Sich seiner Angst stellen

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Pfefferraupe
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Sich seiner Angst stellen

Beitrag So., 25.03.2018, 12:34

Hallo community,

wann habt ihr euch das letzte Mal eurer Angst gestellt? Um welche Angst handelte es sich und wie ist es euch davor, während dessen und danach ergangen? Macht es Sinn, sich mit seinen Ängsten zu konfrontieren? Habt ihr dementsprechende Erfolgserlebnisse?

Auf eine rege Auseinandersetzung zum Thema freut sich -

eure Pfefferraupe

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Pfefferraupe
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Beitrag So., 08.04.2018, 14:58

Angst ist mein zweiter Vorname. Zumindest in manchen Belangen.
Im Moment habe ich durch einen (gewollten) Jobwechsel neue Herausforderungen zu bewältigen. U.a. geht es da um das Auftreten in einer größeren Gruppe. Mein Selbstbewusstsein war noch nie berauschend, obwohl ich immer in allem gut war. Wohl genau aus dem Grund der Angst heraus habe ich meine Defizite stets durch Leistung und Hoffnung auf Anerkennung überkompensiert. Angst als Motor. Es gelang immer, bis jetzt.
Momentan habe ich wieder den Anspruch an Perfektionismus, doch es ist unmöglich. Zu viel Neues wirkt auf mich ein und ich fühle mich überfordert. Nun muss ich mich der Gruppe dennoch stellen, bin jedoch total unsicher. Die Gruppe nicht als Feinbild (Kindheitstrauma) zu betrachten, sondern als gutes Kollektiv, fällt mir unglaublich schwer. Im Konkreten äußert sich das durch nicht reden wollen vor der Gruppe.
Nun leide ich stetig vor mich hin, seit ich in diesem Job bin, möchte mich gleichzeitig aber auch entwickeln. Obwohl auch innere Ablehnung vorhanden ist, denn an und für sich möchte ich so sein wie ich bin und mich diesbezüglich nicht anstrengen wollen. Es ist wohl auch vermeiden im Spiel, denn Weiterentwicklung diesbezüglich heißt sich seinen Ängsten zu stellen und das ist extrem anstrengend zu alle dem, was ich sonst machen muss in meiner neuen Arbeit. Die Angst zu versagen steht im Vordergrund. Somit bleibt wiedermal, schweigen. Nicht aus mir herausgehen. Rückzug.
Herausgehen/kommen aus mir selbst bedeutet enorme Anstrengung. Diese Kraft denke ich momentan auch nicht zu haben, da der Job ohnehin schon alles an Ressourcen verbraucht. Hätte ich diesen Job nicht unbedingt wollen, hätte ich schon aufgegeben. So aber dachte ich mir zu Beginn, das wird schon irgendwie gehen. Ich werde da reinwachsen und mich entwickeln. Leider streubt sich mein Inneres wie ein renitentes Kind.
Das widerrum produziert Frust und Selbstunzufriedenheit und kostet sehr viel Kraft dagegen anzukommen.
An manchen Tagen will ich dagegen ankommen, an manchen Tagen denke ich mir, ich suche mir irgendeinen Eremiten-Job, dann hab ich dieses Problem erst gar nicht. Andererseits reizt es mich auch einer Gruppe anzugehören. Es hat nette Seiten an sich. Doch die Anstrengung des Integrationsprozesses vor allem durch das Ankämpfen gegen meine Ängste laugt mich aus. Ich denke ständig nur über meine Arbeit und diesen Prozess nach.
Bisher habe ich immer alles gut geschafft, aber momentan bin ich nicht sicher. Dabei hätte der Job so viele Vorteile. Es ist bitter, dass ich es nicht genießen kann.
Ich frage mich, wie lange so ein Prozess dauert. Wann werde ich erste Erfolge sehen?
Wer hat das schon aktiv praktiziert, in die Angst hineinzugehen, und was ist dann passiert?

Würde mich über Antworten freuen.

