Gruppentherapie anstatt Einzeltherapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lauramaus
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Gruppentherapie anstatt Einzeltherapie?

Beitrag Mi., 20.05.2009, 14:15

Ich bin auf der Suche nach einer Therapie und heute hat mir ein Therapeut überraschend angeboten in einer neuen Gruppe teilzunehmen. Ich dachte bisher eher an eine analytische Einzeltherapie, da ich die anderen Verfahren schon ausprobiert hatte mit mäßigem Erfolg. Grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt von einer Gruppe, finde die Idee sogar sinnvoll, da alle meine Probleme im Alltag in Gruppen entstehen.

Ich habe leide wenig Infos zu dem Thema, viell. hat jemand Erfahrungen damit v.a. habe ich Zweifel, ob eine Gruppe eine intensive Bearbeitung mit einem Theraputen ersetzen kann. Ich denke es hat ja auch seinen Grund, warum sich insgesamt im ambulanten Bereich die Einzeltherapie doch eher durchgesetzt hat. Ev. wäre beides sinnvoll, wird aber ja nicht bezahlt.

Meine Probleme sind vor allem langanhaltende Depressionen.

Danke für euer Antworten.

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Mi., 20.05.2009, 18:40

Hallo,

also Gruppentherapien finde ich sehr sinnvoll.
Kann aber die Einzelarbeit nicht ersetzen, aber ergänzen!

Lg Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.

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lauramaus
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Beitrag Mi., 20.05.2009, 22:46

Hm, beides ist ja leider nicht möglich, da meine Kasse nur eine Therapie bezahlt und die Gruppentherapeutin mich nur in der Gruppe behandeln will, da sie es für ideal (und im Moment auch für ausreichend) für mich hält.

Naja, ich fände es super in einer Gruppen mehr über meine Beziehungsmuster und Gefühle zu anderen zu lernen, Probleme, die aus der Beziehung zu meinen Eltern entstanden sind.

Aber, es gibt doch auch viele Sachen, viele Probleme meiner Persönlichkeit, die nun nichts mit der Gruppe und Beziehungsdynamik etc. zu tun haben. z.B. Blockaden bei der Arbeit, Probleme mich zu motivieren, Selbstwertprobleme, Problem, mir wenig zuzutrauen. Diese würde ich meines Erachtens besser in einem Einzelgespräch besprechen, v.a. da ich dann viel mehr Aufmerksamkeit bekomme als in der Gruppe. Ich bin eher eine stille Person, die sich in Gruppen sehr zurückhalten würde. Es würde mir sicher mal guttun, mehr zum reden zu kommen.

Was mir auch etwas Sorge bereitet ist, dass ich mir in der Gruppe sehr viel Probleme anderer anhören muss. Damit hatte ich schon immer Probleme. Teilweise macht mich das sogar wütend, ich fühle mich dann richtig zugemüllt und die Sachen gehen mir nahe. Ich denke ich bin aber einfach eifersüchtig, da ich in dem Moment andere zu sehr im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Ich hoffe sehr, dass noch ein paar andere schreiben, die Erfahrungen mit Gruppentherapie haben oder sich damit beschäftigt haben. Ich tue mich gerade wirklich schwer, mit dieser Entscheidung, ob es etwas für mich sein könnte.

Mit Therapeuten darüber zu reden ist aus meiner Erfahrung schwierig, da sie meist überzeugt sind von ihrer Methode und Zweifel diesbezüglich nicht so hören wollen.

Eure Laura

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Stöpsel
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Beiträge: 978

Beitrag Mi., 20.05.2009, 23:00

Hallo laura,

das kann ich sehr gut verstehen, wie Du Einzel- und Gruppentherapie zusammen siehst, ich sehe es für mich auch so, aus ähnlichen Gründen wie bei Dir. Ist schade, wenn ich mehr Geld verdienen würde, würde ich drüber nachdenken, eine Gruppentherapie selbst zu zahlen, ist aber leider im Moment nicht drin. Und um ne Einzeltherapie komm ich nicht drumrum, da ich wie Du soviel Redebedarf habe und es bei mir nicht nur um zwischenmenschliche Probleme geht. Von daher ist bei mir die Entscheidung klar.

Viele Grüße

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ENA
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Beitrag Mi., 20.05.2009, 23:56

Hallo lauramaus,

ich habe beide Formen schon gemacht, bin aber mehr der Einzeltherapie-Typ,...um es kurz zu sagen.
Ich kann auch Deine Bedenken verstehen, aber Dir zumindestens schon mal soviel sagen:
All Deine genannten Themen kannst Du auch in einer Gruppentherapie besprechen. ...Auch das mit der Arbeit, Deine Motivationshaltung, Depression, Zurückhaltung in Gruppen, Abgrenzen gegenüber anderen (wieviel höre ich mir von anderen an, wie nah lasse ich es an mich heran), Eifersucht,...u.s.w. . Der Therapeut übernimmt halt in der Gruppe eine andere Rolle, tritt mehr in den Hintergrund. Dafür hast Du die Möglichkeit von mehreren anderen Rückmeldungen zu bekommen,...und auch zu geben.

