Reha-Frust

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sofa-held
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 40
Beiträge: 2305

Reha-Frust

Beitrag Do., 10.03.2011, 09:43

Hallo alle.
Ich schiebe gerade einen mittleren Frust wegen einer ambulanten Reha in Wien. Zuerst dachte ich, das wäre genau das Richtige für mich - ich habe das, was man als Burnout bezeichnet - und wollte mich einfach nach einer sehr stressigen Zeit im Job wieder zu mir finden.
Dann kam ich dort zum Vorgespräch und dachte, da werden Mit-Rehabilitanden kommen, die so wie ich Strategien für den Job suchen, oder eben ihr Leben verändern wollen, und gleichzeitig gesundliche Probleme haben. Bei mir eben Panik-Attacken.
Aber beim Vorgespräch wurde mir schnell klar, dass ich überhaupt nicht in Gruppe passe. Auch die Frauen, die das Vorgespräch führten, eine ganz junge Sozialarbeiterin und eine ebenso noch etwas jugendlich unsicher wirkende Psychiaterin kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Der Normalfall waren dort Leute, die nicht mehr selbst zur Reha fahren konnten, z.b. nach einer Elektro-Krampftherapie oder die so schwere Angstzustände nach jahrzehntelangem sexuellem Missbrauch hatten, dass sie nur in Begleitung aus dem Haus gehen. Einer in der Gruppe konnte weder ausreichend deutsch um den Ausführungen der beiden zu folgen, außerdem gab er an hörgeschädigt zu sein. Das alles war sehr absurd. Ich musste mir in diesen Fall sogar das Lachen verkneifen, weil es irgendwie tragikomisch war, dass die erst nach 15 Minuten drauf kommen, dass der kein Wort versteht und er das alles stumm über sich ergehen lassen hat.
Nach der Vorstellungsrunde dachte ich, wenigsten waren die beiden Frauen nett, wenn sie auch sehr überfordert wirkten und werde die Reha machen. Mittlerweile habe ich so einen Frust gekriegt, weil ich eigentlich mit diesen Leuten nicht in einer Gruppe sein will, dass ich die Reha gecancelt habe.

Werbung

Benutzeravatar

Romy1
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 50
Beiträge: 19

Beitrag Do., 10.03.2011, 09:56

Hallo !
Habe gerade Deinen Beitrag gelesen, auch ich leide unter Burnout, die Firma wo ich seit 11 Jahren bin, hat mich kaputt gemacht. Bin nun seit Mitte Oktober im Krankenstand, in Psychiatrischer und Psychologischer Behandlung, schlucke jede Menge Tabletten, aber es geht mit nicht besser. Habe 24 Std. am Tag die Firma im Kopf, warum man mir das angetan hat. Ende März muss ich in die BO Klinik Rust/Neusiedlersee, ich habe grosse Angst davor.
Hatte schon am 5.3. eine Anfrage hier ins Forum gestellt, ob jemand etwas über diese Klinik weis, es kamen keine Antworten, auch nicht über eine andere Klinik. Aber bei "Was gibt es heute zu Essen" gibt es über 1400 Antworten.
Mit meinen Therapeuten bin ich auch nicht zufrieden, irgendwie dreht sich immer wieder alles im Kreis.
Ich habe kein Selbstvertrauen mehr, bin gegen alle mißtrauisch, habe das Lachen verlent und igle mich nur zu Hause ein.
Was ist Dir denn schlimmes passiert in der Firma ?

lg Romy

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sofa-held
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 40
Beiträge: 2305

