Negative Übertragung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 22:41

Es geht in einer Klinik ja nicht darum, eine langanhaltende und umfassende Therapie zu machen - wozu ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zwischen PatientIn und TherapeutIn sicher hilfreich ist.

Sondern es geht um Stabilisierung. Und die hat viel mit den äusseren Strukturen, dem Wechsel des Umfelds und ggf. der Medikation zu tun.
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stern
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 22:49

Sunny girl hat geschrieben:Dass man erst kurz vor einem Suizid stehen muss, damit man um einen Termin außer der Reihe bitten darf, ist einfach lächerlich. Ich weiß nicht wo du so etwas gehört hast.

Natürlich kannst du fragen... macht ja auch Sinn, wenn du Bedarf siehst. Meine Thera bemüht sich dann i.d.R., aber sie hat eben auch nur ein bestimmte Kapazität und kann nichts aus dem Ärmel schütteln, wenn nichts frei ist. Hoffnung besteht z.B. besonders dann, wenn ein anderer Patient absagt... aber wenn der Terminkalender dicht ist, dann lässt sich evtl. nichts herzaubern... bzw. man kann ja nicht einfach den Termin eines anderen Patienten streichen. Toi toi toi, bisher ließ es sich bei mir einrichten, wenn es brannte. Deinen Wunsch kann ich auch nachvollziehen... nur gilt wohl auch hier: Was nicht geht, geht nicht. Ist leider auch manchmal in der Therapie so.

noch nicht alles gelesen
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Sunny girl
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:00

@ Stern und ExtraordinaryGirl

Danke für euer Verständnis. Ich habe ja auch nicht geschrieben, dass mein Th. es muss oder dass ich einen Anspruch hätte. Trotzdem ist es für mich eine sehr blöde Situation. Ich brauche eben Hilfe in der Form, dass jemand ausschließlich meine ganz individuellen Probleme mit mir bespricht. Das wird in einer Klinik nicht passieren.
stern hat geschrieben:Meine Thera bemüht sich dann i.d.R., aber sie hat eben auch nur ein bestimmte Kapazität und kann nichts aus dem Ärmel schütteln, wenn nichts frei ist.
Es ist erfreulich, dass deine Th. dir entgegengekommen ist anstatt die unverrückbaren Grenzen knallhart aufzuzeigen wie einige User hier.


montagne
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:04

Sunny, ich habe den Eindruck, es bringt dir wenig wenn wir hier weiter diskutieren und du mir und aneren die Worte verdrehst, Dinge interpretierst, die nicht geschrieben wurden und manches, was interessant ist wegfallen lässt. Vgl. Vergleich Hausarztpraxis vs. Notaufnahme vs. Krankenhausaufenthalt. Jedes hat seinen Stellenert und seinen Sinn. Entscheidet man sich für sein, muss man die entsprechenden Konsequenzen tragen, die erfreulichen und auch die weniger erfreulichen.


Es macht aber shcon den Eindruck, dass es nicht so hochakut ist, das eine Stunde Ausfall ein Problem wäre, im Sinne akuter werdender Suizidalität, Abstürze, usw. Eher denke ich, es geht um was ganz anderes. Eben um Grenzen und Grenzen testen, um Ansprüchlichkeit, um eine Verantwortungsfrage.


das der Ausfall unschön für dich ist, dir gar Zusetzt ist verständlich. Auch, dass du dich aus der Perspektive heraus vllt. bestraft FÜHLST und das fühlt sich ungerecht an. Es besteht aber ein Unterschied zwischen dem, wie du dich fühlst und den Ansprüchen die daraus erwachsen sowie der Ursache deiner Gefühle.

Wie schon zuvor gesagt, ansprechen würde ich es an deiner Stelle, bzw. habe ähnliches auch shcon angesprochen. Versuche dabei offen zu sein und weniger ansprüchlich und fordernd. Damit würdest du dir slebst einen riesigen gefallen tun, glaub mal.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:15

Ausserdem noch einmal zum Thema Klinik:

Es ist nicht so, als könnte ich Bedenken oder Widerstand nicht nachvollziehen. Ich hatte auch schon gute Gründe, weshalb ich trotz wirklich schwerer Zeiten nicht in eine Klinik wollte.

