Angst vor Einsamkeit + Angst vor Menschen = ???

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Angst vor Einsamkeit + Angst vor Menschen = ???

Beitrag Di., 19.02.2008, 21:28

Nach dem Diplomabschluss meine erste Arbeitsstelle in einem kleinen abgelegenen Dorf. Mit keinem Kollegen sich anfreunden können. Heimgehen und allein im Zimmer sitzen. Am Anfang des Jahres 2007 tat es furchtbar weh, am Ende war nur noch Resignation. Man gewöhnt sich dran.

Mittlerweile haben die Kollegen akzeptiert, dass ich nie etwas erzähle. Ich hasse mich und die ganze Welt und lüge mir Hoffnung herbei: Ich muss nur kündigen, umziehen, einen Neuanfang in einer größeren Stadt.

Irgendwann geht die Zeit schneller, man will gar nichts mehr. Man fängt an Bewerbungen zu schreiben, um sinnlose Urlaubstage abzubauen und um sich zu beweisen, dass alles ausweglos ist. Man wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen, geht durch die Großstadt, sieht zum ersten Mal seit Monaten etwas anderes als alte Leute die Dorfstrasse kehren, findet keine Antworten im Vorstellungsgespräch und scheitert. Niederlagen machen irgendwann Spass. Wenn schon scheitern, dann aber total und es soll ganz arg wehtun.

Und irgendwann bekommt man plötzlich eine Stellenzusage in einer Großstadt und 40% mehr Geld angeboten. Ich habe ohne nachdenken unterschrieben. Bin ich total irre?

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twilight-zone
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Beitrag Di., 19.02.2008, 22:25

Hallo,

erstmal Herzlich Willkommen

mal kurz nebenbei: ich hoffe ja wirklich sehr, dass du beim Passwort ein bisschen kreativer warst

Also, dass was du da beschreibst, kommt mir echt sehr bekannt vor....
Niederlagen machen irgendwann Spass. Wenn schon scheitern, dann aber total und es soll ganz arg wehtun.
weißt du, woran das liegen könnte?
Und irgendwann bekommt man plötzlich eine Stellenzusage in einer Großstadt und 40% mehr Geld angeboten. Ich habe ohne nachdenken unterschrieben. Bin ich total irre?
weil du glaubst, doch eh wieder zu scheitern, oder weil du es nicht zulassen kannst, dass es dir besser geht?

In der Überschrift hast du geschrieben "Angst vor Einsamkeit", aber diesen Punkt hab ich in deinem Bericht nicht gefunden, oder ich habs überlesen. Du hast also Angst vor Menschen und bist gleichzeitig unglaublich einsam?

Liebe Grüße,
tz

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Beitrag Fr., 29.02.2008, 15:28

Wie findest du diese Erklärung? Wenn man allein ist, neigt man zu extremen Verhalten um beachtet zu werden. Man hasst die Schulpausen, weil man wieder 2x 15 Minuten allein rumsteht, und wird zum Klassenstreber damit man wenigstens von jemand Anerkennnung bekommt: der Liebling aller Lehrer.

Und mehr als 10 Jahre später: Meine Geschwister (beide mitte 30) haben als einzige Beschäftigung: Anerkennung von den Eltern zu bekommen. Und ich stehe nach jahrelangen Versuchen mich zu ändern vor dem Nichts. Keine Freunde und noch nie gelungen, dass jemand Interesse an mir hat.

Was hat man davon, überall immer allein zu sein und sich mitten unter Leuten noch viel einsamer zu fühlen? Irgendwann resigniert man und mag Niederlagen.

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frozen rabbit
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 19:27

Ja, in einer Großstadt sind mehr Leute. Aber auch die Chance jemanden zu finden, für den man sich nicht ändern muß, ist größer.

Für manche ist ein Dorfleben angenehmer, weil sie den engeren Kontakt angenehmer finden. Nur findet man diesen nicht, ist ein möglicher logischer Schritt woanders hinzuziehen und dort Anerkennung zu finden.

Klappts auch dort nicht, vielleicht findest du die Anerkennung in einer anderen Großstadt.

