Austritt aus Kirche - Gespräch?

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kugelrund
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Austritt aus Kirche - Gespräch?

Beitrag Mi., 30.12.2009, 10:54

Hallo zusammen!

Schon als ich jünger war, wollte ich aus der katholischen Kirche austreten, nur haben meine Eltern es nicht erlaubt (konnte es damals noch nicht selber tun). Obwohl ich schon so lange überlege und davon überzeugt bin, habe ich diesen Schritt erst dieses Jahr vor Weihnachten gemacht.

Daraufhin haben wir einen Brief erhalten mit zwei Formularen die noch auszufüllen sind. Der Verfasser dieses Briefes (weiss nicht genau, wer es ist. Sicher nicht der Pfarrer) schreibt, dass er diesen unerwarteten (der kennt uns nicht und wir waren auch nie in dieser Kirche ) Schritt gerne verstehen würde (haben keinen Grund angegeben) und lädt uns zu einem Gespräch ein, er wolle uns jedoch nicht vom Gegenteil überzeugen.

Ich bin irgendwie hin- und hergerissen. Nicht dass ich meine Entscheidung bereue, ich bin immernoch davon überzeugt das -für mich- Richtige zu tun. Dennoch wäre ich neugierig, worüber dieser Mann mit mir reden will und wie das abläuft. Andererseits würde ich meinen Schritt auch nicht "bis auf die Zähne" verteidigen wollen.

Hat jemand Erfahrung damit? Oder was würdet ihr tun? Die einzige Person die ich kenne und auch ausgetreten ist, hat diese Bitte ignoriert. Ich frage mich jedoch, ob ich das der Kirche nicht "schuldig" bin, jedenfalls emotional. Weil rational weiss ich dass es nicht so ist, zBsp hat mich nie jemand gefragt ob ich auch in diesen "Verein" will

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Juline
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 11:09

Hallo kugelrund!

Also ich bin auch aus der Kirche ausgetreten und habe ebenso eine einladung zu einem Gespräch erhalten. Ich habe diese jedoch nicht angenommen. Ich habe mir das gut überlegt, weshalb ich austrete und bin alt genug um meine eigenen entscheidungen zu treffen - dazu benötige ich keine überzeugungsleistungen von der kirche.
Ich denke, dass du dich auf keinen Fall schuldig fühlen brauchst. Sollte es dir jedoch ein Bedürfnis sein, deine (Gegen-)Argumente darzulegen, würde ich hingehen.
- ansonsten ist das einfach ein Regelverfahren, wie es die Kirche mit allen Auszutretenden macht.. ich glaube, dass die wenigsten da auch das Gespräch wahrnehmen.

lg Juline

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Elfchen
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 11:32

Hoi Kugelrund

Klar, die haben ein zahlendes Mitglied verloren.
Du wirst ab jetzt keine Chilensteuer mehr bezahlen.

Ich würde mir an deiner Stelle gut überlegen, ob du das Gespräch annimmst. Du könntest- abgesehen davon- auch einen Zweizeiler schreiben. Ich würde all das nur tun, wenn es für dich wichtig ist.
Und nein, ich finde, du bist der Kirche keine Rechenschaft schuldig, nur dir selber!

lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Elfchen
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 11:33

p.s. das Verlangen zum Gespräch würde ich verstehen, wenn ihr eine innige, gute Beziehung gehabt hättet.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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kugelrund
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 11:43

Hallo Juline!

