Eingeladen vom MDK

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Winterblume
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Eingeladen vom MDK

Beitrag Mi., 09.12.2009, 11:35

Ich bin hier frisch angekommen, weil ich dringend Hilfe suche.

Ich arbeite in einem Bürojob und bin wegen F 48.0 (Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, Neurathenie) krankgeschrieben. Ich habe auch Beratungsaufgaben in meinem Arbeitsbereich, somit ständigen Kunden- und Menschenkontakt.

Nun bin ich insgesamt 5 Wochen krankgeschrieben, habe über meinen Hausarzt einen Psychotherapeuten vermittelt bekommen, der glücklicherweise auch noch vor Weihnachten einen Termin freihatte (jemand hatte abgesagt, ich habe eine Überweisung für 5 probatorische Gespräche).

Mein Hausarzt kennt mich schon lange, weiß, dass ich seit Sommer diesen Jahres immer stärker belastet bin (hohe Fehlzeiten anderer Kollegen, Einarbeitung neuer Kollegen natürlich während der normalen Arbeitsaufgaben; hohes Arbeitspensum)

Und nun erhalte ich heute einen Brief vom MDK, ich möge mich in 1 Woche zum Gespräch finden.

Den Psychotherapeuten kann ich ja zum Glück noch vorher erreichen, aber andere Aussagen oder Gutachten außer die meines Hausarztes habe ich nicht.

Bei mir ist das schlimmste auch nicht, dass ich mittlerweile bei den Gedanken an die Arbeit Magenschmerzen oder Herzklopfen bekomme. Ich leide seit Sommer an immer stärkerer Müdigkeit, kann mich über geschaffte Aufgaben nicht mehr freuen, selbst zuhause kreisen noch die Gedanken um Kundengespräche, die zu führen sind, Berichte und Korrespondenz usw. usf. Ich hatte einige Unterlagen sogar mit nach Hause genommen, bis ich eines Tages so abgestumpft zuhause saß, dass ich mich fragte, wo meine Lebenszeit eigentlich bleibt.

Das Quälendste ist für mich, dass ich meinen Tagesablauf nur mit viel Hilfmitteln strukturiert bekomme (mehrere Wecker + Erinnerung im PC + Zettel an verschiedenen Stellen) und dennoch kaum den Haushalt schaffe...es ist für mich schon ein Erfolg, wenn ich die Wäsche in die Waschmaschine bekomme und hinterher am Selben Tag noch auf die Leine bekomme. Oder wenn ich es nach drei oder vier Anläufen schaffe, nicht nur die Jacke anzuziehen und wieder die Einkaufsliste durchzusehen, ob ich nichts vergessen habe, sondern auch loszugehen und tatsächlich zu ertragen, dass Menschen mir begegnen, ich in einer Kassenschlange stehen muss etc.


Ich habe mich eine Weile gut verstellen können, da ich im Grunde meines Herzens ein sehr energiereicher und kontaktfreudiger Mensch bin und halt auch über einiges hinweg"gelacht" habe...jetzt habe ich die Angst, dass mich der MDK nicht ernst nimmt. Ich fühle mich tagtäglich buchstäblich wie ein Zombie. Nur wenn mein Lebenspartner von der Arbeit nach Hause kommt oder meine Familie anruft, lebe ich ein bisschen auf und bekomme Energie zurück.
Wenn ich in meinen alten Job zurückkehre (Stichwort: Tagesstruktur), dann gehe ich mit Mann und Maus unter. Immerhin habe ich das über ein halbes Jahr versucht...zunächst kann ich Kundenkontakten nicht ausweichen, das gehört zu diesem Arbeitsplatz. Dann kann ich nicht meine Bürotüre abschließen. Als nächstes schaffe ich das Schreiben nicht mehr so schnell, da ich mittlerweile Konzentrationsprobleme habe (was gerade bei Briefen an Geschäftskunden sehr toll ist, da die genau zu formulieren sind...) und mitten im Schreiben erstarre...das ist mir mehrmals in dem Halben Jahr passiert, dass ich eine Word-Seite eine halbe Stunde angestarrt habe, und nichts passierte - hat zum Glück keiner mitbekommen.

Meine Ängste sind:
1. das die mich nicht ernst nehmen und zwingen wollen, wieder zu meinem Arbeitgeber zurückzukehren.
2. Das die mir ein Berufsverbot oder so aussprechen oder mich in einem "weniger anspruchsvollen Job" unterbringen möchten - ich kann meinen Beruf, ver..... nochmal, es ist lediglich die Masse und die täglich sich verändernden Anweisungen von oben sowie die ständige Abwertung, wenn man eine bestimmte Anzahl von Kundengesprächen nicht erfolgreich macht.

Ich kann woanders arbeiten, denn nicht überall muss man eine Quote erfüllen. Nur brauche ich nach dem ganzen Stress erst einmal Hilfe, um mich zu schützen und zukünftig für mich besser sorgen zu können...ich kann mir finanziell nicht leisten, in einen Hilfsjob zu gehen, und ich will es auch nicht, weil ich meinen Beruf liebe. (eigentlich auch mal die Kunden, die dazugehören, zur Zeit habe ich nur nicht die Energie, um mit Menschen umgehen zu können).


