als Lehrerin unglücklich

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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als Lehrerin unglücklich

Beitrag Do., 20.09.2012, 15:38

Hallo,

Ich habe diese Woche meinen Job als Kindergärtnerin begonnen, nach einer vierjährigen, anstrengenden Ausbildung, bei der ich mir von Beginn an die Frage stellte, ob ich das überhaupt will (und diese eigentlich schon von Anfang an mit "nein" beantwortet habe), doch äußere Umstände haben mich nun dazu gebracht, diesen Weg bis zum Schluss zu gehen.

Allerdings bin ich absolut nicht glücklich - im Gegenteil. Mir ist die ganze Zeit zum Heulen zu Mute, ich freue mich keine Sekunde, als Lehrerin vor einer Klasse zu stehen und zu unterrichten, die Autoritätsperson im Raum zu sein, die Verantwortung für alles zu tragen, was im Raum passiert, fühle mich hoffnungslos überfordert mit der gleichzeitigen Betreuung von 15 und mehr Kindern.

Dazu muss ich sagen - ich habe keine eigene Klasse sondern bin Team-Lehrerin und übernehme die Freistunden der Kolleginnen. Ich interveniere also in 4 Klassen und war bisher nur in 2 von 4 alleine, nachmittags.
Es war das einzige Chaos! Die Kinder haben mir nicht wirklich zugehört, ich konnte meinen Plan kaum umsetzen, war eigentlich nur am Reagieren auf unangepasstes Verhalten und konnte meinen Ansprüchen und den Kindern nicht gerecht werden... Am Dienstag Nachmittag bin ich zu Hause dann einfach nur in Panik ausgebrochen und habe mir einen Notfalltermin beim Thera geholt.

Ich weiß, ich habe eben erst angefangen und es ist noch zu früh, zu urteilen, aber ich habe seit Jahren schon gezweifelt, nun stecke ich mindestens ein, wahrscheinlich sogar zwei Jahre in der Verpflichtung, einen Job zu tun, der mir eigentlich nur Angst macht. Dadurch bin ich total blockiert, was es nur schlimmer macht. Ich kann jetzt nicht täglich zum Therapeuten laufen (wofür meine Eltern mich schon anprangern und als schwach darstellen - ja, bin ich auch...), irgendwie muss ich es packen...

Vielleicht kann mir hier irgendjemand helfen, mir Tipps geben, wie ich die Zeit für mich - und wichtiger noch, für die vielen Kinder, die darunter Schaden nehmen - möglichst gut nutzen kann? Ich weiß momentan nicht weiter und würde mich am liebsten an irgendeinen kuscheligen Ort verziehen und dort eingeigelt liegen bleiben.

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Nico
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Beitrag Do., 20.09.2012, 15:41

Ich hab nicht gewusst, dass Lehrerin und Kindergaertnerin das gleiche ist.
Was bist du denn nun von den beiden ?
Wenn du dich vor den Kindern auch so unklar ausdrueckst, wundert es mich nicht, dass sie dir nicht zuhoeren.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Beitrag Do., 20.09.2012, 15:48

Bei uns ist das dasselbe von der Bezeichnung her, dieselbe Ausbildung... Ich hätte also auch Viertklässler unterrichten können, habe mich aber für die Kleinen entschieden, weil ich dort frei vom Curriculum bin und mir erhoffte, "näher am Menschen" arbeiten zu können. Ich vergesse immer, dass das in den meisten anderen Ländern eine andere Ausbildung ist.

Also zur Erläuterung: bei uns studiert man Bildungswissenschaft vier Jahre lang, hat dann ein Bachelor und kann eine Anfrage machen, um mit Kindern im Kindergarten, in der Grundschule oder in der Hauptschule zu arbeiten. Im Gymnasium und in unserem Equivalent der Realschule arbeiten dann "Professoren", die haben eine andere Ausbildung.
Ich hoffe, das macht es ein bisschen verständlicher, Nico. Ich erklär es aber gerne weiter, mir war beim Schreiben nicht klar, dass es missverständlich wäre, da war ich in meinem kulturellen Selbstverständnis.

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neele
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Beitrag Do., 20.09.2012, 15:52

hallo Fast Forward!

