Soll ich mich zurück ziehen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Lilli81
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Beitrag Do., 05.07.2018, 16:41

Kann es auch sein, dass du bereits in deiner Kindheit nicht immer erhört wurdest? Oder ist es eher, weil du immer direkt oder schnell antwortest, erwartest du dies auch von den anderen?

Ich kenne es von früher, wo ich mir auch oft die Gedanken gemacht habe, warum jemand nicht schnell antwortet, wenn man diese Person doch als jemanden kennt, die ständig auf das Handy guckt. Man fühlt sich nicht wertgeschätzt. Ansprechen finde ich schwierig, weil man halt nicht nachvollziehen kann, ob die Person vielleicht in dem Moment wirklich unpässlich ist. Mal eben die Nachricht lesen, wenn man in der Bahn ist, kann man ja, aber wenn man dann genau in dem Moment aussteigen muss, kann man nicht antworten und zack ist der Whatsapp Haken "Gelesen" drin und die Person ist wieder offline. Da gibt es genug Beispiele. Natürlich ist nicht jedes so. Jedoch wenn man es ansprechen würde, wäre es blöd, wenn es genauso eine Situation gewesen wäre. Man möchte ja auch nicht den Leuten Druck machen.

Ich denke du flippst schnell aus, weil du als Kind keine Schwäche zeigen durfest und nun hast du mit Leuten zu tun, die auch genau das nicht sehen oder damit nicht umgehen können: deine Schwächen. (zumindest die eine Freundin). Im Endeffekt stehst du wieder allein da mit deinen Problemen wie in der Kindheit.

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Milena-Clara
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Beitrag Fr., 06.07.2018, 10:11

Ja, genau. In der Kindheit war ich weder gewollt, noch beachtet. Da war es so, dass ich und mein Bruder bestraft wurden, wenn wir uns bemerkbar machten.

Ich habe beides ausgeschaltet, sehe also weder ob die Nachricht gelesen wurde noch, ob der andere in letzter Zeit online war. Es ist bei mir tatsächlich dieses Gefühl, nicht gehört bzw. nicht beachtet zu werden. Das das, was ich sage oder in diesem Fall schreibe ignoriert wird.

Ich selbst schreibe auch nicht sofort. Und dieses Gefühl tritt auch nicht sofort auf. Wenn ich jemanden etwas schreibe und dieser sofort online geht, aber nicht antwortet, ist es für mich ok. Nur wenn ich z.B. mittags schreibe und abends immer noch keine Antwort kommt, kommt dieses Gefühl auf.
Lilli81 hat geschrieben: Do., 05.07.2018, 16:41 Ich denke du flippst schnell aus, weil du als Kind keine Schwäche zeigen durfest und nun hast du mit Leuten zu tun, die auch genau das nicht sehen oder damit nicht umgehen können: deine Schwächen. (zumindest die eine Freundin). Im Endeffekt stehst du wieder allein da mit deinen Problemen wie in der Kindheit.
Da könnte was Wares dran sein. Ich merke auch, dass sich alles in mir aufbäumt, wenn mir mal jemand sagt, dass ich eine starke Frau bin und das alles schaffen werde. Ich mag nicht mehr der starke Einzelkämpfer ich mag auch mal schwach sein dürfen.


Eremit
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Beitrag Fr., 06.07.2018, 11:59

Milena-Clara hat geschrieben:Die anderen hauen nur leere Durchhalteparolen raus.
Oft handelt es sich dabei einfach nur um Verlegenheitsgesten aufgrund von Überforderung. Genau genommen braucht man ja, wenn man Menschen in Notsituationen wirklich gute Ratschläge geben will, sehr viel Lebenserfahrung – was statistisch eher die Ausnahme als die Regel ist.

Dazu kommt noch die Art der Kommunikation: Emotionale Kommunikation auf der einen und Problemlösung auf der anderen Seite. Für gelungene Kommunikation ist es wichtig, dass die teilnehmenden Parteien die selbe Kommunikationsform verwenden, sonst kommt es zwangsläufig zu Konflikten.
Milena-Clara hat geschrieben:Ich habe zwei ADS Kinder. Beide der Träumertyp.
Gibt es da eine genetische Disposition?
Milena-Clara hat geschrieben:Ich mag nicht mehr der starke Einzelkämpfer ich mag auch mal schwach sein dürfen.
Du kannst das, was Dir in der Kindheit verwehrt geblieben ist, nicht nachholen, das ist für immer verloren. Das zu ertragen ist schwer, aber notwendig, um zu reifen – und ein glückliches, selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Vielleicht könnte Dir auch helfen, Dich mit Transaktionsanalyse zu beschäftigen, mit der Interaktion zwischen Kindheits-Ich, Erwachsenen-Ich und Eltern-Ich – und, warum es so wichtig ist, dass das Erwachsenen-Ich jederzeit die Kontrolle behält und weder Kindheits-Ich noch Eltern-Ich das Steuer übernehmen.