Könnte mir bitte jemand, der bereits Erfahrungen mit diesen MDK-Gesprächen hatte, einen Rat geben oder Erfahrungen erzählen?

Ist es normal, dass man jetzt so schnell zum MDK muss (Raum Hamburg)?

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Winterblume
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 11:42

Nachttrag: Bevor der Eindruck entsteht, ich wäre die Einzige und es läge doch nur an meinen Arbeitsaufgaben:

Im vergangenen Jahr haben 3 Kolleginnen und Kollegen gekündigt, eine ist in die Schwangerschaft verschwunden, und nun geht auch noch die "sie sind doch wohl nicht schwanger?" -Angst um.

Ich bin nicht die einzige, ich habe nur nicht rechtzeitig gekündigt (leider).

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wetterwax
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 12:33

Willkommen im Forum


keine Ahnung, was MDK ist, falls es sich um eine ärzliche Kontrolle wegen des Krankenstandes handelt, ist das bei deinen Symptomen wohl eher eine Formalsache,..

Und, ohne jetzt eine Ferndiagnose stellen zu wollen, das hört sich doch ziemlich nach burn out an (und das kenn ich doch von wo - da ist ein längerer Krankenstand sicher ok..

Lg W
........................................................
Wer Tippfehler findet, darf sie behalten

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Winterblume
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 16:42

wetterwax hat geschrieben:Willkommen im Forum
keine Ahnung, was MDK ist
Entschuldigung, ich meinte den medizinischen Dienst der Krankenkassen...ich bin deshalb erschrocken, weil ich noch gar kein Krankengeld beziehe und die der Termin auf die 5. Woche der Krankschreibung gelegt haben.

Ich hatte gerade erst die schwere Entscheidung, mich der Therapie zu stellen und eben nicht zu hoffen, dass es (wie auch immer) wieder verschwindet.

Deshalb habe ich Angst...aber vielleicht wollen die ein persönliches Gespräch, weil noch zu wenig Unterlagen vorliegen?

Kann man auch mehrmals eingeladen werden?

Ich bin so froh, dass ich schon das erste Therapiegespräch in Aussicht habe, sonst wäre ich noch ärger dran.

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reddie
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 17:40

hallo winterblume,

also beim mdk war ich selbst noch nicht.

was ich bei dir sehr positiv finde: du kannst deine not sehr nachdrücklich in worte fassen. so kannst du dem gutachter vermitteln, wie es dir geht und dass du im moment arbeitsunfähig bist.

wenn auf mich mal ein gutachter-termin zukommt, hätte ich angst, dass ich es irgendwie nicht rüberbringen kann. mein eigener "wahnsinn" ist für mich ja "normal" und wie soll das ein gesunder verstehen? außerdem reagiere ich eher aggressiv, wenn ich das gefühl habe, in die enge getrieben zu werden oder dass mir derjenige vielleicht nicht glaubt.

wichtig finde ich deshalb so beispiele, wie angezogen sein und nicht aus dem haus gehen können aus angst vor den menschen draußen (kenn ich).

viel glück

reddie

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Winterblume
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 18:49

@reddie
reddie hat geschrieben: wichtig finde ich deshalb so beispiele, wie angezogen sein und nicht aus dem haus gehen können aus angst vor den menschen draußen (kenn ich).
Danke...das beruhigt mich ein wenig.

Ich habe angesichts meines Arbeitsplatzes Angst, dass es unglaubwürdig wirkt...ich habe so viel gleichzeitig machen können, das der Unterschied jetzt sehr heftig ist. Ich weiß ja, dass es so ist, und das es vielen Menschen so geht (seit ich Zeit habe, mal im Internet zu suchen) aber ich habe das Gefühl, dass es schwer ist, dasss anderen (vor allen denen, die mich nur 10-15 Minuten sprechen wollen, um eine Entscheidung zu treffen) begreiflich zu machen. Ich habe mir fest vorgenommen, nichts zu beschönigen und nichts wegzulassen, was mir hilft, demjenigen zu erklären, dass ich Hilfe brauche.

Ich habe Angst vor Fangfragen. Oder das ich wieder an den Arbeitsplatz zurückgeschickt werde.

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Thusnelda
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 19:05

hallo Winterblume

vielleicht fragst du bei deinem Hausarzt mal nach was da auf dich zukommt, ob der MDK sowas öfter macht, bzw. worauf du evtl. achten solltest.
Kann mir vorstellen, dass ihm diese Vorgehensweise bekannt ist.

Wünsche dir alles Gute

Thusnelda
frdl. Grüße
Thusnelda

~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei dir wär, d. lacht und spricht: fürchte dich nicht.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 19:47

Also solche Begutachtungen sind relativ normal. Bei dir evtl etwas früh, aber spätestens bei Bezug von Krankengeld hätten sie dich früher oder später hingeschickt.