Kannst Du nicht einfach doch nochmal den Therapeuten, der Dir das Gruppenangebot gemacht hat, bezüglich Deiner Überlegungen ansprechen? Es mag sein, dass er auch versucht, Dich für sein Angebot zu "werben",...aber ich denke, ein wirklich guter Therapeut sollte im Sinne der (auch potenziellen) Klientin entscheiden und wenn er den Eindruck hat, dass für Dich was anderes sinnvoller ist,...dann sollte er Dir das doch eigentlich auch mitteilen oder Dich sogar weiter empfehlen!... Kennst Du den Therapeut schon länger?...Ich mein, es spielt ja auch eine Rolle, ob Du überhaupt den Eindruck hast, mit ihm arbeiten zu können. Es besteht ja häufiger auch die Möglichkeit, erst Einzel- und dann Gruppe (oder anders herum) bei jemanden zu machen.

So,...dann mal eine gute Nacht,

und einen schönen Feiertag, Ena

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ENA
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Beitrag Mi., 20.05.2009, 23:57

...was mir gerade noch einfällt:

Was wäre denn mit Einzeltherapie und Selbsthilfegruppe?

Grüße, Ena.

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Nachtauge
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Beitrag Do., 21.05.2009, 17:36

Hallo Laura,

ich kann Deine Bedenken hinsichtlich einer Gruppentherapie sehr gut verstehen. Ich habe nämlich bislang ähnliche Vorbehalte gehabt, bin jedoch während meiner Reha-Maßnahme "eines Besseren belehrt" worden. Dort gab es überwiegend die Gruppentherapie und zwar dreimal wöchentlich. Natürlich kann man so eine Reha nicht unbedingt mit einer "normalen" Gruppentherapie vergleichen, was halt jetzt den Zeit- und Häufigkeitsrahmen anbelangt. Mich selbst hat die Dynamik, welche die Gruppe entwickelt sehr überrascht. Vorab hatte ich gedacht, daß ich niemals ein Wort in der Gruppe würde sagen können, aber schon in der zweiten Stunde habe auch ich mich einbringen können. Natürlich bekommt man auch die Erfahrungen der anderen Gruppenmitglieder mit und hat sicherlich auch hin und wieder an diesen "zu knabbern", aber im großen und ganzen kann man von der Gruppe wirklich profitieren. Mir hat es alleine schon Mut gemacht zu hören, wie andere ihre Probeleme, die nicht unbedingt auch meine Probleme waren, angegangen sind. Alleine aus diesen Berichten konnte ich für mich persönlich einiges an Nutzen ziehen.

Ich habe diese Gruppentherapie zwar wirklich als hilfreich erlebt, bin jedoch nichts desto trotz froh, daß ich jetzt nach Reha-Ende wieder die Einzeltherapie fortsetzen kann.

Gruß Nachtauge

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ENA
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Beitrag Do., 21.05.2009, 17:40

...und mir ist dann noch eine Alternative eingefallen, wobei ich nicht weiß, ob das für Dich geht: Einzeltherapie über Kasse und Gruppentherapie selber zahlen...Die ist ja immer billiger als Einzelstunden. ...Weiß natürlich nicht, ob das eine Alternative für Dich wäre. Für mich hat es auch lange gedauert, bis ich mich entschieden habe, Therapiesitzungen selber zu zahlen...und finanziell knapp bin ich immer noch... . Dafür aber die ausgesuchte Therapie...!...

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hungryheart
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Beitrag Fr., 22.05.2009, 10:29

hi ihr,

ich habe beides gemacht (in der kinik gab es neben der einzelthera 2x/woche auch ohne ende gruppentherapie ...bis zu 8x/woche) und habe von beidem sehr profitiert.

in der gruppe v.a. auch aus den problemen und geschichten und entwicklungen der anderen. die probleme und geschichten sind zwar nie identisch, aber gleichen sich doch oft sehr.
oft sind wir ja gar nicht so einzigartig mit unseren problemen

meist sind es ja konflikte / beziehungsprobleme mit der herkunftsfamilie, beziehungsprobleme, dann die probleme, die entstehen, wenn man seine symptome aufgibt und sich dann den gefühlen stellen muss, selbstwertproblematik, schwierigkeiten mit dem wahrnehmen und artikulieren von wünschen und bedürfnissen usw usw.


familienaufstellungen, herausgearbeitete wunde punkte oder auf den punkt gebrachte kranke denk- und verhaltensmuster anderer oder für andere erarbeitete lösungsstrategien haben bei mir super oft auch einen aha-effekt ausgelöst.

auch feedbacks fand ich immer sehr hilfreich.

und diejenigen in der gruppe, die soziale phobien hatten oder kontaktschwierigkeiten, haben glaub ich noch viel extremer von der gruppe profitiert, weil sie soziale fertigkeiten trainieren konnten.


