Analyse - Einsicht in Verhaltensmuster führen nicht zur Besserung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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confidence
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 14:28

ziegenkind hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 11:27 Confidence, hab nicht alles gelesen. Aber was Du über Deine Panik im Gespräch etwa mit Nachbarn schreibst, berührt mich. [...]
Ich habe auch Erkenntnisse erlangt. Ich denke einfach, dass ich früher viele Zuschreibungen erfahren habe, dass ich mich schlecht verhalten habe, dieses aber zu Unrecht waren. Also einfach mir die Schuld zugeschrieben wurde und ich als Kind nicht wusste was da überhaupt passiert ist. Heute weiß ich, dass ich an den damaligen Dingen keine Schuld trage und einfach nur ein Sündenbock gesucht wurde. Mich hat damals aber auch keiner aufgeklärt und so war meine ganze Kindheit immer mit Schuldgefühlen überdeckt, noch bis in's Erwachsenenalter. Erst als ich vor einigen Jahren meine erste Psychotherapie begonnen habe (+Aufenthalt in einer Klinik), habe ich nach ein paar Jahren endlich angefangen kein schlechtes Gewissen mehr in mir zu spüren (was ja rund um die Uhr da war, jeden Tag, immer).
Mir ist deshalb auch bewusst, dass z.B. mein Nachbar genau dieses schlechte Gewissen auslöst. Wie früher, wo ich es hatte, auch wenn ich in Wirklichkeit nichts getan habe, aber es halt behauptet wurde. Und so ist es halt auch mit dem Nachbarn. Ich habe ein schlechtes Gewissen, fühle mich schlecht, weiß aber heute dass ich nichts unrechtes getan habe, also ist das schlechte Gefühl da, aber es sollte nicht da sein. Aber daran arbeite ich ja.

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Zauberlehrling
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 14:54

confidence hat geschrieben: Do., 21.01.2021, 23:26 Eventuell fällt mir das schwer, damit umzugehen, weil es sich anfühlt als würde ich dann alles mit mir alleine ausmachen, statt dass mir ein Therapeut hilft?
Es fühlt sich vielleicht so an. Aber ist es wirklich so, dass dir dein Therapeut nicht hilft? Nur eben auf eine andere Art, als du es erwartest?

Der Therapeut ist mir, auch wenn er mir mal böse sein sollte, immer gut gesonnen (global gesehen), deshalb kann ich durch ihn keine echte Bedrohung empfinden und deshalb führt, durch die Dinge die ich mit meinem Therapeuten erlebe, nichts dazu, dass ich das Gefühl bekomme, etwas ändern zu müssen oder zu wollen. Für mich fühlt es sich nicht so an, wie im Leben da draußen, wo ich meine Probleme erlebe und habe.
Vielleicht besteht seine Hilfe gerade darin, dass er dir gegenüber wohlgesinnt ist? Dass dadurch sich in dir etwas ändert, durch das du andere Verhaltensweisen lernst? Dein Selbstwertgefühl z.B. gesteigert wird? Dadurch dein Auftreten sicherer wird, weil da jemand im Hintergrund ist, der dir wohlgesinnt ist?

Und warum meinst du jemanden zu brauchen, der dich bedroht, um dich zu ändern?

Der Bruder deines Nachbarn hat übrigens ca 25 Jahre neben mir gelebt. Ich glaube nicht, dass du unnormal auf solch ein Verhalten reagierst. Es gibt Menschen, da hilft reden nicht. Bei denen ist handeln angesagt, Grenzen aufzeigen (hier meine ich tatsächlich deine persönlichen Grenzen) und entsprechendes Reagieren, wenn deine Grenzen überschritten werden. Etwas, was du sicher innerhalb deiner Analyse lernen kannst und auch für andere Gelegenheiten im Leben gut sein wird.
Novembernacht

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confidence
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 15:07

Zauberlehrling hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 14:54 Es fühlt sich vielleicht so an. Aber ist es wirklich so, dass dir dein Therapeut nicht hilft? Nur eben auf eine andere Art, als du es erwartest?
Tja, das kann ich leider nicht sagen, weil es sich halt so für mich anfühlt.
Zauberlehrling hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 14:54 Vielleicht besteht seine Hilfe gerade darin, dass er dir gegenüber wohlgesinnt ist? Dass dadurch sich in dir etwas ändert, durch das du andere Verhaltensweisen lernst? Dein Selbstwertgefühl z.B. gesteigert wird? Dadurch dein Auftreten sicherer wird, weil da jemand im Hintergrund ist, der dir wohlgesinnt ist?

