Offene Beziehung?!

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Taffi
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Offene Beziehung?!

Beitrag Fr., 11.01.2008, 12:24

Hallo,

in einem anderen Thread hat jemand das Thema "offene Beziehung" als Gedankenspiel eingebracht, und das nehme ich nun zum Anlass, hierzu einen gesonderten Thread zueröffnen. Denn mich selber beschäftigt diese Frage seit einiger Zeit immer mal wieder. Zum einen habe ich eine liebe Freundin, die ihre Ehe mit dieser Spielregel lebt, zum anderen hatte ich vor einiger Zeit ein Tête-à-tête mit einem vergebenen Mann und überlegte, inwiefern unser Schäferstündchen etwas mit seiner Frau zu tun hat oder auch nicht. Ich bin bei meinen Überlegungen "Offene Beziehung - eine Möglichkeit für mich: ja oder nein?" nicht zu einem endgültigen Ergebnis gekommen, aber im Moment ist das auch nicht mein Anspruch. Mich würde freuen, wenn hier einige User ihre Gedanken zum Thema einbringen würden. Sicherlich erhalte (nicht nur) ich neue Impulse für die innere Auseinandersetzung damit.

Erstaunlich ist für mich persönlich, dass eine offene Beziehung für mich inzwischen zumindest nicht mehr unvorstellbar ist. Es gab Zeiten, da hätte das für mich ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Inwiefern ich emotional zu solch einer Beziehungsgesaltung heute wirklich in der Lage wäre, weiß ich nicht. Ich muss das auch nicht auf Biegen und Brechen rausfinden *g*, aber dass ich die Möglichkeit in Erwägung ziehe, ist für mich selbst eine ziemlich große Überraschung.
vienna hat geschrieben:der lieb gewonnene partner kann eben nicht alle aspekte abdecken, die man sich wünscht. warum nicht für mängel ausgleich im aussen suchen dürfen? natürlich in beiderseitigem einverständnis mit definierten regeln.

In: Mit Seitensprung Ehe gefestigt?


In diese Richtung gehen auch meine Gedanken: Ich kann mit meinem Partner nicht alles teilen, und er nicht mit mir. Man kann sich einander nicht alles geben. Sie unterhält sich gern über Psychologie oder Kochrezepte, ihn aber interessiert das nicht, weswegen er kein adäquater Gesprächspartner ist. Also spricht sie mit anderen Menschen darüber. Er unterhält sich gern über Fußball, sie hat keine Ahnung davon (oder anders herum; das gibt's ja auch ). Also trifft er seine Kumpels und Kumpelinen und tauscht sich mit denen aus. Er hat keine Lust oder keine Zeit, um auf Konzert von Künstler X zu gehen, also geht sie mit jemand anderem dahin. Sie hat keine Lust oder keine Zeit, mit ihm zelten zu fahren oder in die Kneipe um die Ecke zu gehen, also sucht er sich andere Gesellschaft.

Niemand oder kaum jemand findet das anstößig oder würde denken, sein Partner liebe ihn nicht. Warum stellen wir uns so an, wenn es ums Sexuelle geht? Das scheint der einzige Bereich zu sein, in dem wir unseren Partnern Exklusivrechte einräumen. Warum? Warum ist es nur hierbei so schockierend, "nicht zu genügen"? Warum kratzt das unser Selbstwertgefühl so an? Warum fühlen wir uns dann ungeliebt, nicht aber, wenn unsere Partner mit anderen sprechen, lachen, etwas unternehmen - sofern wir "gesättigt" sind, d.h. keinen Mangel erleiden. Wenn unsere Partner auch mit uns lachen, Zeit verbringen, mit uns sprechen usw., wenn wir uns also nicht zurückgesetzt oder vernachlässigt fühlen, reagieren wir doch für gewöhnlich nicht mit Neid oder Eifersucht. Wenn ich sexuell zufrieden bin in meiner Beziehung, mein Partner aber nicht - warum soll er's sich nicht woanders holen? Oder wenn mein Partner mit weniger Sex glücklich und zufrieden ist als ich: Warum sollte ich auf meine sexuelle Zufriedenheit verzichten? Wenn ihm doch nichts fehlt, nehme ich ihm doch auch nichts weg...?

