Abgrenzen! Nur wie?!

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

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rainbird
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Abgrenzen! Nur wie?!

Beitrag Mi., 20.06.2012, 10:59

Hallo zusammen!

Ich komm gleich mal zu meinem „Problem“: Ich bin grundsätzlich sehr hilfsbereit und biete meine Schulter gerne mal zum Ausweinen an. Womit ich aber in letzter Zeit immer mehr zu kämpfen habe ist die Tatsache, dass ich beginne mich zu „ärgern“, weil ich scheinbar nicht abschalten kann. Eigentlich könnten mir die Probleme von Freunden „egal“ sein, zumindest sollte ich mich soweit abgrenzen können, dass es mich nicht weiterführend beschäftigt. Ich ärgere mich, wenn jemand das komplett Entgegengesetzte von dem tut, das mit mir „besprochen“ wurde, bzw. was ich empfohlen habe. Vorweg möchte ich sagen, dass ich –denk ich mal- ganz gut darin bin, für andere da zu sein, Tipps zu geben, zuzuhören usw… , das merke ich darin, dass einige mit mir sprechen.

Wenn ich merke, dass jemand im Zwiespalt steckt investiere ich wirklich sehr viel Zeit darin, der Person beizustehen, umso mehr ärgert es mich dann, dass hin und wieder komplett anders gehandelt wird. Beispiel: Ich rate einer Freundin sich von ihrem Freund zu trennen, weil er sie gewürgt hat, grundsätzlich sehr cholerisch ist usw…, und was macht sie? Schafft sich gemeinsam mit ihm 3 kleine Hunde an, um quasi „Familie“ zu symbolisieren. Also eine in meinen Augen, total hirnrissige Entscheidung.

Wie DARF ich reagieren? Darf ich sauer sein? Darf ich die Freundschaft nach so einem Verhalten bewerten und sagen „Nein, mir ist das so zu blöd… ich hör dir stundenlang zu, du sagst auch, dass ich recht habe und machst das komplette Gegenteil! SO interessiert mich das NICHT!“? Steht mir sowas eigentlich zu? Wie soll man zu so einer Freundschaft stehen? Darf ich dann sagen „Mach deinen sch… dann doch mit wem anderen aus!“.

Und genau hier sit mein Problem: Ich kann mich nicht abgrenzen. Ich ärgere mich oft tagelang wegen sowas! Andere sagen oft „Das ist NICHT DEIN Problem!“ – muss ich deswegen total emotionslos dem gegenüberstehen?

Ich hoffe, ich habe es halbwegs gut erklärt… und noch mehr hoffe ich, dass nun mir jemand Tipps geben kann!

Danke!

Rainbird

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hope_81
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 11:29

Halli Hallo,
ich kann gut verstehen, dass Du wütend bist und darüber hinaus auch müde, wenn Du glaubst Deine Ratschläge fruchten nicht. Letztendlich aber ist jeder Mensch glaube ich gleich Ratschläge ohne Einsicht führen zu nichts. Zuhören ist immer wunderbar nur die Ratschläge solltest Du lassen. Denn wenn ein Mensch nicht von selber darauf kommt, dass er was ändern muss, dann bringen auch Ratschläge nichts, so meine These. Vielleicht wäre es einmal gut in Dich zu hören und Dich zu fragen, warum Dich das so wütend macht?
Natürlich beschäftigen Dich die Sorgen und Probleme Deiner Freundin und ich glaube das ist völlig normal. Was hat es denn mit emotionslos zu tun wenn Du anerkennst, dass es wirklich nicht Dein Problem ist? Ich bin eher der Typ mitfühlen ja, mitleiden NEIN.
Zu der Frage ob Du sauer sein darfst.... Jede Emotion hat seine Berechtigung und ich denke Du darfst alles sein. Wenn ich etwas fühle, dann frage ich mich nicht ob ich es darf sondern nehme zur Kenntnis, dass es so ist. Vielleicht ergründe ich dann mal warum ich fühle wie ich fühle und schaue mal nach...
Vielleicht ist es einfache Deine Hilflosigkeit die Dich wütend macht?
Liebe Grüße
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 11:40

rainbird hat geschrieben: Wenn ich merke, dass jemand im Zwiespalt steckt investiere ich wirklich sehr viel Zeit darin, der Person beizustehen, umso mehr ärgert es mich dann, dass hin und wieder komplett anders gehandelt wird. Beispiel: Ich rate einer Freundin sich von ihrem Freund zu trennen, weil er sie gewürgt hat, grundsätzlich sehr cholerisch ist usw…, und was macht sie? Schafft sich gemeinsam mit ihm 3 kleine Hunde an, um quasi „Familie“ zu symbolisieren. Also eine in meinen Augen, total hirnrissige Entscheidung.