LG Pfefferraupe

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Barida
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Beitrag So., 08.04.2018, 16:32

Ach jaaa, Angst habe ich IMMER, scheint mein Lebensgrundgefühl zu sein, leider.
Sehr schwierig alles.

Immerhin habe ich mir in der Therapie ein paar kleine Ängste schonmal anschauen können, ganz vorsichtig. Und ja, ich denke, das scheint mir so eine Möglichkeit zu sein, etwas zu verändern:
die Angst auszusprechen.
Weil: ist sie geheim, ist sie direkt doppelt so groß. Tatsächlich hilft es ja sogar, wenn das Gegenüber sagt, daß es auch vor so etwas Angst hat oder hätte. Dann wird es etwas greifbarer und überlebbarer.

Deine Angst z.B. des nicht-reden-wollens vor der Gruppe, finde ich persönlich ganz normal und verständlich. Ich muß auch regelmäßig Vorträge halten und finde das auch immer noch doof. Vor meinem ersten hatte ich echt Panik und habe mich so geschämt, weil ich gezittert habe. Ich habe dann gesagt, daß bitte keiner nach dem Vortrag zum Augenarzt gehen soll, weil der Laserpointer wackelt, sondern daß das an meiner Aufregung liegt und alle haben gelacht und gesagt, daß es ihnen genauso ging. Da habe ich sehr gemerkt, daß ich mit meiner Angst nicht alleine bin, sondern, daß es den anderen ganz genauso geht.

Vielleicht hilft es dir ein bißchen, deine Ängste bei der Arbeit zumindest einer Kollegen/in gegenüber auszusprechen. Dann seid ihr ja schon zu zweit! Und das macht stärker.
Wie lange bist du denn überhaupt schon im neuen Job? Vielleicht forderst du von dir selber auch zu schnell zu viel?
Wohin möchtest du dich denn beruflich noch weiter entwickeln, gehört denn das zwangsläufig dazu, was dir im Moment schwer fällt oder gibt es vielleicht auch andere Wege?
:ermm: Wirrwarr oder Konträres in meinen Texten bitte ich zu entschuldigen. Es sind so viele unterschiedliche Meinungen und Ansichten in mir, ich bin noch auf der Suche nach dem GANZEN.


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Pfefferraupe
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Beitrag So., 08.04.2018, 18:06

Hallo Barida,

super Kommentar, danke vielmals!! Vor allem die Geschichte mit dem Laserpointer, haha, wie genial!!! :lol: Perfekt gelöst!!! :klatsch:

Also ich mache ja auch Therapie (wieder). Machte schon vor Jahren ein paar Jahre und nun wieder, aufgrunddessen. Meine alten Sachen konnte ich gut in den Griff bekommen, dauerte aber lange. Jetzt sollte das tunlichst schneller gehen, kann ja nicht jahrelang in der Firma schweigen.
Um deine Frage zu beantworten, es ist unumgänglich hier zu reden. Es ist quasi mein Job vor Leuten zu sprechen. Das baut sich langsam auf und wird dann immer mehr, mich in diese Situation zu bringen. Es sind nicht per se Vorträge (aber auch), sondern einerseits Meetings in der eigenene Firma (auch abteilungsübergreifend), aber auch "Meetings" in anderen Firmen. Und das ganze dann noch dazu in deutsch und später in Englisch (da Ausland). Näheres möchte ich hier nicht veröffentlichen.
Jedenfalls komme ich nicht umhin, sofern ich diesen Job behalten möchte.
In der Firma ist es schwierig, diese Ängste anzusprechen, da ich es mit Profis zu tun habe. Sie verstehen das zwar, das hilft mir aber irgendwie nicht weiter, um ehrlich zu sein. Es wird quasi vorausgesetzt, was auch irgendwie widerum klar ist, denn es gehört zum Jobprofil. Meint Therapeut meinte, ein Teil hat sich nunmal schon dafür entschieden (was vor Jahren bestimmt noch nicht möglich gewesen wäre) und der eine Teil sitzt nun in der Patsche - muss sich dem sozusagen stellen. Das war mir klar - rein theoretisch, vor ein paar Monaten. Praktisch ist die Umsetzung nun aber doch wesentlich schwieriger.
Ich bin erst ein paar Wochen dort.
Des weiteren habe ich mich nun entschlossen auf die Bühen zu gehen, quasi einen Schauspielkurs zu machen, um diese Ängste zu überwinden. Ich hoffe dieser Plan B klappt!