Könntest du dir vielleicht vorstellen im Kindergarten zu arbeiten? Da wärst du nicht alleine mit so vielen Kindern. Also in der Regel ist man da ja zu zweit mit 24 Kindern. oder ist das bei euch anders? In welchem Land bist du denn?

LG neele

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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:05

Hallo neele,

Oh Mann, ist mit den Begriffen ein bisschen verwirrend... Gibt es in Deutschland einen Unterschied zwischen Kindergarten und Vorschule? Nicht dass ich Vorschule meinte vorhin? Denn bei uns nennt man die Art von Klasse, in welcher ich arbeite, "préscolaire". Und dann wäre Kindergarten eher das, was bei uns "crèche" genannt wird, wo die Kinder versorgt werden, bevor sie in die Schule gehen können? Entschuldigung wegen der Verwirrung!

Ich hätte auch im "précoce" arbeiten können, dort ist immer eine Lehrerin und eine Erzieherin anwesend, egal wie viele Kinder anwesend sind. Ich dachte aber, diese Kinder wären mir zu jung... Vielleicht war das auch die falsche Entscheidung? Jedenfalls kann ich nicht innerhalb des Schuljahres einfach wechseln, die Plätze sind für dieses Jahr ja verteilt.
Damit man mich nicht so einfach hier erkennen kann, wollte ich nicht angeben, von wo ich bin, aber jetzt ist es nicht mehr schwer zu erraten. Bist du mir böse, wenn ich es dennoch nicht schreibe?

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neele
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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:14

In Deutschland gibt es so gut wie keine Vorschulen mehr.
In den Kindergärten gibt es für die Kinder, die im kommenden Schuljahr eingeschult werden ein extra Programm, das in die normale Kindergartenarbeit integriert wird und auch von den normalen Erzieherinnen durchgeführt wird (manchmal kommen auch Pädagogen und Lehrer für eine Stunde pro Woche und machen ein spezielles Programm)

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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:17

Achso, recht kompliziert... Ich schätze aber, vom Arbeitsauftrag und der Art der Arbeit her, müsste Kindergarten so ziemlich dasselbe sein wie "préscolaire"? Also eben die Kleinen zwischen vier und sechs Jahren, welche Grundregeln des Zusammenlebens in einer derartigen Institution erlernen sollen und das vor allem mittels Basteln, Malen, Spielen und Liedern?

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neele
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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:21

Ja genau. Nur geht es in "unseren" Kindergärten schon ab drei Jahren los. Inzwischen in vielen sogar schon ab zwei Jahren, so dass man auch immer mehr Wickelkinder hat.

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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:26

Darf ich fragen, ob du denn Kindergärtnerin bist?

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neele
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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:31

Ja ich bin Erzieherin (Kindergärtnerin ist hier nicht so gern gehört ).
Ich arbeite aber gerade in einem Schülerhort, der Kinder von der ersten bis zur vierten Nachmittags betreut. Wir essen, machen Hausaufgaben und spielen mit den Kindern.

Könntest du dir sowas vielleicht vorstellen?
Wir sind auch immer zu zweit mit jeweils einer Klassenstufe beim Essen und bei den Hausaufgaben.
Ansonsten ist es beim Spielen offen und man macht ab und zu eine Angebot für die Kinde, die Lust haben (also was basteln, backen, ein bestimmtes Spiel, Traumreise o.ä.)

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Nico
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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:33

Gibt es in deinem Land nur eine einzige 22 jaegeige Kindergaertnerin weil du Angst hast erkannt zu werden ?
Nein im Ernst, ist ja egal wo du lebst, Oesterreich oder Deutschland ist es jedenfalls nicht und in den anderen Laendern kenne ich mich mit den Bildungssystemen sowieso nicht aus.

Ich finde es halt schade dass dub4 Jahre in einen Job investiert hast der dir zuwider ist.
Es ist auch fuer die Kinder ein Desaster wenn so jemand dann seinen Beruf ausuebt auch noch.
Welche Arbeit wuerde dir denn Spass machen ?
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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:47

neele: Hmm, darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht... Ja, das wäre sicher leichter, weil man nicht alleine ist. Allerdings kann ich dieses Schuljahr nicht mehr wechseln, daher suche ich eben Tipps, die es mir leichter machen können.