Wie DARF ich reagieren?
Ich frage mal so: Warum investierst du so viel in die Angelegenheiten anderer Menschen?

So enttäuscht kannst du ja nur sein wenn du da irgendwelche Erwartungen hast. Aber wenn du Erwartungen hast hattest du ja FÜR DICH aus der Sache irgendwas erwartet. Von daher war das eine alles andere als selbstlose Aktion.

Also was für einen emotionalen Gewinn ziehst du daraus daß du dich so in die Angelegenheiten anderer Leute reinhängst? Warum brauchst du hier für dich ein Erfolgserlebnis?

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mitsuko
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 15:24

rainbird hat geschrieben:
Wie DARF ich reagieren? Darf ich sauer sein? Darf ich die Freundschaft nach so einem Verhalten bewerten und sagen „Nein, mir ist das so zu blöd… ich hör dir stundenlang zu, du sagst auch, dass ich recht habe und machst das komplette Gegenteil! SO interessiert mich das NICHT!“? Steht mir sowas eigentlich zu?

Ja natürlich, warum sollte dir das nicht zustehen? Was machst du denn stattdessen?
Deine Freunde dürfen dann darauf ja auch reagieren wie auch immer sie wollen und ggf. sauer werden.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 18:00

münchnerkindl hat geschrieben:So enttäuscht kannst du ja nur sein wenn du da irgendwelche Erwartungen hast.
So ist das oft nicht. Ich kenne das Problem. Man erwartet da gar nichts, es ist eher so, dass man den Ratsuchenden oft einfach nicht auskommt. Es ist schwer (unmöglich?), einem Freund/Freundin im Zuge eines Gespräches ins Gesicht zu sagen: "Du, Deine Probleme interessieren mich eigentlich nicht." Oder wenn man angerufen wird, weil sich wer "ausheulen" will, cool zu sagen: "Ja, is nicht mein Problem, mach Deinen Mist allein." Natürlich hört man zu und versucht zu unterstützen und zu raten. Und dann passieren eben solche Sachen. Oh ja, ich kenn das gut. Man investiert Zeit, Emotionen, Energie um jemandem beizustehen und dann scheißt der drauf und macht was er will. Über sowas kann ich mich auch ärgern.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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stilleswasser
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 21:34

Hallo rainbird,

wenn du enttäuscht oder ärgerlich bist, wenn sie nicht machen, was du gesagt hast, warst du nicht neutral. d.h. bei dir waren gefühle involviert, du warst subjektiv. in solchen fällen geht es dir wahrscheinlich nicht um den anderen, sondern um dich selbst. warum hängst du dich da so rein? welche bedürfnisse werden da befriedigt bzw. nicht befriedigt?
ich vergleich das gerade mit eltern, die unbedingt wollen, dass ihr kind medizin etc. studiert und ihr kind dementsprechend fördern und alles dafür tun, dass es klappt. ohne zu fragen, ob das kind überhaupt medizin studieren will. die eltern möchten einfach nur durch das kind das leben, was sie nicht konnten, was sie nicht geschafft haben aus welchen gründen auch immer.

gut ist immer, wenn man zuhört. ratschläge, also tu das oder das, sind eher ungut, weil man letztendlich nicht diese person ist. ihr seid beide unterschiedlich, habt andere bedürfnisse. das musst du bedenken. du weißt, was du machen würdest, aber du kannst das nicht auf die andere person übertragen. von sich auf andere schließen ist nie gut.
du hörst auch immer nur - beim thema beziehungen - eine seite. die hälfte. also eine halbwahrheit. und nicht das thema im vollen umfang. da bekommt man nur ein unvollständiges bild und daraus dann schlüsse zu ziehen ist voreilig.
auf der anderen seite müssen die personen ihre erfahrungen selbst machen. sie müssen selbst lernen mit ihrem leben umzugehen. du kannst ihnen viel abnehmen, aber dann sind sie ständig auf andere angewiesen und lernen es nicht selbst.

alles gute,
stilleswasser.
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Ich bin gerade sehr empfindsam und schnell verletzt. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn du mir antworten möchtest, da mir achtlose, grenzüberschreitende Kommentare sehr weh tun können u ich aber weiterhin im Forum bleiben möchte. Danke.
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stilleswasser
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 21:53

