Einsicht Patientakte/Ausbildungsinstitut

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Lena2024
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Einsicht Patientakte/Ausbildungsinstitut

Beitrag So., 18.02.2024, 17:33

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zur Einsicht in die Patientenakte bzw. zur Kopie.
Ich habe vor neun Jahren eine kognitive Verhaltenstherapie gemacht. Diese Therapie hat mein Leben sehr verändert und geprägt. Und nun ist mir nochmals aufgefallen, dass die Akten ja nach 10 Jahren geschreddert werden können. Dabei verspüre ich vermehrt den Wunsch, mir eine Kopie der Akte einholen zu wollen.
Ich bin hin und hergerissen. Die Therapie war nicht leicht und das Verhältnis zur Therapeutin war gut, wenn auch manchmal schwierig. Sie war eine überaus wichtige Person für mich. Und nun weiß ich nicht, ob es okay ist, sich die Akte einzuholen. Mir ist klar, dass rein rechtlich nichts dagegen spricht und trotzdem frage ich mich, ob es fair ist, ihre ganzen subjektiven Einschätzungen zu lesen.?
Ich hoffe ihr versteht was ich meine..

Ich habe noch eine andere Frage. Die Therapie habe ich damals an einem Ausbildungsinstitut unternommen. Sie war dort also als PiA angestellt.
Meint ihr, dass sie heute noch vom Institut kontaktiert wird, wenn ich dort nach der Akte frage (was die Erlaubnis der Freigabe angeht)?

Liebe Grüße, Lena :)

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.02.2024, 18:39

Warum möchtest du jetzt in die Patientenakte schauen bzw. Kopien haben?
Gibt es dazu irgendeinen Grund, irgendeinen Anlass? Was konkret würde dir das bringen, wie könnte dir das weiter helfen?

Ob die frühere Therapeutin davon erfährt bezweifle ich, aber das kannst du ja vorab beim Ausbildungsinstitut erfragen.

Ich sehe da eine gewisse Gefahr, wenn du da irgendwas liest was dich erschreckt, kränkt, verunsichert.
Du hast keinen Kontakt zu dieser Therapeutin, es gibt dann keine Möglichkeit da noch etwas zu besprechen und zu klären

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Lena2024
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Beitrag So., 18.02.2024, 18:58

Hey Chrysokoll, danke Dir für die Rückmeldung.
Ich würde gerne in die Akte schauen, da in der Therapie ein für mich lebenswichtiger Prozess in Gang gesetzt wurde, der mein Leben von da an positiv verändert hat. Auch wenn die Therapie sehr anstrengend gewesen ist, blicke ich sehr gerne zurück. Weil diese Zeit so prägend gewesen ist, würde ich die Verschriftlichungen gerne behalten.
Über deine Einwände, dass dort auch Dinge stehen werden, die mich verletzen oder triggern könnten habe ich natürlich nachgedacht. Finde ich gut, dass Du das erwähnst.
Naja, ein bisschen Zeit zum überlegen habe ich ja noch.

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saffiatou
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Beitrag So., 18.02.2024, 19:04

Da es das Recht eines Patienten ist, Zugang zu seinen Daten zu erhalten, sollte es kein Problem sein, diese Unterlagen anzufordern. Ich denke die Unterlagen erhältst du von der thera nicht von dem Ausbildungsinstitut.

chrysokoll hat geschrieben: So., 18.02.2024, 18:39 Warum möchtest du jetzt in die Patientenakte schauen bzw. Kopien haben?
Gibt es dazu irgendeinen Grund, irgendeinen Anlass? Was konkret würde dir das bringen, wie könnte dir das weiter helfen?
Ich finde es ist egal, aus welchem Grund er die Akte haben möchte, der TE muss niemandem Rechenschaft dazu geben, auch der thera nicht.

