Soziale Ängste und laute Nachbarn

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Beryl
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Soziale Ängste und laute Nachbarn

Beitrag Sa., 11.01.2014, 22:12

Hallo,

ich habe ein Problem mit meinem Nachbarn. Er feiert regelmäßig laute Parties (heute schon die dritte oder vierte innerhalb von sieben Tagen), und es bringt mich zur Weißglut. Gestern war die Musik extrem schlecht und der Nachbar drehte permanent ruckartig am Lautstärkeregler. Dafür ist die Musik heute extrem laut, und die Gäste springen und schreien die ganze Zeit herum und singen laut mit. Auch wenn heute Samstag ist, es noch nicht 22 Uhr ist und ich morgen ausschlafen kann: Ich ertrage das nicht mehr. Ich wollte mir eigentlich heute einen netten Filmabend machen, und der fällt wegen meines Nachbarn jetzt komplett ins Wasser. Außerdem habe ich eine stressige Arbeitswoche hinter mir und möchte abends zu Hause dann einfach meine Ruhe.

Mein Problem ist, dass meine sozialen Ängste so groß sind, dass ich mich nicht traue, bei ihm zu klingeln und ihn zu bitten, die Musik leiser zu drehen. Zum einen habe ich Angst, dass ich es nicht mehr schaffe, freundlich zu sein (ich bin in solchen Situationen dann leider immer sofort auf 180). Zum anderen habe ich Angst, dass er und seine Freunde mich auslachen oder - noch schlimmer - er anfängt, mir meine ganzen Fehler vorzuhalten.

Aufgrund meiner seelischen Erkrankung leide ich nämlich gelegentlich unter Wutausbrüchen, wenn ich gestresst bin, sodass ich dann regelrechte Schimpftiraden auf mich, meinen Computer, meinen angebrannten Kochtopf oder was auch immer loslasse. Das ist natürlich auch nicht gerade toll und ich versuche, mich zusammenzureißen, aber wenn ich unter Stress stehe, habe ich mich leider nicht immer so unter Kontrolle. Ein Teufelskreis und nicht sehr förderlich für das soziale Miteinander. (Bevor der Einwand kommt: Ich habe schon etliche erfolglose Therapien hinter mir und glaube nicht mehr so an deren Wirksamkeit. Ich muss lernen, mir selbst zu helfen; eine Thera kommt für mich nicht mehr in Frage.)

Hat jemand eine Idee, wie ich mich verhalten soll? Ich will keinen Nachbarschaftsstreit, aber ich will auch, dass er Rücksicht nimmt. Noch mal umziehen möchte ich nicht, weil das Problem in jeder Mietwohnung auftreten kann und das letztes Mal auch schon einer der Umzugsgründe war. Ich kann nicht ständig vor lauten Nachbarn fliehen.

Danke fürs Lesen.
Grüße,
Beryl

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Silencia
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 22:19

Anscheinend ist das ein Problem dass dich verfolgt.

Es gibt mehrere Möglichkeiten:

-mit dem Nachbar reden (wobei ich vermute das rücksicht nicht grade seine stärke sein wird)
- mit dem Vermieter sprechen
- Arbeiterkammer oder Mietervereinigung um Hilfe bitten
- mit anderen Mietern sprechen, ob sie auch diesen Lärm als belästigend empfinden
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

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cucaracha
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 22:29

Hallöchen,

ich hatte es schon zwei Mal mit lauten Nachbarn zu tun und bin wie folgt vorgegangen:

1. Nach 22 Uhr kannst du die Polizei anrufen. Diese schickt dann eine Streife. Die Polizisten dürfen deinem Nachbarn deinen Namen nicht nennen. Wenn in deinem Haus also noch mehr Leute wohnen, wird er nicht erfahren, wer sich über ihn beschwert hat. Nachdem die Polizei insgesamt 3x bei ihm war und sich jedes Mal davon überzeugen konnte, dass er wirklich Ruhestörung betreibt, erstattet sie selbst Anzeige. Diese Vorgehensweise hat mir mal die Polizei erklärt. Die Streife kam nur 1x, danach war Ruhe.

