Was ist Selbstbewußtsein?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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September
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Beitrag Mo., 15.11.2010, 21:44

Aber es gibt doch genügend Menschen die sich durchsetzen oder solche die cool erscheinen (die nichts aus der Fassung zu bringen scheint), es gibt andere die sich einem Kampf stellen.... denkt ihr, dass all diese Menschen zutiefs selbstbewußt sind?
Man kann sich ja auch selbstbewußt eine Schwäche eingestehen, z.B. finde ich
(@ mikra) deine Aussage "Mikra" sehr selbstbewußt und ja, auch mich berühren Aussagen gewisser Leute, mal mehr mal weniger und was ist dabei ... natürlich kann mich eine Bemerkung auch mal aus dem Gleichgewicht bringen und ich erlebe dann ein mehr oder weniger starkes Gefühl, aber bedeutet das gleich dass ich kein Selbstbewußtsein habe???

Ich glaube beim Selbstbewußtsein spielt es eine starke Rolle, wie weit ich bereit bin mich selbst als Mensch mit Schwächen und Stärken anzunehmen...Ich glaube dass wahres Selbstbewußtsein kein Ziel ist, sondern ein permanenter Prozess, der zu tun hat mit dem Akzeptieren der eigenen Person und der Lebensweise anderer, einem guten Zugang zu eigenen Gefühlen, der Fähigkeit auch mal alleine zu sein und für sich zu sorgen .... die Fähigkeit anderen Grenzen zu setzen und eigene Meinungen zu äußern, ggf. sich auch von Menschen die einem schaden zu entfernen. Auf der einen Seite die Fähigkeit nachzuvollziehen ohne gleich billigen zu müssen ggf. auch etwas aufzugeben (z.B. sich einen Fehler einzugestehen oder einen geliebten Menschen auch mal Zeit für sich selbst zu geben...). Ich glaube dass all diese Punkte sich gegenseitig bedingen.

LG
September

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Beitrag Fr., 19.11.2010, 11:44

und darüber hinaus denke ich persönlich, dass Akzeptanz der eigenen Person nicht zwangsläufig heißen muss dass ich gewisse Schwächen in mir hinnehmen muss, es bedeutet erst einmal erkennen, dass Sie da sind, und aus dieser Erkenntnis kann ich mich ja auch Weiterentwickeln, somit ist Weiterentwicklung (und zwar weniger bezogen auf intellektuelle Fähigkeiten, eher bezogen auf soziale Fähigkeiten wie Mitgefühl und Selbsterkenntnis) für mich ebenso ein Bestandteil des Selbstbewußtseins.

Gruß

September

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Beitrag Fr., 19.11.2010, 16:27

Momentan muss ich an einen sehr weisen Menschen denken, er beeindruckte mich vor allem durch:

Bescheidenheit
Lebendigkeit
Interesse und Freundlichkeit
Offenheit (sowohl wenn es darum ging hilfreiches Wissen und Lebenserfahrungen weiterzugeben als auch durch seine Art, Kontakt herzustellen, ohne jedoch aufdringlich zu wirken bzw. ohne einen Drang nach Anerkennung).

Diese Person muss mindestens so um 70 Jahre oder noch älter gewesen sein, strahlte aber eine Lebendigkeit bzw. eine Energie aus wie ein gesunder Jugendlicher. (Diesen Menschen könnt ihr in dem Film "Facetten des Erwachens..." den ich bereits erwähnt habe sehen, ich glaube ihr werdet ihn wiederentdecken

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Beitrag So., 21.11.2010, 13:29

Die innere Sicherheit, die dieser weise Mensch durch seine "natürlichkeit" und seine "offenheit" ausdrückte, war so deutlich und authentisch spürbar, dass er immer mehr für mich zum Vorbild wird.
Schade dass keiner diese Doku kennt )ich werde den Titel nochmal unter die Rubrik "Medien, Filme, Bücher ..." setzen.

