Negative Übertragung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Rainer
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Beitrag Do., 19.02.2009, 22:16

Hallo waterloosunset,

Ja - Ok , dann wird es so sein,dass er Deine negativen Empfindungen
zu Dir selbst (evtl.) gemeint hat,in diversen Situationen.
Situationen,wegen denen wir uns selbst oft niedermachen,in denen
wir selbst sehr schlecht vor uns wegkommen - ohne realen Grund .
Z.B. weil wir perfekt sein wollen,so ist es jedenfalls bei mir oft
gewesen.

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Rainer
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Beitrag Fr., 04.09.2009, 22:07

Hallo ,

Übertragungen geschehen erst im Laufe der Therapie , nicht
unbedingt sofort.Weil schon öfters Fragen kamen:"woran merke
ich das" / "ist das bei mir evtl. auch?" o.ä. -
also ich rede jetzt von den Extremfällen , damit es mal anschaulich
wird:
bei positiver Übertragung hat man/frau zärtliche Gefühle zum
Therapeut/en+in und möchte heimlich mit ihm/ihr ins Bett.
bei negativer Übertragung hat frau/man große Wut auf sie/ihn -
beiderlei Übertragung hat viel mit der Kindheit zu tun ( das ist
uns aber nicht bewußt) und sollte unbedingt in der Therapie
angesprochen werden - der Therapeut weiß damit umzugehen!

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Elena
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 04.09.2009, 22:21

Hallo Rainer,

ich hatte eine negative Übertragung, die aber ganz schnell aufgelöst wurde. Es ging darum, dass ich meiner Therapeutin etwas sehr Intimes von mir erzählt habe.
Nach der Stunde hatte ich so ein schlechtes Gewissen, das mich bis zur nächsten Sitzung belastet hat. Ich teilte es ihr mit, sie fragte, warum ich es mir so ging, mir kam sofort, dass ich Angst hätte, dass sie mich nicht mehr mag, mich doof findet etc. Dann kam raus, dass meine Mutter immer sehr abweisend und beleidigend wurde, wenn ich ihr Dinge anvertrauen wollte. Dies hab ich auf meine Therapeutin übertragen. Nachdem sie mir versichert hat, wie sie mit mir umgehen wird, wenn ich mich öffne, waren meine Bedenken weitesgehend ausgeräumt und es ist zu mir vorgedrungen, dass ich eine andere Person als meine Muter vor mir sitzen habe. Im Laufe der Sitzungen konnte ich auch feststellen, dass sie wirklich sehr wertschätzend damit umgeht, wenn ich mich ihr anvertraue.
Hoffe, Du hast Deine negative Übertragung auch auflösen können.

Liebe Grüsse von
Elena

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Canonia
Helferlein
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Beitrag Sa., 05.09.2009, 01:17

Geht die negative Übertragung erst dann weg, wenn sie mit dem Thera besprochen wird? Oder löst sie sich manchmal auch von alleine?
Liebe Grüße
Canonia

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Elena
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Beitrag Sa., 05.09.2009, 11:29

Bei mir ging sie erst dann weg, als ich es angesprochen habe und ich die Sicherheit hatte, dass sie mich nicht doof findet, weil ich ihr Details über mein Intimleben erzählt habe.
Mir ging es ja darum, dass es mir was ausgemacht hätte, dass sie mich persönlich dann nicht mehr leiden kann. Sie war ehrlich und hat gesagt, sie macht eine Trennung zwischen Privatem und Therapeutischen. Persönlich findet sie nicht gut, was ich mache, therapeutisch gesehen ist sie dazu da, zu analysieren, warum ich dieses Verhalten zeige. Über diese Ehrlichkeit war ich so angenehm überrascht, dass ich wusste, sie ist in erster Linie dazu da, um mir zu helfen und nicht dazu, um zu beurteilen, ob sie es gut oder nicht gut findet, was ich praktiziere in meinem Leben.
Am Ende dieser Stunde, als ich gehen wollte, hat sie bei der Verabschiedung eingeschoben, dass sie mich wirklich mag, sonst hätte sie die Therapie erst garnicht mit mir begonnen.
Dies alles hat bei mir die negative Übertragung aufgelöst. Hätte ich es nicht angesprochen, würde ich wahrscheinlich heute noch denken, oweia, der erzähle ich lieber nichts Intimes, die denkt sicher schlecht über Dich . Jetzt fühle ich mich frei und ungezwungen, und erzähle ihr alles, was mich belastet, weil ich durch ihre Ehrlichkeit Vertrauen in sie habe.