2. Du benachrichtigst deinen Vermieter. Dieser kann sich mit dem Vermieter der Nachbarwohnung in Kontakt setzen. Dann muss der Vermieter deines Nachbarn ihn in die Schranken weisen. Bei dieser Vorgehensweise kann es dir natürlich passieren, dass du namentlich genannt wirst.

Soweit zu den rechtlichen Möglichkeiten.

Wenn du das persönliche Gespräch eigentlich als beste Lösung empfindest und dich bloß nicht traust, wäre es eventuell eine Option, deinem Nachbarn eine Nachricht in seinen Briefkasten zu legen.

LG
Cucaracha

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Beryl
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 22:33

@ Silencia (welch sympathischer Name ) Ja, die Idee, andere Nachbarn anzusprechen, hatte ich auch schon. Und dann vielleicht zu zweit mal in einem ruhigen Moment zum Nachbarn zu gehen und das Problem anzusprechen. Es ist einfacher, wenn man Gleichgesinnte hat, die einem mit Argumenten unter die Arme greifen können.

An sich ist er schon ganz in Ordnung; ich hatte mich sogar einmal vor seinem Einzug bei ihm beschwert, weil er regelmäßig abends bis 22 oder 23 Uhr renovierte und ich einfach gerne schlafen wollte. Da hat er auch nett reagiert, aber es hat leider nicht nachhaltig gewirkt. Es geht ja nicht darum, dass er einmal etwas mehr Rücksicht nimmt. Im Grunde müsste er ja seine Lebensgewohnheiten schon ziemlich radikal ändern, damit ich ihn auf Dauer weiter ertrage, und das macht keiner gerne.
Grüße,
Beryl

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Beryl
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 22:47

@ Cucaracha: Das mit der Polizei ist für mich die allerletzte Lösung. Der Nachbar kann den Personenkreis derer, die die Polizei gerufen haben, sicher eingrenzen, und auch wenn ich juristisch gesehen im Recht bin, würde es das Wohnklima nur noch mehr vergiften.

Eigentlich halte ich das persönliche Gespräch schon für den besten Weg. Das Problem ist eher die Umsetzung. Wie schaffe ich es, meine Grenzen und Wünsche freundlich, aber trotzdem bestimmt zu formulieren, sodass ich damit ernst genommen werde?
Grüße,
Beryl

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Christie
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 23:41

Hallo Beryl,

verstehe ich das richtig, dass der Nachbar Deine gelegentlichen "Ausbrüche" in seiner Wohnung hört oder hören kann? Kommt das den häufig und/oder zu ungewöhnlichen Zeiten (nachts) vor?
Ich denke, wenn Du Dein Problem freundlich formulierst, wird Dein Nachbar nicht damit reagieren, nun seinerseits irgendwelche Verfehlungen von Dir aufzuzählen. Besonders da Du ja erwähnst, dass er schon einmal nett auf eine Kritik von Dir reagiert hat.
Beryl hat geschrieben:Das Problem ist eher die Umsetzung. Wie schaffe ich es, meine Grenzen und Wünsche freundlich, aber trotzdem bestimmt zu formulieren, sodass ich damit ernst genommen werde?
Ich finde, Du hast Deine Schwierigkeiten hier doch sehr differenziert geschildert. Vielleicht kannst Du das dem Nachbarn genau so darlegen, freundlich verpackt und auch mit der Signalisierung von grundsätzlicher Kompromissbereitschaft: “Ich habe eine stressige Arbeitswoche hinter mir und hätte heute eigentlich gerne meine Ruhe. Ich habe kein Problem damit, wenn Du/Sie ab und zu eine Party machst, aber das ist in den letzen Wochen schon sehr häufig vorgekommen, also wollte ich Dir mal sagen, dass ich deshalb oft nicht schlafen/mich entspannen kann.” Vielleicht könnt Ihr Euch dann gemeinsam auf eine Lösung einigen?

LG
Christie

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cucaracha
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 23:49

Beryl hat geschrieben:@ Cucaracha: Das mit der Polizei ist für mich die allerletzte Lösung.
Da bin ich selbstverständlich ganz bei dir!