Gruß an ALLE und schönen Sonntag noch

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Beitrag Mi., 24.11.2010, 09:13

Hallo September

ich hoffe, es ist ok für dich. Ich möchte gern fragen ob ihr einen (Definitions) Unterschied seht in
Selbst
-bewußtsein
-wert

Sich seiner bewußt sein heißt ja noch lange nicht, dass man sich auch 'was' wert ist oder?

Rosenrot

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September
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 17:04

Hallo Rosenrot,

ja, in der Tat

Selbstbewußtsein kann wenn man den Bewußtseinsbegriff nun hervorhebt , nicht gleichzeitig bedeuten, dass man sich auch etwas wert ist ... hmm???? obwohl
wenn man seiner selbst bewußt ist, also sich nichts vorlügt ... hat das nicht auch dann die Folge, dass man sich insofern einen Wert beimißt, dass man dann nichts mehr unternimmt, was einem langfristig schadet...??

Ich glaube (aber das ist nun meine Meinung) dass man Begriffe nicht vollständig isolieren kann, das wäre in etwa so, als würde man eine Pflanze von ihrem Umfeld vollständig isolieren und dann fragen: was ist Energie ... die Energie dieser Pflanze als entspringt nicht nur aus der Pflanze, nicht nur aus dem Wachstumsprozess, nicht nur aus der Umwelt.... und das Selbstbewußtsein kann auch nicht abgetrennt sein von anderen Fähigkeiten, es inkludiert sie, (so denke ich) die Frage war also mehr: was macht Selbstbewußtsein aus bzw. was trägt eher direkt und dann auch indirekt zum Selbstbewußtsein bei.....
bzw. hat sie die Antwort dahingehend entwickelt grins.... naja... ich habe die Frage nicht gut gestellt...danke für den Hinweis.


Letzendlich könnte ich aber auch die Frage so stellen:

Ist die essentielle Frage überhaupt: "was ist Selbstbewußtsein"? ))
LG
S.


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Beitrag Fr., 03.12.2010, 15:54

Hallo September

du, ich meinte nicht, dass die Frage nicht gut gestellt ist oder so. Bitte nicht falsch verstehen

Ich frage mich das eben: selbstbewußtes auftreten geht z.B. nicht mit wirklichem Selbstwert einher. Das auftreten nach außen, welches man selber sich ja zunächst glaubt...und dann das zuhause sich fragen: wer bin ich, was hat mein ich für einen Wert für mich

So ewta
Ist etwas schwierig in Worte zu kleiden

Rosenrot

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Beitrag Do., 09.12.2010, 14:11

@ Rosenrot

ja, selbstbewußtes Auftreten kann ggf. sogar (z.B. wenn das SElbstbewußtsein übertrieben zur Schau gestellt wird) ist ein verhalten was ggf. das Selbstbewußtsein etwas heben kann (z.B. muss der schüchterne so über seinen schatten springen und macht eine korrigierende Erfahrung), es kann aber auch den Gegenteiligen Eindruck machen (z.B. zu laut sprechen, zu fester Händedruck, forciertes Lachen).

also wenn du mich nun ganz persönlich fragst:
1. ich finde das Wort "Selbstbewußtsein" verwirrend
Beispiel: ich bin mir gewisser Fähigkeiten bewußt
ich bin mir auch gewisser Schwächen bewußt,
ich habe ein biographisches Selbst
dann habe ich ein gewisses Körperbild
dann gibt es jedoch auch Zustände wo ich einfach nur bin (und diese Zustände mag ich am liebsten) und da halte ich mich weder mit Körperbild, Vergangenheit etc. auf.... das ist dann alles belanglos und das ist es ja auch...so und das BEwußtsein was dann übrigbleibt dreht sich plötzlich nicht mehr um das Selbst sondern um das JETZT, also müsste man den BEgriff umbenennen in "Jetztbewußtsein" LOL wie das klingt ....