Ich habe auch bei einem thera und auch Ärzten und in Krankenhäusern nach Jahren die Akte gefordert, bei anderen war es mir egal.
chrysokoll hat geschrieben: So., 18.02.2024, 18:39 Ich sehe da eine gewisse Gefahr, wenn du da irgendwas liest was dich erschreckt, kränkt, verunsichert.
Du hast keinen Kontakt zu dieser Therapeutin, es gibt dann keine Möglichkeit da noch etwas zu besprechen und zu klären
Das war genau das, was Therapeuten und andere Ärzte immer behaupteten, wenn Patienten ihr Recht auf Akteneinsicht forderten, das ist Unsinn und sagt aus, dass diejenigen zu dumm sind, sich damit auseinanderzusetzen, dabei ist das Gegenteil der Fall. Ich habe mich, bevor ich Akteneinsicht oder Kopien forderte mir das genau überlegt. Manchmal wollte ich einfach nur meine eigene Akte vervollständigen, manchmal eine Behandlung kontrollieren und nachvollziehen . Es wurde sogar gerichtlich festgelegt, dass nicht geschwärzt werden darf.
never know better than the natives. Kofi Annan

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.02.2024, 19:44

nun, ich sehe das komplett anders als du saffiatou - insbesondere weil es sich nicht um einen Blick in die Akte des Augenarztes handelt, sondern um eine lange zurück liegende Therapie.
Natürlich muss die TE niemand Auskunft geben, weder hier noch der Therapeutin.
Aber da sie hier im Forum fragt stelle ich als Teilnehmerin Rückfragen, die sie ja auch beantwortet hat.

Das eine ist das Recht der Patienten. Das besteht selbstverständlich, das ist gut so!
Es gibt aber nunmal keine Pfllicht in die Akte zu schauen oder da eigene Akten zu führen. Ich tue das nicht, aus ganz persönlicher Entscheidung. Und das hat nun echt gar nichts mit Dummheit zu tun.

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.02.2024, 19:53

Lena2024 hat geschrieben: So., 18.02.2024, 18:58 Weil diese Zeit so prägend gewesen ist, würde ich die Verschriftlichungen gerne behalten.
Über deine Einwände, dass dort auch Dinge stehen werden, die mich verletzen oder triggern könnten habe ich natürlich nachgedacht.
Hättest du denn im Fall der Fälle noch die Möglichkeit irgendwie mit dieser Therapeutin Kontakt aufzunehmen?
Also vielleicht hat sie sich irgendwo niedergelassen?

Es ist deine Entscheidung, aber ich sehe nach fast zehn Jahren da auch keinen Sinn mehr darin.
Du hast ja diese prägende Zeit und die Erkenntnisse in dir.


kaja
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Beitrag So., 18.02.2024, 19:55

Selbst wenn du dir die Kopie aushändigen lässt, verpflichtet dich nichts dazu sie auch zu lesen.

Was du von der Kopie jedoch wohl nicht erwarten kannst, ist das sie dir ein wiedererleben der damaligen Zeit ermöglichen wird. Der Fokus einer Patientenakten liegt woanders und sie ist auch bei weitem nicht so extrem ausführlich, wie man es sich vielleicht vorstellen mag.

Die Therapie lief gut, du hast gute Erinnerungen daran und offensichtlich gab es fast ein Jahrzehnt keinen Zweifel daran. Ich würde also hinterfragen warum jetzt und was ist die eigentliche Motivation dahinter.
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lisbeth
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Beitrag Mo., 19.02.2024, 07:12

kaja hat geschrieben: So., 18.02.2024, 19:55 Was du von der Kopie jedoch wohl nicht erwarten kannst, ist das sie dir ein wiedererleben der damaligen Zeit ermöglichen wird. Der Fokus einer Patientenakten liegt woanders und sie ist auch bei weitem nicht so extrem ausführlich, wie man es sich vielleicht vorstellen mag.

Die Therapie lief gut, du hast gute Erinnerungen daran und offensichtlich gab es fast ein Jahrzehnt keinen Zweifel daran. Ich würde also hinterfragen warum jetzt und was ist die eigentliche Motivation dahinter.
Die beiden Punkte von kaja würde ich nochmal unterstreichen wollen. Warum reicht dir nicht die "verinnerlichte" Therapie? Warum wünschst du dir einen "Beweis" dass das so tatsächlich stattgefunden hat? Und: Ich glaube auch, dass deine Erwartungen an das, was du in deiner Patientenakte zu finden hoffst, nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmen werden. Im "schlimmsten" Fall wird das nur das absolute Minimum sein: die Daten deiner Sitzungen (also wann die stattgefunden haben), Anträge und Berichte für den oder die Gutachterin, Fragebögen und Evaluationen, falls zutreffend. Darüber hinaus steht dann einfach nichts weiter in deiner Akte. :dunno:
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Lena2024
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Beitrag Di., 20.02.2024, 15:04

Danke euch für die Antworten.