Ganz konkrete Vorschläge, falls nötig, wären:

Teile deinem Nachbarn mit, dass du deinen Fernseher aufgrund seiner Lautstärke nicht hörst und nachts nicht schlafen kannst. Das ist sachliche Information, ohne ihn anzugreifen (da macht er dicht) und ohne dich zu rechtfertigen (dazu besteht kein Anlass). Lächle nicht, während du mit ihm sprichst und lege den Kopf nicht schief. Beides sind Dinge, die man tut, um zu relativieren (was hier kontraproduktiv wäre) oder um zu gefallen (und du willst ja nicht mit ihm flirten ).

Suche das Gespräch so bald wie möglich, sonst fragt er sich, weshalb es dich "erst jetzt" stört. Je länger du wartest, desto größer wird die Gefahr, dass er dich nicht ernst nimmt und dass du mit immer mehr aufgestautem Frust vor ihm stehst, was einen freundlichen, sachlichen Ton erschwert.

Darüber hinaus suche ihn auf, solange noch ein aktueller Bezug zum letzten Vorfall besteht. z.B. am Folgetag einer seiner Parties und da nachmittags (bis dahin sollte er seinen evtlen. Rausch ausgeschlafen haben und aufnahmefähig sein).

Und letzten Endes mach dir klar: Dein Erfolgserlebnis hast du in dem Moment, in dem du dich ihm mitgeteilt hast. Sollte dein Nachbar weiterhin keine Rücksicht nehmen, liegt dies nicht daran, dass du irgendetwas falsches gemacht oder gesagt hast, sondern allein daran, dass er ein Ignorant ist. Weitere, nicht mehr so nette Schritte kannst du dir dann immer noch überlegen.

Drücke dir die Daumen.
C

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Beryl
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Beitrag So., 12.01.2014, 00:25

Erst mal danke für die bisherigen Antworten!

@ Christie:
Christie hat geschrieben:verstehe ich das richtig, dass der Nachbar Deine gelegentlichen "Ausbrüche" in seiner Wohnung hört oder hören kann? Kommt das den häufig und/oder zu ungewöhnlichen Zeiten (nachts) vor?
Ja, ich bin mir sicher, dass er die "Ausbrüche" hört. Das Haus ist ziemlich hellhörig, und wenn ich sein lautes Lachen (und, wie im Moment gerade, das ständige "Lauter, lauter!"- und "Holt mal die Kamera!"-Gekreische seiner weiblichen Partygäste) sehr deutlich höre, kann ich davon ausgehen, dass er meine Wutanfälle genauso deutlich hört. Und die können auch schon mal spätabends vorkommen (allerdings eher nicht mitten in der Nacht; ich bin ja schließlich berufstätig). Sein Schlafzimmer grenzt allerdings nicht direkt an meine Wohnung.

@ Cucaracha:
Suche das Gespräch so bald wie möglich, sonst fragt er sich, weshalb es dich "erst jetzt" stört. Je länger du wartest, desto größer wird die Gefahr, dass er dich nicht ernst nimmt und dass du mit immer mehr aufgestautem Frust vor ihm stehst, was einen freundlichen, sachlichen Ton erschwert.
Dafür ist es schon zu spät, fürchte ich. Der Typ wohnt schon seit zwei Jahren hier und feiert auch regelmäßig laute Parties, allerdings ist 3x diese Woche und 2x an diesem Wochenende schon ein Extremfall. Und mein Frust hat sich schon gewaltig angestaut. Dass ich vorhin versucht habe, deren Musik mit lauter Gegenmusik zu bekämpfen (woraufhin sie noch lauter wurden), macht das Ganze auch nicht besser. Na ja, es kann nur noch schlimmer werden, wenn ich noch länger warte.

