Traumatherapie in der psychosomatischen Klinik

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Beitrag Do., 14.02.2013, 18:02

candle. hat geschrieben: Ein kläglicher Entschuldigungsversuch meiner Mutter- mal ganz freiwillig, weil es sie offenbar doch gedrückt hatte, verlief dann so im triefenden Selbstmitleid, dass ich hätte fast den Feudel hätte holen müssen um ihren See der Tränen zu entfernen, die meine Tröpfchen schamlos überspülten.
Das ist ja noch das Beste. Meine Mutter hat das auch mal so gemacht, dass sie mir stundenlang erklärt hat, wie schlimm es ihr ergangen ist und aus welchen Gründen sie gar nicht anders konnte. Dann in dem Brief schrieb sie, dass sie mir jetzt erklären könnte, warum sie das gemacht hat, aber dass mir das ja auch nichts bringt und meine Verletzungen nicht weniger macht. Und dass es ihr so unendlich weh tut und ihr schlecht geht, wenn sie dran denkt, was sie mit mir gemacht hat. Und danach kam der Satz "Aber wie muss es Dir dann erst gehen". Da wusste ich dann, dass sie den Brief nicht alleine geschrieben hat, was sich dann auch bestätigte. Nur, ein Brief von einer Therapeutin nützt mir am Ende auch nichts, weil meine Mutter einfach wieder in ihre Rolle fallen wird. Sie kann nämlich wirklich nicht anders.
candle. hat geschrieben:Ich denke, man sollte schon sehr gut vorher überlegen was man will um sich da eine niederschmetternde Enttäuschung zu ersparen, man sollte aber auch gucken, dass wir auch nicht fehlerfrei sind und mal gucken was es mir bedeuten würde, wenn man jetzt bei mir ankäme mit angestauter Wut und Fehlerhaftigkeitsvorwürfen. Das Bedarf ja für den Elternteil/ Eltern ja auch erstmal etwas... jeder macht doch gerne die Augen zu... vielleicht selber üben da locker zu lassen...
Stimmt. Aber ich tu mich (noch?) schwer mit Verständnis. Ich hab lange genug für meine Mutter Verständnis gehabt, jetzt bin ich erstmal dran.
candle. hat geschrieben:naja, mein Bestreben war ein Neuanfang und Vergangenes einfach ruhen zu lassen, das hatte dann ja auch nicht funktioniert.
Das kann ich eben nicht. Ich kann meiner Mutter irgendwo schon verzeihen, weil ich weiß, wie und warum sie so geworden ist und dass sie einfach dann die Beherrschung über sich und ihr Handeln total verliert. Sie ist dann derart aggressiv und dem völlig ausgeliefert. Ich habs in der Psychiatrie erlebt, dass sie Tobsuchtsanfälle bekam und ans Bett gebunden wurde und einmal hat sie vor Wut mit der Faust gegen die Wand gedroschen, bis der Arm gebrochen war. Und das hab ich halt früher ab bekommen. Sie ist dann nicht mehr Herr ihrer Sinne.
Aber trotzdem sind meine Verletzungen so tief und mein Vertrauen so erschüttert, dass ich mich dem Umgang mit ihr einfach nicht mehr aussetzen kann, sondern mich durch Kontaktabbruch schütze. Ich kanns auch allein deshalb nicht vergessen, weil es immer wieder passieren wird. Wie soll man da vergessen?
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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candle.
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Beitrag Do., 14.02.2013, 18:09

Ja, das ist das Problem. Wie will man von jemanden etwas erwarten, der wenig Herr seiner Sinne ist? Man kann da einfach gar nichts erwarten. Ich muß auch sagen, dass mir aus meiner Logik diese Krankheitsbilder eben nicht logisch scheinen, also dass man sich doch unter Kontrolle haben muß, aber langsam dämmert es mir, dass nicht jeder gesund werden kann mit psychischer Störung.

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Beitrag Do., 14.02.2013, 18:18

candle. hat geschrieben:Ich muß auch sagen, dass mir aus meiner Logik diese Krankheitsbilder eben nicht logisch scheinen, also dass man sich doch unter Kontrolle haben muß, aber langsam dämmert es mir, dass nicht jeder gesund werden kann mit psychischer Störung.
Ja, und das ist irgendwie verdammt traurig.
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candle.
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Beitrag Do., 14.02.2013, 18:25

Ja, das ist traurig, aber auch interessant, weil man in einer PTBS in ähnliche Situationen kommt, ist mir mal so aufgefallen. Bei dir nicht?

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Beitrag Do., 14.02.2013, 19:24

candle. hat geschrieben:Ja, das ist traurig, aber auch interessant, weil man in einer PTBS in ähnliche Situationen kommt, ist mir mal so aufgefallen. Bei dir nicht?
Ich weiß nicht, wie Du das meinst, kannst Du das nochmal genauer erklären? Würde mich interessieren.
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candle.
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Beitrag Do., 14.02.2013, 19:54

Hm, ich hatte nun angenommen, dass du das kennst so von der Rolle zu sein, dass du dich nicht mehr unter Kontrolle glaubst. Das hat mich richtig erschreckt! Wenn nun jemand sowas schon sehr früh erlebt und das so weiterlebt, kann ich mir gut vorstellen, dass es unbemerkt einfach weiterläuft.