Entschuldigt, ich hab euch alle mit eingeschlossen, indem ich von "uns" schrieb. Ich erlaubte mir einfach mal diese Verallgemeinerung... Tatsächlich schrieb ich aber in erster Linie von mir und meinem Gefühlsleben während meiner Partnerschaften.

vienna hat geschrieben:nun bin ich schon gespannt auf reaktionen:-)
Ich schließe mich an.

Interessierte Grüße,
Taffi
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

"Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht." Carlo Levi

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vienna
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 12:49

liebe taffi,

das freut mich aber, dass du den thread hierher gezogen hast, ich hatte eh schon schlechtes gewissen den anderen zu verwässern:-)

und vorweg freut es mich auch, dass eine frau dieses thema genauer besprochen haben möchte.

ich lebe seit jahren in einer offenen beziehung(ehe), die zur zeit wieder monogam abläuft, weil wir uns beide darauf verständigt haben, dass nach der geburt unseres kindes unsere überschüssige energie dort am besten aufgehoben ist:-)

zuvor war es aber anders:

wir haben beide über diverse seminare, die viel mit selbsterfahrung zu tun haben für uns als paar gelernt, dass es der beziehung einen raketenartigen schub versetzen kann, wenn man die alt hergebrachten muster von beziehung etwas aufbricht. das heißt in unserem fall, wenn jemand lust auf jemand anderen bekommt, dann muss man nicht sofort in moralische klausur gehen, sondern man tut, was man tun will...selbstverständlich im rahmen von gesetzten regeln, die beide akzeptiert haben und auch einhalten. sprich, ein großer vertrauensvorschuss, der in einer beziehung eigentlich ja möglich sein sollte, wenn man diese auch beiderseitig will...

ich möchte diese beziehungsform niemanden empfehlen oder sie als die bessere darstellen, aber ich habe für mich gelernt, dass sie einfach viele probleme beseitigt oder gar nicht aufkommen lässt. alleine dieses forum wäre um einige beträge ärmer, weil unter dem titel eifersucht, betrug und fremdgehen nicht mehr viel zu holen wäre:-)

das sich erleben als mann und frau, das wahrnehmen des eigenen geschlechtes und auch danach zu handeln ist für unser(damit meine ich immer meine frau und mich) experiment extrem wichtig. anders ausgedrückt, ich bin mann und verhalte mich auch so...aber dass genauer auszuführen würde einen eigenen thread vertragen*lach*

ich bin gerne bereit meine erfahrungen, ängste und auch modifikationen am modell offene beziehung hier mit euch zu diskutieren, werde aber absichtlich nicht jetzt den großen erfahrungsbericht hier einstellen, da es zu sehr in richtung werbung für unser modell verstanden werden könnte...

sollten also fragen auftauchen, bitte stellt sie mir:-)

bis dahin wünsche ich viel spaß beim leben...und genießen deselben

vienna

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Pitt
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 12:52

Hi Taffi,

ich fand viennas Beitrag in angesprochenem Thread auch sehr gut.
Und wollte auch schon darauf antworten.
Aber die Eröffnung in Deinem neuen Thread ist auch sehr gelungen.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass eine offene Beziehung in gegenseitiger Übereinkunft funktionieren kann.
Allerdings machen mir Deine Beispiele, bei denen nur EINER zusätzlichen Sex zu dem Sex in der Beziehung sucht, Kopfzerbrechen.
Ich meine, dass auch da Gegenseitigkeit im Spiel sein müsste.
Und selbst dann.
Es könnte passieren, dass einer der Partner sich - früher oder später - "im Nachteil" sieht. Und beginnt "aufzurechnen". Du hast Deinen Spass gehabt, jetzt bin ich dran, und du hast Pause. Dann dürfte es schwierig werden.

Nur so schnelle Gedanken
Pitt
Zuletzt geändert von Pitt am Fr., 11.01.2008, 12:54, insgesamt 1-mal geändert.

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AnnaK
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 12:54

Warum fühlen wir uns dann ungeliebt, nicht aber, wenn unsere Partner mit anderen sprechen, lachen, etwas unternehmen - sofern wir "gesättigt" sind, d.h. keinen Mangel erleiden.
So stimmt das ja nicht.
Es gibt durchaus Menschen die auch in diesen Bereichen enorm eifersüchtig werden (mehr oder weniger offen).