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Beitrag Mi., 12.03.2008, 22:57

Heute war mein letzter Tag in der Firma, danach Urlaub bis Monatsende und Umzug. Das ist der schönste Tag seit ungefähr 3 Jahren. Jetzt sitze ich hier allein in meinem Zimmer, das ich morgen leerräume. Erinnert mich an mein bestandenes Diplom. Niemand hat gratuliert, weil es niemand gibt.

Was bringen Erfolge, die sich genauso sinnlos wie scheitern anfühlen.

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Nine88
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 20:07

Hallo ich bin Janine, 21 Jahre und neu hier.
Wie schon gesagt, ich habe Angst vor anderen Menschen. Das äußert sich in vielen Punkten.
Ich habe Angst einkaufen zu gehen, da ich an der kasse mit mehereren Menschen gedrängt zusammen stehe und weil ich an der kasse mit der Verkäuferin "Kontakt aufnehmen" muss. Ich schaffe es nicht ein Mal zu grüßen. Meine einzigen Gedanken sind "einfach nur weg hier". Ich war schon so weit, das ich gar ncihit mehr einkaufen gegangen bin. Ich hatte richtige Panikanfälle. Als ich in der klinik war, wurde das Einkaufen neu mit mir geübt.
Ich gehe Fremden Menschen generell aus dem Weg. Auf der Strasse wechsle ich die Seite, wenn mir jemand entgegenkommt.
Ich habe panische Angst ans Telefon zu gehen, wenn ich weiss es ist jemand Fremdes oder Bekanntes. Ich kann nur mit meinen Eltern am Telefon sprechen. anders geht es gar nicht.
Wenn Freunde meiner Mutti und ich zum Grillen bei ihr sind, laufe ich meiner Mutti nur hinterher, damit ich nicht alleine mit den Leuten bleibe. Ich habe nie was zu sagen und denke trotzdem ich bin anderen menschen lässtig. Ich denke immer, mich können die sowieso nicht leiden und fühle mch immer überflüssig.
Veranstalltngen oder größere Menschenansammlungen meide ich stets. Letztens habe ich im internet einen alten bekannten gefunden, er will sich mit mir treffen. Aber das ist für mich unmöglcih. Wenn ich daran schon denke, bekomme ich panik.
Im Internet kann ich mit anderen Kommunizieren, das ist möglich. Doch im realken Leben klappt es gar nicht.

Ich möchte wissen, ob es jemanden genauso geht wie mir und ob nicht Jemand doch ein paar Tipps für mich hat. Ich habe diese soziale Phobie schon in einer tagesklinik aufgegriffen. Es ging auch eine Weile gut. Aber jetzt ist es fast wieder wie vorher. Ich bin den ganzen Tag zu Hause und traue mich nicht auf die Strasse. Hätte ich mienen Hund nicht, würde ich nie rausgehen. Ich meide fast alle Menschen und bin denen gegenüber auch nur misstrauisch. Ich habe keine Freunde. Nur meine Eltern, mit denen ich mich treffen kann und auch will.

Ich denke das reicht erst Mal, wenn jemand noch was wissen möchte. Dann einfach fragen.

Euch allen, alles Gute, Janine

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frozen rabbit
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Beitrag Di., 18.08.2009, 18:54

Findest du, dass du für dich die Entscheidung hast jederzeit nein zu sagen oder eine Aktivität abzubrechen, wann immer du willst?

bspw. beim Einkaufen den Gruß ignorieren und nicht zurückzugrüßen, weil es dein Recht ist, nicht grüßen zu müssen? oder das Telefon aufzulegen, wenn du nicht mehr reden willst? oder beim Grillen still sein zu dürfen, wenn deine Mutter mal kurz weggeht und du alleine mit den anderen dort sitzt?

Bietet dir dein Hund etwas besonderes, dass du mit ihm rausgehst, oder machst du es nur weil es notwendig ist?

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hideandseek
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Beitrag Sa., 07.05.2011, 19:32

Hallo,

ich habe schon seit Jahren überlegt hier über mein Problem zu schreiben um vielleicht Ratschläge zu bekommen, aber habe bisher immer gezögert.