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Beitrag Do., 14.02.2013, 20:27

candle. hat geschrieben:Hm, ich hatte nun angenommen, dass du das kennst so von der Rolle zu sein, dass du dich nicht mehr unter Kontrolle glaubst. Das hat mich richtig erschreckt! Wenn nun jemand sowas schon sehr früh erlebt und das so weiterlebt, kann ich mir gut vorstellen, dass es unbemerkt einfach weiterläuft.
Also bei mir ist es so, dass ich im Streit mit meinem Freund manchmal richtig dolle wütend werd, so dass mich das erschrickt. Das nimmt dann Dimensionen an, die echt nicht normal sind. Allerdings geh ich dann immer aus dem Raum, bis ich mich beruhigt hab. Oder manchmal sagt er was, was mich irgendwie triggert (ich mag dieses Wort nicht) und dann dreh ich richtig ab, in dem ich voll rumheul und mich aufführ wie ein Kind und nicht mehr aufhören kann zu weinen. Meist komm ich dann aber relativ schnell an einen Punkt, an dem ich zu ihm sag, dass es nix mit ihm zu tun hat, sondern irgendwas Altes ist und dass er mich erstmal lassen soll.
Meinst Du sowas in der Art? Ich denk aber, dass da ganz wunde Punkte getroffen werden und eben viel Altes mit hochkommt, was mich dann so überflutet.
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 11:40

candle. hat geschrieben: ich habe nie darauf gedrungen eine Entschuldigung zu bekommen,
Ich will auch nicht unbedingt eine Entschuldigung, weil ich inzwischen weiß, daß sie nicht echt wäre,
aber ich möchte ein anerkenen meiner Probleme habe, und woraus sie resultieren, keine Leugung mehr,
keine Schuldzuweisungen, daß ich die Verantwortung trage, weil es IHNEN so schlecht geht und weil
auch meine Eltern wie Deine im Selbstmitleid versinken!

Ich will ihnen klar machen, was sie mir angetan haben! Aber sie WOLLEN nicht begreifen. Mein Therapeut
sagt sie können das nicht an sich heranlassen, weil wenn es ihnen wirklich klar wäre, was sie mir angetan
haben, würden sie es kaum überleben können.

Manchmal denke ich, wenn sie zugeben, was sie mir angetan haben, würde ich es besser verarbeiten können,
wäre der Schmerz vielleicht nicht so groß.
Freifrau hat geschrieben:Meine Mutter hat das auch mal so gemacht, dass sie mir stundenlang erklärt hat, wie schlimm es ihr ergangen ist und aus welchen Gründen sie gar nicht anders konnte.
Das habe ich genau so erlebt, sie hat damit meinen Schmerz kleingeredet, er hat nicht mehr existiert und ich
fühlte mich wieder noch schlechter, weil es ihr viel schlimmer gegangen ist.
Freifrau hat geschrieben: richtig dolle wütend werd, so dass mich das erschrickt.
ich kann nicht wütend werden, wünschte es so sehr, weil ich dann vielleicht einen Schritt weiter wäre. Habe
eben Angst die Kontrolle zu verlieren.
Wo holst Du die Wut her? Wie spürst Du sie?

ICh habe Angst vor der Wut, weil ich sie eben als brutale Aggression von zu Hause kenne. Ich lebte immer
in Angst. Meine Mutter war schrecklich jähzornig, am besten war, wenn ich mich klein gemacht habe und
"nicht da war"

Saffia
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 12:03

saffiatou hat geschrieben:ich kann nicht wütend werden, wünschte es so sehr, weil ich dann vielleicht einen Schritt weiter wäre. Habe
eben Angst die Kontrolle zu verlieren.
Wo holst Du die Wut her? Wie spürst Du sie?
Ich spür die nur bei meinem Freund, weil der mir sehr nahe steht. Und wenn der was macht oder sagt, was mir richtig weh tut, dann kommt plötzlich so viel Wut, die sich schrecklich für mich anfühlt und ich weiß dann auch, dass die viel zu groß für die aktuelle Verletzung ist, dass da noch viele Alte Verletzungen mitschwingen. Es ist aber nicht besonders angenehm, manchmal hasse ich ihn dann richtig und innen drin ist alles ganz kalt. Zum Glück kommt das nur ganz selten vor, dass wir uns richtig doll streiten.
saffiatou hat geschrieben:ICh habe Angst vor der Wut, weil ich sie eben als brutale Aggression von zu Hause kenne. Ich lebte immer
in Angst. Meine Mutter war schrecklich jähzornig, am besten war, wenn ich mich klein gemacht habe und
"nicht da war"

Genauso wars bei mir. Und Ihr Jähzorn hat sich immer auf mir entladen, da hat mir auch klein machen nix mehr geholfen. Meine Schwester hat sie nie geschlagen, weshalb ich auch immer dachte, dass es dann an mir liegen muss, weil ich schlecht und wertlos bin.
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Henrike76
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Beitrag Do., 07.03.2013, 12:50

Hallo Safiatou,

Danke für Deinen Post.

"ich kann nicht wütend werden, wünschte es so sehr, weil ich dann vielleicht einen Schritt weiter wäre. Habe eben Angst die Kontrolle zu verlieren. Wo holst Du die Wut her? Wie spürst Du sie?"

Also ich spüre die Wut gegen meine Eltern (ähnlich wie damals) wenn ich meine jetzigen Alpträume aufschreibe (oder die Traumata von damals aufschreibe).

Insofern ist nun 7 Monate kein Täterkontakt mehr! Und Entschuldigungsschreiben kamen auch keine. Bei soviel Selbstherrlichkeit muss ich hier an mich halten um denen nicht jetzt noch einen zu verpassen.

Weiss nicht ob ich das empfehlen soll.

Seit ich diese Wut spüren darf, merke ich aber wenigstens, dass ich noch lebe!
Da sollten die Therapeuten auch ruhig mal draufkommen!

Ich habe mich ausgestorben gefühlt!
Nun beginne ich zu leben!

Jedes mal wenn ich so nen 5, 8 oder 11-jährigen Buben sehe bekomme ich das kalte Grausen (wenn ich daran denke, dass man die verprügelt).

Ab in den Knast mit solchen Verbrechern.

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