Sex ist etwas sehr sehr Intimes. Intimer als Theater schauen oder Kino gehen, deshalb ist das wohl der kleinste Nenner bei dem die meisten reagieren.

Für mich kommt das Modell offene Beziehung nicht in Frage.
Ob das nun Schwäche ist, oder nicht... es ist eine Grenze und die möchte ich gewahrt wissen.

Aber ich denke für mich, wenn jemand alles mit anderen teilt, eindeutig alles... was bleibt dann noch, was die Beziehung als Beziehung auszeichnet? Es gibt nur eine Sache die ich exclusiv mit meinem Partner leben möchte. Das ist vielleicht nur ein Symbol.... aber eines das mir wichtig ist.

Sicher kann man das auch anders definieren. In anderen Kulturen wird das durchaus gemacht, da werden andere Grenzen gesetzt.
Aber ich schäme mich auch nicht der Tatsache, dass ich einer christlich geprägten Kultur entstamme und damit gewisse Vorstellungen verinnerlicht habe. Ich meine ernsthaft verinnerlicht! Da geht es nicht darum, irgendwelchen Normen zu erfüllen um anderen zu genügen. Das ist schon ein Unterschied.

Und im Endeffekt verlagern sich die Probleme m.E. damit nur, sie werden nicht reduziert glaube ich.
In einer Beziehung wie ich sie wünsche muss man gelegentlich mit seinen sexuellen Bedürfnissen zurückstecken.
In einer offenen Beziehung muss man gelegentlich mit seinen Sicherheitsbedürfnissen zurückstecken. Ich glaube nicht, dass man wirklich soo frei ist, dass das nicht angekratzt würde. Allenfalls so frei, damit besser umgehen zu können, als mit vorübergehender sexueller Frustration.

Denn ohne Frustration kann man nun mal nicht leben. Die gibt es immer, ein Leben lang vermeiden lässt sie sich nicht. Man stößt immer an Grenzen die einen begrenzen in der Erfüllung seiner Wünsche und Bedürfnisse. Die Wahl die man fällt ist nur: In welchem Bereich kann ich damit besser umgehen... denke ich...

Liebe Grüße
AnnaK

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Black XistenZ
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 13:24

hey taffi, sehr interessantes thema.

ich weiss, ich sollte mich erst ausschlafen, aber trotzdem mal ganz spontan meine ersten gedanken zum thema, in beliebiger reihenfolge:

- sex spielt für die entstehung von beziehungen eine große rolle. bei vielen menschen entsteht gar nicht erst eine beziehung wenn der sex gar nicht passt.
- die sexuelle begierde und leidenschaft des partners ist für viele menschen wichtig fürs eigene selbstwertgefühl - dass sich diese begierde auch auf fremde verteilt schwächt das selbstbewusstsein.
- nicht für jeden sind sexualpartner gleichermaßen verfügbar. was, wenn der attraktivere des paares viel mehr von der offenen beziehung profitiert als der andere? oder der unattraktive gar nichts davon hat, weil er niemanden für seine unausgelebten wünsche findet?
- einer der hauptgründe für liebesbeziehungen ist die symbiose von körperlicher und seelischer nähe - sex mit fremden personen zu haben zeigt, dass die körperliche nähe einseitig ist (im sinne von mir reicht, was wir haben, aber dir reicht nicht was ich dir auf dieser ebene geben kann, ergo ich genüge dir nicht). obendrein vermindert so etwas imho diesen symbioseeffekt, die seelische nähe leidet zwangsläufig, wenn das was eigentlich genauso exklusiv sein müsste - nämlich das körperliche, mit dritten geteilt wird.
- wo liegt der unterschied zwischen inniger freundschaft und "liebe ohne sexualität"? wenn du schreibst eine offene beziehung würde doch sinn machen, wenn dem einen sexuell das nicht reicht, was der andere bieten kann kommt man schnell hin zum gedanken des nicht-gut-genug-seins. was unterscheidet eine liebesbeziehung mit nicht funktionierendem sexleben von einer freundschaft?
- damit eng zusammen hängt auch die tatsache, dass das allermeiste fremdgehen dadurch zustande kommt, dass im sexleben oder in der beziehung irgendwas nicht passt. dass grundlegend verschiedene bedürfnisse herrschen weckt nur allzu leicht die befürchtung, mit der beziehung an sich stimme etwas nicht. das mag konditioniert sein und damit nichts ´notwendiges´, aber es dürfte in den meisten fällen ein problem darstellen.
- ok, einigen wir uns also darauf, uns auf fälle von beziehungen zu beschränken, in denen das sexleben innerhalb der beziehung ordentlich läuft, der weniger fordernde vollständig zufrieden ist, aber der andere noch über das gemeinsam ausgelebte hinausgehende bedürfnisse hat. zb bestimmte vorlieben, mit denen der partner nichts anfangen kann oder ein höheres bedürfnis was die häufigkeit angeht... damit ist aber dein vergleich hinfällig, denn bei all diesen aufgelisteten aktivitäten, bei denen man sich seine bedürfnisbefriedigung bei freunden holt, hat der partner kein interesse daran. bei sexuellen dingen hingegen hat der partner immer ein interesse. es stellt sich zb die frage, ob sex mit dritten nicht doch leidenschaft von dem in der partnerschaft abzieht. oder ob unter der verfügbarkeit von sex mit attraktiveren partnern die anziehungskraft des eigenen leidet. selbst wenn beide emotional eigentlich mit einer offenen beziehung umgehen könnten sehe ich eine fülle an möglichkeiten, wie so etwas die bestehende partnerschaft gefährden, unterwandern oder abstumpfen könnte.


