Eigentlich will ich nur meine Ruhe

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Rezna
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Beitrag Di., 31.05.2011, 00:25

Xlf, was du beschreibst, und das Alter in dem du das erlebst, kommen mir sehr bekannt vor. Auch die Resistenz gegenüber Vorschlägen, denn schließlich steckt keiner von uns in deiner Haut - und wir haben ja alles etwas, das du nicht hast, also haben wir in Wahrheit keine Ahnung, ausserdem wollen wir dir eine Krankheit aufschwatzen, und krank, krank bist du nicht - und willst du keinesfalls sein.
Ich war 28, als ich das Erste mal eine Psychologin aufsuchte, obwohl ich seit meinem 12 Lebensjahr depressiv war, und zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren selber absolut sicher wusste, dass ich depressiv bin. Ich brach nach wenigen Sitzungen ab, denn "ich bin nicht krank". Dieses Stigma war für mich unerträglich. Drei Jahre später, meine Probleme waren nicht verschwunden, sie wurden nur temporär verdeckt durch "Erreichen von selbst gesetzten Zielvorgaben", machte ich ein Coaching - keine Therapie, denn ich bin nicht krank. Das coaching war echt klasse, habe viel gelernt, und das in nur zehn Einheiten. Das war der Beweis: ich bin ja nicht krank. In den folgenden Jahren hatte ich immer wieder tiefs, in denen ich um Hilfe rief. Vor allem in Internetforen oder auf Krisenseiten im Internet. Immer wieder vereinbarte ich Erstgespräche mit Therapeuten. Jedes mal lief ich nach dem Erstgespräch regelrecht davon. Ich sollte eine Überweisung vom Hausarzt bringen, ich wäre depressiv. "Ich bin doch nicht krank" war mein Motto, niemals will ICH das Stigma einer psychischen Erkrankung tragen, nie nie nie nie. Für mich war es unzumutbar. Da leide ich lieber, gebe auf, vergesse mein Leben - ach, lieber tot als psychisch krank. Ich tiegerte mich in Arbeit, in "funktionieren" denn ich muss meinen Beitrag leisten, und wenn ich schon sozial ein Nackerpatzl bin, dann muss ich im Beruf umso kompetenter sein. Ein Beruf, der mich zwar interessierte, nicht aber meiner Berufung entsprach: Schriftstellerin sein. Das Ende der Geschichte: Burnout - mit allen Folgen. Denn all die aufgesetzten Ziele sind wertlos. Natürlich hatte auch ich einmal den ultimativen Traum vom 08/15 funktionierenden Leben. Und bis ich 28 war, keinen Freund, keine Idee, wie anfangen, in die Wege leiten - und damit fielen alle dazugehörigen Werte und Träume. Natürlich begriff absolut niemand, wie es mir ging. Ratschläge und Vorschläge waren allesamt sinnlos, Bagatellisierungen meiner Lage. Dass es mir schlecht ging, schob ich in erster Linie darauf, keinen Zugang zu dem zu haben, was ich wollte (einen Freund). Und dass ich keinen Zugang hatte, schrieb ich meiner eigenen Unfähigkeit zu, meiner Hässlichkeit, meiner Unerfahrenheit, meiner sozialen Inkompetenz... Weil meine Fehlbarkeit die äußeren Umstände sabotierte, und damit verhinderte, das zu erreichen, was ich je erreichen wollte, war ich unzufrieden/unglücklich und daher wiederum sabotierte ich meine Umstände, usw. Ich war ein negatives Perpetuum Mobile das nur noch seine Ruhe wollte, aufgeben. Eines Tages sagt ich mir auch: Ab heute gebe ich auf, ich rattere auf Sparflamme dahin, erfülle meine Pflichten, erwarte mir von meinem Leben nichts, zum Suizid bin ich nicht fähig aber ich hoffe dennoch auf baldige Erlösung (ein Meteorit wäre ok.)
Fakt ist: Das Leben geht weiter. So fatal und ausschließlich wie ich mein Leben empfand, und ja, zwei, drei Jahren waren eine "lange Zeit" fünf Jahre "eine Ewigkeit" und zehn Jahre quasi "seit immer" und meine Vergangenheit war für mich selbstverständlich der Spiegel der Zukunft. Wenn ich etwas bisher nicht erreichte, gab es keinen Grund zur Annahme, es in Zukunft zu erreichen. Denn wie sollte das gehen. Ich bin wie ich bin, schon festgefahren, und überhaupt. Heute weiss ich, das war Unsicherheit die sich in ein fatales Sicherheitsbedürfnis steigerte, das mich Handlungsunfähig machte. Ich denke, das ist in dem Alter nicht so unnormal.
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Rezna
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Beitrag Di., 31.05.2011, 00:25