Besten Dank für deine Antwort
Ich habe mir das gut überlegt, weshalb ich austrete und bin alt genug um meine eigenen entscheidungen zu treffen
Ja, das denke ich auch, es ist ja überhaupt keine spontane Entscheidung bei mir, ich war schon länger unzufrieden, nur habe ich halt jetzt den endgültigen Schritt gemacht.
Sollte es dir jedoch ein Bedürfnis sein, deine (Gegen-)Argumente darzulegen, würde ich hingehen.
Ein Bedürfnis, hhmm... Was könnte bestenfalls passieren? Das er von meinen Argumenten so überzeugt ist, dass er selber denn Sinn nicht mehr sieht Nein, im Ernst: dass er mich und meinen Schritt versteht. Doch brauche ich dieses Verständnis/diese Absolution, von jemanden denn ich überhaupt nicht kenne und noch nie gesehen habe? Ich denke nicht...
ansonsten ist das einfach ein Regelverfahren, wie es die Kirche mit allen Auszutretenden macht
Tja, hätte ich verstanden worauf ich mich einlasse, bei der Taufe und bei der Kommunion, hätte ich diese zwei Rituale schon nicht über mich ergehen lassen. Die Firmung nehme ich auf meine Kappe, die habe ich den Eltern zuliebe gemacht. Aber da gab es auch nie ein Gespräch, ob man das auch wirklich will. Nur der (obligatorische!) Religionsunterricht...

Und trotzdem würde es mich interessieren, wie so ein Gespräch abläuft

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kugelrund
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 11:54

Hoi Elfchen

Danke auch Dir für den Kommentar.

Ja, das stimmt Wobei es mir in erster Linie nicht um das Geld geht. Habe mir vorgenommen, dieses "gesparte" Geld zu Spenden und dieses Jahr auch schon damit angefangen
p.s. das Verlangen zum Gespräch würde ich verstehen, wenn ihr eine innige, gute Beziehung gehabt hättet.
Guter Punkt. Nach der Kommunion war ich ja noch einige Zeit als Ministrant tätig, bis eben der Sinneswandel kam. Zu diesem Pfarrer hatte ich (bzw alle Ministranten) ein super Verhältnis, es wurde auch was in der Gruppe unternommen und ich erinnere mich noch gerne an diese tolle Zeit. Vielleicht kommt es von daher, dass ich mich diesem Pfarrer erklären wollen würde? Der lebt nur schon lange nicht mehr in der ursprünglichen Gemeinde...
Du könntest- abgesehen davon- auch einen Zweizeiler schreiben.
Daran habe ich auch schon gedacht, kommt mir aber etwas "feige" vor!?

Grüässli

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Flugente
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 13:18

Hallo Kugelrund!

Ich würde sagen, es gibt dir die Möglichkeit, deine Gründe für deinen Austritt (und du hast sie dir ja gut genug überlegt) genau an der Stelle anzubringen, die es betrifft.

Natürlich steht es dir frei, dich zu erklären oder nicht aber warum nicht in aller Deutlichkeit sagen was dir nicht passt und warum du austrittst? Und zwar genau jenen, die es angeht.

Einfach tschüss sagen ist natürlich eine Möglichkeit aber tschüss + Warum fände ich richtig charakterstark

LG
Flugente
Eisberg voraus!

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kugelrund
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 13:35

Hallo liebe Flugente!
Und zwar genau jenen, die es angeht.
Ist ein Administrations-Typ der Kirche einer davon? Diejenigen die es angeht, wären doch wohl eher der Papst und die Anderen, die die Fäden in der Hand haben?

und besten Dank für den Kommentar!

Grüsse an alle

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Flugente
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 13:41

Ja das ist aber doch klar, dass so ein Riesenverein eine Administration benötigt. Und wenn er schon fragt...

Aber es steht dir eigentlich auch frei, eine Audienz beim Papst zu besuchen (und wenn du das tust, dann MUSST du mir davon erzählen ).

Ich glaube, in ein paar Wochen denkst du gar nicht mehr darüber nach.

Übrigens, als ich mich mal über den Kirchenaustritt informierte sagte man mir, dass das eine rein behördliche Angelegenheit ist. Also den Kirchenaustritt muss man (zumindest in Österreich) gar nicht bei der Kirche bekanntgeben sondern bei irgend einem Magistrat. Das war irgendwie ein AHA-Erlebnis für mich.
Eisberg voraus!