das war jetzt eine ziemliche kontra-liste, in sachen pro-argumente schließ ich mich deiner einfach mal an.
ich denke es gibt definitiv einige situationen, in denen eine offene beziehung sinn machen würde, aber es ist wohl trotz allem immer ein spiel mit dem feuer. wohlgemerkt immer unter der davon unabhängigen voraussetzung, dass man die ganze sache emotional verkraften kann. stichwort eifersucht. alleine daran scheitern aber schon geschätzte 85% aller paare.

lg


edit: ist mir erst beim nochmal durchlesen aufgefallen: weia ist das wieder ein langer, unappetitlicher textberg geworden... sry dass ich´s in letzter zeit nicht hinkriege beiträge ohne diese schwerfälligkeit und verkrampfung zu schreiben.... das muss ja für die leser eine echte zumutung sein.
Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.

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Pitt
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 13:57

Black XistenZ hat geschrieben: - nicht für jeden sind sexualpartner gleichermaßen verfügbar. was, wenn der attraktivere des paares viel mehr von der offenen beziehung profitiert als der andere? oder der unattraktive gar nichts davon hat, weil er niemanden für seine unausgelebten wünsche findet?
Fällt mir ein Witz ein:
"Na, hast Du Deine Partnerin endlich dazu überreden können, einen Swinger-Club zu besuchen"
"Ja"
"Und wie war es"
"Anders, als vorgestellt. Meine Partnerin hat den Dark-Room zusammengeschrien und ich habe mir an der Theke einen gesoffen."

Sorry für meine ordinären Witze.
- wo liegt der unterschied zwischen inniger freundschaft und "liebe ohne sexualität"?
Habe ich diese Frage nicht schon in anderen Threads gestellt, - sogar in algebrischer Form? Ich glaube, Du liest hier mit.

BX, ich finde Dein Posting überhaupt nicht verworren, und durchaus bereichernd. Schlaf schön.

Pitt

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UncleK
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 15:16

Hallo Taffi!

Ich habe die anderen Postings jetzt nicht gelesen. Ganz kurz hierzu:
Taffi hat geschrieben:Warum stellen wir uns so an, wenn es ums Sexuelle geht? Das scheint der einzige Bereich zu sein, in dem wir unseren Partnern Exklusivrechte einräumen. Warum?
Wenn das wegfiele, welche Exklusivrechte hätte der Partner überhaupt noch, d.h. inwiefern zeichnet er/sie sich vor anderen noch aus, daß ich eine Partnerschaft mit ihm/ihr eingehe? Inwiefern brauche ich sowas wie Partnerschaft dann überhaupt noch?

Dies als kleiner Denkanstoß voin meinereiner, verbunden mit den besten Wünschen fürs WE.

Liebe Grüße
UncleK

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candle
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 15:19

Hallo Taffi!