Aber irgendwann wird es tatsächlich saufad. Mit mitte/ende zwanzig aufgeben? Ein Leben führen, so lähmend, bis zu einem Tod in vielleicht fünfzig Jahren? Lohnt es sich nicht doch, das aufs Spiel zu setzen? Was riskiert man schon, ausser ein Leben, das man SO auch nicht mehr will? Da brachte ich den Mut auf, einfach mal etwas zu riskieren - und so kam ich zu meinem ersten Freund (die Beziehung dauerte 8 Jahre) und ich kündigte, nahm andere Jobs an, siedelte um,... es ist viel passiert. Trotzdem. Und ich erkannte: Was auch immer ich erreiche (und mit 30 hatte ich alles, was ich mit 30 immer haben wollte) da war und blieb etwas. Trotz allem, neben allem. Wie hier jemand anderer schon schrieb: Könnte ich nochmal anfangen, ich hätte mir frühestmöglich Hilfe geholt. Das wäre bei mir zwischen 18 und 21 gewesen. Aber offenbar muss man dafür wirklich erst vom Leben und dem eigenen Leiden weichgeklopft werden. Und ein gewisses Alter erreichen, eine gewisse Reife, die einem zeigen: Scheixs auf das, was andere denken. Wirklich. Erstens, die meisten interessiert es weniger als man denkt. Zweitens: es geht sie nix an. Drittens: man kann sowieso nicht beeinflussen was jemand denkt und Viertens: Ich ging immer offen damit um, wöchentlich "meine Schrauben wieder festziehen zu lassen" und erfuhr dadurch von vielen anderen, dass sie selber bereits in Therapie waren. Leute, von denen man es nie gedacht hätte.
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Xlf
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 23:04

Hallo Arta,

Ja, du hast recht, das ist meiner Situation wirklich relativ ähnlich. Der einzige wirkliche Unterschied ist, dass ich ich eigentlich gar kein Problem damit hätte als krank angesehen zu werden. Momentan falle ich in das Raster "seltsam" oder "Freak", es wäre also fast nur eine Verbesserung. Ich kenne ein paar Leute, die bereits in Behandlung waren und auch die hielten damit - jedenfalls vor mir - niemals hinter dem Berg. Doch irgendwie kann ich diesen Schritt nicht machen. Ich habe vor so ziemlich allem Hemmungen und sei es nur einen Verkäufer im Baumarkt zu fragen, dass ich bei so schwer tragenden Schritten regelmäßig resigniere. Die Selbsthilfegruppe war da eine ziemliche Katastrophe und hat mich wohl auch zurückgeworfen, so dass ich so etwas ersteinmal nicht mehr machen will. Ich habe es auch vorher schon einmal bei der Psychotherapeutischen Beratungsstelle meiner alten Uni versucht, was zwar nur ärgerlich und fruchtlos war, mich aber auch verunsichert hat. Ich war schon einige Male kurz davor, es vor meinen Eltern anzusprechen, davon bin ich aber im Augenblick sehr weit entfernt. Ich glaube, die stellen sich da selbst ein wenig blind, oder es interessiert sie nicht wirklich, sonst hätten sie das ohnehin schon lange mitbekommen müssen.

Im Moment - durch meinen Studienfachwechsel bedingt - habe ich auch keine Freunde um mich, die mich irgendwie unterstüzen könnten. Das würde aber auch wieder heißen, dass es sowieso niemand mitbekäme. Aber ich glaube das macht sowieso keinen Unterschied.

Ich glaube es hat gerade wenig Sinn zu schreiben, da ich in einer jener Phasen bin, wo ich auf den von dir erwähnten Metoriten (oder Atomkrieg, wie meine Vorstellung immer eher ist) warte, weil mir alles über den Kopf wächst. Sogar die Dinge von welchen ich absolut weiß, dass ich sie problemlos schaffe.

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blumen_mädchen
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Beitrag Di., 07.06.2011, 14:46

Ja vl brauchst du noch ein paar Jahre, manchmal muss es noch viel viel schlimmer kommen als man je gedacht hat das es überhaupt geht bevor man etwas tut.
Klar ich finde es toll das du es geschafft hast das Thema anzusprechen aber du sagst ja selbst du willst/kannst nicht.. Ich meine Respekt dass du dich in die Selbsthilfegruppe getraut hast vor allem weil du dich so schwer tust eine Lösung für dein Problem zu finden.
Keiner hat je gesagt dass es leicht ist sich irgendwo Hilfe zu holen. Aber wenn du nichts tust kann sich nichts ändern das ist nunmal so wie es ist egal von welcher Seite du es betrachtest.