Beitrag Di., 15.03.2011, 14:24

Hi Romy,

ich meine deinen Beitrag gesehen zu haben. Diese Anlage Neusiedl ist ganz neu am Start, d. h. du wirst keine Antworten bekommen... Im Internet wird die Neusiedl superschön verkauft, als Vierstern-Hotel (!) mit Einzelzimmern mit Seeblick. Weiß nicht... sicher ist eine schöne Umgebung toll, aber wenn du keine Antworten bekommst? Das war mein Problem mit meiner Reha. Die beiden Frauen haben sich darüber bedeckt gehalten, ob ich in eine Angstgruppe oder Depressionsgruppe komme. Wollten am liebsten gar nichts sagen. Und das hat dann den Ausschlag gegeben, dass ich abgesagt habe. Wenn man erst mal drin ist, kann man auch nicht so einfach gehen, außerdem hat man einen Platz unnötig vertan. So generell würde ich nach Neusiedl gehen, wenn du Glück hast und es wird dort eine Burnout-Gruppe gebildet, ist das sicher gut. Bei mir war eben das Pech mit den anderen Rehabiltanden, dass die viel mehr Schlimmes erlebt haben. Ich habe nur die klassischen Symptome: Drehe am Rad, wenn das Telefon läutet, wenn mir jemand auf die Mailbox spricht, drehe völlig durch, wenn jemand sagt, ich muss "dringend" etwas machen.

Also mein Verhalten ist echt nicht normal, ich zittere dann und schwitze, aber ich wurde ja nicht misshandelt und es hat mir ja niemand etwas angetan. Ich hätte jederzeit kündigen können.

Ich fühle mich nicht als Opfer, außer als Opfer meiner eigenen Dummheit bestenfalls, weil ich glaubte, ohne den Job nicht leben zu können. Und jetzt muss es ohne gehen. Jetzt bin ich schon froh, dass ich nur total schwach bin und dünne Nerven habe. Ich brauche keine Antidepressiva, hab nichts Ernstes wie Psychosen, etc., bin halt nur sehr empfindlich und auch durch das burnout-typische exessive Leben mit hastigem Essen, Alkohol, Zigaretten, Kaffee...körperlich etwas dem dem Lot - also Fettleber, Bluthochdruck. Aber nichts Tödliches.

Schreib was du erlebst - wenn du hingehst. Brauchbare Reha-Berichte sind hier selten. Die einen schreiben nicht, weil sie Psychotherapie blöd finden, die anderen gehen total auf Therapie ab und machen ihr jährliches Reha-Shopping. Die bleiben dann statt 6 gleich mal 18 Wochen, weils so schön ist und das jedes Jahr wieder. Die nehm ich jetzt auch nicht so ernst. Und generell sind die Kliniken leicht zu identifizieren, und eventuell auch die Ärzte uns Psychiater und da will halt keiner öffentlich Kritik äußern. Ich hab mich nicht einmal getraut "Leopoldau" zu schreiben. Klingt nach Paranoia, aber ich will ja keine Reha-Einrichtung anschwärzen. Ist ein schmaler Grat zwischen wichtiger Kritik, die anderen weiterhilft und gleichzeitiger Sachlichkeit und Anomytität - die ich ja auch den Mitarbeitern einer solchen Klinik garantieren möchte.

Wenn du deinen Therapheuten nicht magst ist das schlimm - zum Glück gibts mehr Theras als nötig. Du wirst bei dem Überangebot sicher was finden. Meine Erfahrung: Die Wartezeit bei wirklich fähigen Theras ist meist länger, macht sich aber bezahlt. Mein Thera ist voll beschäftigt, aber 15 Min. Beratung bei ihm bringen mehr als 15 Stunden bei einem Schwachkopf. Es gibt auch welche, die nicht nur Tabletten verabreichen wollen, sondern die sehr sensibel damit umgehen und die Problem da behandeln wo sie entstehen, im sozialen Kontext und nicht an den T5H2-Rezeptoren.