Für mich ist das Thema an sich nicht interessant, aber meine Frage ist die Definition einer „offenen Beziehung“. Wie siehst Du das genau?
Für mich ist eine offene Beziehung eine Absprache zwischen zwei Menschen in einer Partnerschaft, wobei zumindest einer meint sexuelle „Extravaganzen“ mit jemand anderes ausleben zu müssen.
Bei Dir liegt es ja anders. Im Grunde hast du keine Wahl und kannst nur das nehmen was Du bekommst. Ob man sich auf Dauer als Geliebte eines verheirateten Mannes wohlfühlt, ist die andere Seite.
Den Vergleich „der eine geht ins Kino, der andere nicht“ in Bezug auf eine offene Beziehung z.B. finde ich etwas seltsam. Achtet man bei der Partnerwahl nicht schon darauf, dass alles zusammenpasst? Und kann man den Wunsch nach Sex mit anderen mit geselliger unterschiedlicher Freizeitgestaltung vergleichen?
Ich bin gespannt, ob jemand versteht was ich hier schreibe!
Beste Grüsse!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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expat
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 15:55

AnnaK hat geschrieben: Aber ich denke für mich, wenn jemand alles mit anderen teilt, eindeutig alles... was bleibt dann noch, was die Beziehung als Beziehung auszeichnet? Es gibt nur eine Sache die ich exclusiv mit meinem Partner leben möchte. Das ist vielleicht nur ein Symbol.... aber eines das mir wichtig ist.
Das ist genau die Ausgangsituation für überflüssige Ehedramen. Eine Beziehung an Symbolen festgemacht, die im Grunde nicht tragfähig sind.
Die Frage also, ja was ist denn dann noch, sollte wohl beantwortet werden können.
Geil sein hat nämlich nichts mit Liebe zu tun, und Intimität beschränkt sich nicht auf die Vereinigung der Geschlechtsorgane.
Dennoch: natürlich macht Sex in Verbindung mit Liebe mehr Spaß.
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

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Pitt
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 16:08

UncleK hat geschrieben:
Taffi hat geschrieben:Warum stellen wir uns so an, wenn es ums Sexuelle geht? Das scheint der einzige Bereich zu sein, in dem wir unseren Partnern Exklusivrechte einräumen. Warum?
Wenn das wegfiele, welche Exklusivrechte hätte der Partner überhaupt noch, d.h. inwiefern zeichnet er/sie sich vor anderen noch aus, daß ich eine Partnerschaft mit ihm/ihr eingehe? Inwiefern brauche ich sowas wie Partnerschaft dann überhaupt noch?
Hi UncleK,

zunächst mal Dank für Deine oftmals interessanten Zeitschriften-Links.

Zum Thema:
Ich meine schon, dass es so etwas gibt, wie Partnerschaft, bei der die sexuelle Bande nicht im Vordergrund steht. Eine intellektuelle Partnerschaft,
eine Einstehensgemeinschaft, eine Seelenverwandschaft, eine Seelenliebe.
Obwohl ich hier im Forum mich gern zum Thema Sexualität äußere, bin ich immer wieder überrascht, wie wenig das Nichtsexuelle bei der Frage, ob zwei Menschen Partner sind, "zählt"; z.B. wenn es wiederholt heisst: Sex ist der Spiegel der Beziehung.
Mir fällt da wieder eine Fernseh-Diskussion zur "Homo-Ehe" sein. Da lautete eine kritische Frage: Warum können nicht auch z.B. drei Brüder eine Einstehensgemeinschaft mit gleichen Rechten, wie bei der Homo-Ehe, bilden. Oder ein (nichtverwandtes) Trio aus zwei Geschlechtern?.
Ich hielt die Frage für einen guten Gedankenanstoss. Denn sie beinhaltete die Frage: Warum dürfen eigentlich nur Sexualpartner heiraten?
Und warum dürfen es nur zwei sein?
Das wussten auch die ach so liberalen Homo-Ehen-Befürworter nicht zu beantworten. Da hörte ihre liberale Toleranz auf.

Lg
Pitt

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kalika
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 17:22

Ich würde hier gerne ein paar Argumente einstreuen:
Kann man Sex mit Joggen vergleichen? Wenn ein Joggingpartner durch den anderen ausgetauscht wird, gibt es bestimmt auch so ein Gefühl der Eifersucht des 'Verlassenen', oder etwas nicht?
Dann verbindet man mit Sex noch den Austausch an Körperflüssigkeiten...Krankheitserreger und Samen werden ausgetauscht... Nachwuchs oder z.B. eine Krankheit könnte folgen (wobei Nachwuchs nicht gleich Krankheit ).
Düfte werden ausgetauscht...Mechanismen tief im Unterbewußtsein, die unserer Kontrolle entgleiten werden in Gang gesetzt... wer schon mal Affäre war weiß, daß man nach ein paar Wochen deshalb den Absprung machen sollte , um sich ggf. zu schützen.