Den richtigen Therapeuten zu finden ist nich leicht und manche brauchen viele Versuche. Doch wenn ich deine Beiträge so lese und mir deine Welt vorstelle finde ich es allemal Wert etwas zu ändern und die Möglichkeit zu schaffen die Welt nochmal von einer ganz anderen Seite zu sehen.
Eigentlich würde ich mir das sogar für dich Wünschen aber vl bist du einfach noch nicht so weit.

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Beitrag Di., 07.06.2011, 18:29

@blumen_mädchen

Schlimmer kann es immer werden, das ist richtig. Ich glaube aber eigentlich, dass ich an einem Punkt angelangt bin, wo ich bereit sein sollte mir Hilfe zu holen, denn ich habe keine Ahnung, wie ich das noch Jahre durchstehen soll. Ich sehe jetzt schon schwarz, wenn ich nur daran denke, wie viel Zeit ich in meinem Leben schon vergeudet habe, ohne irgendwas davon vorweisen zu können. Aber davor, mich überhaupt irgendwie zu einem Therapeuten zu begeben -geschweige denn noch zu mehreren nacheinander!- habe ich so eine Abneigung, dass ich mir alles andere eher vorstellen kann als das zu tun. Da renne ich geistig wie gegen eine Mauer. Da ich wohl aber alles andere ausgeschöpft habe, kann ich sagen, dass es jetzt entweder von selbst besser werden muss, oder nicht.

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blumen_mädchen
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 06:31

hmmm da wäre die Frage ob du zu einem Psychiater gehen solltest. Vl könnten dir die richtigen Medikamente schon etwas weiterhelfen.
Ich weiß ja nicht wie du Medis gegenüber stehst ?

Kann mir aber vorstellen, dass sich da schon etwas an deiner Situation ändern könnte die dann den Weg in die Richtung Therapie leichter machen.
Ich bin zwar nicht für Medikamente ohne Therapie !! aber du wärst ja für die Zeit bis sie ihre Wirkung zeigen regelmäßig beim Psychiater.

Wie siehst du das?

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Beitrag Do., 09.06.2011, 22:17

Prinzipiell bin ich nicht gegen Medikamente, aber wo soll da der Unterschied sein? Ob ich zu einem Psychotherapeuten oder einem Psychater gehen würde, ist für mich vollkommen einerlei und darum nicht leichter. Eine Therapie zu machen um in Therapie gehen zu können ist wohl eher nicht möglich.

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blumen_mädchen
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 11:13

Der Unterschied liegt darin, dass der Psychiater dir die Medikamente verschreibt und ihr dann über einen Zeitraum die Wirkung betrachten könnt, da die Einstellung bei manchen ja nicht ganz einfach ist.
Manche Psychiater reden dann nur über die Wirkung, Alternativen, weiterer Verlauf usw..
beim Psychotherapeuten machst du ja eine richtige Therapie meist wöchentlich oder weniger oft. Da besprichst du dann deine wirklichen Gedanken und Gefühle.
Du musst den Psychiater zwar am Anfang auch einiges sagen damit er die richtige Diagnose stellen kann und dir die richtigen Medikamente geben kann. Aber bei vielen geht es dann auch nur um dieses Thema und den Rest überlassen sie den Therapeuten.

lg

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Beitrag So., 19.06.2011, 21:29

Ich meinte eigentlich, dass es für mich keinen Unterschied macht, zu wem ich gehe. Ich habe kein Problem damit, mit einem Terapeuthen oder Psychiater über meine Probleme zu sprechen, ich will einfach nur nicht hin.
Das Problem dabei, dass ich hier ein wenig versucht habe zu umgehen, da es ich es in einem anderen Thread schon einmal erwähnt habe und es sich dann nur noch darum gedreht hat, ist, dass ich dann mit meinen Eltern darüber reden müsste und dass ist etwas, was ich unter allen Umständen vermeiden möchte. Ich weiß nicht einmal recht warum.

