Wie Therapie fortsetzen mit Antidepressivum?

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Thread-EröffnerIn
AnnaBlume
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Wie Therapie fortsetzen mit Antidepressivum?

Beitrag Mi., 18.05.2011, 07:22

Hallo zusammen,

ich nehme wegen meiner depressiven Verstimmungen seit ca. einem Monat Venlafaxin. Nachdem sich die Nebenwirkungen gelegt haben, fühle ich mich zum ersten Mal seit langem wieder besser, ich kann das Licht wieder sehen und bin nicht mehr so verzweifelt, alles um mich herum lässt sich leichter ertragen und ich genieße das extrem. Ich habe das Gefühl, ich erhole mich im Moment sehr von der letzten Zeit, die sehr schlimm war.
Nun meine erste Frage: Ist es normal, dass man sich irgendwie "emotional abgestorben" fühlt? Dieser permanente Schmerz, den ich bei allem empfunden habe, ist zwar weg, aber auch Freude kann ich nicht empfinden, ebenso wenig wie Traurigkeit. Es gibt Musik, die immer ein "Tränengarant" für mich war, weil sie mich einfach sehr berührt hat, wenn ich diese Musik jetzt höre, lässt mich das völlig kalt. Irgendwie macht mir das Angst, weil es sich so unecht anfühlt. Ist das so, dass man mit diesem Medikament völlig abstumpft?
Und noch eine Frage: Seit ich dieses Medikament nehme, erscheint mir die Therapie so sinnlos. Ich weiß zwar, dass diese Medikamente während einer Therapie dazu dienen, den akuten Schmerz zu lindern, um besser an den Ursachen arbeiten zu können. So war zumindest der Plan. Jetzt ist es aber so, dass meinen Probleme sehr weit weg zu sein scheinen und weil ich sie nicht fühlen kann, kann ich überhaupt nicht mehr darüber reden. Ich sitze meinem Therapeuten gegenüber und frage mich, was ich da soll. Er sagt immer, dass ich sagen soll, was mir durch den Kopf geht, aber ich kann dieses ganze Elend gar nicht mehr wirklich nachvollziehen und möchte mich vor allem nicht damit befassen. Stattdessen sitze ich da, warte auf das Ende der Stunde und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm seine Zeit stehle.
Könnt Ihr nachvollziehen, was ich meine? Kennt das jemand?
Einen entspannten Tag wünscht
Anna

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saffiatou
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 17:36

Liebe AnnaBlume,

meiner Meinung nach soll ein AD nicht die Gefühle betäuben, sondern nur vor dem schrecklchen
Tief schützen. Sicher fühlt man nicht mehr so "stark" wie ohne, aber ganz ohne Gefühle?? sicher
nicht!

Ich habe trotz meiner ADs Hochs und Tiefs. Kann mich freuen, und weinen, ich weine sogar recht viel.

Bis die ADs wirkenn dauert es immer einige Zeit (4 bis 8 Wochen, nach jeder Dosisanpassung). Ich habe
fast ein Jahr gebraucht um die richtige Kombiantion von ADs und Dosis herauszufinden, die für mich ideal
ist. Habe ein Tagebuch geführt und jeden Tag genau aufgeschrieben wie sich die Gefühle über den Tag
verändert haben und was passiert ist. Das habe ich dann mit meiner Psychiaterin besprochen und danach
langsam die Medis für mich herausgesucht.

Liebe Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 17:48

AnnaBlume hat geschrieben: Nun meine erste Frage: Ist es normal, dass man sich irgendwie "emotional abgestorben" fühlt? Dieser permanente Schmerz, den ich bei allem empfunden habe, ist zwar weg, aber auch Freude kann ich nicht empfinden, ebenso wenig wie Traurigkeit. Es gibt Musik, die immer ein "Tränengarant" für mich war, weil sie mich einfach sehr berührt hat, wenn ich diese Musik jetzt höre, lässt mich das völlig kalt. Irgendwie macht mir das Angst, weil es sich so unecht anfühlt. Ist das so, dass man mit diesem Medikament völlig abstumpft?
Ich denke das kann eine unerwünschte Wirkung sein. Wenn es sich nicht bessert würde ich zum Arzt gehen ein anderes AD verschreiben lassen.

Ich hatte zB bei einem AD als "Wirkung" völlig realitätsfremde Euphoriegefühle, wie auf Drogen, aber gleichzeitig hab ich mich völlig aus der Realität ausgeklinkt gefühlt. Ich habe es daraufhin abgesetzt.

Daß einem alles wurscht ist, das ist keinesfalls der Sinn oder die erwünschte Wirkung eines ADs.

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