LG SOFA

Benutzeravatar

Romy1
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 50
Beiträge: 19

Beitrag Mi., 16.03.2011, 08:27

Hi Sofa,
ich dachte mir schon das sich niemand melden wird, aber es hätte ja sein können.
Nach meinem Besuch am Freitag beim Chefarzt bin ich nun wieder total fertig. Aussage von diesem: "Wenn Sie wieder zurückkommen, sind wir wieder gesund, ein weiterer Krankenstand ist nicht vorgesehen" Einen Tag nach meiner Rückkehr, muss ich wieder arbeiten gehen. Für mich schwebt nun das Damoklesschwert über mir, ich MUSS nach den 6 Wochen wieder hergestellt sein. Gestern war ich nochmals bei meinen beiden Thera's, die waren erschüttert über die Aussage vom Chefarzt.
Ich fühle mich schon als Opfer, denn mit dem Verhalten in der Firma wird bezweckt das die Leute vom "alten Stammpersonal" selber kündigen, denn somit würden sich die, die Abfertigung ersparen. Bei mir gibt es allerdings noch einen anderen Grund, mich kann er nicht so einfach kündigen. Das wird nach meiner Rückkehr noch zu einigen schweren Debatten und Verhandlungen führen, aber das werde ich mit Hilfe eines Arbeitsrecht-Rechtsanwalt's, den ich mir schon zugelegt habe, auch noch durchstehen. Da kommt ein nicht so feiner Zug von mir zum Vorschein: "Ich möchte nicht mein Feind sein !"
Trotz allem fehlt mir mein Job, ich habe ihn geliebt und mich weit darüber hinaus für die Firma eingesetzt. Aber offensichtlich legt ein Arbeitgeber keinen Wert mehr auf 1000% einsatzbereites, verlässliches Personal. Ist ja nicht nur in meiner Firma so.
Gerne werde ich aus meinem Aufenthalt berichten, soweit ich weis sind dort nur BO Kranke und obwohl ich Angst davor habe, habe ich grosse Hoffnung das die mir helfen können.
Ich war immer kontaktfreudig und ein positiver Mensch, jetzt bin ich menschenscheu, hinterfrage für mich jede Freundlichkeit von anderen, ob sie es wohl ehrlich meinen. Lachen habe ich verlernt.
Ich glaube ich habe schon zuviel geschrieben, der Text "springt" dauernd, dann eben Schluss für den Moment.

lg Romy

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sofa-held
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 40
Beiträge: 2305

Beitrag Do., 17.03.2011, 21:23

Hi again,
also den Chef-Arzt-Spruch kenn ich und ich würde das gar nicht ernst nehmen. Das sagen die standardmäßig, das haben die aufm Schirm. Die kriegen bei der Kasse auch so Warnungen in die Bildschirmmaske, wenn jemand nahe an kritische Zeiten rankommt, z. b. nach 6 Monaten hat man anrecht eine Invaliditätsrente zu beantragen Usw. Generell hat der Arzt gelogen: Wenn du nicht gesund bist, kannst du weiter im Krankenstand bleiben, musst aber die Freuden einer weiteren Behandlung über dich ergehen lassen.

Das mit einer Arbeitssituation ist mir dann doch zu heftig, das zu beurteilen. Ich weiß nicht, das Leben geht ja weiter, man stirbt ja nicht, wenn man einen Job, auch wenn man ihn liebt, aufgibt. Zu lange in einer krankmachenden Situation verharren ist nicht meine Philosophie. Aber früher war ich so ähnlich. Ich hatte Angst vor Veränderung. So platt das jetzt klingen mag. Aber sowas sieht jeder anders. Wenn du unbedingt im Job bleiben willst und mit deinen Arbeitgeber ständig streiten willst, dann mach. Die Chefs spielen sicher mit. Und Herumstreiten ist auch für alle Beteiligten lustig. Vor allem die Rechtsanwälte. Ich kenne solche Mobbingprozesse aus nächster Nähe, habe ich mich auch schon als Zeuge angeboten und als solcher fungiert, aber letztendlich endet es in einem - wie ich finde- peinlichen und frustrierendem Vergleich. Aber wenn dir nach Gerechtigkeit ist... dann musst du das durchziehen.

Good Luck, alles Gute in deinem Viersternehotel und es kann ja auch toll werden! Und wenn es gar nicht geht, kannst du immer noch abhauen.
Sofa

Benutzeravatar

butler
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 44
Beiträge: 9

Beitrag Mi., 10.08.2011, 16:56

hallo Sofa und Romi,

wenn ich eure texte lese, glaub ich das es von mir geschrieben wurde. komme am 16.8 nach Rust und bin schon gespannt was auf mich zukommt.
ich bin inzwischen gekündigt nach 4 monaten Krankenstand (seit Jänner) und träume noch immer von der Arbeit und gestern als ich dort wem besuchte kam alles in mir wieder auf, kalter Schweiß, zittriger Körper und unbehagen mit verfolgungswahn.
manchmal denk ich mir ich bin schon soweit das es mir gut geht und sicher schicken sie mich wieder nach hause weil ich wem vielleicht den platz wegnehme.
Aber ich sitze nur zuhause und weiß mit mir nichts anzufangen.