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blumen_mädchen
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 07:56

Okey, du hast jetzt seit ca. 10 Jahren das Problem. Du denkst jeden Tag ans Ende auch wenn du es nit machen wirsd. Es hört sich an als wenn dein Leben ohne Spaß für dich ist und du bist der Meinung keinen deiner Träume erfüllen zu können. Du hast durchaus den Mut in eine Selbsthilfegruppe zu gehen willst aber keine richtige Therapie anfangen.
Aber du willst etwas sonst hättest du diesen Thread nicht eröffnet, an was hast du gedacht?

Mir fehlt hier immer die Empathie wenn einerseits ein großes Leiden besteht und andererseits der Satz ich will nicht. Was bedeutet ich will nicht?! warum willst du nicht?! Wenn du dein Leiden und dein ich will nicht abwiegst, was fällt dann schwerer?

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Rezna
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 11:01

Woher kommt der Wille?
Kann man wollen müssen? Oder anders: Ist ein wollen sollen und müssen noch ein wollen?
Ich habe diesen Satz: Du musst nur wollen. So oft gehört. Und ihn ebenso gehasst. Was soll das bedeuten? Ich kann das ja nicht einfach so einschalten und ausschalten. Wenn ich mich zum Wollen mit Zwang überreden muss, dann kann es kein wollen sein. Wollen muss aus einer Motivation kommen, da muss ein Ziel da sein das man erreichen will. Einfach nur Wollen als Prinzip - das funktioniert nicht. Klar, ist das Wollen erst einmal da, dann geht man über Leichen, metaphorisch, durchaus aber auch wortwörtlich gesprochen. Quasi... ein Kind will laufen lernen. Daher tut es das. Es lässt sich nicht entmutigen davon, dass es lange dauert, es oft hinfällt und sich wehtut. Am Anfang nur drei Schritte schafft. Dann, wenn es endlich laufen kann, immer noch hinfällt. Das Kind will eben laufen, und daher tut es das, ohne eine bewusste Willensanstrengung, ohne sich zu entscheiden, ohne zu müssen oder sollen. Allenfalls könnten Eltern irgendwie den Zwang oder Druck ausüben, weil die Lena von den Nachbarn die läuft schon mit zehn Monaten und unser Sohn ist schon 14 Monate alt und läuft immer noch nicht - Bub, jetzt tu endlich. Ich tippe mal darauf, dass so ein Kind sogar langsamer und beschwerlicher das Laufen lernt, weil es wohin geschubst wird, wo es unsicher ist. Weil es Druck verspürt der auch immer ausdrückt: Du versagst. Konkurrenzdruck. Dem Kind hilft, dass es trotz dem Wunsch und Druck der Eltern laufen lernen will.

Was meine ich damit? Der Wunsch wird kommen. Es wird eines Tages irgend etwas oder irgend jemand diese Motivation schüren, ein Ziel sein und das Wollen reaktivieren. Absitzen und auf bessere Zeiten warten, ist manchmal eben doch nicht so verkehrt.

Ich kenn das beispielsweise mit dem Abnehmen. Ich wog einmal sehr viel und wollte abnehmen. Aber es war irgendwie kein richtiges inneres eigenmotiviertes Wollen. Das meiste war einfach nur Druck von aussen. Ich für mich hatte ja schon aufgegeben. Ich wollte nur Ruhe von den ewiggleichen Sätzen "Du hättest so ein hübsches Gesicht, wenn du nicht so fett wärst...." und so weiter. Aber das war kein Wollen. Ich nahm zu obwohl ich abnehmen "wollte". Bis eines Tages die Motivation zuschlug und ich in kürzester Zeit vierzig Kilo abnahm, völlig egal was alle anderen sagten oder wollten. Ich nahm nicht ab, weil sie es wollten, sondern obwohl sie es wollten. Ich wollte. Ich war motiviert. Auslöser: mir hatte jemand gefallen. Zwar passierte dahingehend nie etwas, aber es gab mir den Kick, den Auslöser dass ICH anders sein wollte, für MICH.

Und Leiden ist relativ. Beziehungsweise: Der Mensch ändert sich erst, wenn das Leiden größer ist als die Angst, zu verlieren was man hat. Man kann leiden, die Umstände aber sind noch zu "gut". Man hätte bei einer wirklichen Änderung zu viel lieb gewonnenenes, gewöhntes, vertrautes zu verlieren. Erst, wenn all das was man verliert keine Bedeutung mehr hat, gemessen am Leid, ist der Weg zur Änderung da. Manchmal helfen auch Hormone nach, wenn man verknallt ist etwa, ändert man auch schnell seinen Lebensalltag, was man sonst, aus dem Nichts heraus, kaum konsequent schaffen würde. Man löst sich von bisher vertrautem, was einem trägen Gewohnheitstier wie dem Menschen naturgemäß sehr schwer fällt... dann jedoch ist - kann man sagen - das Liebes"leid" größer als die Angst, zu verlieren was man hat... das verblasst daneben gerne mal, um aufgegeben werden zu können.
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blumen_mädchen
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 14:36