Gutachtertermine stehen und fallen generell mit der Person des Gutachters. Die gibt es von freundlich bemüht bis inkompetent und unverschämt. Von daher kann man da leider vorher garnix sagen. Die beiden Male beim MDK waren bei mir persönlich aber sachlich und fair und ich wurde nicht trotz Krankheit gesundgeschrieben oder sowas, im Gegensatz zu einem Fall von Gutachter vom Arbeitsamt, wo ich auch schon miese Erfahrungen gemacht habe.

Also geh da hin, schildere deine momentane Befindlichkeit, deine Probleme im Job und alles was relevant ist. Du scheinst ja doch einen enormen Leidensdruck zu haben und ich denke daß auch ein Gutachter das dann so sehen sollte.

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kira77
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Beitrag Di., 05.01.2010, 22:32

Hallo Du,

ich kann mich gut in Deine Situation hineinversetzen. Komme aus dem sozialen Bereich und stehe an einem ähnlichen Punkt wie Du. Habe 5 Berufsjahre hinter mir, die ich am liebsten wie am Computer durch eine Taste aus meinem Leben löschen möchte. Ich wünschte ich hätte diese miesen, mich krank machenden Erfahrungen nie erlebt. Habe mich Mitte letzten Jahres endlich dazu entschieden, mir helfen zu lassen, weil ich einfach nicht mehr in der Lage war, anderen zu helfen. Ich mußte 1/4 Jahr auf einen Termin bei der Psychiaterin warten, die hatte mich dann sofort wegen Neurasthenie in die Tagesklinik eingewiesen, Diagnose: Neurasthenie. Dort mache ich jetzt eine Therapie. Der Krankenkasse schrieb ich meine Problemlage, woraufhin diese sich sofort meldete und mir einen Termin bot. Im Beratungsgespräch wurde mir vorgeschlagen, eine berufliche Reha zu machen und vorher evtl. eine Therapie. Nun zu Deiner Frage. Ich denke, Du brauchst keine Angst haben vor dem MDK. Die werden Dir höchstwahrscheinlich auch eine teilstationäre od. stationäre Psychotherapie vorschlagen. Danach wirst Du immernoch sehen, ob Du den Job noch machen kannst. Auserdem hast Du eine Diagnose und mußt denen im Gespräch klar machen, wie es Dir geht: extreme Müdigkeit, Erschöpfung selbst nach belanglosen Tätigkeiten, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit, Angstzustände, Ohrgeräusche, Reizbarkeit etc... Also ich weiß, dass ich nicht mehr im Kindergarten arbeiten kann, weder das noch mit Jugendlichen od anderem schwierigem Klientel. Ich hasse meinen Job! ich bin dafür nicht (mehr) belastbar und so werde ich es auch vor den Ämtern bzw. MDK sagen. Auserdem hat Deine Erschöpfung noch eine andere Ursache, die tiefer in der Persönlichkeit liegt, denke ich zumindest. Ich habe nund die Diagnosen: ADS, Neurasthenie, Anämie (Blutarmut, hatte nie gewußt, dass ich das habe) und mit Sicherheit auch eine Persönlichkeitsstörung. Steht aber dann alles im Abschlußbericht der Therapie. Damit hast Du dann was in der Hand und kannst etwas vorweisen und somit werden sie Dich ernst nehmen müssen, egal wie "kompetent und "gesund" Du rüberkommst. Das ist nämlich oft ein Problem, die anderen haben ein Bild von mir (aufgrund guter Kommunikationsfähigkeiten und Ausdrucksweise und positiver Ausstrahlung), dem ich aber im Inneren nicht entspreche. Also halten sie mich für "gesund", das aber nicht mehr, wenn ich etwas schriftl. in der Hand habe. Also....

Viel Glück, Du schaffst das! Und noch ein Tipp: DU gehst jetzt vor, nur Deine Bedürfnisse zählen, was Dir gut tut!!! Und das ist zunächst Deine Gesundheit! Ich war heute mutig, hab beim Arbeitgeber angerufen und gesagt, ich bin weiterhin krank und weiß nicht wie lange....

LG, Kira.

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Gewurschtel
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Do., 07.01.2010, 08:03

Ich kann meiner Vorrednerin nur zustimmen, die Menschen vom MDK können auch sehr nett sein (schwarze Schafe gibt´s überall) - ich hatte von Berufs wegen in den letzten Jahren immer wieder mit denen zu tun und habe oft auch gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht handelt es sich bei dieser Einladung ja auch nur um eine Routinesache. Ich würde bei solchen Unsicherheiten vielleicht auch versuchen, bei denen selbst anzurufen (man bekommt ja eigentlich immer eine AnsprechpartnerIn mitgeteilt) und mich erkundigen, was genau der Grund der Einladung und der Sinn des Gespräches ist. Das ist nicht unhöflich und durchaus berechtigt, schließlich möchte man sich ja auch vorbereiten auf solche Situationen.
Mittlerweile hast Du diesen Termin bestimmt schon gehabt - was ist denn dabei rausgekommen?

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