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Waldschratin
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Beitrag So., 08.04.2018, 18:27

Des weiteren habe ich mich nun entschlossen auf die Bühen zu gehen, quasi einen Schauspielkurs zu machen, um diese Ängste zu überwinden.
Find ich ne klasse Idee! :ja:
Da kannst du dich in "Ruhe" ausprobieren und neu kennenlernen, wie du bist, wenn du dich Ängsten stellst und sie überwinden kannst.

Ansonsten finde ich, dein Problem liegt eher in deinem Anspruch auf Perfektion denn in den Ängsten an sich. Die klingen mir recht "menschlich normal".
Und ja, ich seh das auch so : Du hast dir diesen Job "gesucht", also ist ein (nicht allzu kleiner Teil!) von dir nicht nur fähig, sondern auch bereit dazu, es auch mit den Ängsten aufzunehmen.

Ich hab eher den Eindruck, es geht dir nicht schnell und perfekt genug, da reinzuwachsen. ;-)
Du siehst doch eigentlich schon, wie`s geht : Die Anderen in der Firma "verstehen" deine Ängste = die kennen die also genauso!
Sind aber "Profis" = wissen, die Ängste "anzunehmen", und sie aber genauso zu überwinden.

Guck dir mal näher an, wie die das "machen".
Aus eigenem Umgang mit meiner Angst- und Panikstörung weiß ich, dass Angst nicht erst "weg" sein muss, bevor man sie "überwunden" bekommt.
Sie ist "da", oft genug erscheint sie mir "übermächtig-riesengroß-unüberwindbar". Aber wenn ich dann "trotzallem" mir alles egal sein lasse, es riskiere, mich absolut zu blamieren und doof dazustehen im Zweifelsfall, dann krieg ich sie überwunden.
Nicht immer, schon gar nicht "absolut und perfekt", aber dafür "immer öfter". :ja:

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Barida
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Beitrag Mo., 09.04.2018, 15:39

Liebe Pfefferraupe,
ich habe mir nicht ein paar Tage und Wochen zur Eingewöhnung in den neuen Job gegeben (habe vor knapp 5 Jahren nochmal wo neu angefangen), sondern 6 Monate!!! Und ich denke, das ist auch realistisch. Du musst ja überhaupt erstmal die Leute ein bißchen kennen- und einschätzen lernen und die Strukturen durchblicken, das dauert doch etwas! Sei ganz entspannt!!! Das KANN man einfach nicht innerhalb ein paar Wochen! Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Du nur schweigst :-)) Du orientierst Dich! Du schaust Dich um. Du analysierst! Und man muß doch auch erst mal herausfinden mit wem man WIE sprechen kann!
Du hast einen mutigen Schritt gewagt. Der wird dich weiterbringen. Du schaffst das, sonst hättest du ihn nie gewagt! Und es ist immer auch schön, NEU anzufangen. Z.B. sieze ich jetzt alle meine Mitarbeiter, auch wenn es mir schwer fällt, weil ich sie nett und sympathisch finde, aber es hält Distanz und, ja, ein bißchen Respekt auch. Ich bin jetzt auch ein bißchen älter als meine Mitarbeiter, weswegen die erwarten, daß ich es besser weiß. Ja, tu ich oft, weil ERFAHRUNG eine Menge ausmacht. Nicht Wissen angelernt: sondern gearbeitet und Fehler gemacht und sich geschämt und aus Fehlern gelernt! Das tun wir alle. Und wenn nicht: EGAL! Da die anderen, die es auch nicht besser können oder besser gemacht hätten: egal! Du schaffst das! Sei mutig! Gib Dir 6 Monate Zeit!
Liebe Grüße, Barida
:ermm: Wirrwarr oder Konträres in meinen Texten bitte ich zu entschuldigen. Es sind so viele unterschiedliche Meinungen und Ansichten in mir, ich bin noch auf der Suche nach dem GANZEN.