Arta hat geschrieben:Und Leiden ist relativ. Beziehungsweise: Der Mensch ändert sich erst, wenn das Leiden größer ist als die Angst, zu verlieren was man hat. Man kann leiden, die Umstände aber sind noch zu "gut". Man hätte bei einer wirklichen Änderung zu viel lieb gewonnenenes, gewöhntes, vertrautes zu verlieren. Erst, wenn all das was man verliert keine Bedeutung mehr hat, gemessen am Leid, ist der Weg zur Änderung da. Manchmal helfen auch Hormone nach, wenn man verknallt ist etwa, ändert man auch schnell seinen Lebensalltag, was man sonst, aus dem Nichts heraus, kaum konsequent schaffen würde. Man löst sich von bisher vertrautem, was einem trägen Gewohnheitstier wie dem Menschen naturgemäß sehr schwer fällt... dann jedoch ist - kann man sagen - das Liebes"leid" größer als die Angst, zu verlieren was man hat... das verblasst daneben gerne mal, um aufgegeben werden zu können.
Ja so wird es vl sein
was denkst du xlf?

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Beitrag Mi., 29.06.2011, 22:49

Entschuldigung, hat ein wenig gedauert, ich bin im Lernstress. Das ist gut, da denke ich an kaum etwas anderes.

@ blumen_mädchen
Ich weiß es selbst nicht. Es gibt gewisse Dinge, bei welchen ich innerlich vollkommen blockiere. Das sind teilweise vollkommen irrationale Dinge, teilweise Situationen, bei welchen ich die Folgen nicht vorhersehen kann. Ich weiß, dass ich es abwägen muss, aber irgendwie klappt das nicht so ganz.

@Arta
Sehr richtig. Ich verstehe auch worauf du hinaus willst glaube ich. Ich befürchte nur, dass meine Hemmungen so hoch sind, dass ich mir nie wirklich Hilfe hohlen werde. Eigentlich hätte es so weit sein müssen, als ich mein Studium abgebrochen habe. Das war es aber nicht.
Ich will etwas ändern, habe aber Angst davor und allem was damit verbunden ist, dass ich scheinbar lieber so weiter mache wie bisher. Von aussen bekomme ich nur den Druck, den ich mir selbst mache, wenn ich alle anderen sehe, wie sie sich nicht wegen allem einen Kopf machen, in glücklichen Beziehungen leben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich eine gute Sache ist, darauf zu warten, dass irgendetwas passiert damit ich einen Anreiz bekomme - dass habe ich lange genug, von wegen: Wenn ich erstmal auf Parties gehe... wenn ich erstmal anfange zu studieren... wenn ich erst an einer besseren Uni bin... Das hat ja alles nie etwas gebracht. Das aller Letzte worauf in spekulieren würde ist mich zu verlieben. Das ist noch nie passiert und ich wüsste nicht warum es dann plötzlich so sein sollte.
Wenn ich also noch einen Anstoß brauche, dann muss ich ihn irgendwie finden, aber da bin ich wie meistens überfragt.

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Beitrag Do., 30.06.2011, 13:59

Immerhin hast du dich hier angemeldet, dass ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Vl findest du einen alten Thread der dir helfen könnte?
Vl musst du dich auch nur eine Zeitlang hier aufhalten um zu wissen was der nächste Schritt ist. Du bewegst dich nach vorne..langsam aber immerhin.
Hast du schon mal über die Alternative nachgedacht, wenn du nicht zum Therapeuten gehst?

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Cyrusol
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Beitrag Sa., 02.07.2011, 16:44

Xlf hat geschrieben:Ich möchte etwas ändern, weiß aber nicht, wie ich es schaffen soll mich zu ändern, ohne über geistige Hürden zu kommen, die ich bisher immer für vollkommen unüberwindlich angesehen habe. Diese Mauern sind ja auch irgendwie eine Sicherheit.
Feigling.

Du regst dich drüber auf, weil du nichts schaffst, und gleichzeitig gefällt dir Sicherheit?
So ist das wohl, wenn man sich im Klo einsperrt und den Schlüssel runterspült: Man muss aus dem Fenster rausklettern
Natürlich nur, wenn du raus willst - Draußen gibts Frauen !!

Ach, und: Gott ist tot!

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