Therapieende einvernehmlich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Arakakadu
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Therapieende einvernehmlich?

Beitrag Mo., 25.05.2020, 12:36

Hallo ihr Lieben,

mich würde interessieren wie sich euer Therapieende gestaltet hat. War das bei euch immer einvernehmlich? Und hattet ihr eure Probleme zumindest so weit im Griff, dass ihr ein gutes Gefühl hattet allein durchzustarten?

Ich habe ja ein bisschen ein Problem mit "Abhängigkeit" bzw überkommen mich extreme Gefühlsstürme durch das aufarbeiten (tiefensychologisch analytisch orientiert) und ich habe immer wieder große Angst vorm Ende bzw Angst, dass sich nichts verändert. Obwohl es besser wird, habe jetzt 14 Tage zur nächsten Sitzung und mir geht es total gut damit.

Ich habe von der Kasse noch ca 30h offen und dann kann man im Falle auch verlängern (ich erbreche leider täglich und emotional akutell sehr instabil) falls es noch länger dauert. Ich kann mir nicht vorstellen in 30h so weit zu sein. Bin seid 1,5 Jahren dort.
Mein Therapeut beruhigt mich immer wieder und sagt, dass wir das im Einvernehmen beenden werden und ich mich auf ihn verlassen kann und wir uns schon was einfallen lassen werden wenn es sein muss. Das gibt mir Sicherheit.

Ich frage ich aber wie das Leute machen denen es auch so geht und wenn die Stunden einfach aus sind. Habt ihr selbst weiter gezahlt? Oder seid ihr dann unfreiwillig gegangen und in eine Krise gestürzt?

Oder haben eure Therapeuten drauf geachtet, dass ihr STABIL seid`??? Vl habt ihr auch Erfahrungen bzgl Essstörung? Ich weiß, dass das lange dauern kann, ich lese nebenbei Bücher und mache eben jetzt auch eine Gestalttherapie.

Bzgl Ende kann ich mir natürlich auch vorstellen, dass man wenn man die Stunden immer weiter rauszieht auch dran gewöhnt wird bzw sich entwöhnt....

DANKE

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Candykills
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 14:06

Ja, einvernehmlich und wir haben über 2-3 Jahre ausgeschlichen. Anfangs hatte ich 2xwöchentlich, dann nur noch 1xwöchentlich ein Jahr, dann ein Jahr alle 2 Wochen und dann ein Jahr einmal im Monat. Dann war Ende und das war OK.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Philosophia
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 16:47

Auch einvernehmlich, am Ende einmal wöchentlich (anfangs Analyse-typisch 3x pro Woche). 1,5 Jahre sind noch nicht viel für eine Analyse. Ich weiß aber, dass ich auch so um die Zeit als ich 1,5 Jahre in Analyse war, Angst vorm Ende hatte. Viele von uns müssen ja auch Trennungen lernen bzw. eine Trennungsfähigkeit erwerben.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


GuterGeist2019
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 17:23

Bei mir geht es erst in Richtung Therapieende. Das Thema "Abschied" habe ich von mir aus thematisiert, weil ich mich gut fühle, besser als überhaupt jemals zuvor. Die Zeiten, in denen ich mich wohlgefühlt habe, waren in meinem Leben bisher sehr "überschaubar", leider. Umso mehr freue ich mich über den jetzigen Stand und den sehr erfolgreichen Verlauf dieser Therapie.

Wir sprechen seit einiger Zeit viel darüber - über das Ende der Therapie, über Ängste, Gefühle und Gestaltung... Die Therapie wird auf jeden Fall einvernehmlich beendet. Mein Therapeut meinte, ich würde es spüren, wenn es soweit ist. Dann könnte ich auch gut gehen, daran hätte er keinen Zweifel.

Im Moment habe ich einen Abstand von drei Wochen zwischen den Terminen. Das klappt gut. Ich dürfte mich zwischen den Terminen melden, auch mal kürzere Abstände haben, wenn etwas wäre - das war von Anfang an schon so (zuerst waren die Termine wöchentlich, dann 14tägig). Und mein Therapeut ist sehr bedacht darauf, mir auch in dieser Phase beständig Sicherheit zu vermitteln. Es ist angenehm, das zu wissen, auch wenn ich dieses Angebot immer weniger brauche. Aktuell überhaupt nicht mehr, ich komme zwischen den Einheiten gut alleine klar.

Noch habe ich einige von der Krankenkasse finanzierte Stunden. Mein Therapeut meinte, er würde aber auch nochmal Stunden beantragen, sollte es nicht reichen. Mir ist es enorm wichtig, den Abschied diesmal mit einem guten Gefühl hinzubekommen und mein Therapeut wird diesen Teil des Weges zuverlässig und achtsam mit mir gehen - wie es bisher auch der Fall war. Nach dem Scheitern der ersten missbräuchlichen "Therapie" durfte und konnte ich in der jetzigen Behandlung eine große (innere und äußere) Sicherheit, aber auch ganz viel Stärke und Eigenständigkeit entwickeln - mit einer gesunden Mischung aus Grenzen und flexibler Handhabung.

Deine Angst vor dem Ende kann ich gut verstehen. Ich hatte diese Ängste auch, sogar relativ früh. Jetzt ist es so, dass ich wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen werde. Wehmütig, aber auch stolz und dankbar.

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 17:41

Danke für eure Antworten :)
Wielange wart ihr denn alle?
Tiefenpsychologisch?