bin mal gespannt auf Dienstag

lg
Butler

Benutzeravatar

Romy1
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 50
Beiträge: 19

Beitrag Do., 11.08.2011, 06:56

Hallo Butler,

ich wünsche Dir einen erfolgreichen und schönen Aufenthalt in Rust, es sind alle sehr nett dort und bemühen sich wirklich um jeden Einzelnen. Ich war ja im April/Mai dort, leider konnte ich mich nicht so richtig auf die Therapien einlassen, die Firma schwebt (nach wie vor) wie ein brennendes Schwert über mir. Die kündigen mich nicht (bin seit Mitte Oktober im Krankenstand), da es ihnen viel Geld kosten würde, ich kann nicht kündigen aus dem selben Grund. Somit habe ich ständig riesige Angst vor dem Ende meines Krankenstandes, dass ich wieder dorthin muss zum Arbeiten und das lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Der Chefarzt hat mir die Berufsunfähigkeitspension nahegelegt, aber mit der ist es zuviel zum Sterben und zuwenig zum Leben. Ich habe also ständig im Kopf, was soll ich tun ?

Auch wenn das jetzt blöd klingt, sei froh das Du die Firma los bist, ich würde in meine nie wieder einen Fuss setzen!
Du bist noch jung und bekommst sicher einen andern Job, wo man Deine Arbeit zu schätzen weiss.
Lass Dich auf die Therapien in Rust ein, geniesse diese 6 Wochen, wo man sich nur um Dich kümmert und Du Dich nur um Dich kümmern kannst. Ich möchte, wenn sich das Problem Firma eindlich mal erledigt, wieder hinfahren, bin sicher das es dann helfen wird.

Alles Liebe
Romy

Benutzeravatar

riegelchen
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 60
Beiträge: 4

Beitrag Do., 06.10.2011, 09:49

seit der einstellung deines beitrages ist zwar schon einige zeit vergangen. ich habe aber auch eine schlimme erfahrung in einer für mich falschen klinik gemacht. es waren 6 wochen aufenthalt vorgesehen. als ich dort anreiste sass ich erst mal auf meinem zimmer und habe geweint.
das ganze hat sich über 4 wochen hingezogen, in denen es mir dort immer schlechter ging. welche art von therapie dort vertreten wurde, konnte ich nicht erkennen. allerdings darf wohl kein therapeut so weit gehen, dass er eine patientin anbrüllt und die fassung verliert. daraufhin wurde ich dann zum leitenden klinikarzt zitiert, der mir erklärte ich sei nicht therapierbar und man würde mich als weiterhin arbeits- und therapierunfähig entlassen. das war mir nur recht und ich war froh, den klauen dieser "therapeuten" entkommen zu sein. ich komme aus deutschland, die klinik war die reha klinik bad steben.
lieben gruss!
Niemand ist eine Insel

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9774

Beitrag Do., 06.10.2011, 10:01

riegelchen hat geschrieben: ich komme aus deutschland, die klinik war die reha klinik bad steben.
lieben gruss!
Ich würde das an deiner Stelle auch in Klinikbewertungsportalen eintragen, weil ich denke daß andere potentielle Patienten von der Veröffentlichung solcher Vorfälle sehr profitieren.

Benutzeravatar

charlotta
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 236

Beitrag Do., 06.10.2011, 10:21

Hallo sofa-held!

Kein Wunder, dass ich von Dir nichts mehr lese, weil Du in Reha warst!
Das ist natürlich nicht wirklich toll, dass Du da nicht rein passt!
sofa-held hat geschrieben:Nach der Vorstellungsrunde dachte ich, wenigsten waren die beiden Frauen nett, wenn sie auch sehr überfordert wirkten und werde die Reha machen. Mittlerweile habe ich so einen Frust gekriegt, weil ich eigentlich mit diesen Leuten nicht in einer Gruppe sein will, dass ich die Reha gecancelt habe.
Ich finde, das war die beste Entscheidung überhaupt, denn du musst dich dort auch einigermaßen wohl fühlen, damit es Dir hilft!
Ich höre sowas immer wieder von Kliniken, dass Patienten so unterschiedliche Probleme haben, dass es garnicht auf einen Nenner zu bringen ist.
Was gibt es denn für eine Alternative? Hast Du eine Idee, was Dir helfen könnte?