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Lilli81
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Beitrag Fr., 06.07.2018, 17:35

Ich denke aus dieser Situation herauszukommen ist gar nicht so einfach, aber Erkenntnis ist schon mal ein Anfang. Ich habe/hatte an mich auch immer den Anspruch alles allein zu können. Auf niemanden angewiesen zu sein. Perfektionisch. Ich denke, dass man mit dieser Haltung nach Außen zeigt, dass einem nichts anhaben kann. Sobald man dann doch mal Probleme hat, bekommt man verständnislose Blicke und Kommentare. Vielleicht ist es auch, was man nach außen strahlt und von sich gibt. Diese Selbstverständlichkeit wie leicht viele Dinge für einen sind, während andere vielleicht um so mehr damit hadern. Ich rede hier nicht von Prahlen. Das ist die Sicht der Dinge, wie man es selbst wahrnimmt. Dadurch könnte ein gewisses Unverständnis bei den Personen hochkommen, wenn man dann doch mal Probleme hat, weil man ja sonst immer alles geschafft hat. Ist nur so eine Theorie von mir. Ich merke, dass manche Menschen mich nicht ernst nehmen, wenn ich mal Probleme habe. Als ob ich nicht das Recht hätte mich zu beschweren und mich aufzuregen. Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht können manche Charaktere dami nicht ungehen, wenn sie immer mit einem sonnigen Gemüt zu tun haben und plötzlich ein "Problemfall" versorgen müssen.
Milena-Clara hat geschrieben: Fr., 06.07.2018, 10:11 Ich habe beides ausgeschaltet, sehe also weder ob die Nachricht gelesen wurde noch, ob der andere in letzter Zeit online war. Es ist bei mir tatsächlich dieses Gefühl, nicht gehört bzw. nicht beachtet zu werden. Das das, was ich sage oder in diesem Fall schreibe ignoriert wird.
Es gibt Menschen, die passen sich dem Schreibverhalten und Antworten der anderen Person an.
Milena-Clara hat geschrieben: Fr., 06.07.2018, 10:11Da könnte was Wares dran sein. Ich merke auch, dass sich alles in mir aufbäumt, wenn mir mal jemand sagt, dass ich eine starke Frau bin und das alles schaffen werde. Ich mag nicht mehr der starke Einzelkämpfer ich mag auch mal schwach sein dürfen.
Im Grunde genommen soll es ein Kompliment sein. Sie denken sich "Wow schau mal wie super sie klarkommt, während ich hier rumhantiere." Sie wissen ja nicht wie es in dir aussieht. Da kannst du ihnen keinen Vorwurf machen. Sie sehen nur das was du zeigst. Du kannst dies ändern. Du kannst dein Verhalten reflektieren. Wie reagierst du? Wie sprichst du? Schau dir auch deine Freunde an. Wenn man mit psychischen Problemen zu tun hat, sucht man sich auch meist Gleichgesinnte, die auch Probleme haben. Das muss in deinem Fall nicht zutreffen. Jedoch würde ich genauer hinschauen, wer dir jetzt noch gut tut und wer nicht. Die falschen Personen können einem in einer stressigen Zeit noch richtig zusätzlich einheitzen. Es muss nicht gleich ein vollständiger Rückzug von sämtlichen Personen sein. Es würde reichen, wenn du die stressigen Personen etwas auf Abstand setzt und mit diesen Personen bewusst nicht mehr über die Probleme sprichst.

Da du derzeit noch auf der Warteliste für einen Therapieplatz stehst, würde ich dir empfehlen mal nach Büchern oder im Internet über "das innere Kind" zu lesen. Ich denke viele jetzige Probleme werden von damals getriggert.