Verstehe aber durchaus den Aspekt, den montagne aufzeigt ("So schlecht scheint es dir nicht zu gehen, wenn du es dir leisten kannst, auszuwählen, welche Hilfe du willst und welche nicht.").

Und, ganz ehrlich: So, wie du es beschreibt, klingt die Therapie in einer Klinik nach Massenabfertigung. So habe ich es jedoch noch nie erlebt. Da wird schon auf individuelle Probleme eingegangen ... Aber man steht als Einzelperson mit seiner Geschichte und seinen Problemen nicht permanent im Mittelpunkt, klar. Aber kann man da nicht drüber hinwegsehen, wenn es einem so schlecht geht, dass man mit den Gegebenheiten der ambulanten Therapie nicht mehr zurecht kommt?

Fühlst du dich eigentlich im Grossen und Ganzen in der Therapie gut aufgehoben, wenn du Krisen hast?

Ich glaube nämlich, dass es mir leichter fällt, mit dem bevorstehenden Stundenausfall umzugehen, weil ich weiss, dass sie sich trotzdem noch mehr als genug bemüht, mir beizustehen.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Mo., 22.04.2013, 23:21, insgesamt 3-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:15

Sunny girl hat geschrieben:Ich brauche eben Hilfe in der Form, dass jemand ausschließlich meine ganz individuellen Probleme mit mir bespricht. Das wird in einer Klinik nicht passieren.
Kommt darauf an, würde ich sagen... ich meine, ich war ja selbst schon stationär. Ich hatte doch relativ viele Einzelsitzungen und auch bei Gruppen wurde im Rahmen des möglichen geschaut, was Sinn machen könnte. Kommt halt auch auf Konzeption und Bedarf an. Wenn es mit dem Studium akut brennt, würde ich dir empfehlen, nicht so viel außenrum aufzubearbeiten, sondern dich darauf zu konzentrieren... weil wenn man ein Studium in den Sand gesetzt (gerade wenn man schon weiter ist), so kann das auch ein Rückschlag sein, den man verkraften muss.
Es ist erfreulich, dass deine Th. dir entgegengekommen ist anstatt die unverrückbaren Grenzen knallhart aufzuzeigen wie einige User hier.
Na ja, Termine sind nicht unverrückbar... und es stimmt schon, meine Thera ist tendenziell echt entgegenkommend. Nur sie hat halt auch Kapaziätsgrenzen. Sie ist eigentlich auch selten krank (toi toi toi)... aber es gibt eben Feiertage, Urlaube, Fortbildungen... da kann dann evtl. nicht jeder bedient werden. Aber als sagt auch mal ein Patient ab... kannst ja fragen, ob noch etwas frei ist oder ob du den Termin haben kannst, falls ein Patient absagt.
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Sunny girl
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:23

montagne hat geschrieben:Sunny, ich habe den Eindruck, es bringt dir wenig wenn wir hier weiter diskutieren und du mir und aneren die Worte verdrehst, Dinge interpretierst, die nicht geschrieben wurden und manches, was interessant ist wegfallen lässt.
Ich habe so geantwortet wie ich eure Worte verstanden habe. Aber ich fühle mich meinerseits von euch unverstanden.
montagne hat geschrieben:Es macht aber shcon den Eindruck, dass es nicht so hochakut ist, das eine Stunde Ausfall ein Problem wäre, im Sinne akuter werdender Suizidalität, Abstürze, usw.
Dann war das ein Missverständnis. Es ist schon richtig, dass es nicht in dem Sinne akut ist. Aber es gibt im Leben auch andere Probleme, die für einen äußerst schwierig und wichtig ist, weil sie für mein Leben einen hohen wert haben. Es muss doch nicht immer Suizidalität sein.
montagne hat geschrieben:Wie schon zuvor gesagt, ansprechen würde ich es an deiner Stelle, bzw. habe ähnliches auch shcon angesprochen. Versuche dabei offen zu sein und weniger ansprüchlich und fordernd. Damit würdest du dir slebst einen riesigen gefallen tun, glaub mal.
Ich weiß, ist einfacher gesagt, als getan
Ja, das wäre wohl gut. Aber ich bin etwas abgeschreckt von den Reaktionen hier. Ich will nicht, das mein Th. den Eindruck bekommt, ich sei total ansprüchlich und fordernd . Was meinst du damit, dass ich offen sein soll? Ich habe hier versucht offen zu sein. Aber ich sehe auch, dass es nicht möglich ist in einem Forum alles Wichtige zu nennen, das geht einfach nicht. Es ist nicht so, dass ich nicht Rücksicht auf den Th. nehmen wollte.