Liebe Grüsse

Benutzeravatar

Romy1
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 50
Beiträge: 19

Beitrag Fr., 07.10.2011, 06:27

Hallo Butler !
Wie gehts Dir denn in Rust ?, sehe Du bist online

Lg Romy1

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sofa-held
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 40
Beiträge: 2305

Beitrag Fr., 07.10.2011, 13:42

hallo charlotta, nein ich bin nicht auf Reha.
Aber der nächste Antrag ist in Arbeit. Diesmal soll es klappen. Und ja, ich bereue es nicht, dass ich ein bisschen mehr diskutiere im Vorfeld. Das passt zwar den Kassen nicht, aber schließlich soll die Reha ja was bringen, und nicht einfach Geld in neues BBRZ-Zentrum spülen....
Aber Tatsache ist, ein mündiger Kunde ist nicht gefragt. Sogar mein Psychiater hat mich schon vor den Bürokraten gewarnt. Aber ich sehe nicht ein, warum tausende Euros für eine Reha verschwendet werden, die so einfach nicht passen kann.

Benutzeravatar

butler
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 44
Beiträge: 9

Beitrag So., 09.10.2011, 11:41

Romy1 hat geschrieben:Hallo Butler !
Wie gehts Dir denn in Rust ?, sehe Du bist online

Lg Romy1

hallo Romy,

ich bin schon wieder zurück seit 27.9.
es war echt toll, aber der geschützte bereich ist nicht immer das reale leben, man nimmt viel mit, aber mir waren zb zu wenig theraphie angebot. besonders einzel, wobei ich eine sehr gute therapeutin hatte.

im richtigen leben wieder angekommen war für mich wie eine ohrfeige. ich bekam panikattacken unf fühle mich noch unsicher. meine innere unruhe konnt nicht wirklich gestillt werden.
aber die Natur und die Ruhe in Rust hat mir sehr gut getan. auch die Gruppendynamik war ausgesprochen gut. auch mit anderen die nicht in unserer Gruppe waren. habe sehr viel freundschaften gefunden.

bin gespannt, bis ich mal im realem leben alles geregelt habe, so dass ich auch meine grenzen gesetzt habe. muss sehr aufpassen das ich nicht wieder in ein Burnout reinrutsche.

danke der nachfrage

lg
Alex

Benutzeravatar

Romy1
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 50
Beiträge: 19

Beitrag Mi., 12.10.2011, 08:52

Hallo Alex,

da hast Du recht, dort so ge- und beschützt und dann wieder in die freie Wildbahn ausgesetzt ist echt hart. Es ging uns nicht anders, mittlerweile habe ich mich wieder daran gewöhnt.
Therapien hatten wir genug, 3 Tage i.d.Woche ununterbrochen. Einzel war bei uns auch nur 1x wöchentlich, hat mir aber gar nichts gebracht. Ich habe nach wie vor Kontakt zu meiner gesamten Gruppe und mit einer hat sich eine echte Freundschaft entwickelt. Leider gehts mir immer noch schlecht, komme mir schon richtig blöd bei den Ärzten vor und man denkt sicher schon ich bin arbeitsscheu, aber ich komme aus dem Tief nicht heraus. Nun stehe ich in Kürze vor der Entscheidung, was mache ich weiter und das verstärkt meine Panikattacken und meine Depressionen. Lt Zeitung von gestern, veranstalten die ja nun eine richtige Hetzjagd auf psychisch Kranke. Das Ganze habe ich nur der Firma zu verdanken, es müsste eine Möglichkeit geben die zu verklagen, aber das ist leider nicht möglich. Die Krankenkasse sollte gegen solche
Firmen was unternehmen, aber der blöde ist immer nur der Arbeitnehmer.
Ich rege mich schon wieder fürchterlich auf, deshalb schluss für heute.

Würde mich freuen wieder mal von Dir zu lesen.

