Gehe mit Bauchschmerzen zur Arbeit

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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yuna
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Gehe mit Bauchschmerzen zur Arbeit

Beitrag Mi., 21.09.2011, 21:29

Hallo ihr Lieben!

Heute bin ich mal in einer anderen Sparte unterwegs. Seit kurzem existiert in meinem Job ein Problem mit dem nicht so gut zurechtkomme. Ich bin Erzieherin im Anerkennungsjahr. Die letzten drei Jahre habe ich damit zugebracht mein Abitur zu machen und jetzt bin ich im vierten Jahr (eine schulische Ausbildung Abitur+ Erzieherin).
Ich liebe die Arbeit mit Kindern und es macht mir sehr viel Spaß. Die Anleiterinnen in den Praxiseinrichtungen in denen ich während meiner Praktika gearbeitet habe waren recht zufrieden mit mir (natürlich habe ich auch Fehler gemacht und es lief nicht immer reibungslos). In meiner letzten Praktikumseinrichtung habe ich eine sehr gute Resonanz von meiner Anleitung erhalten. Sie sagte mir wortwörtlich: Alles was du machst ist richtig gut, aber du musst dir selbst auch etwas zutrauen.

Jetzt bin ich für ein Jahr in einer Kindertagesstätte. Das Problem ist, dass ich mit meiner Anleitung absolut nicht klar komme. Sie hat bis jetzt vieles einfach nur schlecht geredet, obwohl ich nichts anders gemacht habe als in anderen Einrichtungen. Spielkreise sind eigentlich mein Steckenpferd, aber mein Spielkreis, den ich durchgeführt habe soll auf einmal grottenschlecht sein. Das Freispiel (also die morgendliche Spielphase in der es meine Aufgabe ist mit den Kindern und Eltern in Kontakt zu treten und die Kinder zum Spielen zu motivieren) ist grottenschlecht und ich wäre nicht fähig mit den Kindern morgens alleine zu sein. Und so weiter... doch anstelle von Tipps kann ich mir immer wieder derartige Kritiken anhören.
Ich habe keinerlei Schwierigkeiten mit Kritik, das gehört zum Job, immerhin muss ich ja auch mit der Kritik von Eltern umgehen können.
Aber wenn mir jemand sagt: "Mir stehts bis hier. Du bekommst ja gar nichts hin." dann stimmt mich das schon traurig und geht mir sehr an die Nieren. Letzte Woche kamen mir bei genau diesen Worten die Tränen und dann kam der Spruch: "Du heulst ja andauernd nur rum." Na danke.

Da vergeht mir einfach die Lust und ich gehe schon am Morgen mit Bauchschmerzen zur Arbeit. Konzentration ist gar nicht mehr drin und auch nicht mehr dieses offene Zugehen auf die Kinder, aus der Angst heraus etwas falsch zu machen (obwohl ich weiß, dass ich es kann).
Wie soll ich auf das Verhalten meiner Anleiterin in Zukunft reagieren? Was kann ich tun, damit ich nicht daran kaputt gehe?
Das macht mich alles so fertig und ich zweifle mittlerweile sehr stark an mir selbst.

Liebe Grüße,
yuna

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 21.09.2011, 21:40

Meiner Erfahrung nach... wenn jemand so unmotiviert rumkritisiert, dann liegts selten an der Qualität der Arbeit, sondern es steckt irgendwas anderes dahinter. Vielleicht kann die Person Dich nicht leiden? Will Dich rausekeln? Will jemand anderen an deiner Stelle haben?
Der Punkt ist, wenn es so ist, kannst Du nicht wirklich was machen dagegen, sie wird ihr Ziel erreichen, sei es, weil sie dich mit irgendwelchen fachlichen Begründungen loswird, sei es, weil sie dich so lange zermürbt, bis du gehst. Ich sags beinhart.
Die beste Möglichkeit in solchen Fällen ist, es direkt ansprechen. Bitte um ein Gespräch und lass Dir jede Kritik einzeln erklären. Frag nach, was Du falsch machst, frag, wie dus besser machen kannst, sei richtig LÄSTIG dabei
Dann gibts 2 Möglichkeiten: entweder sie steigt wohlwollend drauf ein - dann könnte sich sogar was gutes daraus entwickeln. Oder sie machts eben nicht, dann weißt du, wie der Hase läuft und kannst dich anderwertig umsehen.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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tangua
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Beitrag Sa., 24.09.2011, 18:49