Und warum meinst du jemanden zu brauchen, der dich bedroht, um dich zu ändern?
Das hast du aus dem Zusammenhang gerissen. Da ging es darum, dass jemand meinte, der Therapeut würde als Versuchsobjekt dienen, um seine Gefühle, die man in der Situation hat, die einen stört, auszuprobieren um sie zu aushalten zu lernen, sie zu akzeptieren oder sie zu verbessern. Da bitte ich dich einfach noch Mal den gesamten Kontext davor zu lesen, wie ich zu der Aussage aus deinem Zitat von mir kam.
Zauberlehrling hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 14:54Der Bruder deines Nachbarn hat übrigens ca 25 Jahre neben mir gelebt. Ich glaube nicht, dass du unnormal auf solch ein Verhalten reagierst. Es gibt Menschen, da hilft reden nicht. Bei denen ist handeln angesagt, Grenzen aufzeigen (hier meine ich tatsächlich deine persönlichen Grenzen) und entsprechendes Reagieren, wenn deine Grenzen überschritten werden. Etwas, was du sicher innerhalb deiner Analyse lernen kannst und auch für andere Gelegenheiten im Leben gut sein wird.
Angemessen meinte ich ja eher auch nur, dass ich mich so fühlen möchte, dass es angemessen wirkt, auf mich, damit ich nicht mehr das schlechte Gefühl habe, ich würde mich nicht gut verhalten und mich lächerlich machen. Aber das ist halt auch eines der Probleme von mir.


Wild Mustang
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 16:11

"Wenn das wirklich auf lange sicht hilft, dann wäre ich dazu bereit, diese Zeit auszuhalten, aber leider gibt es dafür keine Garantie."

Es gibt nicht nur keine Garantie für den Erfolg, die Chancen für einen kompletten Erfolg sind sogar bestenfalls bei 50 %, würde ich sagen. Normalerweise wird in einer Therapie auch über diese Chancen zu Beginn gesprochen.

Außerdem hat jede Therapie Risiken und Nebenwirkungen. Es kann z.B. nur teilweise helfen oder sogar komplett schiefgehen. Es kann sein, dass ein Problem gelöst wird, aber drei neue entstehen.

Manche Menschen sind leicht therapierbar, andere schwer, andere gar nicht. All das gehört zu Beginn eine Therapie auch geklärt. Auch die voraussichtliche Dauer.

Gruß

Mustang
Zuletzt geändert von Wild Mustang am Fr., 22.01.2021, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Wild Mustang
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 16:13

Doppelpost

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confidence
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 16:16

Wild Mustang hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 16:11 Es gibt nicht nur keine Garantie für den Erfolg, die Chancen für einen kompletten Erfolg sind sogar bestenfalls bei 50 %, würde ich sagen. Normalerweise wird in einer Therapie auch über diese Chancen zu Beginn gesprochen.

Außerdem hat jede Therapie Risiken und Nebenwirkungen. Es kann z.B. nur teilweise helfen oder sogar komplett schiefgehen. Es kann sein, dass ein Problem gelöst wird, aber drei neue entstehen. [...]
Da erzählst du mir nichts neues. Ich wurde darüber auch aufgeklärt (obwohl ich es schon vorher wusste).


Wild Mustang
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 17:25

confidence hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 16:16
Wild Mustang hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 16:11 Es gibt nicht nur keine Garantie für den Erfolg, die Chancen für einen kompletten Erfolg sind sogar bestenfalls bei 50 %, würde ich sagen. Normalerweise wird in einer Therapie auch über diese Chancen zu Beginn gesprochen.