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stern
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:36

Sunny girl hat geschrieben:Ich will nicht, das mein Th. den Eindruck bekommt, ich sei total ansprüchlich und fordernd.
Ich sehe keine Anspruchshaltung oder Forderung darin, wenn du fragst, ob er dir für den ausgefallenen Termin einen Ersattermin anbieten kann... kannst du ja auch begründen, warum dir das wichtig ist. Nur wie gesagt: Gibt keine Garantie, dass sich das einrichten lässt. Aber fragen kannst du natürlich.
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Sunny girl
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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:43

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Verstehe aber durchaus den Aspekt, den montagne aufzeigt ("So schlecht scheint es dir nicht zu gehen, wenn du es dir leisten kannst, auszuwählen, welche Hilfe du willst und welche nicht.").
So war es nicht gemeint. Ich bin aber trotzdem arbeitsunfähig und wenn ich nicht auf ein Ziel hinarbeite, rennt mir die Zeit davon. Und irgendwann (wohl bald) wird es nicht mehr abzuwenden sein.
ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Fühlst du dich eigentlich im Grossen und Ganzen in der Therapie gut aufgehoben, wenn du Krisen hast?
Ja, auf jeden Fall. Deshalb versuche ich ja aufkommende Zweifel zu zerstreuen. Ich befürchte nun aber, dass der Th. mich als ungerecht empfinden könnte und sich die Beziehung zu ihm verschlechtern könnte. Deshalb habe ich hier zuerst gefragt. Mein Th. ist wirklich mehr als bemüht mir zu helfen, ich will da nicht undankbar erscheinen. Das bin ich nicht. Aber ist schon eine extreme Situation, wenn man dringend Rat braucht und die einzige Person, die man fragen kann, nicht verfügbar ist.

@ Stern

Ich habe ihn gefragt. Er hat nein gesagt, dass schaffe er nicht. Ich habe gesagt ok. Ich bin nur nicht sicher, ob ich ihm erzählen kann wie es mir damit geht und ihm meine Sicht der Dinge schildern. Und wie schlimm das für mich ist. Oder ist das zu aufdringlich, wenn er gesagt hat, es schafft es einfach nicht.

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Beitrag Mo., 22.04.2013, 23:51

Sunny, die Antwort ging zwar an stern, aber ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich auch etwas dazu schreibe.

Meine Frage ist nämlich: Weshalb nicht?

Zumindest ich kenne es so, dass bei Terminengpässen, -verschiebungen und Notfallterminen den PatientInnen den Vorzug gegeben wird, denen es gerade besonders schlecht geht und die die Therapiestunden deshalb auch besonders dringend benötigen. Erscheint mir auch nachvollziehbar. Wobei man da natürlich immer auf die Kulanz derer angewiesen ist, die das Nachsehen haben.

Wenn du also aus deiner Sicht gerade besonders auf eine Stunde angewiesen bist, was spricht dagegen, die Lage zu schildern?
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Sunny girl
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Beitrag Di., 23.04.2013, 00:10

@ ExtraordinaryGirl

Danke dir, dass du mir zu so später Stunde noch antworten willst.

Ich befürchte, dass ich nicht die richtigen Worte finde und mein Th. mich völlig missversteht eben auch dahingehend, dass er sich viel Mühe macht und ich sehe es nicht, meine es ist immer noch wenig und er soll noch mehr arbeiten.