Lg Romy1

Benutzeravatar

Iri
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 43
Beiträge: 29

Beitrag Mi., 12.10.2011, 09:41

Romy1 hat geschrieben:Der Chefarzt hat mir die Berufsunfähigkeitspension nahegelegt, aber mit der ist es zuviel zum Sterben und zuwenig zum Leben.
Hallo Romy,

Manchmal ist eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente (so heißt das bei uns in Deutschland) sicher der richtige Weg, das kommt aber sehr stark auf die individuelle Situation und das Alter an.

Ich bin vor elf Jahren im Alter von 32 Jahren in Rente geschickt worden, und wurde garnicht gefragt. Damals ging es mit gesundheitlich so schlecht, das ich mehr als 18 Monate krankgeschrieben war und dann wurde man hier ausgesteuert und in Rente geschickt.

Für die ersten Jahre, wo ich mich langsam erholt habe, war das auch OK. Aber nun stecke ich in einer Falle. Ich kann nicht mehr aus der Rente raus, ohne Gefahr zu laufen, unserem Familieneinkommen stark zu schaden.
Wenn ich einen Versuch starte wieder zu arbeiten, bzw. eine Umschulung zu machen, dann ist die Rente Weg. Und wenn ich der Belastung nicht standhalten kann, muß ich die Rente neu beantragen und bekomme dann nur noch höchstens 50% des aktuellen Betrages (weil ich nach alten Recht berentet wurde), was für uns ernste Konsequenzen haben würde, weil die Hypothek für das Haus nicht mehr bedient werden könnte.
Wenn ich alleine leben würde, sähe das ganz anders aus. Ich wäre auf ergänzende Sozialhilfe angewiesen (mein Rente beträgt unter 500€) und könnte alles ausprobieren, weil ich auch im schlimmsten Fall immer wieder auf Sozailhilfeninveau zurückfallen würde. Ich könnte mich also frei ausprobieren, wenn ich alleine leben würde.

Im Moment ist es so, das mich die Situation in der Rente ziemlich ankotzt, ich mich nutzlos fühle, zu nichts mehr zu gebrauchen.
Dabei würde ich gerne wieder arbeiten, etwas sinnvolles machen, etwas neues lernen und natürlich auch Geld verdienen.

Rückblickend war die Rente ein Fehler und ich würde, wenn ich nochmal in der gleichen Situation wäre, mit allen Mitteln dagegen kämpfen - auch weil einem das die Kraft und den biss erhält, den ich fast ganz verloren habe - bis auf wenige Momente.

@Alex:
Ich war, bevor ich in Rente geschickt wurde, auch in einer Reha - in Bad Camberg. Angeblich sollte diese Einrichtung sich auf HIV-positive Menschen spezialisiert haben, davon war allerdings nichts zu merken und diesen Eindruck teilten alle Betroffenen dort. Es war ein Klinik, in der sehr viele ausgebrannte Angestellte und Beamte waren und sich erholen sollten.
Die Reha war erst einmal auf drei Wochen angelegt. Es war auch ganz nett dort, aber eben dieser geschützte Raum, der sogar nichts mit meiner Situatuion zuhause zu tun hatte. Das war dann auch der Knackpunkt, ich konnte mich dort nicht auf die Angeboten einlassen, weil die wahre Welt auf mich wartete, mit all ihren realen Problemen. Zu dem wollte ich nicht "weichgespühlt" werden, ich wollte Kraft gewinnen und arbeiten. Ich habe die Reha dann nach drei Wochen beendet und bin in Rente geschickt worden. Die Ärzte in der Reha sagten dann auch, die die Einrichtung nichts an meiner Infektion ändern kann und daher eine erfolgreiche Genesung unrealistisch war - es sind eben unveränderliche Fakten, die auch kein Therapeut wegreden kann.

Mir hat die Zeit geholfen mich körperlich zu erholen, aber nun da ich wieder mehr Kraft und willen verspüre, kann ich aus o.g. Gründen nicht mehr raus.
Nichts verharmlosen, sondern den Schmerz, das Erlebte teilen, immer wieder, bist dein Teil so klein ist, das du ihn ertragen kannst, ohne das es dich erdrückt.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag