Emotionale Enttäuschungen in der Psychotherapie

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 27.11.2008, 17:29

Ich schätz auch wenn zwischenmenschliche Probleme im Leben einfach DAS Thema sind dann wird auch das Verhältnis zum Therapeuten zu DEM Thema..

Gerade bei Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörung oder sehr angegriffenem Selbstwertgefühl/ Trauma wo Vertrauen entwickeln DAS Problem ist, da ist es doch klar daß das persönliche Verhältnis zum Therpeuten ein sehr wichtiges Thema ist das an den Therapeuten auch auf der persönlichen Ebene Anforderungen stellt.

Ich meine es wäre ja schön wenn sich psychische Erkrankungen auf Dinge wie Spinnenphobie beschränken würde wo der Therapeut halt die Konfrontationstherapie durchzieht, sich nicht als Person einbringen muss und fertig.

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carö
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Beitrag Do., 27.11.2008, 17:31

liebe aditi,

ich glaube, du hast da etwas missverstanden oder aus dem kontext gerissen... niemand (also ich nicht zumindest) sagt, dass es in der therapie darum geht zu kuscheln... das war im übertragenen sinne gemeint, provokativ sozusagen

und wenn es enttäuschungen gab - nun ja, so ist das nun mal gewesen.. ich habe sie überwunden, verarbeitet, bin sehr gestärkt worden und denke, dass ich enorme fortschritte gemacht habe... meine subjektive einschätzung.. ich schreib das nur, weil du mich zitiert hast...

wohl dem, der nie enttäuscht wird !

caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Gärtnerin
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Beitrag Do., 27.11.2008, 20:27

R.L.Fellner hat geschrieben:was war denn rückblickend für Sie besonders wichtig?
Sehr wichtig war, mich ernstgenommen zu wissen mit meinen Gedanken und Empfindungen. Das bedeutet konkret:

- dass ich als Mensch wahrgenommen werde und nicht als Diagnose, in welche alles, was ich sage, einsortiert wird
- dass der Therapeut nicht perfekt und allwissend über mir thront und ständig seine therapeutische Autorität zu wahren versucht, sondern dass er als Mensch mit Stärken und Schwächen wahrnehmbar ist und auch mal zugibt, etwas nicht zu wissen
- dass der Therapeut MEINEN Weg mitgeht, in meinem eigenen Tempo, mit allen Höhen und Tiefen und Umwegen, anstatt mir SEINEN Weg aufzudrängen (selbst wenn es gut gemeint ist). Wenn mir der Therapeut ständig zeigt, dass er mir nicht zutraut, meinen Weg zu finden, dann stärkt das auch nicht unbedingt mein Selbstvertrauen.

Für mich mit das Wichtigste in der Therapie waren feste Grenzen. Dazu gehörte auch, dass der äußere Rahmen eingehalten wurde, also Stunden mit klarem Anfang und Ende. Ein konkretes Beispiel: Mir passierte es lange Zeit, dass ich mich in emotional schmerzhaften oder überfordernden Therapiesituationen ganz tief in mich selber zurückgezogen habe und mich dann nicht mehr verbal äußern konnte. Mein Therapeut pflegte die Stunde zu beenden, sobald ich in diesen Zustand fiel, selbst wenn erst zehn Minuten vorbei waren. Aus seiner Sicht war das vermutlich eine Erziehungsmaßnahme ("Die Klientin soll lernen, auf erwachsene Art und Weise zu kommunizieren") oder auch nur Hilflosigkeit ("Mit Schweigen kann ich nicht arbeiten"). Für mich dagegen war es eine höchst traumatisierende Therapieerfahrung ("Wenn ich nicht so funktioniere, wie der Therapeut es erwartet, werde ich weggeschickt"), die einen riesigen inneren Druck bewirkte, der diese Zustände immer häufiger werden ließ.
Anders meine nachfolgende Therapeutin. Bei ihr war von Anfang an klar: Die 50 Minuten gehörten mir, ganz egal, was ich damit machte. 50 Minuten. Nicht weniger, aber auch nicht mehr - ja, auch das eine sehr wichtige Erfahrung! Auch bei dieser Therapeutin gab es zu Beginn sehr viele Schweigestunden, aber hier war das in Ordnung und nahm der Sache sehr den Druck. Vielleicht ist das auch ein gutes Beispiel für die manchmal unterschiedliche Sichtweise von Therapeut und Klient: Für den Therapeuten mögen Schweigephasen wie vergeudete Zeit aussehen, für mich dagegen ist gerade in diesen Stunden jedes Mal enorm viel innerlich passiert - worüber sich unter Umständen in der nächsten Stunde reden ließ oder womit ich zumindest stillschweigend für mich selber weiter gearbeitet habe.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.


Jenny Doe
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Beitrag Do., 27.11.2008, 20:35

was war denn rückblickend für Sie besonders wichtig? Wie ging es Ihnen mit dem schwierigen Gleichgewicht zwischen emotionaler Nähe und schützender Distanz?
Lieber Herr Fellner,

ich habe ja nun diverse Therapien hinter mir, die mir zum größten Teil mehr geschadet als geholfen hat. Meine letzte Therapie (habe noch 1 Stunde) habe ich für mich als sehr erfolgreich erleben können. Ich fasse mal, orientiert an ihrer Fragestellung zusammen, was mir in dieser erfolgreichen Therapie - im Vergleich zu den anderen Therapien - geholfen hat:

- meine Therapeutin ist echt, einfach sie selbst, mit allen Fehlern, Stärken, Schwächen (im Vergleich zu den anderen Therapeuten, die sich mir als vollkommen präsentierten). Dadurch das sie echt war, verlief auch unsere Therapie auf einer realistischen Ebene. Es entstand bei mir bei ihr nicht das Bedürfnis nach ihrer Nähe, wie bei den anderen Therapeuten, weil ich sie als Mensch sehen konnte und nicht als Gott, wie bei den anderen Therapeuten.
- Sie hat mich nicht von sich abhängig gemacht, wie die anderen Therapeuten. Die Therapie bei ihr war Hilfe zur Selbsthilfe (so wie es eigentlich sein sollte). Im Vergleich dazu investierten die anderen Therapeuten Stunden darin, damit ich ihnen vertrauen lerne - und sie lieben lerne (hatte ich das Gefühl) - womit sie bei mir ein Nähebedürfnis weckten.
- Das Stundenkontigenz beschränkte sich auf 1 Stunde die Woche und nicht auf 2-3 (oder sogar noch mehr) wie bei meinen anderen Therapeuten. D.h., mein Leben drehte sich nicht nur um die Therapie.
...

Ich finde ihre Fragstellungen sind ein interessantes Thema, aber auch ein schwieriges, denn man muss sich auch den jeweiligen Therapeuten angucken.
Viele Therapeuten wecken überhaupt erst dieses (schmerzhafte) Nähebedürfnis in ihren Klienten, durch übermäßige Aufmerksamkeit, bedingungsloses Verständnis, dadurch, dass sie sich selber als vollkommen präsentieren, durch viel Nähe (mehre Stunden in der woche), dadurch, dass die Vertrauensfrage und die therapeutische Beziehung einen größeren Stellenwert in der Therapie einnimmt, als die Probleme des Klienten an sich, .....

Viele Grüße
Jenny
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Aditi
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Beitrag Do., 27.11.2008, 20:37

caro hat geschrieben:liebe aditi,
ich glaube, du hast da etwas missverstanden oder aus dem kontext gerissen... niemand (also ich nicht zumindest) sagt, dass es in der therapie darum geht zu kuscheln... das war im übertragenen sinne gemeint, provokativ sozusagen
caro
hallo caro,
nicht mal im übertragenen sinn oder provokativ gemeint will ich in der therapie "kuscheln". therapie bedeutet für mich, meine erlernten muster, die mir nicht gut tun, verändern zu lernen. das fordert mich. das fordert meine therapeutin.

aditi

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candle
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Beitrag Do., 27.11.2008, 20:50

Gärtnerin hat geschrieben: ("Wenn ich nicht so funktioniere, wie der Therapeut es erwartet, werde ich weggeschickt"), die einen riesigen inneren Druck bewirkte, der diese Zustände immer häufiger werden ließ.
Das liest sich in etwa so: Wenn ich nicht so funktioniere wie Mama/ Papa das will, hat er/sie mich nicht mehr lieb? Kann man das so sagen? Und dann die Frage: Hast Du dem Therapeuten das jemals migeteilt?

Hier wimmelt es einfach nur von Übertragungen, wenn man das emotional nicht sofort begreift, finde ich, sollte es rational doch schon gefruchtet haben? Was im Kopf nicht ankommt, kann nicht ins Herz rutschen oder in den Bauch.

Offenbar haben auch viele ein Autoritätsproblem. Hm, kann man den "bösen Thera" da auch wieder mit einem Elternteil vergleichen, der autoritär waltet und der Klient offenbar so sehr Kind ist und somit das rationale Denken nicht funktioniert und eine Einlassung des Klienten nicht möglich ist? Das Kind nimmt emotional überhand und die erwachsene Person ist quasi absent?

Fragen über Fragen....

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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today
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Beitrag Do., 27.11.2008, 21:01

So Beziehungsclinch kommt vielleicht auch daher, dass der Patient (unbewußt) versucht, die Situation für sich passend zu machen und zwar im positiven Sinne als Therapiebasis und nicht immer nur als Reinszenierung alter Beziehungserfahrungen oder den Daumen zum Nuckeln suchend. Das zu unterscheiden dürfte aber trotz aller langer Ausbildung und Supervision und so weiter eine schwierig bleibende Aufgabe für den Therapeuten zu sein, zu erkennen, wann er sich verwickeln läßt, wann er seinen eigenen Kram zu sehr einbringt und wann der Patient sich fördernd verhält.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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carö
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Beitrag Do., 27.11.2008, 21:21

hallo aditi,

also . ähm, deine antwort macht mich jetzt etwas ratlos... hast du meinen beitrag gelesen ? da steht doch, dass es eben nicht ums kuscheln gehen kann... wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe, dann sorry.

LG
Caro
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kamikatze
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Beitrag Do., 27.11.2008, 21:44

wenn ich's mir so recht¨überlege ist meine jetzige fast zweieinhalb jährige therapie ein stetiger prozess der ent-täuschungen. ich finde das gut so, weil ich anbei den boden (manchmal auch den doppelten) in der therapie finde, auf dem neue visionen entstehen können.

gibts es nicht diesen satz, verbrannte erde ist fruchtbar?

ich glaube an den hochseilakt. auch wenn ich manchmal fast vom seil gefallen bin. die balance halten für mich, das kann der T aber nicht. und wenn er zu sehr am seil wackelt weil er irgendwie stürchelt oder übers ziel schiesst oder irgendwas, dann mache ich das beste draus. ich kann mir vorstellen, dass da die eigene zugabe bei einigen "enttäuschten" zumindest zeitenweise unterschätzt wird.

lg,k.

P.S. ach ja, das habe ich ganz vergessen zu erwähnen: mein T ist natürlich der beste

@Herrn Fellner:
hat es denn hier in diesem forum schon einmal einen "ich schlage meinen therapueten zum therapeuten-adel"-thread gegeben?
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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metropolis
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Beitrag Do., 27.11.2008, 22:18

Jenny Doe hat geschrieben:
Es entstand bei mir bei ihr nicht das Bedürfnis nach ihrer Nähe, wie bei den anderen Therapeuten, weil ich sie als Mensch sehen konnte und nicht als Gott, wie bei den anderen Therapeuten.
Im Vergleich dazu investierten die anderen Therapeuten Stunden darin, damit ich ihnen vertrauen lerne - und sie lieben lerne (hatte ich das Gefühl) - womit sie bei mir ein Nähebedürfnis weckten.
- Das Stundenkontigenz beschränkte sich auf 1 Stunde die Woche und nicht auf 2-3 (oder sogar noch mehr) wie bei meinen anderen Therapeuten. D.h., mein Leben drehte sich nicht nur um die Therapie.
...
Viele Therapeuten wecken überhaupt erst dieses (schmerzhafte) Nähebedürfnis in ihren Klienten, durch übermäßige Aufmerksamkeit, bedingungsloses Verständnis, dadurch, dass sie sich selber als vollkommen präsentieren, durch viel Nähe (mehre Stunden in der woche), dadurch, dass die Vertrauensfrage und die therapeutische Beziehung einen größeren Stellenwert in der Therapie einnimmt, als die Probleme des Klienten an sich, .....
@Jenny Doe
Ich frage mich gerade, was an diesem Nähebedürfnis so schlimm sein soll, solange es von dem Therapeuten nicht (aus eigenen Bedürfnissen) induziert wurde oder von ihm ausgenützt wird. Meinst du wirklich, dass das der Grund für das Scheitern der Therapie war.
Es kann doch durchaus auch sehr heilsam sein, diese Nähe zu erleben, auch wenn es manchmal schmerzt.
Aber das ist wohl bei jedem unterschiedlich. Jeder braucht ein individuelles Maß an Distanz und Nähe.

Bei mir war jedoch eher das Gegenteil der Fall.
Anfangs war ich der festen Überzeugung, dass es gut sei einen professionellen Abstand zu wahren. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass es nur sein Job ist, mir zuzuhören und mich zu verstehen. Sozusagen die realistische Sichtseite: er ist mein Therapeut und ich seine Patientin. Und das sei auch gut so. Leider brachte es mich in meiner Therapie und meiner Entwicklung kein Schritt weiter und ich war überzeugt dass die Therapie mir absolut keinen Nutzen bringt.
Für mich kam eine essentielle Wende als wir Stundenfrequenz nach einem Jahr von einer Stunde, auf zwei und dann auf drei pro Woche erhöhten und somit auch die Nähe und das Bedürfnis danach zunahm.
Seitdem spüre ich ein sehr intensives Nähebedürfnis (sicherlich auch schmerzlich), welches sehr viele Veränderungen in mir bewirkt hat und immer noch bewirkt.
Ich will damit sagen, dass eine solche Nähe auch als Heilungskatalysator wirken kann, wenn man die Gefühle positiv zu nutzen weiß.

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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kamikatze
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Beitrag Do., 27.11.2008, 23:18

gothika hat geschrieben:Wichtig ist meiner Ansicht nach, dass ein manchmal nötiges Vor-den-Kopf-stoßen vorangekündigt wird. Zum Beispiel: „Achtung, jetzt kommt etwas, dass Sie vermutlich nicht mögen werden, aber ich glaube, Sie sind bereit, damit umzugehen, auch wenn’s vielleicht erst mal was länger dauert.“
das ist für mich die unfreiwillige definition einer kuschel-therapie. in der therapie kanns mM nicht um das pampern von verhalten gehen, das einem teen resp. "regredierten" teil entsprechen würde. zumindest darf es m erachtens nur ein teil davon sein. hofieren ist anderen berufsgattungen überlassen. das muss ich jetzt einfach mal so vehement loswerden. das ist genauso wie man heutzutage bei unseren schulkindern in den ersten jahren kategorisch darauf verzichtet, orthografie beizubringen, und alles "ach so schnuckelig findet, das sie schreiben" und dann in der oberstufe kommen die kinder dann auf die welt. nee, genauson kultivieren von realitäts-ferne, das kanns ja auch nicht sein... kommt euch denn der oder die T immer zur seite, wenn sich im RL etwas anbahnt???

therapie sollte nicht nur den narzisstischen lindwurm nähren. im gegenteil.
candle hat geschrieben:Das Kind nimmt emotional überhand und die erwachsene Person ist quasi absent?
meinst du auch das damit?

@aditi und caro: ich verstehe euer missverständnis nicht. redet ihr nicht vom selben???
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 27.11.2008, 23:37

kamikatze hat geschrieben:
gothika hat geschrieben:Wichtig ist meiner Ansicht nach, dass ein manchmal nötiges Vor-den-Kopf-stoßen vorangekündigt wird. Zum Beispiel: „Achtung, jetzt kommt etwas, dass Sie vermutlich nicht mögen werden, aber ich glaube, Sie sind bereit, damit umzugehen, auch wenn’s vielleicht erst mal was länger dauert.“
das ist für mich die unfreiwillige definition einer kuschel-therapie. in der therapie kanns mM nicht um das pampern von verhalten gehen, das einem teen resp. "regredierten" teil entsprechen würde. zumindest darf es m erachtens nur ein teil davon sein. hofieren ist anderen berufsgattungen überlassen.

therapie sollte nicht nur den narzisstischen lindwurm nähren. im gegenteil.
candle hat geschrieben:Das Kind nimmt emotional überhand und die erwachsene Person ist quasi absent?
meinst du auch das damit?:
Ich denke ein Therapeut sollte unbedingt einschätzen können wieviel ein Klient "abkann". Was für den einen eine heilsame Konfrontation ist könnte für eine andere Person retraumatisierend sein.
Von daher kann man absolut nicht sagen wieviel "Kuscheln" sein darf und wieviel Konfrontation ein Klient "aushalten können muss".
Hier gibt es einfach nicht "das" Mass sondern es muss individuell für den Klienten passend sein. Und ich persönlich habe zB im real life genug Ärger um den ich mich kümmern muss. Ich hab absolut keinen Nerv mich in einer Therapie auch noch mit einem konfrontativen Therapeuten abzuärgern.

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Beitrag Do., 27.11.2008, 23:45

Hab meine Antwort darauf schon gegeben: Natürlich steigern sich die Ansprüche und sollten entsprechend angepasst werden. Siehe Vergleich oben mit dem Kampfsport. Man lässt ja auch keinen Anfänger mit dem Träger des 10ten Dan's mal zur Einstimmung einen Kampf auf Leben und Tod führen.
Man sollte schon bzw. erst mal einschätzen können, woran man ist, denn ohne Grundmaß an Sicherheit (egal wie gering es ist) und ohne Grundmaß an Vertrauen glaube ich nicht, dass es funktioniert.
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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kamikatze
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Beitrag Do., 27.11.2008, 23:47

münchnerkindl hat geschrieben:Hier gibt es einfach nicht "das" Mass sondern es muss individuell für den Klienten passend sein. Und ich persönlich habe zB im real life genug Ärger um den ich mich kümmern muss. Ich hab absolut keinen Nerv mich in einer Therapie auch noch mit einem konfrontativen Therapeuten abzuärgern.
das glaube ich dir gerne! dann hast du (entschuldige wenn ich dich als fiktives beispiel missbrauche) aber die möglichkeit, ein sachgemässes veto auszusprechen. da bereits zeitgerecht eigene grenzen zu markieren, das ist sicherlich ein therapieziel. über das tempo, die dosierung etc resp. über das ausmass der konfrontation ist sicherlich auch die tehrapieschule entscheidend. als aufgeklärter klienIn kaufst du ja nicht die katze im sack.
in zeiten des KK-diktats und der kosteneffizienz geht vielleicht die portion kuscheln als erstes flöten. herr fellner: das wäre meine antwort bez. der häufung von tehrapie leichen in zeiten der wirtschaftskrise. nun, da massenweise banker neu eine tehra brauchen, muss effektiver gearbeitet werden.
huch, ich beginne wohl etwas übermütig zu werden... gott verzeihs.

edit:
gothika, mit deinem vergleich des kampfsports kann ich persönlich nichts anfangen. für mich ist therapie kein kampf. ich begegne keinem feind. es geht um eine koallition. ein bündnis.
alleine der umstand, dass du therapie mit einem ring vergleichst finde ich extrem aussagekräftig. aber das wäre OT.
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Beitrag Fr., 28.11.2008, 00:01

alleine der umstand, dass du therapie mit einem ring vergleichst finde ich extrem aussagekräftig. aber das wäre OT
Das tue ich persönlich sicher nicht. Sondern es dient lediglich als Gegenpol der Kuschel-Hypothese... die ich ebenfalls aussagekräftig finde. Rein hypothetisch.

Das war die Grundfrage:
Wie machen Sie heute das "richtige" Ausmaß von einerseits Zuspruch und Stärkung, andererseits Fo(ö)rdern und Verstörung v.S. der TherapeutInnen fest?
Die einen vergleichen "Zuspruch" mit Kuschelkurs, als hypothethisches Gegenbeispiel die "Konfrontration im Ring".

Also, was macht das richtige Maß dazwischen aus?

Für mich? Dass man weiß wo man steht, dass man weiß ob Freund, Vater oder Feind vor einem steht beziehungsweise richtigerweise weder noch, nämlich "nur" ein Therapeut. Und bei so vielen geschilderten Enttäuschungen scheint dies nicht jedem automatisch offensichtlich.
Zuletzt geändert von (V) am Fr., 28.11.2008, 00:07, insgesamt 2-mal geändert.

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