Was ist also Selbstbewußtsein / Jetztbewußtsein?
Nun es ist das was du möchtest LOL

Du kannst sagen: "für mich ist Selbstbewußtsein: Selbstakzeptanz und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten so wie soziale Kompetenz"; der andere sagt: dass sich selbstbewußtsein eher zeigt in der "Lebendigkeit, Spontanitität und einer gewissen Gelassenheit"; der dritte wird sagen: zum Selbstbewußtsein gehört viel mehr "Selbstkontrolle und den Wert den sich die Person beimißt", der vierte wird das alles verwerfen und sagen für Ihn ist Selbstbewußtsein eher reines bewußtsein ohne Täuschung, d.h. es geht weniger um KOntrolle oder Sicherheit, viel mehr geht es um "SEIN"; der fünfte wird dann sagen: "das was der 4te beschrieben hat nennt er einfach nur bewußtes Leben, das hätte für ihn nichts mit Selbstbewußtsein zu tun" usw.

Also ich persönlich glaube dass folgende Eigenschaften das Selbstbewußtsein oder wie gesagt JETZTBEWUßtSEIN positiv beeinträchtigen und mehr oder weniger stark mit diesem Begriff verbunden sind:

- für sich selbst sorgen (sich etwas Gutes tun)
- eine gewisse Bereitschaft zu helfen (jedoch nicht mit dem einseitigen Ziel Freundschaften aufrecht zu erhalten)
- Bescheidenheit statt Überheblichkeit
- gesunder Selbstschutz (also z.B. unterscheiden vermögen zwischen Menschen die einem gut tun und solchen die einem eher schaden und Distanz behalten u. Grenzen zu setzen)
- Selbstkontrolle auch (aber alles in Maßen)
- eine gewisse Spontanität auf der anderen Seite (dies beinhaltet für mich auch sich Fehler erlauben können)
- eine gewisse DAnkbarkeit für das was man bereits hat und nicht zuletzt auch das Leben wertschätzen
- sich nicht zu stark mit seinen Gedanken, Wünschen, Bedürfnissen identifizieren (also auch fähig sein loszulassen jedoch ohne in ein Extrem zu fallen)
- sich selbst verzeihen können (bevor man anderen verzeiht ist es am besten erst einmal Nachsicht mit sich selbst zu üben) u. somit auch eine Selbstakzeptanz
- Selbstzuwendung (d.h. einen gewissen Zugang zu eigenen Gefühlen und Bedürfnissen haben: wo stehe ich, wie geht es mir damit .... was brauche ich, was kann ich verändern, was soll ich sein lassen...)
- Achtsamkeit (in einem Gespräch versuchen dem anderen achtsam zu begegnen)
Ich denke dass äußere Faktoren wie z.B. unterschiedliche Kontakte, unterschiedliche ERfahrungen und verschiedene Interessen, Lernerfahrungen begünstigen und somit auch die meisten der hier aufgelisteten PUnkte sozusagen "anregen".
- Interesse am Leben (sowohl positiven Aspekten als auch negativen)
- ein soziales Netz

Diese Liste ist nicht vollständig, doch ich denke, dass diese PUnkte das Selbstbewußtsein mehr oder weniger stark ausmachen.

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Wikinger
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Beitrag Mo., 13.12.2010, 14:01

