Therapie oder Netflix? Was würde mir eine Therapie bringen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 15.10.2020, 20:39

ähm selbstverständlich stimmt das, zumindest in BAYERN ist die Vermittlungsstelle für freie Therapieplätze
Und ja, ich hab das auch über meinen Hausarzt versucht.
Ok, der macht psychosomatische Grundversorgung, der ist gut vernetzt, der hatte gute Tipps wo ich mich hin wenden kann.
Das ist sicher nicht bei jedem Hausarzt der Fall, aber ausschliessen muss man das nun auch nicht

Ansonsten stimme ich dir zu: Es zählt der persönliche Eindruck, alles andere kann man vergessen
(ausser vielleicht so ganz banale Dinge, wie die Lage, ob der überhaupt erreichbar ist für einen oder sowas)

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Montana
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Beitrag Do., 15.10.2020, 21:01

Meine Schwester lebt in Bayern und ihr ist es auf überhaupt gar keinem Weg gelungen, einen kassenfinanzierten Therapieplatz zu bekommen. Sie hat selbst gezahlt, so lange sie konnte, und das war nicht sonderlich lange.
Psychosomatische Grundversorgung versprechen die meisten Hausärzte, aber bei der Frage nach Hilfe bei der Therapeutensuche wurde ich geradezu ausgelacht. Natürlich habe ich aber keine repräsentative Umfrage bei sämtlichen Hausärzten gemacht. Schmerztherapie wurde angeblich in solch einer Praxis ebenfalls angeboten, aber Medikamente gab es mit Hinweis auf das Budget trotzdem nur in Kleinstmengen; ansonsten wurde auf Fachärzte verwiesen. Tja, Schmerztherapie für drei Tage ist aber gar keine. Ich bin da ziemlich desillusioniert und mag einfach niemanden mit Tipps losschicken, die so richtige Fettnäpfchen sein können.
Mir hat mal ein Therapeut erzählt, was er von der Einführung dieser obligatorischen Sprechstunden hält und was er auf seinen AB gesprochen hat um sich Interessenten vom Leib zu halten. Nicht aus Böswilligkeit wohlgemerkt, sondern wegen der vorprogrammierten Enttäuschung darüber, dass er nicht mehr freie Plätze anbieten kann, nur weil er zur Sprechstunde verpflichtet ist.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 15.10.2020, 21:08

es ist ganz sicher nicht leicht einen Therapieplatz zu bekommen.
Aber auch nicht immer und überall schwer.
Ich hatte als ich gesucht habe sehr schnell die Auswahl zwischen mehreren Therapeuten die freie Plätze hatten und kassenfinanziert und in Ordnung waren.

Es kommt natürlich drauf an wo man wohnt, wie weit man fahren kann, ob man eine Großstadt in der Nähe hat, ob man auch an ein Ausbildungsinstitut gehen würde, ob man tagsüber Zeit hat usw.

Aber unmöglich ist es nicht, ganz und gar nicht !

Und natürlich ist die obligatorische Sprechstunde teils Mist, wenn kein Platz frei ist.
Das sollte man gleich abfragen, logisch.
Ich hab auch homepages gelesen auf denen diejenigen eine Sprechstunde anbieten (klar, müssen sie ja), aber gleich sagen dass sie derzeit keinen Platz frei haben und auch keinen auf der Warteliste.
Gut, da weiss man gleich woran man ist.

Ich war aber auch in einer Sprechstunde ganz am Anfang wo ich mit sehr guten Tipps und Kontakten versorgt wurde

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Montana
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Beitrag Do., 15.10.2020, 21:26

Der offizielle Sinn der Sprechstunde ist ja auch, gleich einen großen Teil der Patienten abzubügeln und an Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen zu "verweisen" (wie ich dieses Wort hasse), weil sie eigentlich keine Therapie "brauchen".
Ich habe damals den oben erwähnten Therapeuten gefragt, wieviele sich bei ihm so melden, die eigentlich keine Therapie brauchen. Die Antwort war sehr klar: überhaupt keine. Die kommen alle entweder dann, wenn so richtig die K* am Dampfen ist, oder wenn sie von irgendeiner offiziellen Stelle zur Therapie verpflichtet werden (sowas wie "Knast oder Therapie, entscheide dich"). Keinen davon kann er einfach wegschicken. Allen einen Therapieplatz anbieten aber auch nicht.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 15.10.2020, 22:37

Montana hat geschrieben: Do., 15.10.2020, 21:26 Der offizielle Sinn der Sprechstunde ist ja auch, gleich einen großen Teil der Patienten abzubügeln und an Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen zu "verweisen" (wie ich dieses Wort hasse), weil sie eigentlich keine Therapie "brauchen".
das ist ganz sicher nicht der offizielle Sinn der Sprechstunden und ich habe das auch nie so erlebt

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Montana
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Beitrag Fr., 16.10.2020, 09:25