LG Elena.

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Rainer
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Beiträge: 11

Beitrag Do., 10.09.2009, 23:32

Hallo Elena ,

Ja , verstehe.Es geht nur mit Offenheit - Du hast es bewiesen.
Viell. hast Du ja befürchtet , dass Deine Therapeutin ebenso
"schlecht" über Dich denkt , wie (z.B.!) Du selbst oder
Angehörige von Dir - ist aber nur eine Vermutung von mir ,
weils bei mir oft so ist!

Viele Grüße - Rainer

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Rainer
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Beiträge: 11

Beitrag So., 30.05.2010, 01:02

lt. dem Lehrbuch von Thomä/Kächele kommt negative Übertragung
gegenüber der/dem Therapeutin/en
oft von Zurückweisungen in der Kindheit - die negativen Gedanken
müssen unbedingt beim Therapeuten angesprochen werden ,
nur dadurch lassen sie sich auflösen!

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Rainer
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Beiträge: 11

Beitrag Di., 29.06.2010, 22:17

Hallo waterloosunset ,

Woran Du erkennst , dass Übertragung stattfindet :
wenn Dir der Therapeut nicht gleichgültig ist , wenn
Du emotional auf ihn reagierst - egal , ob positiv oder
negativ - dann "überträgst" Du.Wenn er Dir vollkommen
egal ist , findet keine Übertragung statt - vereinfacht
gesagt.

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Xanny
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Beiträge: 1063

Beitrag Di., 27.07.2010, 22:00

Ich werde hier mal mein Anliegen an diesen Thread anhängen, beim Lesen bin ich noch nicht so recht schlau geworden, vielleicht kann mir ja einer von Euch weiterhelfen...


Ich habe auch so ein Übertragungs-Problem. Völlig unbewusst übertrage ich Situationen auf meinen Therapeuten, reagiere dann total panisch und habe richtiggehend Angst vor ihm. Wir haben das schon so oft besprochen aber es findet immer wieder statt. Er meint, es sei wichtig, diese negativen Gefühle sofort anzusprechen, aber ich komm mir total blöd vor, nach über 70 Stunden Ängste zu äußern, wo er mir ja noch nie etwas getan hat.

Diese Übertragung hat auch erst jetzt total zugeschlagen, wo wir ganz dicht an einem Teil meiner Kindheit sind, sozusagen kurz vor dem Durchbruch. Ich kann mich meiner Ängste nicht frei machen und das führt natürlich auch dazu, das dieses so wichtige und heikle Thema häufig nicht weiter ausgeführt wird, weil ich einfach zu große Angst habe, richtig Panisch reagiere und dem entfliehen muss, weil ich es psychisch einfach nicht aushalten kann.

Kennt das jemand und hat es vielleicht überwunden?

Bin über jeden Rat dankbar.

LG
Xanny
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Sunflower2013
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Beitrag Sa., 20.04.2013, 09:41

Hallo, ich bin neu hier, bin ungefähr bei der 70.Stunde meiner Psychoanalyse, und es finden ordentliche negative Übertragungen auf die Therapeutin statt. Doch es gibt schon auch Anlass dafür, z.B. schiebt die Therapeutin ihre Fehler auf meine Seite und mir dann als "meine Symptome" unter. Ich weiss im Prinzip auch nicht weiter, weiss nicht, ob ich nicht gehen sollte. Und doch ist in mir immer dieses Gefühl ....sicher auch aus der Kindheit ....wenn du schön lieb bist, wird es schon..... Und ich renne immer weiter hin, auch weil man so schnell niemanden findet und ich durch meine Arbeit sehr eingespannt bin. Weiss aber auch nicht, wie mir das eigentlich helfen soll, denn ich durchlebe praktisch noch einmal die Dinge meiner Kindheit, aber ohne dass mir z.B. vermittelt wird, wie es besser sein könnte, ohne dass darüber richtig gesprochen wird oder mir erklärt wird wie es am Ende besser werden kann oder auch was im Moment der Therapie eigentlich passiert. Vielleicht kennt das hier jemand auch so und schreibt mal, wie andere Therapeuten dann damit umgehen. Danke und liebe Grüße!Sunflower2013

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Luxbordie
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Beitrag Sa., 20.04.2013, 12:40

Hi Sunflower,

Vorab - ich bin ein ziemlich intuituv handelnder Typ...