Ich habe selbst viele Jahre versucht eine Antwort zu finden. Für jeden ist Selbstbewußtsein etwas anderes und ich denke, jeder muss für sich selbst herausfinden, was Selbstbewusstsein für ihn bedeutet. In meinen Selbstverteidigungskursen habe ich immer Teilnehmer mit übersteigertem Selbstbewußtsein und solche, die überhaupt keines haben. Nun will ich nicht behaupten, daß Kampfsport oder Selbstverteidigung ein allgemeingültiges Rezept ist, mir hat es geholfen. Wir alle geraten in unserem Leben immer wieder in Konflikte mit unseren Mitmenschen, verbaler und oft auch körperlicher Natur. Wichtig ist dabei, sich und seiner Kraft "bewußt" zu sein, sich selbst vertrauen zu können. Ich meine nicht Körperkraft sondern die Kraft seiner ganzen Persönlichkeit. Ich komme beim "Weissen Ring" mit vielen Opern zusammen. Typisch sind hängende Schultern, gesenkter Kopf, leise Stimme, demütiges Verhalten. Nicht falsch verstehen, das ist kein Vorwurf. Leider ist es so, dass sich unsere Mitmenschen gerade solche Leute aussuchen, um ihr Ego aufzupeppen, ihren Frust abzulassen und sich ein Überlegenheitsgefühl zu verschaffen. Ein "Opfer" eben. Man kann sein Selbstbewußtsein verbessern, in dem man lernt, sich in Konflikte hinein zu versetzen, Verhaltensweisen trainiert (Selbstbehauptung), seine Körperhaltung kontrolliert (Man ist sich der gar nicht bewußt). Viele können nicht "Nein" sagen. Auch das kann man lernen, klare Ansagen zu machen, wenn ich etwas nicht will, sage ich laut und deutlich "NEIN". Selbstverteidigung halte ich nach wie vor als eine gute Möglichkeit, Selbstbewußtsein zu erlernen. Ja, "ERLERNEN". Allein der Gedanke, ich kann mich aus unangenehmen Situationen lösen, verschafft Selbstbewußtsein. (Viele suchen Opfer,keine Gegner). Angst, Panik, erlernte Verhaltensmuster, Niederlagen, Enttäuschungen sind doch Grundmuster für mangelndes Selbstbewußtsein/Selbstvertrauen. Man vertraut sich eben nicht. Vermeidungsverhalten, Rückzugstendenzen und soziale Isolation sind dann die Folge. Ich habe die Erfahrung gemacht: Ich kann es lernen, ich stelle mich den Konflikten, ich halte es aus und lerne aus den Fehlern, die ich dabei mache. Ich gehe erhobenen Hauptes durch die Straßen,halte mich gerade, bin freundlich und spüre, daß sich manche nach mir umdrehen, manche sind neidisch oder halten sich zurück, mich anzumachen. Es kommt etwas zurück, eine Meldung "Ich bin eine Persönlichkeit". Ich weiss, das klingt so richtig bescheuert, aber das macht für mich Selbstbewußtsein aus. Die Achtung meiner Mitmenschen. Klar, nicht jedem gefalle ich, aber das muß ich ja auch gar nicht und klappt so oder so nie. Ich habe als Kind gelernt, ein Opfer zu sein und mein Selbstbewußtsein wurde herausgeprügelt. Und so bin ich viele Jahre durch mein Leben gelaufen. Und bin mein Leben lang ein Opfer gewesen. In ganz kleinen Schritten habe ich mich aus meiner Opferrolle gekämpft, habe Selbstbehauptungskurse besucht und Bücher darüber gelesen. Ich habe Zusammenhänge zwischen Körperhaltung und Opfersignalen, Angst/Panik und Selbstbewußtsein, Sport/Bewegung und Selbstvertrauen, Mut und der Kraft der Persönlichkeit erkannt.
Es wird nicht jedem gefallen, was ich hier geschrieben habe, aber es ist meine Meinung dazu.
Heute arbeite ich als Trainer für Selbstverteidigung und Selbstbehauptung. Ich schreibe Bücher zu den Themen Stalking, Mobbing, häusliche und sexualisierte Gewalt, Mißbrauch und Vergewaltigung als Arbeitsgrundlage für den "Weissen Ring" und als Hilfe für die Opfer.

Mit freundlichen Grüßen

Wikinger

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Beitrag Di., 28.12.2010, 13:09

@ Herr "Wikinger"

Nichts von dem, was Sie schreiben klingt "bescheuert" sondern es klingt in meinen Ohren ganz logisch, dass Sie
hier einen wichtigen Umlernprozess gemacht haben und sich nicht mehr als Opfer erleben sondern eben als ein vollwertiger Mensch.