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Milena-Clara
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 05:52

Hallo ihr Lieben,
Ich brauche mal wieder einen Ort um mich auszukotzen. Mich nervt in Sozialkontakten gerade dieser "erzwungene Optimismus". Dieses "Du musst alles positiv sehen".
Ich will nicht positiv sehen müssen, dass ich meinen Job verlieren werde. Ich finde es nicht positiv, dass ich mein Kind "nur" angeschriehen und nicht geschlagen habe und ich finde eine bevorstehende Privatinsolvenz auch absolut nicht positiv, auch wenn ich dadurch meine Altschulden innerhalb weniger Jahren los bin.
Und immer dieses "aber zumindest bist du gesund". Nein, bin ich nicht!! Denn wenn ich das wäre, würde ich mich nicht um einen Therapieplatz bemühen und Psychopharmaka schlucken...

Es ist zum aus der Haut fahren.

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Beitrag Mi., 12.09.2018, 05:58

Eremit hat geschrieben: Fr., 06.07.2018, 11:59
Du kannst das, was Dir in der Kindheit verwehrt geblieben ist, nicht nachholen, das ist für immer verloren. Das zu ertragen ist schwer, aber notwendig, um zu reifen – und ein glückliches, selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Ich will nichts aus der Kindheit nachholen, ich habe schlicht und einfach keine Kraft mehr zum kämpfen.

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Lilli81
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 07:49

Sind das wieder Kommentare dieser gleichen Freundin? Bei Kommentaren wie "Du bist gesund. Den Leuten in Afrika geht es viel schlechter. " Bei solchen Kommentaren könnte ich auch ausflippen. Das ist der Versuch jemandem zu helfen, aber diese Kommentare erreichen das totale Gegenteil, nähmlich unverständnis. Positiv denken in einer schlimmen Situation hat bisher kaum jemandem geholfen, da die schlimme Situation überwiegt. Solche Kommentare geben Menschen ab, die nicht wissen wie man jemandem Verständnis entgegenbringt.

Deine Freunde wissen wahrscheinlich nicht, dass du Medikamente nimmst und einen Therapieplatz suchst, oder?

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Milena-Clara
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 14:41

Lilli81 hat geschrieben: Mi., 12.09.2018, 07:49
Deine Freunde wissen wahrscheinlich nicht, dass du Medikamente nimmst und einen Therapieplatz suchst, oder?
Freunde mit denen ich Kontakt habe, wissen über die Medikamente und auch über die Therapeutensuche Bescheid. Den Kontakt zu denen die nicht Bescheid wissen, habe ich auf "wie geht's?" "Immer gut" beschränkt

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Sehr
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 14:59

Du musst gar nichts positiv sehen, nur das negative zu sehen bringt dir wahrscheinlich auch nicht viel mehr und macht dich auch nicht gesund. Es häuft sich gefühlt, das negative weil du das positive nicht sehen willst.
[wegzudenken, mehr nicht]

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hope2018
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Beitrag Di., 18.09.2018, 06:41

Dein Leben ist echt nicht lebenswert. Private Insolvenz, zwei kranke Kinder, kein Partner der zu einem steht, Freundin die einen mit aufmunternden Worten eher runtermacht, Bekannten die sich zu viel Zeit für eine Antwort lassen, dazu noch sind dir die Antworten eh nie recht. Keiner sagt, das was du hören möchtest und falls doch – hinterfragst du das auch im Nachhinein.
Irgendwie habe ich gar kein Mitleid mit dir- aber du musst ja da durch, denn für alles was dir derzeit passiert – trägst du eine gewisse Mitschuld.
Wie geht es dir jetzt, nach dem du so etwas gelesen hast?

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Milena-Clara
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Beitrag Mi., 19.09.2018, 16:57

Sehr hat geschrieben: Mi., 12.09.2018, 14:59 Du musst gar nichts positiv sehen, nur das negative zu sehen bringt dir wahrscheinlich auch nicht viel mehr und macht dich auch nicht gesund. Es häuft sich gefühlt, das negative weil du das positive nicht sehen willst.
Doch, ich sehe schon das positive, aber mir fehlt momentan der feste Stand, sodass mich das negative mehr runter reißt, als andere. Da reicht eine Kleinigkeit und ich liege am Boden und brauche ewig, bis ich mich aufgerappelt habe.


Wenn wir schon vom Positiven sprechen: ich habe endlich einen Therapieplatz. Ende Oktober geht es los. Bis dahin muss ich noch durchhaltelten :-)

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Sehr
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Beitrag Mi., 19.09.2018, 17:01

Siehste! Läuft! Wenigstens da geht was. Ich warte noch.
[wegzudenken, mehr nicht]

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Wileved-
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mo., 01.10.2018, 15:22

, dass sie mir Zuviel Energie rauben und mich auf die wesentlichen, tragenden Kontakte beschränken.

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