Dann erinnere ich mich an einen Bericht... es gibt einen Ableger der Kommune1: Ein Mann mit ca. 5 Frauen in einer Beziehung. Sie reden die ganze Zeit, wie toll und harmonisch es zugeht. Aber sie buhlen ständig darum, die Nr. 1 des Mannes zu sein. Sie wollen Aufmerksamkeit. Dann wollen sie in der Nacht kuscheln und können nicht, weil der Mann gerade bei einer anderen ist. Ein glückliches und zufriedenes Gesicht habe ich da nicht wirklich immer gesehen... außer auf dem Gesicht des Mannes.
Das System hat auch nur funktioniert, weil sich immer vier Frauen eingeschränkt und zurück genommen haben.
Vergleiche ich das nun mit einer Beziehung, wo ein Partner sagt, er möchte nicht ständig auf etwas verzichten, sondern sich ausleben......kommen wir darauf hinaus, daß sich der andere einschränken muß. Ist das fair? Scheinbar muß immer ein Tod gestorben werden?

Je näher wir uns einem Menschen verbunden fühlen, desto stärker ist die Eifersucht. Was bindet mehr, als eine gemeinsam verbrachte Nacht? Warum werden beim Sex so viele Botenstoffe und Hormone ausgeschüttet, die eine Bindung verursachen? Beim Judo passiert uns das doch nicht, oder?

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UncleK
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Beiträge: 295

Beitrag Fr., 11.01.2008, 17:49

Hallo Pitt!
Pitt hat geschrieben:zunächst mal Dank für Deine oftmals interessanten Zeitschriften-Links.
Bitte, immer wieder gern.
Pitt hat geschrieben:Mir fällt da wieder eine Fernseh-Diskussion zur "Homo-Ehe" sein. Da lautete eine kritische Frage: Warum können nicht auch z.B. drei Brüder eine Einstehensgemeinschaft mit gleichen Rechten, wie bei der Homo-Ehe, bilden. Oder ein (nichtverwandtes) Trio aus zwei Geschlechtern?.
Ich hielt die Frage für einen guten Gedankenanstoss. Denn sie beinhaltete die Frage: Warum dürfen eigentlich nur Sexualpartner heiraten?
Und warum dürfen es nur zwei sein?
Das wussten auch die ach so liberalen Homo-Ehen-Befürworter nicht zu beantworten. Da hörte ihre liberale Toleranz auf.
Sicher sind das alles Fragen, die jeder für sich und auch mit anderen zusammen zunächst einmal auf einer Verstandesebene untersuchen und beantworten kann.

Bleibt die emotionale Ebene. So eine entfernt ähnliche Diskussion wie hier gab es im alten Forum auch einmal - ich finde den Thread dazu gerade leider nicht. (Ich hab's versucht, wirklich.) Jemand schilderte seine Beziehung als recht offen, seine (jüngere) Frau sei hocherotisch und warum solle man ihr den Spaß nehmen, mit einem anderen Mann zusammenzukommen? Dies dem Partner zu verbieten sei Ausdruck dafür, den Partner besitzen zu wollen. Dieser Teilnehmer schien jedenfalls nichts dagegen zu haben, seiner Frau außereheliche Beziehungen zu gestatten. Auf meine Frage, wie er sich denn fühlen würde, wenn er sie mit einem anderen Mann womöglich im eigenen Ehebett erwischen würde, kam als Antwort: das große Schweigen. Auf meine Frage, ob ihm in einer solchen Situation nicht das Adrenalin durch den Körper schießt und wenn ja, warum, kam: nichts. Damit war der Thread meines Wissens auch zu Ende, niemand schrieb mehr etwas.

Ich halte das für bezeichnend. Es wird immer theoretisch diskutiert, aber wenn eine Situation wie oben geschildert denn eintritt - in ihre vollen Härte und Konsequenz -: was fühlt man dann? Und warum?