Ich habe auch gerade das Gefühl, dass ich die Einzige im Haus bin, die das stört. Oder die anderen Nachbarn trauen sich auch nicht, sich zu beschweren.
Grüße,
Beryl

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Christie
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Beitrag So., 12.01.2014, 00:47

Beryl hat geschrieben: Ja, ich bin mir sicher, dass er die "Ausbrüche" hört.
Ich verstehe, dass Dir das unangenehm ist. Grundsätzlich denke ich aber, dass wenn Du dem Nachbarn Dein Problem schildern kannst, ohne ihn anzugreifen, keine Veranlassung für ihn besteht, Dir irgendwelche Dinge vorzuwerfen.
Beryl hat geschrieben:Und mein Frust hat sich schon gewaltig angestaut.
Wie Du ja schon geschrieben hast: Besser Du sprichst es so bald wie möglich an, als wenn Du noch länger wartest und dabei immer mehr Frust anstaust. Und vielleicht im Hinterkopf behalten: Dein Nachbar macht das höchstwahrscheinlich nicht mit böser Absicht, sondern weil er sich nichts dabei denkt.

LG
Christie

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Silencia
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Beitrag So., 12.01.2014, 09:10

@ Beryl: erstmal danke für das nette Kompliment.

Solltest du dich mit anderen Nachbarn "zusammentun" können und mit ihm sprechen, beeindruckt ihn das sicher mehr und ich denke dann sind die Chancen auch besser, das ganze "harmlos" zu lösen ohne Polizei oder Vermieter.
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

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Beryl
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Beitrag Di., 14.01.2014, 21:42

So, mal eben ein Update: Ich habe gestern zufällig zwei Nachbarinnen im Treppenhaus getroffen und sie gleich mal gefragt, ob sie den Partylärm auch so schlimm fanden. Die beiden waren zum Glück voll auf meiner Seite; die eine konnte ich sogar davon überzeugen, gemeinsam beim Nachbar zu klingeln und ihm das mit dem Lärm zu sagen. Leider war er jedoch gestern nicht zu Hause.

Dafür traf ich ihn heute vor seiner Wohnungstür, als er gerade dabei war, die Spuren der Party zu beseitigen, also sprach ich ihn gleich darauf an. Er reagierte zwar freundlich, meinte aber auch, ich hätte doch einfach nur was sagen sollen. Ich glaube, so richtig kapiert hat er nicht, dass er eigentlich auch selber für den Lärm verantwortlich ist und sich nicht einfach so daneben benehmen kann, bis sich andere beschweren, aber zumindest weiß er jetzt, dass ich das, was er Samstag abgezogen hat, nicht in Ordnung fand.

Wirklich überzeugend bin ich, glaube ich, nicht aufgetreten (das finde ich auch verdammt schwer!), aber da hat mir dieser Satz hier sehr geholfen:
cucaracha hat geschrieben:Und letzten Endes mach dir klar: Dein Erfolgserlebnis hast du in dem Moment, in dem du dich ihm mitgeteilt hast. Sollte dein Nachbar weiterhin keine Rücksicht nehmen, liegt dies nicht daran, dass du irgendetwas falsches gemacht oder gesagt hast, sondern allein daran, dass er ein Ignorant ist.
Und fürs nächste Mal (das hoffentlich nicht so bald sein wird ) haben die andere Nachbarin und ich uns geeinigt, dass wir dann gegenseitig beieinander klingeln und uns gemeinsam beschweren.

Noch mal vielen Dank an alle für die Tipps und den seelischen Beistand!
Grüße,
Beryl

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Erika56
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Beitrag Mi., 15.01.2014, 09:59

Du musst dich folgendes Fragen:

Woher soll der Nachbar Wissen, dass dir die Musik auf die Nerven geht-----
Rede mit ihn ruhig und sachlich, dann klappt das schon

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Denise81
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Beiträge: 7

Beitrag Sa., 22.03.2014, 15:48

Hi Beryl,

da gibt es nur eine Lösung 110.

Niemand hat das Recht anderen Menschen die Ruhe zu nehmen und in einer Wohngemeinschaft gibt es Regeln an die sich jeder halten muss.

Und wenn du die Polizei informierst, dann passiert dass ganz anonym. Kein Stress mit den Nachbarn, da niemand weiss wer angerufen hat.

Liebe Grüße
Denise
»Deine Ausdauer und Deine Begeisterung mit denen Du Dinge anpackst,
entscheiden über Deine Erfolge. «

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