Doch, das ist er. Damit sollte das Problem des zu geringen Angebots an Therapieplätzen behoben werden. Die politischen Entscheider gingen davon aus, dass viele Menschen gar keine Therapie benötigen und das selbst nicht richtig einschätzen können. Und die sollten durch eine kurzfristig erreichbare Sprechstunde in die richtige Richtung gelenkt werden und damit nicht mehr monatelang auf Wartelisten versauern.
Natürlich "erlebt" man das als Patient nicht so, wenn man in einer Sprechstunde sitzt. Diese Ideen kamen ja aus der Politik, nicht von den Therapeuten, die jetzt diese Sprechstunden machen müssen.
Die Sache funktioniert auch nicht wie "geplant", denn der Ausgangsgedanke war ja falsch. Es ist mitnichten so, dass scharenweise Menschen eine Therapie anstreben, die keine brauchen. Dazu ist die Hemmschwelle viiiel zu hoch. Und genau das haben auch vor der Einführung der Sprechstunden alle vorhergesagt. Das war bekannt. Aber darum ging es halt nicht, die Politik wollte sagen können: wir tun was, damit die Menschen schnell einen Termin beim Therapeuten kriegen.

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Südländerin
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Beitrag Fr., 16.10.2020, 10:15

chrysokoll hat geschrieben: Do., 15.10.2020, 20:39 ähm selbstverständlich stimmt das, zumindest in BAYERN ist die Vermittlungsstelle für freie Therapieplätze
Das ist in NRW genauso. Ich habe damals in der 1. Sprechstunde einen Dringlichkeitsvermerk erhalten und dann bei
der Terminservicestelle angerufen und darüber einen Termin bei einer Psychotherapeutin erhalten für eine probatorische
Stunde. Das ist nämlich der Unterschied zum Termin für eine Sprechstunde. Bei der probatorischen Stunde gibt die Therapeutin an, dass sie einen freien Platz hat. Es hat aber bei ihr überhaupt nicht gepasst. Meinen Therapeuten habe
ich mir dann selbst gesucht.

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Montana
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Beitrag Fr., 16.10.2020, 10:47

Wenn die Effekte ähnlich sind wie bei der Jobsuche, dann ist es echt nicht besonders hilfreich. Wer meldet Jobs beim Jobcenter? Wer sonst keine Leute kriegt. Wer meldet "freie Therapieplätze"? Doch nur die, denen nicht sowieso die Tür eingerannt wird. Ich habe einmal den Fehler gemacht, einen Termin beim Neurologen "einfach so" zu machen. Hatte den aus dem Telefonbuch und der Termin war sehr zeitnah. Es war reiner Zufall, dass ich da gelandet bin, der erste Anruf. Aber nach dem Termin wusste ich, dass die Wartezeiten normalerweise lang sind und warum DIESER Arzt kurzfristig einen Termin für mich hatte. Das nennt sich "Abstimmung mit den Füßen".

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 16.10.2020, 10:50

sorry Montana, das stimmt so für meine Gegend absolut nicht.
Ich hab da ganz andere Erfahrungen gemacht und die Menschen die ich kenne und die Therapie suchten auch.
Da hast du leider einfach Vorurteile.

Die freien Therapieplätze waren keinesfalls nur bei "loosern", ich war da bei zwei Therapeuten zum Vorgespräch die sehr gut, völlig in Ordnung waren, einer sogar ein erfahrernder Traumatherapeut mit sehr gutem Ruf.
Es hat für mich dann woanders noch besser gepasst, aber hier wäre diese Terminservicestelle eine sehr gute und schnelle Möglichkeit jemand zu finden (klar, passen muss es immer, aber die Ladenhüter sind da keinesfalls auf der Liste)

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Beitrag Fr., 16.10.2020, 10:53

Dann habt ihr in eurer Gegend keinen Mangel an Therapieplätzen, was natürlich super ist. Aber ist leider nicht überall so. Hier kannst du dir das Ohr wund telefonieren, die meisten Therapeuten führen gar keine Warteliste, bzw. stocken die nur mit neuen Leuten auf wenn die Wartezeit für neue unter ein Jahr rutscht.

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Beitrag Fr., 16.10.2020, 11:13

Die Thera, die mir genannt wurde, war absolut keine Looserin, im Gegenteil hochdekorierte Traumatherapeutin, Supervisorin und Dozentin an Ausbildungsinstituten. Sie hatte angegeben, dass sie nur Patientinnen nimmt und Schwerpunkt Traumafolgestörung. Ich hatte mich riesig über den Termin gefreut. War auf die Minute pünktlich, sie raunzte mich aber erstmal an, dass ich zu früh wäre, sie würde immer 10 nach beginnen. Wir verblieben dann so, nachdem sie mächtig
überzogen hatte, dass sie mich anruft. Es kam dann ein Brief von ihr, ich soll mich nochmal an die Terminservicestelle
wenden, sie hätte doch keinen Platz. Das habe ich dann nicht mehr gemacht, mein Bedarf war gedeckt. Hier stimmte
einfach die Chemie nicht von beiden Seiten. Heißt aber nicht, dass man nicht auch Glück haben kann.

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Montana
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Beitrag Fr., 16.10.2020, 11:39

Also doch "Looserin" in dem Sinne wie ich das meine, wenn ich auch dieses Wort nicht benutzt habe. Wenn jemand "hochdekoriert" ist, dann ist das noch lange kein Qualitätsmerkmal.

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