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Pfefferraupe
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Beitrag Di., 10.04.2018, 17:50

@ Waldschratin,
vielen Dank für deinen Beitrag! Ich habe auch große Hoffnung, dass mir die Bühne weiterhelfen wird. Ich muss halt proaktiv da ran gehen an diese Sache, und das fällt mir schwer.
Ja, der Perfektionismus schlägt wieder voll zu. Dachte dies gehört längst der Vergangenheit an. Leider doch nicht. Was ich auch hoffe, dass du damit recht hast, dass ein größerer Anteil in mir nun bereit ist, sich dem zu stellen. So wäre der Plan. Ob das auch mein innerer Plan ist, den ich nicht bewußt beeinflussen konnte, wird sich zeigen! Ich baue mal drauf!
Waldschratin hat geschrieben: So., 08.04.2018, 18:27
Aus eigenem Umgang mit meiner Angst- und Panikstörung weiß ich, dass Angst nicht erst "weg" sein muss, bevor man sie "überwunden" bekommt.
Sie ist "da", oft genug erscheint sie mir "übermächtig-riesengroß-unüberwindbar". Aber wenn ich dann "trotzallem" mir alles egal sein lasse, es riskiere, mich absolut zu blamieren und doof dazustehen im Zweifelsfall, dann krieg ich sie überwunden.
Nicht immer, schon gar nicht "absolut und perfekt", aber dafür "immer öfter". :ja:
Gratulation! Ich weiß wie schwer es ist, drum meine absolute Hochachtung! Mit immer öfert meinst du konkret was?

LG Pfefferraupe

@ Barida, ich gehe auf dich nächstes Mal ein, bin heute schon zu k.o. Dennoch vielen Dank für deinen Beitrag, der mir wieder gut gefällt!


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Pfefferraupe
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Beitrag Di., 10.04.2018, 17:52

so, jetzt hab ich da irgendetwas vermurkst innerhalb des Zitates..... im Sinne der Entgegenwirkung meines Perfektionismus lasse ich das aber so stehen. Danke fürs Verständnis


Waldschratin
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Beitrag Di., 10.04.2018, 19:58

Pfefferraupe hat geschrieben:so, jetzt hab ich da irgendetwas vermurkst innerhalb des Zitates..... im Sinne der Entgegenwirkung meines Perfektionismus lasse ich das aber so stehen.
:thumbsup: Recht so! :ja:

Ich habs auch so verstanden, was du geschrieben hast. Antworte dir aber auch erst morgen, bin recht erschlagen heute und es "quietscht" beim Denken. :->

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Faux
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Beitrag Mi., 11.04.2018, 11:43

Hmh, die Ursachen für Ängste können durchaus vielschichtig sein.
Und nicht immer ist die Psyche der alleinige Grund dafür.
Wichtig erscheint es mir jedoch, gegen eine Kultivierung der Angst anzukämpfen. Sei es jetzt psychisch oder anders begründet, so liegt doch ein gestörtes Verhältnis zum Körper vor. Nicht nur der Geist, sondern auch der Körper leidet.
Beides läuft nicht mehr synchron. Schauspielerei erscheint mir jedenfalls ein guter Weg, einen gewissen Einklang wieder zu verstärken. Selbstanalyse, Experiment, Herausforderung, Wagnis...............Selbstbewusstsein.
Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass man da für die alltägliche Inszenierung besser gewappnet ist und man Angstsituationen auch durchspielen kann.