Ratlosigkeit hat geschrieben:Oder wenn man angerufen wird, weil sich wer "ausheulen" will, cool zu sagen: "Ja, is nicht mein Problem, mach Deinen Mist allein."
sowas muss man auch nicht sagen. man kann auch lernen, seinem freund einfach zuzuhören, wenn er kummer hat. vielleicht nachfragen. von eigenen erfahrungen zu reden, muss auch nicht sein. oftmals wollen sie sich nur mal allen kummer von der seele reden. schweigepausen aushalten und ein offenes ohr bieten. man kann auch sagen, was man in der situation selber machen würde, aber nie sagen, mach doch das und das. siehe in meinem vorigen beitrag.
man kann sich auch abgrenzen, indem man sagt: "ich kann dir da nichts raten, weil ich nicht du bin. du musst selbst deine erfahrungen machen." oder ähnliches.
gespräche müssen nicht immer lösungsorientiert sein, oft gehts auch nur um das reden. sich dinge von der seele reden.

stilleswasser
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 22:03

Ratlosigkeit hat geschrieben: So ist das oft nicht. Ich kenne das Problem. Man erwartet da gar nichts, es ist eher so, dass man den Ratsuchenden oft einfach nicht auskommt. Es ist schwer (unmöglich?), einem Freund/Freundin im Zuge eines Gespräches ins Gesicht zu sagen: "Du, Deine Probleme interessieren mich eigentlich nicht." Oder wenn man angerufen wird, weil sich wer "ausheulen" will, cool zu sagen: "Ja, is nicht mein Problem, mach Deinen Mist allein." Natürlich hört man zu und versucht zu unterstützen und zu raten. Und dann passieren eben solche Sachen. Oh ja, ich kenn das gut. Man investiert Zeit, Emotionen, Energie um jemandem beizustehen und dann sch*** der drauf und macht was er will. Über sowas kann ich mich auch ärgern.
Okay, dann ist es aber Wut darüber daß man von der anderen Person nur missbraucht worden ist um einem selbstmitleidigen Sermon loszuwerden und bemitleidet zu werden, ohne einen echten Willen überhaupt irgendwas anders machen zu wollen um die eigene Situation zum besseren zu wenden.

In dem Fall würde ich aber in Zukunt meine moralische Unterstüztung und den Willen mir die neuesten Horrorstories anzuhören erheblich reduzieren als Konsequenz anstatt stundenlang nutzlos wütend zu sein über die an die Person verschwendete Energie.


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rainbird
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Beitrag Do., 21.06.2012, 10:38

Hier bin ich wieder - lieben Dank erstmal für die ganzen Antworten - und nun meine "Stellungnahme"

Grundsätzlich: Ich weiß nicht, warum mich das alles wütend macht. Ich weiß nichtmal obs wirklich Wut ist oder was anderes - jedenfalls fühlt es sich nicht gut an. Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung vermutlich.

@münchnerkindl
Erwartungen... wenn, dann eher unbewusst. Ich beschreib einfach mal so gut wie möglich, was dabei "gefühlsmäßig" in mir passiert: Freundin ruft mich verheult an, FRAGT MICH was sie tun soll (ich selbst komme von selbst selten bis nie auf die Idee, ihr meine Sichtweise "aufzudrängen", schon gar nicht sage ich "Mach so, wie ich das tu!"), ich sage ihr, was ich mir denke, sie fühlt sich, nachdem sie alles rausgelassen hat, erstmal erleichtert - ich merke, dass es ihr zumindest für den Moment wieder halbwegs gut geht. Auf das hin freue ich mich natürlich, weil es mir ein gutes Gefühl gibt, jemandem geholfen zu haben. Und jetzt bitte nicht damit kommen, dass ich "süchtigt" bin nach Anerkennung oder nach eben diesem Gefühl. Außerdem denke ich mir, dass es früher oder später auch mir mal wieder nicht so rosig gehen wird und ich dann vielleicht auch mit jemandem reden will und dessen Meinung hören.

Möglicherweise tue ich mir schwer damit, die Entscheidungen, die letztendlich gefällt werden, zu akzeptieren und sehe mich vielleicht als "Verlierer", weil dann so gehandelt wird, wie es ihr vielleicht wer anders "empfohlen" hat. Vielleicht sehe ich mich dann als "nicht gut genug", oder als "schlechten Freund", weil ich eben nicht die richtigen Ratschläge gegeben habe,.... Vielleicht ist es einfach der Drang, dass ich (fast) alles dafür geben würde, damits ihr in so einem finsteren Moment gut geht... und vielleicht meine ich, dass nur meine Ansicht "richtig" ist und ich Schwierigkeiten habe, was anderes auch zu akzeptieren bzw. einzusehen. Es ist nicht so, als ginge es darum, wer das letzte Wort hat.