yuna hat geschrieben:Wie soll ich auf das Verhalten meiner Anleiterin in Zukunft reagieren? Was kann ich tun, damit ich nicht daran kaputt gehe?
Das macht mich alles so fertig und ich zweifle mittlerweile sehr stark an mir selbst.
Liebe Yuna,

ich schließe mich Ratlosigkeit voll und ganz an und vermute auch, dass Deine Anleiterin wohl in erster Linie ein Problem mit sich selbst hat. Vielleicht ist sie privat unglücklich, vielleicht neidisch auf Deine Jugend, wer weiß das schon? ABER: Das Spekulieren über die Befindlichkeiten der Dame nützt Dir ja leider nicht viel.

Ich würde an Deiner Stelle, ebenso wie Ratlosigkeit es schon geschrieben hat, knallhart und konsequent darauf bestehen, dass sie Dir GENAU (!!) erläutert, was Du ihrer Meinung nach falsch machst und wie Du es besser machen kannst. Gib´ ihr den Ball zurück und fordere sie auf, konkret zu werden und bleibe vor allem dabei, auch wenn es vielleicht für Dich bedeutet, Dinge runterzuschlucken und die Zähne zusammenbeißen zu müssen. Am Ende wirst Du gestärkt daraus hervorgehen, dessen bin ich mir ziemlich sicher.

Ich komme zwar aus einer völlig anderen Branche und bin mittlerweile schon lange selbständig, aber ich hatte auch mal so einen Chef, der sich auf dieselbe Weise verhielt. So blöd die Zeit damals auch für mich war, aber ich bin daran gewachsen und es hat meinem Selbstbewusstsein nicht geschadet, mich damals konstruktiv gewehrt zu haben.

LG
tangua

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Nico
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Beitrag Sa., 24.09.2011, 18:59

Auch ich kann mich da Ratlosigkeit nur anschliessen.
Du hast ja eh nichts zu verlieren, bist ja nur für ein Jahr dort und es ist ja nicht deine endgültige Chefin mit der du da auf Konfrontation gehst.
Stutzig macht mich nur, dass dich das derart aus dem Gleichgewicht bringt.
Klar ist es niemals angenehm wenn man mehr oder weniger unqualifiziert kritisiert wird, aber wenn man, so wie du, überzeugt ist gute Arbeit zu leisten, sollte man schon ein Bisserl drueberstehen und nicht gleich die Nerven wegwerfen.
Oder ahnst du vielleicht, dass die Kritik nicht ganz unberechtigt ist ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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yuna
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Beitrag Mo., 03.10.2011, 22:32

@ tangua:
Ich würde an Deiner Stelle, ebenso wie Ratlosigkeit es schon geschrieben hat, knallhart und konsequent darauf bestehen, dass sie Dir GENAU (!!) erläutert, was Du ihrer Meinung nach falsch machst und wie Du es besser machen kannst. Gib´ ihr den Ball zurück und fordere sie auf, konkret zu werden und bleibe vor allem dabei, auch wenn es vielleicht für Dich bedeutet, Dinge runterzuschlucken und die Zähne zusammenbeißen zu müssen.
Ich habe dieses Gespräch gesucht, doch konstruktive Rückmeldung habe ich leider vergebens erwartet. Und vor allem gibt sie mir das Gefühl ein Vollversager zu sein.
Ich soll zu den Kindern eine emotionale Bindung aufbauen, soll gleichzeitig eine, meiner Ansicht nach, extreme Distanz wahren (Trost spenden funktioniert aber in vielen Fällen nur, wenn die Kinder in den Arm genommen oder ihre Tränen getrocknet werden).
Ich soll Autorität und Präsenz zeigen (logisch), meine Autorität wird aber insofern untergraben, indem sie mich vor den Kindern stramm stehen lässt (was natürlich auch bedeutet, dass Spielkreise mir vollkommen aus dem Ruder laufen).
Ich soll mich bei den Kindern durchsetzen, aber bei einem Lehrerbesuch soll ich das bloß nicht.
Und das Sahnehäubchen ist, dass das Berufskolleg ihres Erachtens auch Schüler/innen mit weitaus schlechteren Leistungen durchkommen lässt (aha).