Waldschratin
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Beitrag Mi., 11.04.2018, 12:32

So, jetzt aber! :-) :
Pfefferraupe hat geschrieben:Mit immer öfert meinst du konkret was?
Naja, die "Grundhaltung" in mir, dass ich nur dann halbwegs (halbwegs...! :kopfschuettel: :-> ) ok bin, wenn ich absolut "fehlerfrei perfekt" bin, ist halt da und lässt sich nicht so einfach "austauschen" oder wegmachen etc.

Deshalb geh ich dagegen an, indem ich, wenn ich merke, jetzt stellst du mal wieder "absolute" Ansprüche an dich, mit veränderter Sicht drauf reagiere : Was ist schon schlimm dran, wenn du mal Fehler machst?
Machen Andere doch auch dauernd! Und die nimmst du trotzdem für voll, nimmst ihnen das nicht übel, denkst nicht schlecht von ihnen etc.

Also im Prinzip : Gleiches Recht für alle! :->
Wenn ich anderen gegenüber so "gnädig" empfinden kann, warum dann nicht auch mir selbst gegenüber?

Und so ein Umdenken braucht halt Übung.
Wiederholung, ein ums andere Mal, wann immer mir bewusst wird, jetzt bist du mal wieder im "Absoluten" unterwegs oder auf dem Weg dahin.

Und naja : Auch da bin ich halt nicht perfekt. :-D
Manchmal stell ichs erst fest, wenn ich schon mitten im perfektionistischen Denken drinhänge.
Und dann mach ich mir das Prinzip aus der Achtsamkeit zunutze : Nicht weiter tragisch, mal wieder gedanklich vom gewünschten Weg abgedriftet zu sein. Auch egal, wie lange oder intensiv.
Wichtig ist wirklich nur, dass ich wieder "zurückkehre" zu dem, was mir tatsächlich wichtig ist und ich im Fokus behalten möchte.
Ohne große Selbstvorwürfe, mich anklagen, Schuldgefühle, Versagensdenken etc. pp. blabla.

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Barida
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Beitrag Mi., 11.04.2018, 21:03

Es lebt sich besser, wenn man nicht so perfekt ist. Es lebt sich entspannter und man kann es ja eh gar nie sein.
Die Aalglatten, das sind doch die, die man nicht so mag und denen man auch irgendwie mißtraut. Wenn man an denen dennoch einen kleinen Fehler entdeckt (und das wird man ja zwangsläufig), dann kommt immer auch ein wenig Schadenfreude. Dann müssen sich die Perfekten immer noch ein wenig härter, strenger und mächtiger machen. Anstrengend und traurig.
Die, von denen man lernt, sind die, konflikt- und kompromissfähig sind. Die Fehler zugeben und auch offenlegen, damit alle draus lernen können. Die offen für Anregungen und Neues sind. Und das kann man doch auch nur sein, wenn man nicht in seinem Perfektionismus festgefahren ist. Wer schonmal einen Fehler offengelegt hat, weiß, wie schwer und schamvoll das ist, vor allem, weil man Fehler ja NIE extra macht. Ist immer schlimm und unangenehm. Das Krasse ist: im Endeffekt bekommt man viel Respekt zurück und so ein Fehler wird sich im Team nie mehr wiederholen, weil wirklich alle daran lernen. Ist aber vielleicht auch Bereichsspezifisch :-)
Ich will nur eine Lanze für die Unperfekten brechen :-)
Obwohl in unterschiedlichen Machtpositionen, sind die Unperfekten dennoch Menschen auf Augenhöhe und passen gegenseitig auf sich auf, WEIL sie auf Fehler aufmerksam machen DÜRFEN. Und wissen, daß ihnen selbst auch Fehler passieren werden. Und das macht im Endeffekt den ganzen Arbeitsbereich sicherer.
:ermm: Wirrwarr oder Konträres in meinen Texten bitte ich zu entschuldigen. Es sind so viele unterschiedliche Meinungen und Ansichten in mir, ich bin noch auf der Suche nach dem GANZEN.


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Pfefferraupe
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Beitrag So., 15.04.2018, 17:09

Liebe Alle!
Faux hat geschrieben: Mi., 11.04.2018, 11:43
Wichtig erscheint es mir jedoch, gegen eine Kultivierung der Angst anzukämpfen.