Auch ich habe Kurse in „Kampfsport“ und „Kampfkunst“ belegt und ich persönlich denke, auch dass das Wissen, dass man sich „verteidigen“ kann, einem ein gewisses Sicherheitsgefühl vermitteln kann. Ich habe jedoch auch gelernt meinen Gegner zu respektieren. Zum einen gibt es ja Menschen die sich nur „provokativ“ verhalten, dann gibt es (zum Glück wenige solche) die tatsächlich sehr gefährlich und unvorhersehbar angreifen können. Oft kann man Gefahren rechtzeitig erkennen und das Erkennen von Gefahren, so wie die Einschätzung von Situationen nach ihrem Gefährlichkeitsgrad ist denke ich sehr wichtig, denn einem gefährlichem Gegner ausweichen oder sich rechtzeitig Hilfe zu holen ist denke ich fast noch wichtiger als zu wissen wie man sich verteidigt. Oft ist es so, dass sich Situationen zuspitzen, eher selten ist es so, dass man plötzlich überfallen wird und wenn das der Fall ist, dann ist es meistens so, dass man sich nicht wehren kann. Zwei Bekannten von mir ist es so ergangen und hätten Sie versucht sich zu wehren, hätte das wohl böse enden können, denn der Gegner war bewaffnet und sie wurden wie gesagt unerwartet „überrascht“,
Was Ihnen als Kind passier ist, wenn ich mir erlauben kann diese Bemerkung zu machen, war tatsächlich eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Eine Bekannte erzählte mir einmal, dass ihre Tochter (damals so um 8 Jahre jung) von einer Klassenkollegin verprügelt wurde. Die Lehrer unternahmen nichts, die Mitschülerinnen hielten sich auch raus. Die Bekannte versuchte ihr zu vermitteln wie Sie auf friedliche Weise mit dieser Situation umgehen sollte, dann suchte Sie den Lehrer auf, doch es geschah keine Veränderung….
Schließlich war die Mutter ratlos, Sie ging also zu Ihrer Tochter und sprach: „wir haben nun so viel versucht, wir haben versucht auf friedliche Weise eine Lösung zu finden, doch nichts von dem was wir unternommen haben hat geholfen. Wenn Sie dich noch mal schlägt, dann schlägst du ganz fest zurück, ganz fest, zeig ihr dass du dich wehren kannst, zeig Ihr was passiert wenn Sie dich so behandelt! Ich bin Dir dann auch nicht böse …
Die Tochter wehrte sich und wurde tatsächlich nicht mehr von ihrer Mitschülerin belästigt.

- Fortsetzung folgt -

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Beitrag Di., 28.12.2010, 13:11

Zum Selbstbewusstsein gehört wohl auch dass wir Grenzüberschreitungen erkennen und uns entscheiden auf welche Art wir unsere Gleichwertigkeit dann mitteilen. Vielleicht gibt es einige von Euch die jetzt sagen, die Tochter hätte sich nicht mit brachialer Gewalt wehren dürfen und andere die sagen dass das genau das Richtige war.
Manchmal ist es besser auf die zweitbeste Lösung zurückzugreifen wenn eine bessere Lösung (noch) nicht vorliegt… Die Mutter war sich bewusst dass diese Lösung ethisch gesehen nicht korrekt war doch Sie wollte eine Wahl treffen.

Das Wissen also, dass ich mich verteidigen kann oder besser noch: dass ich ein Recht darauf habe mich zu verteidigen wenn ich angegriffen werde, ist scheinbar ein tief verankertes Wissen (erste Erfahrungen machen wir ggf. schon im Kindergarten) und während sich Kinder (leider) manchmal verprügeln, lernen Jugendliche (im Idealfall) dass Kommunikation (angemessene Aussprache) und gegenseitiges Verständnis, so wie auch das Interesse am Anderen ein Mittel ist um Konflikte zu bereinigen. Im Erwachsenenalter machen wir dann oft die Erfahrung (je nach Lebenskontext) dass wir in vielen Situationen aufmerksam sein sollten (z.B. beim Durchlesen von Verträgen, beim Vergleichen von Preisen … bis hin zum kritischen Lesen von Medienberichten, Privatinformationen nicht jedem unter die Nase binden etc.). Der Mensch (also wir alle, so denke ich) kann (je nach Lebensweise und inneren Ansichten, Überzeugungen…) (was alles sein „Selbstbewusstsein“ wiederum beeinflussen kann und umgekehrt….) mehr oder weniger durch sein EGO oder durch das was unter dem Ego liegt (wahres Selbst??? Oder höheres Bewusstsein) gelenkt werden und „er“ lenkt LOL (je nach Bewusstseinslage). Wenn wir angegriffen werden (z.B. durch eine Provokation), dann fühlen wir das, wir können den Angriff fühlen, wir brauchen oft mal gar nicht mit Worten zu begründen dass uns jemand angreift. (ich glaube meiner Intuition meistens). Doch dann hängt es ja in erster Linie davon ab, wie wir innerlich mit diesem Angriff umgehen und ob wir der Situation an sich Bedeutung beimessen möchten. Im Idealfall reagieren wir nicht sofort sondern kümmern uns erst einmal um den Ärger in uns und dann könnten wir ggf. (grins, wie vorsichtig ich jetzt bin oh je!) den scheinbaren „Gegner“ (der genau so ein ebenwürdiger Mensch ist, der sich ggf. in einem ganz anderen Bewusstseinszustand befindet, der uns jedoch auch nicht vollkommen fremd ist), in einer Form begegnen wo wir zwar mit einer gewissen Wertschätzung seiner Person gegenüber aber auch der Mitteilung, dass wir absolut nicht mit seinem Verhalten einverstanden sind versuchen herauszufinden (das wäre ja dann der Dialog) ob er bereit ist sein Verhalten zu verändern, ggf. welche Gründe er hat, dass er sich so verhält usw.