In anderen Einrichtungen hatte ich diese Probleme nicht. Wohl wahr, im Anerkennungsjahr trage ich mehr Verantwortung (in dem letzten Praktika haben mich die Erzieherinnen durchaus auch häufiger mit den Kindern allein gelassen und da ist kein Chaos entstanden), aber ich muss dich doch wohl auch einleben dürfen, ohne die ganze Zeit diesen negativen Rückmeldungen ausgesetzt zu sein. Ich finde es sehr schwer Höchstleistungen zu vollbringen, wenn alles was ich tue grundsätzlich falsch ist.

Es gibt da übrigens eine neue Entwicklung. Meine Betreuungslehrerin hat mich besucht. Ja, es war eine einzige Katastrophe. Ich war total blockiert hatte totale Angst davor zu versagen. Was am Ende auch geschehen ist. Und auf einmal machte meine Anleiterin auf gut Wetter, als meine Lehrerin dabeisaß. "Ach, das tut mir ja so leid für dich, aber das war ja wohl nix."
Meine Lehrerin: "Ja, Sie sollten überlegen, ob es das Richtige für Sie ist." Hallo? Also habe ich die ganze Zeit das Falsche gemacht, ohne, dass es mir jemand sagt? In Ordnung, meine Klassenlehrerin hat am Anfang der Ausbildung gesagt: "Ich weiß ja nicht." und im dritten Jahr: "Sie haben sich sehr gesteigert im Umgang mit den Kindern." Alles klar!

@ Nico:
Stutzig macht mich nur, dass dich das derart aus dem Gleichgewicht bringt.
Klar ist es niemals angenehm wenn man mehr oder weniger unqualifiziert kritisiert wird, aber wenn man, so wie du, überzeugt ist gute Arbeit zu leisten, sollte man schon ein Bisserl drueberstehen und nicht gleich die Nerven wegwerfen.
Das Problem besteht darin, dass ich solche Dinge sehr nah an mich heranlasse und das auch meine Arbeit immens beeinflusst (sicher, das sollte nicht passieren). Ganz besonders dann, wenn mir wirklich vorgeworfen wird, gar nichts zu können und vollkommen unqualifiziert zu sein. Weißt du, ich hab wirklich Spaß daran mit Kindern zu arbeiten, aber leider hat meine Anleiterin mich so klein gemacht, dass ich mir selbst nun gar nichts mehr zutraue.
Oder ahnst du vielleicht, dass die Kritik nicht ganz unberechtigt ist ?
Natürlich mache ich Fehler, das darf mir in der Ausbildung auch passieren, so lange sie nicht gravierend sind. An manchen Stellen kann ich die Kritik verstehen, dennoch erschwert sie mir die Arbeit ungemein, wenn sie zum Beispiel im Stuhlkreis sitzt und sich quer über die Köpfe der Kinder und meinen Kopf hinweg zu einer Kollegin sagt: "Das hat keinen Zweck. Das funktioniert gar nicht." Weiß ja nicht ob das der richtige Weg ist?!
Ich habe das Gefühl, dass sie mich umkrempeln will, aber ich bin nicht der Mensch, der zu Kindern laut wird, ich bin nicht der Mensch der die Kinder im militärischen Ton zur Ruhe auffordert oder zu einem Spiel auffordert: "Ich möchte dass ihr jetzt zusammen spielt.", "Du bist ruhig." etc.

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