Aber wenn ich das so lese ist deine Aussage ein absoluter Nogo... Ich meine, ein Thera darf Fehler machen, aber die Fehler auf den Klienten abschieben, das geht gar nicht. Mal davon abgesehen dass dann der Klient vielleicht noch verstärkt wird in der Meinung dass er zu nichts gut und alles falsch macht, sollte doch gerade ein Therapeut in der Lage sein für seine eigenen Fehler gerade zu stehen.

Mein Thera hat zwar noch keinen wirklich schwerwiegenden Fehler gemacht, aber doch so Kleinigkeiten. Wenns ihm auffällt oder wenn ich ihn darauf anspreche, dann reden wir drüber, ggfs entschuldigt er sich. Umgedreht gilt das natürlich auch wobei Entschuldigungen jetzt nicht wirklich zu meiner Spezialität gehört.

Aber mit einem der mir alles Schuld in die Schuhe schiebt, ich glaube mit so einem könnte ich nicht.

Ich hoffe ich komme nicht zu hart rüber, aber der Gedanke regt mich auf...
LG
Luxbordie
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Sunflower2013
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Beitrag Sa., 20.04.2013, 13:36

Danke für die Antwort Luxbordie:
Es war zum Beispiel, dass mir der Therapeutin sagte, noch ein Termin und dann geht sie in den Urlaub. Und sagte, das hätte sie mir ja schon gesagt. ( hatte sie aber nicht....) Und dann anfing mit dem Satz... na dann müssen wir mal gucken, warum.... so nach dem Motto ich das nicht mitbekommen habe. So etwas in der Art ist nun schon mehrmals passiert. Immer, wenn ich wieder versuche, Vertrauen zu fassen. Das sie etwas mal vergißt oder Urlaub macht, ist ja ok. Und die negativen Übertragungen sind schon extrem, fühle mich nicht verstanden (wie Zuhause)... Jede Stunde wird auf die Minute genau beendet. Ich durfte meine aufgeschriebenen Träume nicht vorlesen, das war auch ein Streitpunkt, womit vieles begann. Für mich ist es eine Wiederholung der Kindheit ohne "Besserung", ohne Ausweg. Weiß nicht, ob ich abbrechen soll ....


chaosfee
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Beitrag Sa., 20.04.2013, 13:44

Dass Stunden pünktlich beendet werden, ist allerdings normal. Schau mal, deine Therapeutin hat ja nur 10 Minuten Zeit, um sich vielleicht zu deiner Stunde noch ein paar Notizen zu machen, mal durchzuatmen, von der Butterstulle abzubeißen und noch auf den nächsten Patienten vorzubereiten. Und ganz abseits von diesem praktischen Grund geht es dabei auch um den stabilen und zuverlässigen Rahmen der Therapie - pünktlicher Beginn, pünktliches Ende, immer zum gleichen Termin.

Dass du deine Träume nicht vorlesen durftest, finde ich allerdings nicht in Ordnung (außer, du kamst in der 49. Minute damit, aber dann kann man das ja auch auf die nächste Stunde verschieben). Eigentlich sollte der Patient so frei sein zu erzählen, was immer er möchte, zumal Träume ja auch eine besondere Rolle spielen. Was war denn die Begründung?

Chaosfee

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Sunflower2013
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Beitrag Sa., 20.04.2013, 13:59

Begründung für das "Nicht vorlesen dürfen" der Träume war, dass das nicht zum Setting gehöre, und ich einfach frei erzählen soll. Hab vorher ziemlich viel geträumt, danach war es dann so für mich wie "verboten". Seitdem (ist ein halbes Jahr her) träume ich so gut wie nicht mehr oder kann mich an den Inhalt nicht erinnern.

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Luxbordie
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Beitrag Sa., 20.04.2013, 17:11

Also ich würde nicht dableiben. Grenzen setzen ist ok, das muss sein, aber ich denke der Thera muss auf die Bedürfnisse der Klienten eingehen.
LG
Luxbordie
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