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Beitrag Di., 28.12.2010, 13:13

Wenn uns stattdessen jemand unmittelbar (ohne Vorwarnung) körperlich angreift bleibt ggf. keine Zeit für ein Dialog, und die andere Person hat ggf. auch nicht die geringste Intention (in dem Moment) mit uns einen Dialog zu führen, doch ein Motiv hat sie (z.B. vordergründig das Motiv Geld zu klauen). Ich denke, dass diese Situation (da werden mir die meisten Leser ja hoffentlich zustimmen, denn sonst muss ich auch noch ein paar Verteidigungskurse besuchen) äußerst selten ist (außer in gewissen Gegenden, wo äußerste Umsicht verlangt ist).
Fazit: Die Beste Selbstverteidigung ist meines Erachtens (und ich spreche jetzt eher für mich, denn jeder Mensch hat eine andere Vergangenheit und versucht ggf. auch einen Ausgleich zu finden durch seine momentane Lebensweise bzw. hat unterschiedliche Strategien um zu seiner inneren Zufriedenheit zu gelangen, also für mich bedeuten hilfreiche Strategien in Bezug auf „Angriffe“:
- Aufmerksamkeit (Gefährlichkeit der Situation einschätzen)
- Ggf. Ausweichen (sich lösen wie sie sagten, auch in Form von sich nicht verwickeln lassen in einen Streit, finde ich persönlich genau so wichtig!)
- Ggf. sich Verbündete suchen
- Im Äußersten Notfall körperliche Selbstverteidigung (äußerst selten notwendig, wenn überhaupt)
- Ggf. das Gespräch
Dialog mit:
- Verständnis u. gewissen Wertschätzung des Anderen
- Klarstellen der Gegebenheiten.
- Grenzen setzen
Und
Eine „gesunde, bewusste“ Lebensweise (und somit auch entsprechende Einstellungen und Ansichten).
Und ich möchte damit nicht sagen, dass „Selbstverteidigung“ Unsinn ist. Wenn jemand Gewalterfahrungen erlebt hat kann ihm „Selbstverteidigung“ helfen, vor allem um mit seinen inneren Dämonen Freundschaft schließen zu können. Es gibt nichts schlimmeres als den „inneren Feind“ („das verletzte Kind aus der Vergangenheit“, „das Trauma“). Ein Taichilehrer sagte mir einmal: wenn man den Feind besiegen möchte sollte man lernen ihn zu umarmen! (er meinte damit eigentlich, das Ende eines Langen Weges, ein Weg der unser Leben bestimmen kann bis wir diesen großen, ja fast unannehmbaren Schritt getan haben. Und was kommt dann, wenn wir sogar den inneren Feind umarmen können….? 