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kugelrund
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 14:38

Vielleicht fragt er aber auch nur, weil sein Standard-Brief eben so geschrieben wurde

Hhmm, Audienz beim Papst. Das wär doch was

Nö, hier in der Schweiz ist der Adressat die Pfarrei deiner Gemeinde. Die Behörden müssen nur informiert werden, damit man keine Kirchensteuern zahlen muss...

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hungryheart
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 14:47

ich denke, diese gesprächseinladungen haben einen ganz nüchternen grund.
angesichts der austrittsflut, haben die wahrscheinlich von oben de weisung bekommen, die gründe rauszufinden bzw. ein stimmungsbild der austretenden zu gewinnen, um dann gezielt gegenarbeiten zu können.

ist die frage, ob man sich die zeit nehmen will...
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Gärtnerin
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 16:56

Ich bin vor gut einem Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten. In Deutschland ist das wie in Österreich zunächst ein reiner Behördenakt (bei uns ist das Standesamt zuständig), und die Behörde benachrichtigt dann die zuständige Kirchengemeinde. Ich habe damals auch einen Brief mit Gesprächseinladung bekommen, geschrieben vom Gemeindereferenten im Auftrag des Pfarrers. Ich hatte nie Kontakt zur Gemeinde oder zum Pfarrer gehabt. Der Brief schien mir ein Standardvordruck zu sein, den wahrscheinlich jeder, der austritt, zugeschickt bekommt. Deshalb bin ich nicht zu einem Gespräch hingegangen. Ich habe mir damals überlegt, meine Gründe in einem Brief zu erläutern. Aber aus Faulheit habe ich es so lange vor mir hergeschoben, bis es mir nicht mehr wichtig war.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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comus
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Beitrag Mi., 30.12.2009, 17:54

@Kugelrund: Die Kirche hätte lange genug Zeit gehabt dich davon überzeugen welchen Sinn es macht Vereinsmitglied zum sein. Wenn die das bis jetzt nicht schafften, gibt es guten Grund zur Annahme, dass du die gar nicht brauchst sondern dass die dich bloss brauchen.
Kugelrund hat geschrieben:Ich frage mich jedoch, ob ich das der Kirche nicht "schuldig"
Nein, der Kirche bist du nix schuldig, wenn dann einem Gott, einer höheren Macht, etc. (falls es etwas davon gäben sollte). Das selbsternannte Bodenpersonal ist vernachlässigbar, was zählt ist der Chef.

LG, comus

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kugelrund
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Beitrag Mo., 04.01.2010, 09:11

Ah, nochmal zwei Antworten Vielen lieben Dank!

@ Gärtnerin: Ja, das Gefühl habe ich auch. Standardvordruck

@ comus:
Die Kirche hätte lange genug Zeit gehabt dich davon überzeugen welchen Sinn es macht Vereinsmitglied zum sein.
Du triffst den Nagel auf den Kopf

Ich habe mich entschieden, dass ich nicht zum Gespräch gehen werde. Wäre es ein Pfarrer/Referent oder was auch immer gewesen, mit dem ich in Kontakt gestanden bin, ok. Aber bei jemanden den ich/der mich nicht kennt?
Das Formular, welches wir noch ausfüllen und zurücksenden müssen, hat auch eine Spalte in der man seine Gründe ausführen kann. Dort werde ich versuchen kurz zu kommentieren was mich dazu bewegt hat...

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Marja
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Beitrag Mo., 04.01.2010, 15:54

Verzeihung, ein kleines OT.

Ich frage mich, wie mächtig ist die Kirche eigentlich noch? BZW. wie mächtig wird sie wieder werden, wenn erstmal die Mittelschicht weggeschmolzen ist, und es wieder viele Arme geben wird?
Ich glaube ja, daß die Kirche sich deswegen keinen mm bewegt, weil sie damit rechnet, daß ihnen ein gewisser Zustrom in schlechten Zeiten gesichert ist.

Was meint ihr dazu?

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