dennoch denke ich, wie pippi, dass gruppentherapie nur eine ergänzung sein kann, weil in der gruppe einfach keine zeit ist mit allen erschöpfend alle ihre themen durchzuarbeiten.


lieben gruß
hh
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ENA
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Beitrag Fr., 22.05.2009, 10:45

Hallo hungryheart,

nur eine kleine Zwischenfrage, weil es mich interessiert, ich aber nicht großartig vom Thema abweichen will:
Ich kenne von Kliniken nur 1* 20-30 Min. Einzel- und 2*2,5 Std. Gruppentherapie pro Woche.
2* in der Woche Einzel finde ich ja echt gut, scheint bei dem was ich bisher gehört habe, auch voll der Luxus zu sein (es sei denn, man steht eh mehr auf Gruppe),...aber 8* in der Woche Gruppe? Das ist ja echt voll viel! Was für eine Klinik war das denn? Oder meinst Du mit Gruppe auch andere Angebote wie Tanz-, Musik- und Gestaltungstherapie? Da gibts ja auch Feedback aus der Gruppe...

Viele Grüße, Ena.

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Fr., 22.05.2009, 16:29

Hallo,

habe auch ein wenig Erfahrung mit Gruppentherapien machen dürfen.
Das Gefühl, wütend zu werden, kenn ich auch. Ich glaube nicht, dass ich im Mittelpunkt stehen wollte und sich deshalb etwas wie Wut auf die anderen und deren Geschichten bei mir eingestellt hat.
Es war bloß so, dass manche so schrecklich depressiv waren und ich hatte teilweise den Eindruck, dass die gar keine Veränderung wünschen.
Ich habe mir meine Wut oft so erklärt, dass ich versuche der Depression etwas entgegenzusetzen, unbewusst natürlich. Und das musste eben ein weitaus aktiveres Gefühl sein-->Aggression!

Vielleicht aber habe ich auch etwas von mir in den anderen gesehen und musste das abwehren. Ich weiß es nicht.

Jedenfalls: Die Gruppe kann sehr wichtig sein.
Auch um beispielsweise die eigene Geschichte bzw. Realität in ein Verhältnis zu anderen Geschichten/Realitäten zu setzen.
Oder um viele verschiedene Beantwortungen zu erfahren.


Eine Frage habe ich an dich:

Nach welcher Methode arbeitet denn deine Therapeutin?

Lg Pippi
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lauramaus
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Beitrag Fr., 22.05.2009, 20:11

@Pippi: Die Gruppentherapie wäre tiefenpsychologisch-fundiert, wobei es da ja auch analytische Therapeuten gibt, die Gruppen anbieten. Als Einzeltherapie wäre ich eher an einer analytischen Therapie interessiert, da ich bereits Erfahrung mit Einzel-VT und Einzel-TP gemacht habe.

Danke für eure Antworten, hat mir sehr geholfen!

Ich denke ich werde nochmal mit der Therapeutin sprechen, um meine Zweifel zu besprechen und Möglichkeiten einer privaten Zahlung zu erwägen.

Eure Laura

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hungryheart
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Beitrag Di., 26.05.2009, 19:53

ENA hat geschrieben: Oder meinst Du mit Gruppe auch andere Angebote wie Tanz-, Musik- und Gestaltungstherapie? Da gibts ja auch Feedback aus der Gruppe...
ja genau.und störungsspezifische gruppen (bordeline gruppe, essi-gruppe etc.-da kam ganz schön was zusammen)
war in roseneck
tolle klinik, die ich nur allerwärmstens weiterempfehlen kann
Nimm was du willst und zahl dafür.

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ENA
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Beitrag Di., 26.05.2009, 20:19

Oh, ja super!...Merke ich mir,...für alle Fälle mal,... . Man weiß ja nie!...
Sag mal,...hast Du auch Erfahrungen mit Heiligenfeld oder kannst mir darüber was sagen?...Ich hatte das mal in einen eigenen Thread mitreingebracht, aber speziell auf diese Frage hat niemand reagiert. ...und die sonstigen Erfahrungen, die ich bisher darüber gelesen habe, waren alle schon älter,...naja, von 2003-2008. Mich irritiert nur so, dass so zwei-drei Leute, die ich persönlich kenne, so von dieser Klinik schwärmen und ich im Netz aber doch mit einer leichten Tendenz Negatives lese. Ich meine, klar, ist natürlich individuell, aber... vielleicht hat sich da in der letzten Zeit auch was verändert,...die Leitung hat wohl gewechselt, mein ich. (?)
Viele Grüße, Ena

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ENA
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Beitrag Mi., 03.06.2009, 19:42

Hallo Laura!
Wollte einfach mal netter- und neugierigkeitshalber fragen, wie Du Dich entschieden hast bzw. was bei dem Gespräch mit der Therapeutin rausgekommen ist. Gehts Dir gut?
LG, ENA!

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