Außerdem hat jede Therapie Risiken und Nebenwirkungen. Es kann z.B. nur teilweise helfen oder sogar komplett schiefgehen. Es kann sein, dass ein Problem gelöst wird, aber drei neue entstehen. [...]
Da erzählst du mir nichts neues. Ich wurde darüber auch aufgeklärt (obwohl ich es schon vorher wusste).
Ok, dann bist du ja im Bilde.

Dann weißt du sicher auch, dass sowohl die Therapieform passen muss wie auch der Therapeut. Denn die 50 % Chance hast du nur, wenn beides passt. Sonnst geht die Chance wohl auf 10 bis 20 % runter.

Gruß

Mustang
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Scars
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 18:00

confidence hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 14:26 .
Das hatte ich früher bei anderen Therapeuten, die aber alle weiblich waren. Er ist männlich.
Was wäre wenn dein Nachbar weiblich wäre?
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confidence
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 18:19

Scars hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 18:00
confidence hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 14:26 .
Das hatte ich früher bei anderen Therapeuten, die aber alle weiblich waren. Er ist männlich.
Was wäre wenn dein Nachbar weiblich wäre?
Kann ich nicht sagen. Wenn es eine Frau wäre, aber ansonsten das gleiche Verhalten vorliegen würde (mit gleichen Aussagen usw.), dann würde sich wohl nicht viel ändern.
Ich hatte auch schon weibliche Chefs auf unterschiedlichen Arbeitsstellen, bei denen ich mich unwohl gefühlt hatte und mit denen ich Probleme hatte. Wiederum hatte ich auch männliche Chefs, mit denen ich mich gut verstanden habe.

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candle.
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 18:29

confidence hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 14:28 Ich denke einfach, dass ich früher viele Zuschreibungen erfahren habe, dass ich mich schlecht verhalten habe, dieses aber zu Unrecht waren. Also einfach mir die Schuld zugeschrieben wurde und ich als Kind nicht wusste was da überhaupt passiert ist. Heute weiß ich, dass ich an den damaligen Dingen keine Schuld trage und einfach nur ein Sündenbock gesucht wurde. Mich hat damals aber auch keiner aufgeklärt und so war meine ganze Kindheit immer mit Schuldgefühlen überdeckt, noch bis in's Erwachsenenalter.
Das liegt ja in der Natur der Sache, dass jemand NICHT aufgeklärt wird, wenn man als Sündenbock dienen soll.

Aber vor Therapie: Hast du das mal an entsprevchender "Adresse" gesagt. Das kann ja auch helfen.

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild


Wild Mustang
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Beitrag Fr., 22.01.2021, 19:58

confidence hat geschrieben: ↑Fr., 22.01.2021, 14:28
"Ich denke einfach, dass ich früher viele Zuschreibungen erfahren habe, dass ich mich schlecht verhalten habe, dieses aber zu Unrecht waren.
"

Kam das von deiner Mutter?

Gruß

Mustang
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confidence
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Beitrag Sa., 23.01.2021, 23:14

candle. hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 18:29 Das liegt ja in der Natur der Sache, dass jemand NICHT aufgeklärt wird, wenn man als Sündenbock dienen soll.

Aber vor Therapie: Hast du das mal an entsprevchender "Adresse" gesagt. Das kann ja auch helfen.

LG candle
Meinst du mit den Leuten, die dafür verantwortlich waren, was in meiner Kindheit passiert ist? Ja, habe schon vor ein paar Jahren lange und sehr ausführliche Gespräche mit meiner Mutter gehabt. Zwischen uns beiden ist auch alles geklärt, dass wir beide einen guten Umgang miteinander haben. Meine Mutter hat sich auch sehr oft entschuldigt und bereut es selber sehr, was früher passiert ist. Sie hat sogar eine eigene Psychotherapie gemacht.

Wild Mustang hat geschrieben: Fr., 22.01.2021, 19:58Kam das von deiner Mutter?

Gruß

Mustang
Siehe Antwort an candle.

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