Selbstanalyse, Experiment, Herausforderung, Wagnis...............Selbstbewusstsein.

Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass man da für die alltägliche Inszenierung besser gewappnet ist und man Angstsituationen auch durchspielen kann.
Drei sehr gute Sätze, die ich mir da jetzt rausgepickt habe!
Leider hat sich meine Angst über die letzten 20 Jahre bereits kultivieren können. Trotz Therapie - in der ich div. Ängst abbauen konnte, blieben jene von mir Beschriebenen bestehen. Hierzu übe ich mich nun in Satz 2. Vollkommen richtig! Momentan empfinde ich meine Aktionen durchaus als Wagnis und Experiment, welche herausfordernd sind und definitiv auch Selbstanalyse dazu benötigt.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 11.04.2018, 12:32 Deshalb geh ich dagegen an, indem ich, wenn ich merke, jetzt stellst du mal wieder "absolute" Ansprüche an dich, mit veränderter Sicht drauf reagiere
Womit ich mir schwer tue, ist überhaupt zu erkennen, wann bzw. ob ich absolute Ansprüche an mich stelle. Ich höre das nur von außen über Rückmeldungen. Es wird bei mir geortet, aber ich spüre das nicht. Für mich ist das der Normalzustand. Darüber werde ich nachdenken, wie ich mir diesbezüglich helfen kann, es zu erkennen.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 11.04.2018, 12:32 Wichtig ist wirklich nur, dass ich wieder "zurückkehre" zu dem, was mir tatsächlich wichtig ist und ich im Fokus behalten möchte.
Ohne große Selbstvorwürfe, mich anklagen, Schuldgefühle, Versagensdenken etc. pp. blabla.
Wenn du das kannst, bist du schon weit! :thumbsup:
Barida hat geschrieben: Mi., 11.04.2018, 21:03 Es lebt sich besser, wenn man nicht so perfekt ist. Es lebt sich entspannter und man kann es ja eh gar nie sein.
Die Aalglatten, das sind doch die, die man nicht so mag und denen man auch irgendwie mißtraut. Wenn man an denen dennoch einen kleinen Fehler entdeckt (und das wird man ja zwangsläufig), dann kommt immer auch ein wenig Schadenfreude. Dann müssen sich die Perfekten immer noch ein wenig härter, strenger und mächtiger machen. Anstrengend und traurig.
Ja, guter Denkansatz!
Barida hat geschrieben: Mi., 11.04.2018, 21:03 Die, von denen man lernt, sind die, konflikt- und kompromissfähig sind. Die Fehler zugeben und auch offenlegen, damit alle draus lernen können. Die offen für Anregungen und Neues sind. Und das kann man doch auch nur sein, wenn man nicht in seinem Perfektionismus festgefahren ist.
Da ist was wahres dran!
Barida hat geschrieben: Mi., 11.04.2018, 21:03
Ich will nur eine Lanze für die Unperfekten brechen :-)
Sehr gut! :-D

Über das Thema Fehler machen dürfen weiß ich bescheid, bloß mit der Umsetzung hab ich meine Mühen. Wie schon gesagt, wer macht gerne einen Fehler. Fehler machen fühlt sich immer sehr unangenehm an.