Ich gönne ihm die Pause, die verdient er ganz sicher. Aber meine Situation spitzt sich immer weiter zu. Der Konflikt ist unausweichlich, oder? Ich möchte wirklich nicht, dass er mit Unverständnis reagiert und ich mich in den 2 Wochen damit quälen muss.

Am besten ist es wohl, dass ich versuche mein Verständnis für seine Situation zu äußern. Wir verstehen uns bisher so gut, eigentlich spricht vieles dafür, dass auch so ein Gespräch nicht schlimm ausgehen wird.

Gute Nacht!

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stern
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Beitrag Di., 23.04.2013, 00:58

Sunny girl hat geschrieben:Ich habe ihn gefragt. Er hat nein gesagt, dass schaffe er nicht. Ich habe gesagt ok. Ich bin nur nicht sicher, ob ich ihm erzählen kann wie es mir damit geht und ihm meine Sicht der Dinge schildern. Und wie schlimm das für mich ist. Oder ist das zu aufdringlich, wenn er gesagt hat, es schafft es einfach nicht.
Ich schließe mich extraordinary girl an... also du kannst natürlich sagen, wie es dir damit ergeht. Vielleicht denkt er dann an dich, wenn doch noch etwas frei wird (darum kannst du ja nochmals bitten) oder er muss sich wiederholen, dass es schlichtweg nicht geht. Ein Therapeut kann sich normal abgrenzen... und du kannst ja klarstellen, worum es dir geht und Bedenken vorweg nehmen. Zudem gibt es Situationen, da ist die Dringlichkeit nachvollziehbar (trotzdem geht es halt manchmal nicht)... aber da kann man dann entnehmen, dass der Patient das nicht macht, um einen Therapeuten zu ärgern. Wenn du bisher gut mit im konntest und er verständnisvoll war, dann würde ich der Wahrscheinlichkeit nach davon ausgehen, dass er jetzt nicht anders reagiert.

Vielleicht machst du dir eine zu großen Kopf, wie er reagiert? Ich denke (wissen tue ich es natürlich auch nicht), schlimmstenfalls wird er nochmals bestätigen, dass es sich nicht einrichten lässt. Aber vielleicht könnte ihr ja vorher schauen (wenn noch Zeit ist), was du tun kannst, um den ausgefallenen Termin so zu überbrücken, dass du einigermaßen mit dem Ausfall zurecht kommst.

Wo hapert es denn im Moment (nur falls du antworten magst)? Stehen bald Prüfungen an... und du hast Angst durchzufallen? Oder Fristen im Rücken?
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leberblümchen
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Beitrag Di., 23.04.2013, 07:14

Sunny Girl, ich weiß nicht, ob ich das richtig verstanden habe?

Also, deine Stunde fällt auf einen Feiertag und wenn sie ausfällt, dann fällt damit eine ganze Woche aus?

Ich denke, das kann man von zwei Seiten sehen: Das Problem kennt ja wohl jeder Patient, und ich erinnere mich auch noch daran, wie mein Therapeut mal mit einem Lächeln meinte: "In der nächsten Woche haben Sie leider Pech gehabt, denn unsere Stunde liegt an einem Feiertag". - Irgendwie fand ich das auch fies, also nicht, dass er das gesagt hat, sondern, dass es so WAR. In mir drinnen hatte ich den Impuls zu sagen: "Das ist doch ungerecht, dass für die Patienten, die an einem anderen Tag kommen, nichts ausfällt". Aber gleichzeitig war mir klar: So läuft das nicht!

Ich denke, solche Grenzen sind total wichtig, denn erstens profitieren wir Patienten davon, dass wir lernen, so eine Art Gleichgewicht zwischen Sehnsucht und Befriedigung, zwischen Zuwendung und Frust, zu schaffen bzw. auszuhalten. Und zweitens gibt es manchmal eben keine Diskussion, denn die wäre für den Therapeuten extrem kräftezehrend und zermürbend - ich hab drei Kinder und ich weiß, wie das ist: Wenn ich eine Ansage gemacht habe, dann gilt die! Diskutieren kann man gerne, aber manchmal gibt es eben nichts zu diskutieren. Dann wird nicht drei Stunden lang erörtert, warum es nur zwei Kugeln Eis und nicht drei sind. Zwei Kugeln und basta! Das ist wirklich wichtig, weil eine derartige Diskussion absolut unfruchtbar wäre. Und die Energie, die brauchen Eltern und Therapeuten an anderer Stelle!

