich gar nicht mehr so bedrohlich, unbewältigbar und schlimm wirkt. Aber das kostet eben Überwindung, oder man muss unter riesigem emotionalen Stress stehen, dass man es nicht mehr aushält und einfach rausplatzt.

Natürlich sind mit deinem "Geheimnis lüften" jetzt nicht gleich alle Sorgen weg. Aber du hast die Sache beim Namen genannt ("ich vermisse meinen Therapeuten, er fehlt mir furchtbar"), und damit kannst du jetzt arbeiten. Du kannst die kommenden Wochen, wo er im Urlaub ist, nutzen, um dich ganz langsam und vorsichtig von ihm abzunabeln. Geh aus mit Freunden, tu Dinge die DIR wichtig sind, gönne dir auch mal was Schönes - oder einfach eine Pausen von allem und allen, wenn dir danach ist. Geniesse dein Leben, erlaube dir aber auch, in bestimmten Momenten und Situationen, wo dir danach ist bzw. du dich an ihn erinnert fühlst, an deinen Therapeuten zu denken, ja sogar im Kopf kleine "virtuelle" Gespräche mit ihm zu führen. Vielleicht bist du dann in den Momenten etwas traurig, weil du ihn nicht mehr hast. Vielleicht stellst du aber auch nach und nach fest, dass du bei der Erinnerung an ihn lächeln kannst (musst), und du merkst, dass er dir zwar fehlt, dir die Erinnerung aber reicht.

Ich sehe in dem was gerade bei dir so abgeht auch eher Trauerarbeit, wie einige hier schon schrieben.
Das finde ich ganz normal und völllig in Ordnung, schliesslich ist die Beziehung, die man zu seinem Therapeuten hat, eine ganz besondere, enge und tiefe. Wenn dann Schluss ist, darf (und muss) auch getrauert werden.

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Ephraim
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Beitrag So., 25.09.2016, 21:48

offtopic

habs gerade auf einem Psychologie-Blog gelesen, find das ein schönes Beispieö nochmal zu Gegenübertragung

"Rachel was my first therapy client totally unable to tolerate the eye contact during a session. The first time we met, this lack of eye contact made me sense her anxiety; she looked like a captured bird, scared and ready to fly away at the first occasion. I thought she would not come back for another session, but she eventually did.

...

Talking this through with Rachel helped us put the problem on the table. She was entirely conscious of the impact of her avoidance on our interaction, but still unable to take the risk and meet my eyes.

Look at me! I would have screamed, had I not been aware of my countertransference."

Die Patientin provoziert(unbewußt) in der Therapeutin den Auslöser ihres Bedrängniszustandes.
Durch ihre absolute Verteidigung wird ein Angriff, welcher ähnlich dem vergangenen traumatischen ist, provoziert.

Die Therapeutin realsiert es und reagiert.

"But with the risk of repeating a traumatic experience, I needed to be patient and “to stay with it.” Her need for security and control was to be respected."
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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Tollkirsche
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 13:37

Hallo zusammen

Ich weiss es gibt hier schon viele Threads zur Übertragung dennoch finde ich mich in keinem so ganz wieder.

Ich habe eine kurze Gesprächstherapie 4 Monate 14tägig gemacht weil letztes Jahr viele Dinge passiert sind die mich überfordert haben und ich auf der Suche nach mir selbst ins Stolpern geraten bin.

Meine Ängste haben sich schnell aufgelöst und auch der Therapeut hat mir bestätigt dass ich an keiner Depression o. Ä. leide und zum Ende bemerkt dass er das Gefühl hat mir ginge es gut.
Ich denke er hat erkannt dass ich mich in ihn verliebt habe und ich habe daraufhin die Therapie beendet.

Das ist jetzt 4 Monate her und ich dachte dass löst sich wieder auf, aber das tut es nicht im Gegenteil er ist mein Lieblingsgedanke jeden Tag ich träume auch jede Nacht von ihm es bleibt aber nicht in meiner Erinnerung was ich träume.
Jetzt bin ich zu einer anderen Psychotherapeutin gegangen damit sie das lösen kann. Sie riet mir wieder zu ihm zu gehen und das anzusprechen weil sie meint nur er könne das lösen.
Nur der Mut dazu fehlt mir und die Angst vor der Ablehnung dabei weiss ich dass es wahrscheinlich die klaren Worte sind die mir fehlen zum Abschliessen.

Dazu sagen möchte ich noch dass diese Gefühle ausschließlich positiv sind vielleicht will ich sie deshalb behalten?


shesmovedon
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 13:46

Ich schätze auch, dass er das am besten lösen kann. Und es lässt sich zum Großteil wirklich auflösen, wenn dein Therapeut das beherrscht. Nicht jeder Therapeut ist in der Lage Übertragungen aufzulösen, wie du hier wahrscheinlich an den vielen Threads zu dem Thema erkannt hast.
Deshalb würde ich dir schon empfehlen ihn nochmal zu kontaktieren und schauen, wie weit ihr zusammen kommt dabei. Ansonsten eben mit der neuen Therapeutin daran arbeiten.

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Montana
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 14:42

Warum braucht das Therapie? Das kommt doch schon mal vor, dass man sich in jemanden verliebt, den man nicht haben kann. Das ist nicht krankhaft und vergeht auch wieder.

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Tollkirsche
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 15:10

Weil es letztendlich eine illusorische Liebe ist

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Montana
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 15:35

Aber das ist sie doch meistens. Man verliebt sich in jemanden, weil man nur einen kleinen Ausschnitt von ihm kennt. Das würde sich bei näherem Kennenlernen oft schnell relativieren. Dann würde die Phantasie durch Realität ersetzt. Wenn ich an all die Teenies denke, wie sie für ihre Pop-Stars schwärmen. Bei Konzerten in Ohnmacht fallen. Würden alle in Therapie gehören.


hey_jude
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 16:00

Naja, ist es nicht so, dass die Übertragungs-Liebe für etwas anderes steht, für einen inneren Konflikt oder einen Mangel ? Bei der Übertragung geht es ja um alte Gefühle, zumeist solche, die in der Kindheit nicht angemessen erfüllt werden konnten. Die Psyche möchte etwas bearbeiten, nachholen... So verstehe ich das jedenfalls.
Das durch ein Gespräch in die Realität zu holen, ist bestimmt gut, da er Therapeut ist, stehen die Chancen ja auch nicht so schlecht, dass er damit konstruktiv umgehen kann und dir somit eine Hilfe ist und es nicht verschlimmert durch unbedachte eigene emotionale Reaktionen.
Und dann hast du 1.eine positive zwischenmenschliche Erfahrung gemacht (du warst mutig und jemand versteht dich) und du lenkst dich 2. nicht weiter mit illusorischen Träumereien von deinem Alltag ab, denn da liegt ja der Hund, das Glück, die echten Begegnungen und Gefühle …..begraben.

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candle.
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 16:21

Tollkirsche hat geschrieben: Mo., 06.05.2019, 13:37 Dazu sagen möchte ich noch dass diese Gefühle ausschließlich positiv sind vielleicht will ich sie deshalb behalten?
Wäre es denn so schlimm?

Ich meine, woher weißt du denn, dass es eine Übertragung ist bzw. an was "leidest" du jetzt, dass du wieder Therapie benötigst?

LG candle
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