Barida hat geschrieben: Mo., 09.04.2018, 15:39 ich habe mir nicht ein paar Tage und Wochen zur Eingewöhnung in den neuen Job gegeben (habe vor knapp 5 Jahren nochmal wo neu angefangen), sondern 6 Monate!!! Und ich denke, das ist auch realistisch. Du musst ja überhaupt erstmal die Leute ein bißchen kennen- und einschätzen lernen und die Strukturen durchblicken, das dauert doch etwas! Sei ganz entspannt!!! Das KANN man einfach nicht innerhalb ein paar Wochen! Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Du nur schweigst :-)) Du orientierst Dich! Du schaust Dich um. Du analysierst! Und man muß doch auch erst mal herausfinden mit wem man WIE sprechen kann!
Du hast einen mutigen Schritt gewagt. Der wird dich weiterbringen. Du schaffst das, sonst hättest du ihn nie gewagt! Gib Dir 6 Monate Zeit!
Auch ein sehr guter Beitrag! Das mit den 6 Monaten hat mir unlängst auch jemand gesagt. Und ja, ich analysiere, ob ich will oder nicht, das macht meine Psyche ganz von alleine. Ist halt anstrengend. Stattdessen könnte ich auch unvoreingenommen auf Menschen zugehen, das verbietet mir aber mein innerer Wächter. Es könnte ja überall eine Gefahr lauern. Leider habe ich insgesamt ein großes Misstrauen gegenüber den Menschen. Das ist meine neueste Erkenntnis aus der Therapie. War mir gar nicht so bewusst. :neutral:

Ich danke euch sehr für eure Unterstützung! Dieser Austausch ist extrem konstruktiv und hilft mir!

LG Pfefferraupe


Waldschratin
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Beitrag Mo., 16.04.2018, 13:06

Ich hab das auch verinnerlicht : Misstrauen gegenüber allem, was sich "Mensch" nennt, überall ständig Gefahr, also ständige "Wachsamkeit" im Innersten. Ich kenne das von klein auf nicht anders, von daher ist mir das auch der "Normalzustand" und erstmal nicht anders denkbar.

Ich hab da beim Peter A. Levine viel Hilfreiches drüber gelesen im Laufe meiner Jahre. Hab dadurch manches besser verstanden, warum ich "so" funktioniere und mich mit vielerlei rumzuplagen hab, was Andere gar nicht erst nachvollziehen können.
Und dann daraus so nach und nach allerhand für mich entwickelt.

Aber mir ist auch klar, dass es meine Grundstruktur ist.
Bei aller Erkenntnis drüber, dass auch chronisch "Eingefrästes" nach wie vor veränderbar ist, ist mir bewusst, dass es keine "Wiederherstellung" geben wird in einen "Normal"-Zustand, denn das "Normale" IST bei mir ja das Traumatisierte.

Es geht um "Transformation", so hab ich das für mich in Arbeit genommen.
Damit umgehen, eine "Optimierung" für mich, ganz individuell, mir zu erarbeiten.

Damit setze ich dann auch schon wieder der Perfektion was Gutes entgegen. Denn "Optimales" für mich persönlich kann sich ja gar nicht vergleichen lassen - und damit auch nicht "messen" - an anderen, am vermeintlich "Normalen".

Die Umsetzung aller dieser "Erkenntnisse" (die auch im Laufe meines Lebens immer mal wieder sich ändern, "angleichen" und halt auch ner Transformation unterliegen) seh ich mittlerweile als "Lebensaufgabe". Mehr als ne innere Haltung denn ne "Aktivität nach außen".
Das hat v.a. meine Hoffnung auf "Heilung" und wann kann das Leben denn nun endlich anfangen mittlerweile sehr entspannt. :ja:

Ich lebe JETZT, mit all meinen Gegebenheiten, so wie sie nunmal sind.
JETZT da draus was machen ist das Beste und Lebendigste, was ich tun kann.
Auch wenns mich manchmal annervt oder ich das große K*tzen kriegen könnte und mich selber nicht "mag" zeitweise. :->

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Barida
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Beitrag Mo., 16.04.2018, 13:39

Danke für diesen Beitrag, Waldschratin. Wenn man es schafft, nur ein bisschen, immer mal wieder und vielleicht auch nur kurz aus dieser Anstrengung, aus dem Misstrauen, aus dem Aufpassen herauszukommen, gibt das so einen Gewinn an Lebensqualität..... Es ist leider nur immer und immer wieder aktive Arbeit da hinzukommen.....
:ermm: Wirrwarr oder Konträres in meinen Texten bitte ich zu entschuldigen. Es sind so viele unterschiedliche Meinungen und Ansichten in mir, ich bin noch auf der Suche nach dem GANZEN.

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