Andererseits: Dein Wunsch nach einer Extra-Stunde ist ja an sich nun nichts Unverschämtes, was man auf jeden Fall abschmettern müsste! Da wäre es dann m.E. wichtig, herauszufinden, worum es wirklich geht: Geht es darum, eine Krisenzeit zu überbrücken? Dann wäre es, denke ich, wirklich angemessen, diese Stunde zu gewähren. Es sei denn, es bestehen absolut keine Freiräume seitens des Therapeuten, dass er mal eine Stunde übrig hat. Und das würde mir als Patient auch zu denken geben, wenn der Therapeut so eine Arbeitsauffassung hat, dass er sich im Alltag total mit Arbeit eindeckt und kein Platz mehr für 'Unvorhergesehenes' ist.

Es könnte aber auch sein, dass du - unbewusst! - versuchst, seine Grenzen aufzuweichen. Das kann hier niemand beurteilen. Wenn er ein Guter ist, dann wird er dafür vielleicht ein Gefühl haben, und ich als Patient würde in mich gehen und gucken, ob ich ihm vertrauen kann, dass er das macht, wovon er denkt, es sei wichtig für 'uns'.

Denn wenn dieses Gefühl bei dir nicht da ist, dann wird es vermutlich immer mal diese Situationen geben, dass du dich mit ihm zoffst. Und da müsstest du dann gucken, ob das produktiv ist - kann ja sein - oder ob es dich auch zu viel Energie kostet.


leberblümchen
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Beitrag Di., 23.04.2013, 07:33

Vor dem Hintergrund, dass es mir seit langem sehr schlecht geht und dass deshalb mein Studium gefährdet ist.
Aber dieses Schicksal teilst du mit allen Patienten, oder? Wenn er am Mittwoch vielleicht vier Patienten hat - dann müsste er diesen Tag komplett nacharbeiten bzw. er dürfte ihn eigentlich gar nicht erst als Feiertag in Anspruch nehmen - das ist doch unsinnig!

Ich habe meine Stunde am Donnerstag und der fällt auch aus. Ich glaube vielleicht doch eher, dass du das Problem persönlich nimmst, oder? Vielleicht erwartest du doch irgendwie, dass er deinetwegen eine Ausnahme macht? Von wegen: Die anderen Patienten, denen es sicher nicht 'seit langem sehr schlecht geht', können ja zu Hause bleiben - aber DU?

Da bin ich wieder beim 'Besonderssein' aus dem Faden 'therapeut. wertvolle Zitate': Wenn du das Gefühl hast, er müsste doch EIGENTLICH deinetwegen auf den 1. Mai verzichten, dann läuft irgendwas schief! Da funktioniert das Akzeptieren der Grenzen zwischen 'Privatsphäre' und 'Arbeit' nicht. Denn in dem Moment, in dem dir klar wird, dass er vielleicht zehn oder mehr Patienten hat, die alle lieber hätten, dass ihre Stunden nicht ausfallen, müsstest du doch wissen, dass es geradezu zwingend ist, dass deine Stunde ausfällt. Zumal sie dir ja nicht geklaut wird, denn du hast ja genauso viele Stunden wie alle anderen Patienten.

Dein Studium wird nicht am 1. Mai entschieden und dein Lebenslauf auch nicht.

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Sunny girl
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Beitrag Di., 23.04.2013, 14:30

Ich danke euch für eure Gedanken und Anregungen.

Zweifel sind noch geblieben, aber ich denke es wäre besser sie in der Therapie ausführlich zu besprechen. Dort kennt mich der Th. viel besser und es gibt die Möglichkeit die Probleme in einem größeren Zusammenhang mit anderen Sachen zu betrachten. Mein Th. hat auch schon mal gesagt, dass ich ruhig mal mit ihm streiten könne. Also die Voraussetzung sind schon mal ganz gut.

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