Klingt das "plausibel"? Zugegeben, ich habe schon auch ein Problem mit meinem (aktuell nicht sehr hohem) Selbstbewusstsein. Aber egal, wie ich in der Hinsicht drauf war, seit ich denken kann wird an meine Tür geklopft und um ein offenes Ohr gebeten...

Was aber auf keinen Fall stimmt ist, dass ich mich als "missbraucht" sehe, nur weil nicht das getan wurde, was ich mir erwartet hab.
Wen meinst du mit "bemitleidet werden" - mich, oder mein Gegenüber?

@stilleswasser
Natürlich sind bei sowas auch eigene Gefühle dabei! Wenn eine gute Freundin zu dir kommt und sagt, sie wird von ihrem Freund vermöbelt - bleibst du dann cool?
Man kennt diese Situationen vielleicht von sich selbst: Man hat Kummer, man schüttet sein Herz jemandem aus und will dann etwas hören... irgendetwas, was einem sein momentanes "Leid" erleichtert... wobei es auch gut möglich ist, dass das der andere dann gar nicht kann!

Vielleicht habe ich mich in meinem ersten Post etwas unklar ausgedrückt. Ich gehe nicht aktiv auf andere zu und frage, ob ich helfen kann, oder dränge denen meine Meinung einfach auf, oder mische mich sonst irgendwie ein. Man kommt ZU MIR, man will meistens einen Denkanstoß, einen Ratschlag,... den bin ich dann auch bereit zu geben. Natürlich investiere ich dann folglich auch Zeit in den anderen, logisch - ich mach mir dann ja auch wirklich Gedanken drüber, was das richtige wäre oder was ich tun würde. Man will dann schließlich nicht diese Standard-Phrasen á "Das wird schon wieder" hören.

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Andi H.
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Beitrag Fr., 13.07.2012, 22:52

Auf meinem ersten Blick in die Runde von Threads bin ich auf diesen hier aufmerksam geworden und wollte anmerken, dass hier zumindest eine Person ist, die nachvollziehen kann, was Du meinst und das auch vernünftig findet. Ich begreife nicht, wie man jemandem Ratschläge geben kann und sich da nicht emotional involvieren soll bzw. nicht erwarten soll, dass derjenige die Ratschläge beherzt. Außer vielleicht wenn man ein Therapeut ist. Aber selbst dann finde ich so eine Geisteshaltung etwas zynisch.

Weit bedenklicher finde ich die Aussage darüber, dass Dich die Probleme Deiner Freunde eigentlich nicht interessieren. Aber es hat ja den Anschein, als wäre das möglicherweise bloß eine Abwehrreaktion aufgrund des Frusts?

Ich persönlich würde meinen Freunden wohl unmissverständlich erklären, wie es mir geht, wenn sie mir solche Dinge erzählen, aber dann meine Ratschläge nicht beherzigen. Und wenn sie es nicht begreifen, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihnen möchte, da es mich so belastet, gerade weil ich sie so mag und sie keine Anstalten machen zu versuchen ihre Situation zu verbessern.
Wenn sie einen "neutralen Aussenstehenden" wollen, bei dem sie ihren Ballast abladen und den es nicht unbedingt interessiert, was sie dann weiter entscheiden, dann brauchen sie meines Erachtens nach keinen Freund, sondern eine Hotline oder einen Therapeut.

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(e)
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Beitrag Fr., 14.12.2012, 12:19

Hallo ihr

Wie der Titel schon sagt, wäre meine Frage dieselbe, nur noch um einen Punkt erweitert:

Wie kann man sich gegenüber anderen abgrenzen, ohne dem anderen wehzutun? Vor allem bei nahestehenden Menschen? Gibt es da irgendwelche Standard-Methoden, die funktionieren, auch wenn der andere extrem gefühlsbetont, abhängig und empfindlich ist?
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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ch123
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Beitrag Fr., 14.12.2012, 12:40

ich finde, ratschläge entspringen immer dem selbst erlebten, dem selbst gedachten und dem, was einem selbst (!) amm sinnvollsten erscheint.

weil wir menschen einfach unterschiedlich sind, sind auch unterschiedliche bewältigungsmechanismen oder verhaltensvorschläge jeweils "richtig". oftmals hängt es auch noch vom zeitpunkt ab, ob ein und derselbe vorschlag für die ratsuchende person gerade durchführbar ist oder nicht.