Meine implizite Behauptung von damals ist: es gibt in den meisten von uns etwas, das nach Exklusivität in einer Liebesbeziehung verlangt. Was ist das? Einige sagen, es sei der pure Egoismus, den es freilich zurückzudrängen gilt. Ich bin da vorsichtig und gebe diesem Etwas keinen Namen, sondern registriere zunächst einmal, daß es bei vielen vorhanden ist. Und frage mich: hat es nicht eine Funktion?

Liebe Grüße
UncleK

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vienna
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 18:04

das ist aber schön!
so viele unterschiedliche ansätze, da drängt sich ein kommentar zwingend auf*gg*

@pitt:
das thema gegenseitigkeit ist zweifellos wichtig. sollte der eine mal kein lust darauf haben in die weite welt zu schnuppern ist das natürlich auch ok. du darfst heißt bei mir nicht du solltest oder du musst. für mich stellte sich auch nicht die frage des aufrechnens. ich bin der ansicht, dass dieses modell von zwei menschen besonders gut gelebt werden kann, wenn beide mehr zu geben haben als zu nehmen.

zur ehe und deiner aufgeworfenen frage warum nicht auch homo-, oder mehrfachehen: weil unsere gesetze die ehe institutionalisiert haben. sie ist mit unheimlich vielen paragrafen gespickt...wenn die nicht wären, dann müsste man deine frage nicht stellen, sondern sagen: wer oder was sich liebt, soll doch tun, was den beteiligten gefällt*zwinker*solltest du mir jetzt die hippy-mütze aufsetzten wollen-mach nur, ich komm damit zurecht*gg*

@annak:
ich kann dich sehr gut verstehen!
viele menschen wollen das eine, sexualität, exklusiv mit ihrem partner teilen. beide sind damit glücklich, das modell o.b.(offene beziehung) kommt für diese menschen nicht in frage. warum auch. man genügt sich. und ich meine das nicht zynisch, sondern ganz ohne wertung.
viele menschen suchen in ihrem partner auch die einzigartigkeit, ich nenne es das prinzensyndrom. dieser partner soll/muss alle meine bedürfnisse erfüllen....welch ein druck für den armen partner, wenn das nicht so ist. dann gehe ich einfach weiter und versuch den nächsten...und nächsten...

und auch eine verschiebung der frustration sollte nicht der beweggrund für eine o.b. sein. mehr ein teilen und maximieren der freude:-) und auch der christliche glaube ist völlig in ordnung, solange du mit ihm und er mit dir zufrieden ist...nur was, wenn ein glaube hinterfragt wird, eine beziehungsform hinterfragt werden soll...?

@black existenz:
sorry für mich wars zu verwirrend, ich versuche es zu entwirren und antworte dann...nicht bös sein*lach*

@unclek:
exklusivrechte gibt es in diesem modell keine. man besitzt nichts, man teilt sich und hat freude daran zu sehen, wie man als einzelperson und als paar wächst...

@candle:
der plakative vergleich von taffi mit dem kino ist zugegebenermaßen nicht ganz glücklich*gg*, aber es ist der beginn...ein zartes ausbrechen aus dem, was viele als partnerschaft verstehen...man muss doch als "guter" partner das wollen, was er/sie gerade will*gg*
für mich besteht eine beziehung aus drei eckpfeilern, der seelischen komponente, der geistigen und der körperlichen....im besten falle, und ich bin mit solch einer frau verheiratet, sind alle drei komponenten abgedeckt und werden befrieidgt...viele beziehungen laufen nicht so. und auch mir ist manchmal nach einem gespräch mit einer anderen frau, oder auch einer berührung, begegnung oder mehr...*lächel*
und dann darf ich mit gutem gewissen ohne zu lügen, ohne zu betrügen jemand anderen küssen in den arm nehmen, in die augen sehen und auch sex mit ihm haben...und hier betone ich nochmal, mein/unser modell ist nicht für alle zur nachahmung empfohlen, aber jeder der will, kann sich etwas davon herausnehmen*gg*