Also mein Problem ist, soweit ich es selbst verstanden habe, dass ich Angst vor Kontakten habe.

Ich weiß nicht so recht wann es damit angefangen hat. Aber ich erzähle mal von mir selbst ein wenig.

Ich komme ursprünglich aus einem anderen Land und wohne mittlerweile 15 Jahre in Deutschland. Und soweit ich mich erinnern kann, hatte ich dort keine Probleme Kontakte zu knüpfen. Auch in Deutschland die ersten paar Jahre, bis wir umgezogen sind. Dann bin ich nicht mehr aus dem Haus gegangen, nur in die Schule und zurück. Draußen hatte ich irgendwie Angst mit Kindern zu spielen. Und in der Schule konnte ich auch keinen Anschluss finden. So nach einer Weile bin ich in eine schwere Krise geraten, weil ich keine Freunde hatte. Nur zwei oder drei "Freunde", die mich immer erniedrigt haben. Habe damit auch ca. 6 Jahre gelebt. Bis ich eingesehen habe, dass es keinen Sinn mehr hatte in Selbstmitleid zu leben. Und ich beschloss die Situation zu ändern.

Ich ging immer Nachts nach draußen spazieren, weil ich tagsüber Angst hatte. Und auch auf Menschen zuzugehen machte mir große Angst. Zu Hause konnte ich ohne Probleme reden, aber nicht mit Fremden. Irgendwie habe ich mich oft versprochen. Deswegen musste ich mich immer kontrollieren, wie ich etwas sage.

So langsam besserte sich dann das Verhältnis mit den Klassenkameraden, weiß nicht mehr was ich dazu nach außen anders gemacht habe. Vielleicht war es einfach auch ein glücklicher Zufall, aber ich wurde auf Parties eingeladen. Dennoch in der Zeit war ich sehr labil. Oft selbst kleinste Zeichen von Zurückweisung brachten mich wieder in den alten Zustand zurück. Das letzte mal jedoch hatte ich 2008 einen Rückfall von mehreren Wochen.

Seitdem hat sich meine Situation gebessert. Habe ein paar gute Freunde. Und nach vielen Zurückweisungen machte ich mit 23 meine ersten sexuellen Erfahrungen mit Frauen. Und das gab mir damals große Hoffnung dass alles besser wird. Seit dem hatte ich zwei Beziehungen und führe gerade eine. Aber ich habe mich immer von Anfang unglücklich gefühlt, denn alle meine Partnerinnen und ich, was ich erst jetzt eingesehen habe, große Probleme mit Beziehungen haben.

Jetzt habe ich bei Dingen, die ich erledigen muss, keine Probleme auf die Menschen zuzugehen.
Jedoch auf Leute draußen muss ich immer über mich selbst gehen, was fast nie der Fall ist. Und merke, dass vor allem mit neuen Menschen oder Bekanntschaften, die Gespräche stockhaft verlaufen. Auch zeige ich selten Emotionen, außer Wut. Und habe fast immer den selben Gesichtsausdruck.
Ich weiß auch nicht wie ich lockere Gespräche führen kann, deswegen vermeide ich es mit Bekanntschaften zu lange zu reden. Aber auch dadurch dass ich in letzter Zeit sehr viel lernen muss, bin ich oft alleine. Deswegen merke schon bei meinen Freunden dass meine Sätze in den Gesprächen irgendwie untergehen und ich sie nochmals wiederholen muss.

Alle diese Probleme machen mir momentan sehr zu schaffen. Und habe überhaupt keinen Plan wie ich da rangehen soll. Ich war zwar ein mal vor ein paar Jahren bei einem Psychotherapeuten, aber nach 10 Minuten sagte er mir, dass er mir nicht helfen kann und ich stattdessen eine Gruppentherapie machen soll. Habe aber leider keine gefunden. Und bin gerade auf der Suche nach einem neuen Therapeuten, konnte mich aber nur für zwei Anrufe innerhalb von zwei Wochen überwinden. Hat aber bisher nicht geklappt mit einem Termin.