Liebe Grüsse
„September“

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Wikinger
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Beitrag Mo., 21.02.2011, 15:55

Hallo September, danke für die umfangreiche Antwort. Ich habe lange nicht geschrieben und gelesen, da ich als Außenstellenleiter und Referent beim WR viel unterwegs bin. Zudem halte ich Vorträge bei verschiedenen Beratungsstellen, führe Coaching und Schulungen durch und habe auch noch private Klienten. Ich arbeite als Stalking-und Mobbingberater und Personalcoach. Sicher, was ich geschrieben habe, mag für manche wunderlich erscheinen und in anderen Foren bin dafür zerfetzt worden. Ich bin schon dankbar, daß das hier nicht geschehen ist. Unter meinen Klienten sind viele Opfer mit Gewalt- und Mobbingerfahrung, Opfer von Stalking, Depressionen oder Borderline-Patienten. Ich führe meine Coach´s in der Regel im Freien durch, frische Luft, Bewegung und Sport sind nach meiner Meinung äußerst hilfreich. Man muss kein Weltmeister im Kampfsport sein, aber viele Klienten fühlen sich nach solch einer Trainingsstunde besser, das Selbstbewußtsein ist ein Stück gewachsen und sie haben das Gefühl, etwas selbstsicherer zu sein. Ich mache das schon einige Jahre. Coching soll keine Therapie ersetzen, kann aber in dieser Form eine sinnvolle Ergänzung sein. Ich bekomme ja meine Klienten von Ärzten, Psychologen und Rechtsanwälten.
Ich möchte nicht alles wiederholen, Sie haben in allem Recht. Es ist eine sinnvolle Ergänzung meiner Ausführungen.

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Lilly111
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Beitrag Mo., 21.02.2011, 16:50

Hallo Wikinger,

ich beschäftige mich auch mit der Opfer-Täter-Problematik, wenn auch aus einer anderen Perspektive. In diesem Zusammenhang stelle ich mir öfter folgende Frage:

Wenn man davon ausgeht, dass es immer eine Täter-Opfer-Beziehung gibt (Amokläufe und psychisch gestörte Täter mal ausgeklammert), würde das nicht bedeuten, dass man mit einem ausreichend entwickeltem Selbstbewußtsein nie zum Opfer werden kann?

Oder ist das eine trügerische Sicherheit? Oder eine falsche Annahme? Gibt es doch nicht immer eine Täter-Opfer-Beziehung?

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Wikinger
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Beitrag Mo., 21.02.2011, 19:33

Hallo Lilly, ganz so einfach ist es leider nicht. Gewiß, Selbstbewußte, und Studien bestätigendas, werden nicht so leicht Opfer, ganz ausschließen lässt sich das leider nicht. Es gilt der Satz: Täter suchen Opfer, keine Gegner. Es gibt sog. Opfersignale, die einem potentiellen Täter zeigen, mit dem/der kann ich das. Wichtig ist, daß man in den Selbstverteidigungs- Selbstbehauptungskursen lernt, auf Gefahrensignale zu achten. Sie kennen ja die 4 Farben: weiß, gelb,orange und rot. Schauen wir uns doch einmal Opfer an: wer wird Opfer von Mobbing in der Schule: gute Schüler(sog. Streber), kleine Unsportliche, schüchterne, zurückhaltende.
In der Firma sieht es so ähnlich aus, wer keine große Klappe hat, ist schnell das nächste Opfer. Stalking: aus Gewaltbeziehungen oder wo sich die Frau unterordnet. Bei Vergewaltigungen gibt es Studien, nach eine Gegenwehr oft zum Abbruch führt. Nicht bewiesen dagegen ist, daß bei Gegenwehr alles nur noch schlimmer wird. Bei polizeilichen Vernehmungen wird deshalb immer nach Gegenwehr gefragt.
Es gibt sehr wenige selbstbewußte Frauen, die Opfer von Attacken werden. In der Regel gehen einer gewalttätigen Attacke Bedrängungen voraus oder die übliche Anmache. Selbstbewußtes (nicht provozierendes) Verhalten kann oft das Schlimmste abwenden. Einige wenige Techniken, die ich in diesen Hochstress-Situationen abrufen kann und die ich beherrsche, können mir das Leben retten.

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