Philosophia: ist nur analytisch orientiert :) also er ist schon Analytiker aber nicht nach freud sondern nach Adler.


GuterGeist2019
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 17:48

Ich mache eine Verhaltenstherapie (seit ca. drei Jahren).

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 18:07

GuterGeist2019 hat geschrieben: Mo., 25.05.2020, 17:48 Ich mache eine Verhaltenstherapie (seit ca. drei Jahren).
Wow wie ist das da mit der Krankenkasse? Dachte da bekommt man eher weniger?


GuterGeist2019
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 18:21

Ja, eigentlich sind es mit Verlängerung maximal 80 Stunden. Meine Krankenkasse ist aber zum Glück über dieses Kontingent hinausgegangen.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 19:03

Wir haben uns einvernehmlich getrennt, nach zwei langen Therapiephasen (tfp), mit einmal 100 und die zweite 120 Stunden, die viel bewegt haben. Er hat mir so lange mit einer Stunde im Monat (zwei Jahre lang) zur Seite gestanden, bis die neue Thera einen Platz frei hatte. Auch in der Zeit der Therapiepause habe ich eine Stunde im Monat als Stütze bei ihm bekommen.

Es war ein schmerzhafter Verlust, trotz allem, aber ein schönes Ende, weil er sich in der letzten Stunde traute aus dem distanzierten Therapeuten herauszutreten, etwas machte, das ich nie erwartet hätte und ihm ganz hoch anrechne und ich ganz tief im Herzen bewahre. Auch hat er mir eine Woche später noch geschrieben und mir nochmals alles Gute gewünscht.

Es war gut und schmerzhaft, beides Therapie und Abschied und ich vermisse ihn noch immer. Die "Neue" kann ihm nicht das Wasser reichen und hat es manchmal schwer mit mir - aber das ist ihr Problem. Stolz bin ich auf das was ich mit seiner Hilfe erreicht habe. Ich will nicht mehr die gute Patientin sein, sondern es soll mir gut gehen und ich leiste Widerspruch, traue mich, nicht alles hinzunehmen. Das merken auch Freunde und andere Außenstehende.

Saffia
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Candykills
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 19:22

Marlena hat geschrieben: Mo., 25.05.2020, 17:41 Danke für eure Antworten :)
Wielange wart ihr denn alle?
Tiefenpsychologisch?

Ich gehe auch jetzt noch zu ihr, obwohl die Therapie jetzt seit 1 1/2 Jahren zu Ende. Ich gehe nur noch unregelmäßig zu ihr. Meist im Abstand von 2-4 Monaten. Ich konnte so lange zu ihr gehen, weil ich bis vor einem Jahr Privat versichert war bei einer sehr guten Privatkasse, die knapp 200 Stunden TfP übernommen hat.
Ich bin seit 2014 bei meiner Therapeutin. Also sind es jetzt 6 Jahre.
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 19:41

saffiatou: wow das klingt schön! Musstest du nach 100h eine pause machen oder? frage mich warum manche keine verlängerung bekommen. wie lange warst du insgesamt dort? das ist eigentlich wirklich lange und klingt gut. bei uns muss man wenn man keine verlängerung bekommt nach 100h 6 monate pausieren und dann bekommt man wieder 100h.


hättest du eigentlich in der pause auch selbst zahlen können und ganz normal weiter gehen?

glg

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saffiatou
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 20:08

Ja, ich musste eine Pause nach 100 h machen, aber in den zwei Jahren Therapiepause hat er mir zur Stabilität eine Stunde im Monat gegeben. Ich habe nur eine Rente, da käme Selbstzahlen nIcht infrage, aber er war auch dagegen, weil es die Dynamik verändern würde. Ich war nach den zwei Jahren intensiver Therapie auch ganz froh, mal etwas weniger intensiv zu arbeiten. Dann hatte ich auch Kraft für einen weitern “Turn”. Da hatte ich dann 120 Stunden da er da noch einer Verlängerung über die Max Stunden hinaus beantragt hat.

Bei uns sind die Regelungen nicht so ganz klar. Eigentlich wird immer von einer Therapiepause von zwei Jahren ausgegangen, wenn das Therapiemaximum erreicht wurde. Wenn man zwischen den Verfahren wechselt, gibt es meines Wissens keine Therapiepause. Manchmal ist es auch möglich eine neue Therapie ohne Verfahrenswechsel oder Pause zu beantragen, das liegt oft am Therapeuten und / oder Gutachter.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 20:37

okay wow das ist in deutschland anders. lebe in Ö und da muss man nur 6 monate pausieren. 2 jahre ist ja echt heftig lange. :/
aber toll dass das so gut geklappt hat.


GuterGeist2019
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 21:04

Ich denke auch, dass es sehr auf die jeweilige Krankenkasse ankommt. Und auf die Bereitschaft des Therapeuten, immer wieder einen neuen Antrag zu schreiben und gut zu begründen - gerade wenn die Maximalstundenzahl erreicht ist.

@saffiatou: Ich finde es schön, dass du aus der letzten Stunde etwas in deinem Herzen behältst! So stelle ich mir das schon auch vor bei meinem Therapeuten - dass er sich da nochmal ganz anders zeigt.

Mal sehen, wie es dann kommt.


GuterGeist2019
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 21:53

@Marlena:

Was mich interessieren würde, da ich mich damit überhaupt nicht auskenne: Wie bearbeitet ihr in deiner Therapie deine Ess-Störung?

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