das macht es unmöglich den ultimativ richtigen rat zu geben.

deshalb: vielleicht hilft es dir selber, deinen rat als deine persönliche sichtweise der dinge zu sehen, die für dich, deine geschichte und deine lebenszusammenhänge zutrifft, und ein wertvoller input für den gesprächspartner sein kann, weil er/sie dadurch einfach eine weitere möglichkeit des denkens erhält. die kann er annehmen (wenn´s für ihn auch passt) oder verwerfen (wenn dem nicht so ist)

dass was du auf jeden fall mitgegeben hast, ist eine vergrößerung der wahlmöglichkeiten des ratsuchenden.

weder du noch dein rat werden in dem moment abgelehnt. ein kleid kann noch so schön sein, wenn´s mir nicht passt, werd ich´s nicht kaufen. und das liegt dann nicht an der verkäuferin, die´s für mich rausgesucht hat

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 14.12.2012, 12:42

Liebe elana,

so wie ich dich einschätzen würde, hast du das Internet ohnehin schon ausgelesen
zum Thema deiner Frage. Und daß es dir lieber ist, ein paar Erfahrungen zu hören als irgendwelche theoretischen Vorträge.
Abgrenzen war für mich auch immer schwierig und war sogar unlängst auch Thema in meiner Therapie. Weil irgendwo ist es eigentlich richtig und wichtig und gesund, darauf zu achten, daß es einem selbst gut geht, weil dann und nur dann, kann man anderen auch helfen.
Sonst müßten alle Theras dieser Welt ständig einknicken unter der Last des Leids ihrer Patienten, wenn sie sich nicht abgrenzen.

Das war das erste was ich in meiner Therapie gelernt habe: daß ich sagen darf, laß mich in Ruhe, ich will dich nicht sprechen und sehen. Das war für mich eine Offenbarung, weil auf diese Idee, daß ich das darf, wäre ich von selbst nicht gekommen. Es war sehr hart für mich, ist es immer noch, aber es war sehr sehr gut und wichtig für mich, sonst wäre ich glaube ich draufgegangen.

Abgrenzen heißt ja aber nicht gleich so weit gehen: Ich habe gelernt mal bei Kleinigkeiten zu sagen, wenn mich etwas stört. Zum Beispiel: danke für die Einladung oder deinen Besuch, aber ich bin müde/gestreßt was auch immer, es wäre mir lieber dann und dann. Ich habe das als sehr heilsam für mich und mein Gegenüber erlebt, weil der/die andere kann ja auch nicht riechen, wann einem etwas zu viel ist wenn man es nicht sagt.

Und - ganz wichtig: Ich habe irgendwann gelernt, daß meine uneingeschränkte Hilfeleistung
den anderen klein macht und seiner Kraft und Selbständigkeit beraubt.
Man muß anderen nicht immer alles abnehmen
man kann ihnen auch was zutrauen.

Und elana - ich glaube du solltest wirklich SEHR dringend mal auf dich und deine Gesundheit achten nach allem, was ich da so von dir gelesen habe.

Ich wünsche dir wirklich daß es dir gelingen möge
gesunde Grenzen zu ziehen
vielleicht können sich die anderen dann daran festhalten an deinen Grenzen, elana
Fundevogel

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ch123
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Beitrag Fr., 14.12.2012, 13:16

abgrenzen heisst ja - in meinem verständnis - viel mehr als auch mal nein sagen. für mich heisst abgrenzen schlicht und einfach zu erkennen, wo das ich aufhört und wo das du anfängt.

ich kann DICH mit DEINEN problemen und wünschen an mich verstehen und akzeptieren. ich kann DEINE wünsche und bedürfnisse auch zu einem gewissen grad erfüllen (wenn ich das möchte) dennoch werden sie dadurch nicht automatisch zu MEINEN

fände es interessant, andere definitionen zu hören und z diskutieren

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 14.12.2012, 15:15

hallo ch123,

ich stimme dir zu.
Ich habe es aber auch einmal als sehr eindrücklich erlebt in einer Therapiesituation
als mein Therapeut Grenzen gezogen hat, so nach dem Motto bis hierher und nicht weiter,
daß ich mich nicht beschränkt gefühl hatte, sondern
diese Grenzziehung hat einen so weiten Raum geschaffen,
in dem Platz für alles von uns beiden war.

Das war ein wundervolles Gefühl.

Grenzen ziehen muß nicht heißen, den anderen in seinen Möglichkeiten zu beschneiden.
Es kann auch heißen, einen gemeinsamen Raum zu schaffen.
Fundevogel

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