Nico: na klar :P
Nee, ernsthaft, es geht nicht nur im dieses Thema, ich habe hier ja schon über andere Dinge geschrieben und wenn jemand hier nach mir suchen würde, wäre ich sonst sehr schnell entlarvt Das mag ich nicht, nicht bei den Themen.

Ja, es geht mir dabei ja eben auch um die Kinder. Unmotivierte Lehrer sind was furchtbares, so will ich nicht sein. Gut, die Kleinen verzeihen viel und ich hab sie auch sehr lieb, es liegt ja nicht an ihnen, dass es mir nicht gefällt (im Gegenteil, auch wenn manche einen schon fertig machen können).
Zuwider würde ich auch nicht sagen, mehr; ich fühle mich einfach nicht in der Lage dazu.

Ich wollte immer Psychologie studieren (originell für eine, die in Therapie ist, ich weiß Den Wunsch gab es aber schon deutlich davor), habe es mir aber nie zugetraut, meine Familie hat es mir wohl auch nicht zugetraut und als brave Tochter habe ich mir einen Weg gesucht, der meinen Eltern gefallen könnte. Das kommt davon, wenn man immer regelkonform sein will und zu ängstlich ist, unsichere Wege zu gehen. Es holt einen doch ein.
Jedenfalls hat mich das immer interessiert; wie helfe ich jemandem, dem es nicht gut geht? Was macht die Psyche krank und wie kann man sie wieder aufbauen? Was sind die Motoren, die einen gesund sein lassen? Ich habe im Studium auch jede Chance genutzt, mich mit dem Thema Resilienz auseinander zu setzen.
Noch jetzt traue ich mich aber nicht, mich zu meinem Berufswunsch zu bekennen, nicht einmal hier, wo es jedem egal sein kann. Traurig, oder?

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Nico
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Beitrag Do., 20.09.2012, 16:53

Ja das finde ich auch traurig.
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lonely69
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Beitrag Do., 20.09.2012, 17:00

Fast Forward, Dein nick suggeriert, dass Du vielleicht zu schnell zuviel willst. In pädagogischen Berufen ist so ein Praxisschock normal. Dazu kommt: Die kids testen doch eine neue Betreuungsperson erstmal aus - umsomehr, wenn sie wissen, dass sie neu ist. Und die ganz kleinen, die sind ja selber neu, die müssen sich ja erstmal selbst an das System (Vor)Schule gewöhnen.
Ich bin mit einer Kinderbetreuerin befreundet, die über 10J. in dem Job ist. Was ich da höre, ist nichtg unbedingt ein Zuckerschlecken, v.a. die Zusammenarbeit mit Lehrern und Eltern ist oft unbefriedigend - aber wenn man einen Draht zu den Kindern findet, kommt man damit schon klar.
Also: gib Dir Zeit, erlaube Dir, nicht direkt mit der Situation klar zu kommen, suche in Dir nach Ressourcen, die du aktivieren kannst. Du hast doch sicherlich schon Praktika in diesem Bereich gemacht, aus denen Du schöpfen kannst?
Last not least: Meine Freundin erwähnte mal, dass sie den Kindern durchaus auch mitteilt, wenn es ihr nicht so gut geht: "Heute braucht ihr nicht so anstrengend zu sein, weil ich mich selbst grad nicht so wohl fühle". Also so sachlich halt, nicht irgendwie weinerlich oder moralisch. Das scheint auch gut zu klappen. Versuche also nicht, Dein Unwohlsein vor den kids zu verbergen, sondern geh konstruktiv damit um. Die können Dir auch helfen, das ihr miteinander klar kommt.

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Beitrag Do., 20.09.2012, 17:06

Nico: aber daran arbeite ich in der Therapie, das wird bald besser! Es geht jetzt darum, die Zeit bis zur Umstellung zu überbrücken, und dies für alle Beteiligten möglichst gewinnbringend.

lonely69: Danke für deine Worte! Praxisschock? Das müsste ich mal googlen! Ich möchte auch immer authentisch sein, das hat im letzten Praktikum auch toll geklappt. Allerdings - das war im Sommer, da waren die Kinder ja schon alte Schulhasen, auch die jüngsten wussten, wie es läuft und ich war nie komplett alleine. Und es war ein ganz anderes soziales Umfeld. Das habe ich ehrlich unterschätzt.
Und: wow, du hast meinen Nick und mich selbst direkt durchschaut! Danke darum!

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