Brief an den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Kaonashi
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 23:08

Alyssa hat geschrieben:Ich fand und finde es auch bis heute schwer, nach dem Urlaub direkt wieder da weiterzumachen, wo man aufgehört hatte. Ich brauche immer 1-2 Stunden, um mich wieder an meinen Therapeuten zu gewöhnen. -- Quelle: viewtopic.php?p=906121#p906121
Daran habe ich heute auch schon gedacht, dass das schwierig sein könnte.
Er hat mir eine kleine Aufgabe gegeben, etwas aufzuschreiben bis zum nächsten Mal. Dann haben wir wenigstens gleich ein Thema, und ich weiß so grob, was auf mich zukommt. Ich habe das Gefühl, das macht es leichter.

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sadsongs
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 01:37

Ihr klingt da alle sehr abgeklärt. Auch wenn ich in meiner Mail nur nach einem Weg gefragt habe, so würde ich ganz tief in mir drin doch wünschen, dass er sich um mich kümmert. Bei mir hängen da so viele Gefühle mit dran. Sozusagen ein großer, bunter Strauß voller Sehnsucht, Liebe und Schmerzen.... Ich bin ein kleiner Bruchteil seines Arbeitslebens und er ist für mich die Welt....

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Siren
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 08:13

sadsongs hat geschrieben:Ihr klingt da alle sehr abgeklärt. Auch wenn ich in meiner Mail nur nach einem Weg gefragt habe, so würde ich ganz tief in mir drin doch wünschen, dass er sich um mich kümmert. Bei mir hängen da so viele Gefühle mit dran. Sozusagen ein großer, bunter Strauß voller Sehnsucht, Liebe und Schmerzen.... Ich bin ein kleiner Bruchteil seines Arbeitslebens und er ist für mich die Welt....
Und das weiß er sicherlich. Das geht den allermeisten Patienten so. Ich bin in derselben Situation. Thera hat ab heute Weihnachtsurlaub, ich sehe ihn für drei Wochen nicht. Gestern haben wir über genau das, was Du da schriebst, gesprochen. Ich fände es wichtig, dass Ihr zumindest nach seinem Urlaub auch darüber redet. Ganz offen. Denn Deine Gefühle und Sehnsüchte haben ja einen in Dir liegenden Grund, der mit dem Thera als Person gar nichts zu tun hat. Es lohnt sich, das mit ihm zu ergründen.

Hinsichtlich der Frage schreiben oder nicht schreiben: Das hast Du dir doch eigentlich schon selbst beantwortet. Du hast erkannt, welche heimliche Sehnsucht dahinter steht. Und dass sie nicht befriedigt werden wird. Du würdest also nur leiden, weil Du niemals die Reaktion bekommen wirst, die Du Dir so sehr wünschst.
Ich wäre gerne nett.


isabe
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 08:16

Na ja, die Welt sollte ein Therapeut für keinen Patienten sein. Das wäre ein sehr kurzes Dasein...

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Speechless
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 08:37

Ich empfinde das nicht ganz so krass wie Siren. Ich finde ein Therapeut kann einem schon viel geben und irgendwann muss man das dann eben selbst lernen. Aber es sollte dringend Thema in den Stunden werden, wenn du so stark für ihn empfindest.
Und ich finde Siren hat Recht damit, dass das nix mit dem Thera als Person zu tun hat. Aber das Bedürfnis, das dahinter steht, zu erkennen und sich darum zu kümmern, gilt es gemeinsam mit deinem Thera zu tun. Du bist damit aber nicht alleine. Und es ist auch nicht immer der falscheste Weg, wenn der Thera manchmal oder in gewissen Situationen deine Wünsche erfüllt, in dem er dir zum Bsp antwortet oder sonstiges. Meine Thera grenzt sich nur wenig ab und bis auf gewisse Momente, in denen es mir sehr schlecht geht und der Schmerz sehr groß wird, fühle ich mich ziemlich frei in unserer Beziehung.

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Siren
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 08:52

Hallo Speechless,

ich habe aber der Eindruck, dass es der TE nicht um irgendeine Reaktion um der Reaktion willen geht, sondern um eine besondere Fürsorge, eine, die vielleicht zeigt, dass sie ihm mehr bedeutet als andere Patienten. Vielleicht habe ich sie da aber auch falsch verstanden. Nur wenn es so ist und dann die falsche Reaktion kommt, kann das schrecklich weh tun. Habs gerade durch. Bei mir war es kein Brief, sondern ein Anruf. Er rief sofort zurück, er bot Lösungen, aber eben nicht die, dass ER jetzt sofort und außer der Reihe für mich da ist. Ich hab ne Weile gebraucht, um zu erkennen, wo eigentlich mein Problem lag. Aber erstmal tat es grausig weh.

LG
Siren
Ich wäre gerne nett.


Speechless
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 09:14

Achso meinst du das.
Wobei es dann wahrscheinlich die richtige Reaktion war, die falsche wäre wohl gewesen darauf einzugehen. Aber ich verstehe was du meinst: für dich war es gefühlt falsch. Zumindest erstmal.
Es gibt ja hier auch viele Vertreter, die es bereits als mangelhafte Abgrenzung verstehen, wenn der Thera überhaupt zwischen den h reagiert. Da bin ich froh, jemanden zu haben, der das anbietet, sodass ich im Notfall weiß da wäre jemand da.

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Siren
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 09:22

@ Speechless

Natürlich hat mein Thera goldrichtig reagiert. Alles andere wäre für die Therapie fatal gewesen. Mit dem Verstand ist das ja auch sehr leicht zu erkennen. Aber den kann ich ja leider bei Bedarf gut mal abschalten.
Ich wäre gerne nett.

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sadsongs
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 23:40

Liebe Siren,
ja, ich würde ihm schon gern mehr bedeuten. Auch wenn es reines Wunschdenken ist. Seine Reaktion auf meine Mail war sehr viel mehr, als ich erwartet hatte, aber auch nicht so, dass ich denken könnte, ich würde ihm mehr bedeuten als andere. Obwohl ich andererseits nicht weiss, ob er das bei jedem macht. oh schnell.....Verstand wieder ein.....der Gedanke wäre zu schön.

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Solage
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 23:59

Ich war mal bei einem übergriffigen Therapeuten.
Habe ich für mich so sublimiert, dass ich dem besonders viel bedeute und so...Dadurch in eine große Anpassung gesprungen bin. Will gefallen, nicht verstoßen werden usw. Mein Mangel, meine alte Bedürftigkeit vermischte sich mit seiner Bedürftigkeit, die er pervertierte....
Ich war sein Spielzeug.

Seid froh, wenn sich da ordentliche Abgrenzung vom Therapeuten zeigt. Sehr ernsthaft gemeint!

Jetzt setze ich mich mit dem Therapeuten auch mal per E-Mail über Meinungsverschiedenheiten auseinander.
Und ich gerate nicht mehr in einen Anpassungsdruck, sondern bleibe sehr deutlich bei mir.
Ich will nicht mehr gefallen, gefällig sein.

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sadsongs
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Beiträge: 26

Beitrag Sa., 24.12.2016, 07:50

Liebe Solage,
bei mir ist dieses gefallen wollen schon so fest verankert, dass ich mich oder meine eigene Meinung gar nich mehr so richtig wahr nehme. Ich weiß da auch gar nicht, wie ich wieder zu mir finden kann. Der Therapeut hat letztes Mal zu mir gesagt, dass ich alles abnicken würde und das habe ich jetzt nach deinem Beitrag erst richtig kapiert, was ich da mache....

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