Interessant, dass es euch so beschäftigt warum ich gerne die Akte hätte. Warum nicht, es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich schaue mir auch gerne Fotos von wichtigen früheren Ereignissen an. Ist vielleicht nicht das Gleiche, aber auch ein persönliches Dokument. Auch da würden reine Erinnerungen ausreichen, sich aber ein Bild anzuschauen ist nochmal lebendiger und das mag ich.
Ich habe auch nochmal drüber nachgedacht, ob die Doku in der Akte mich überfordern könnte. Ich denke das nicht, da ich inzwischen sehr gefestigt bin, selbst wenn sie dort Sachen reingeschrieben haben sollte, die ich für schwierig halte. Es ist schließlich alles gut geworden.

Der Therapeutin wegen ist es nur, dass ich doch zögere.

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Sinarellas
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Beitrag Di., 20.02.2024, 15:33

Sehr verständlich und auch dein gutes Recht!
Mir würde es an deiner Stelle egal sein ob irgendwer informiert wird, anfordern und erst mal schauen ob das klappt (Kopiergeld ggf. bereit halten und Modalitäten vorab erfragen kann helfen)

Viel Glück und ich hoffe du findest was du suchst :-)
..:..


kaja
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Beitrag Di., 20.02.2024, 15:34

Ich denke wegen der Therapeutin muss man nicht zögern.

Nach fast einem Jahrzehnt wird ihr wahrscheinlich nicht mal mehr präsent sein, wer du bist.
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Sydney-b
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Beitrag Di., 20.02.2024, 16:05

Lena2024 hat geschrieben: Di., 20.02.2024, 15:04
Der Therapeutin wegen ist es nur, dass ich doch zögere.
Nach 10 Jahren wird sie dort höchstwahrscheinlich gar nicht mehr arbeiten.
Falls doch: Sie wird sich vermutlich überhaupt nicht an dich erinnern.
Es ist einfach zu lange her…

Deshalb würde ich mir um die Therapeutin keine Gedanken machen.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 20.02.2024, 17:35

Lena2024 hat geschrieben: Di., 20.02.2024, 15:04 Warum nicht, es ist ein wichtiger Teil meines Lebens.
Der Therapeutin wegen ist es nur, dass ich doch zögere.
"Warum nicht" wäre mir als Antwort zu wenig.
Also als Antwort an dich selber, hier musst du das für niemand beantworten.

Die Therapeutin wird sich höchstwahrscheinlich gar nicht mehr oder nur noch ganz entfernt an dich erinnern und sie wird das vermutlich nicht erfahren. Das kannst du aber vorab am Institut erfragen.
Selbst wenn sie das erfährt ist das doch egal, du bist irgendeine Patientin aus der Ausbildungszeit von vor knapp zehn Jahren und allen Therapeuten ist bewusst dass Patienten das lesen dürfen. Was soll das mit ihr machen oder auslösen? Misst du dem da nun doch eine Bedeutung bei, weit jenseits von "warum nicht"?

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Lena2024
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Beitrag Di., 20.02.2024, 19:22

Naja, ihr seid ja damit angefangen zu hinterfragen warum ich die Akte möchte. Da habe ich nur drauf reagiert.
ch glaube es ist für mich eher eine Frage des Respektes, was die Therapeutin betrifft. Dadurch, dass die Zeit so hilfreich für mich gewesen ist, ist es mir wichtig ihr Respekt zu zollen, auch wenn es schon so lange her ist. Es ist dann ein bisschen das Gefühl, als würde ich das bei Akteneinsicht untergraben.
Aber klar, so present werde ich bei ihr sicherlich wirklich nicht mehr sein, da habt ihr ganz recht

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caduta
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Beitrag Di., 20.02.2024, 19:25

Ich kann den Wunsch gut nachvollziehen und nach so vielen Jahren sehe ich das auch nicht kritisch. Das scheint ja alles gut gelaufen zu sein.

Hinzu kommt, dass die Aufbewahrungsfrist meines Wissens nach 10 Jahre sind. Dann wären die Unterlagen weg. Also macht es aus meiner Sicht durchaus Sinn, da nachzufragen solange es noch geht und du die Unterlagen gerne haben möchtest.

Und wegen der Therapeutin würde ich mir auch keine Gedanken machen. Nach so vielen Jahren ist doch einfach klar, dass es nicht um Kritik oder Vorwürfe ihr gegenüber geht und es kommt ja auch darauf an wie du die Anfrage formulierst

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