Bereit für analytische Psychotherapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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LizzyA
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1

Bereit für analytische Psychotherapie?

Beitrag Sa., 08.02.2020, 18:11

Hallo liebes Forum,

ich bin seit etwa einem halben Jahr in Therapie (TFP), aktuell noch Kurzzeittherapie. Nun geht es um die Beantragung einer Langzeittherapie. Dafür hat mir meine Therapeutin eine TFP und eine Analyse angeboten. Sie würde mir Letztere empfehlen, weil die Ursachen für meine Probleme in frühester Kindheit beginnen und sie meine Probleme auf der Persönlichkeitsstruktur verortet sieht.

Ich habe mich nun über beide Varianten ausführlich informiert und bin mir nicht sicher, ob ich das mit dem freien Assoziieren überhaupt zustande bringe, weil ich mich immer sehr stark kontrolliere und auch ihr gegenüber längst noch nicht alles ansprechen kann. Dabei fühle ich mich grundsätzlich sehr wohl bei ihr und habe mich noch nie so verstanden gefühlt wie bei ihr (hatte schon einmal vor vielen Jahren eine Therapie). Ging es euch am Anfang auch so, also ist das normal, dass man sich das schwer vorstellen kann?

Grundsätzlich halte ich mich für sehr reflektiert (sagt auch meine Therapeutin) und meine Ratio weiß oftmals, wenn mein Verhalten (im Alltag) unangemessen ist, kann es dennoch oft nicht ausreichend steuern, die emotionalen Verletzungen sitzen tief. Die Therapie zeigt mir gerade auf, wie weitreichend meine Probleme reichen, doch ich weiß nicht, welche Form für mich die richtige ist... Also ob ich es mit einer Analyse probieren sollte. Da stellt sich mir aber auch das nächste Problem, das wären 2 Sitzungen in der Woche. Da weiß ich noch gar nicht so recht, wie ich das beruflich stemmen soll (40-h-Job) und auch emotional ist das ja ganz schön viel, was solch eine Therapieform verlangt. Oder sehe ich das falsch? Andererseits weiß ich, dass sich etwas ändern muss...

Ich würde mich über Tipps, Meinungen und Erfahrungen freuen.

Danke euch

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Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
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anderes/other, 39
Beiträge: 4614

Beitrag Sa., 08.02.2020, 18:39

Oh ja...in der Tat ist eine analytische Therapie harte Arbeit. Ich hätte nicht gewusst, wie ich mit eine Vollzeitarbeit hätte hinkriegen sollen. Manchmal haben mich ja die Stunden auch einfach umgehauen und ich war danach nicht arbeitsfähig. Die Analyse war dennoch genau das Richtige für mich. Könntest du ggf. beruflich etwas kürzer treten? dann ginge das bestimmt. Vielleichts gehts ja auch so, aber ich hätte es, wie gesagt, nicht hingekriegt.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Scars
[nicht mehr wegzudenken]
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anderes/other, 26
Beiträge: 1499

Beitrag Sa., 08.02.2020, 20:44

Wenn deine Therapeutin beides anbietet, wäre es vielleicht auch eine Möglichkeit, eine Analyse zu beantragen, da hast du mehr Stunden, und ihr schaut zusammen, wie es dir damit geht? Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass du bei ihr aus einer tiefenpsychologischen Therapie kommst und sie dann ab der ersten Stunde Analyse-Kontingent sagt: So Frau LizzyA, ab jetzt weht hier ein anderer Wind!

Mir geht es wie Philosophia, ich habe eine Vollzeitstelle und analytische Therapie nicht hinbekommen (wo mir hier jetzt gerade erst ein Licht aufgegangen ist. Da ich gerade direkt den Unterschied sehe würde ich sagen, dass eine analytische Therapie weniger stützt und mehr "Opfer" im Alltag fordert. Dafür ist die Tiefe und Intensität (in der Beziehung) schon höher. Mir hat es an Pragmatismus und Alltagsbezug gefehlt. Und ich habe da irgendwie nie so recht Fuß fassen können, weil ich mit dieser schweigsamen Art und dem ganzen freien Raum nicht zurecht gekommen bin. Ob du mit der Therapieform an sich klar kommst, wird sich vermutlich nur durch ausprobieren zeigen. Bei mir hieß es am Anfang, dass man dem mindestens ein halbes Jahr Zeit geben soll, um das herauszufinden. Wenn du zu der Therapeutin ja schon einen guten Draht hast, kann sich da ja auch noch was entwicklen.
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Fighter1993
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weiblich/female, 27
Beiträge: 433

Beitrag Mo., 10.02.2020, 14:29

Scars hat geschrieben: Sa., 08.02.2020, 20:44 Wenn deine Therapeutin beides anbietet, wäre es vielleicht auch eine Möglichkeit, eine Analyse zu beantragen, da hast du mehr Stunden, und ihr schaut zusammen, wie es dir damit geht? Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass du bei ihr aus einer tiefenpsychologischen Therapie kommst und sie dann ab der ersten Stunde Analyse-Kontingent sagt: So Frau LizzyA, ab jetzt weht hier ein anderer Wind!
Sehe ich genauso. Meine Therapeutin bietet auch beides an, wir haben damals die analytischen Stunden beantragt und bekommen und dann zusammen geschaut, wie wir unsere Therapie damit finden und gestalten können. Im Endeffekt kam was dabei raus, was von der wöchentlichen Stundenanzahl zur Analyse passte, aber dennoch gänzlich anders aussah: ich hatte einmal in der Woche eine Doppelstunde - die allerdings anfangs nicht als solche bei der KK eingereicht wurde, erst später stellte sie den Antrag bei der KK für eine Doppelstunde. Und auch sie ist nicht so streng analytisch wie man es ja oft liest. Also wir konnten da einen recht guten und vorallem machbaren Rahmen definieren und finden. Ich war damals auch in Vollzeit angestellt und hätte es mit meinen Arbeitszeiten und ihren Arbeitszeiten absolut nicht hinbekommen, mehrfach in der Woche dort aufzutauchen. Das war so schon ein Kraft- und Organisationsakt. Irgendwann habe ich meine Arbeitszeit dann reduziert, es wurde entspannter Arbeit und Therapie unter einen Hut zu bekommen.

Also ich bin sicher, dass sich durch ein Gespräch mit deiner Therapeutin ein passender Rahmen finden lässt und ihr gemeinsam eine gute Entscheidung treffen könnt.

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