Danke für die Mühe den etwas längeren Text zu lesen.

viele Grüße, hideandseek

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Tristezza
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 10:52

Hallo hideandseek,

willkommen im Forum! Ich denke, du bist auf einem guten Weg, wenn du wieder auf der Suche nach einem Therapeuten bist. Da braucht man allerdings etwas Durchhaltevermögen, was bei deiner Problematik etwas schwierig ist. Lass dich aber nicht entmutigen.
Gruppentherapie kann bei deiner Problematik tatsächlich sehr hilfreich sein - das weiß ich aus eigener Erfahrung - aber wenn es wirklich keine Möglichkeit in deiner Nähe gibt (auch keine Selbsthilfegruppen?), würde ich es auf jeden Fall mit Einzeltherapie versuchen.

Bei zwei Äußerungen in deinem Post sind bei mir Fragen aufgetaucht:
hideandseek hat geschrieben:Aber ich habe mich immer von Anfang unglücklich gefühlt, denn alle meine Partnerinnen und ich, was ich erst jetzt eingesehen habe, große Probleme mit Beziehungen haben.
Welche Probleme hast du denn in Paarbeziehungen? Hast du da auch Ängste?

hideandseek hat geschrieben:Auch zeige ich selten Emotionen, außer Wut.
Das finde ich wiederum erstaunlich, dass du trotz deiner Ängste Wut zeigen kannst. Was macht dich denn besonders wütend?

Lg
Tristezza

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hideandseek
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Beitrag Mi., 11.05.2011, 19:36

Hallo Tristezza,

Danke für dein Interesse. Ich versuche mal die Fragen zu beantworten.
Tristezza hat geschrieben: Bei zwei Äußerungen in deinem Post sind bei mir Fragen aufgetaucht:
Welche Probleme hast du denn in Paarbeziehungen? Hast du da auch Ängste?
Klar, habe ich Ängste und ich denke deswegen kommen auch die Probleme. Mir ist aufgefallen, dass ich immer aus einem Grund die Beziehungen eingehe. Also dass ich schaue ob ich mit der Frau mein Leben verbringen kann. Jedoch ist es nie beim Schauen geblieben sondern ich versuche es mit jeder Frau.
Nur die Frauen, die ich hatte, sehen die Beziehung mit mir wie einen Lebensabschnitt. Zum Beispiel die aktuelle Freundin sagt mir zwar, dass sie mit unserer Beziehung zufrieden ist, aber gleichzeit könnte sie jemand anderen treffen der ihr besser gefällt und dann geht sie zu ihm. Deswegen verspühre ich überhaupt keine Sicherheit. Und das ist das Problem für mich in der jetzigen Beziehung. Ich denke es liegt daran, dass wir aus verschiedenen Gründen die Partnerschaft eingegangen sind. Und das Problem war von anfang an da, nur habe ich es ignoriert.
Ok, seit so zwei Tagen habe ich das Gefühl, dass es mir egal wie die Beziehung verlaufen wird. Hoffe ich es zumindest.
Tristezza hat geschrieben: Das finde ich wiederum erstaunlich, dass du trotz deiner Ängste Wut zeigen kannst. Was macht dich denn besonders wütend?
Also hauptsächlich wenn ich nicht verstanden werde.

Gefühl das ich sehr selten habe und zeige ist eigentlich nur die Freude. Ich denke nicht, dass es aus Ängsten ist. Derzeit merke ich, dass ich viel weniger Ängste habe als zum Beispiel vor 7 Jahren. Sondern meine Vermutung ist, dass ich die Depression die ich hatte nicht verarbeitet habe und auch weil ich mich sehr kontrolliere.

Also wenn ich das nochmal lese, merke ich eigentlich dass man sich aus Ängsten kontrolliert. Wahrscheinlich habe ich bei der Wut irgendwann genug. Und kann nicht mehr als sie nach außen zu lassen. Früher glaube ich war ich auch weniger wütend. Sondern ließ mir alles sagen.

Gruß, hideandseek

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