@kalika:
weil uns sex als soooo bedeutend, so einend und so exklusiv verkauft wird, deshalb wollen wir nur einen dafür, denke ich. und wenn du dem sex den reiz des besonderen nimmst, dann bekommt er plötzlich ganz neue qualitäten. dein beispiel mit dem mann und den 4 frauen find ich gut, weil es zeigt, was geschieht, wenn man sucht, haben will und bedürftig ist wie die jeweilige dame, der der guru kein bettplätzchen gewährt...aber es gibt mehr als einen richtigen, im extremfall gibt es nur richtige, aber das würde jetzt zu weit führen*gg*. die frauen sollten sich umsehen und auch mit anderen spaß und erfüllung haben...
mich bindet der augenblick der inneren wärme mit einem menschen mehr als guter sex. die botenstoffe un dhormone werden ausgesandt um der natur zu entsprechen-nämlich nachkommen zu zeugen und von einem inhaber starker gene versorgt zu wissen...

hui, das war aber ein lange antwort,

vienna

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UncleK
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 18:34

Hallo Vienna!
vienna hat geschrieben:@unclek:
exklusivrechte gibt es in diesem modell keine. man besitzt nichts, man teilt sich und hat freude daran zu sehen, wie man als einzelperson und als paar wächst...
Mit Exklusivrechten habe ich einen Terminus der Thread-Eröffnerin aufgenommen, quasi als Zitat. Du hast natürlich recht, wenn Du sagst, daß es nicht wirklich Exklusivrechte geben darf/sollte, also im Sinn etwa einer Verfügungsgewalt über den anderen. (Den Rest Deiner Aussage halte ich auch für richtig.)

Es ging mit speziell um die Frage, was bei der Liebesbeziehung eines Paares noch das Exklusive sei (das für mich überhaupt solch ein Paar erst auf ein Fundament stellt), wenn man alles (Sex inbegriffen) auch mit anderen teilt. Wozu also überhaupt dann eine solche Paarbildung?

Liebe Grüße
UncleK

PS: Eigentlich möchte ich kalika nicht vorgreifen, da folgendes an sie gerichtet ist. Bin aber mal so frech, und merke was an:
vienna hat geschrieben:weil uns sex als soooo bedeutend, so einend und so exklusiv verkauft wird, deshalb wollen wir nur einen dafür, denke ich.
Wird es das so durchgängig? Die Umsätze der Pornoindustrie lassen mich da anderes denken.
vienna hat geschrieben:die frauen sollten sich umsehen und auch mit anderen spaß und erfüllung haben...
Wobei wir nicht verschweigen wollen, daß es auch das Mittel der Selbstbefriedigung mindestens zur Überbrückung gibt, bis einen der Meister zu sich ruft. (Nicht falsch verstehen: mit Meister ist hier nicht der liebe Gott gemeint. )
vienna hat geschrieben:die botenstoffe un dhormone werden ausgesandt um der natur zu entsprechen-nämlich nachkommen zu zeugen und von einem inhaber starker gene versorgt zu wissen...
Und ich dachte immer, Sex hätte auch soziale Bedeutung, nämlich eine Bindungsfunktion und wirke darüber hinaus (zumindest beim Mann) aggressionsabbauend. Unfruchtbare Menschen sollen ja auch Sex haben, wie man weiß. Greift man mit der Biologie da nicht zu kurz?

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Georgine
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 11.01.2008, 18:56

- wo liegt der unterschied zwischen inniger freundschaft und "liebe ohne sexualität"? wenn du schreibst eine offene beziehung würde doch sinn machen, wenn dem einen sexuell das nicht reicht, was der andere bieten kann kommt man schnell hin zum gedanken des nicht-gut-genug-seins. was unterscheidet eine liebesbeziehung mit nicht funktionierendem sexleben von einer freundschaft?
ich kenne auch ein paar, bei dem der mann z.b. impotent ist und die sich trotzdem "treu sind" (ich weiß, dass das schwierig zu verstehen ist).

hm, ich denke, das, was ein paar definiert ist dann eben neben dem sex auch noch, dass man bett und badewanne teilt, immer in verbindung steht, den anderen über schritte, die man im leben geht informiert, zusammen verreist und, dass man ab einem gewissen alter, eben auch zusammen wohnt.

ich kenne z.b. auch leute, die dann noch mit einem anderen andrsgeschlechtlichen ständig in kontakt stehen, sogar mit diesem dann auch in einem bett schlafen (ohne sex). das einzige, was wegfällt, ist das gemeinsame-in-der-badewanne-sitzen. solche leute sagen dann auf die frage, was dann noch der unterschied zwischen einer partnerschaft und einer freundschaft ist, dass es der sex ist. ich finde ein solches verhalten aber einfach nur asexuell.

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