Bin ich falsch?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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sensitive
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Bin ich falsch?

Beitrag Fr., 23.12.2016, 18:02

Hallo an Alle,

mich beschäftigt gerade folgendes Problem, welches in ähnlicher Form immer mal wieder in meinem Alltag vorkommt:

Vor einigen Tagen musste ich zur Post. Ich ahnte schon, dass ich dort auf eine Warteschlange treffen würde. Ich kam rein und meine Vermutungen wurden bestätigt, die Schlange war lang. Am Ende der Schlange stand ein Mann mit Kinderwagen. Er stand nicht direkt hinten an, sondern ca. 1,5 Meter davon entfernt. Es war relativ eng in dem Bereich, in dem er Stand und erstand auch direkt vor einem Automaten. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob er an der Schlange anstand, den er packte etwas in dem Wagen herum und schaute daher natürlich auch weg weg.

So entschied ich mich, nach einem kurzen Moment des Innehaltens um die Situation zu checken, mich in die Lücke zu stellen. Kurz darauf meldete der Mann seinen Platz an und sagte: "Ich stehe auch hier an." Ich meinte daraufhin: "Kein Problem!" und meinte das ernst, dachte, dass es ja nicht eindeutig war und wenn er da wirklich anstand, was soll ich da noch groß nachdenken oder irgendeine Wort verlieren. Ich schob dem, noch freundlich nach, dass ich da nicht diskutieren müsse. Er verzog nun aber plötzlich sein Gesicht und meinte, dass er nicht wüsste, warum das ein Problem sein solle. Ich war ziemlich überrascht über diese Reaktion, weil ich zum einen in eine unklare Situation gekommen war und meinen Platz wechselte und mir das zudem total belanglos erschien, wenn er unbedingt vor mir stehen wollte, dann soll er es doch. War mir egal, ich hatte damit "kein Problem". Ich fand es ziemlich blöd vom ihm, dass er mir, da ich ja freundlich war, solch eine Reaktion hinterher schickte und fühlte mich unverstanden, konnte es aber nicht aufklären, weil er ja unbedingt als Sieger aus der Situation rausgehen wollte. Denn er bestand ja darauf: Hätten Sie ja sehen können, dass ich am Ende stand, weiß nicht, wo da ein Problem ist. Ich dachte: Was für ein eindimensional sehendes und denkendes arroganter Typ.

Mein Problem ist nun, dass mich solche Situationen, in denen ich von einer anderen Person gesagt bekomme, das ich falsch liege, obwohl ich aus meiner Sicht völlig positive Absichten hatte oder nicht mal im Traum daran dachte, irgendwen anderen zu stören, im Nachgang sehr beschäftigen und es mich auch emotional berührt. Ich weine nicht, aber es klingt in mir oft Tage nach.

Ich frage mich nun, ob mit mir etwas nicht stimmt oder wie ich in solchen Situationen zukünftig anders vorgehen kann. Mit welcher Methode ich es schaffe, dass mich so etwas im Nachgang nicht noch länger beschäftigt.

s.

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candle.
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 19:15

Hallo sensitive!

Willkommen im PT Forum!

Leider ist der Beitrag für mich nicht so aussagekräftig, dass ich nicht wirklich was sagen kann, außer, dass es mir ab und an auch mal so geht.

Weihnachten, habe ich den Eindruck, sind viele Menschen etwas angespannt und würde diese Situation vermutlich nicht ganz so ernst nehmen.

Viele Grüsse!
candle
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 20:10

Hallo candle, vielen Dank für Deine Antwort!! Was sollte ich den genauer beschreiben, damit Du mehr damit anfangen kannst? s.


Sunna
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 21:04

Mich bewegte deine Überschrift. In deinem Beitrag selbst gehst du jedoch "nur" auf eine Situation ein, wie viele sie erleben dürften. Diese kann ich nur damit kommentieren, dass sie normal ist. Es sieht alles nach einer nervigen, aber alltäglichen misslungenen Kommunikation aus, durch die wir alle durch müssen. Dass es dir tagelang nachhängt, ist zwar nicht vorteilhaft, aber erst einmal auch kein Grund zur Beunruhigung.
Die Frage wäre vielleicht eher, ob es nur diese eine Situation ist, in der du dich fragst, falsch zu sein, oder ob es ein grundsätzliches Gefühl ist. Es ist in Ordnung, sich das ab und an mal zu fragen, wenn es aber das ganze Denken durchzieht, ist es weniger gut. Aus deinem Beitrag wird für mich nicht klar, wie sich das bei dir gestaltet. Allerdings bin ich zu nah am Thema dran, um da weiterdraufeinzugehen.

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Beitrag Fr., 23.12.2016, 21:19

Sunna hat geschrieben:Mich bewegte deine Überschrift. In deinem Beitrag selbst gehst du jedoch "nur" auf eine Situation ein, wie viele sie erleben dürften. Diese kann ich nur damit kommentieren, dass sie normal ist. Es sieht alles nach einer nervigen, aber alltäglichen misslungenen Kommunikation aus, durch die wir alle durch müssen. Dass es dir tagelang nachhängt, ist zwar nicht vorteilhaft, aber erst einmal auch kein Grund zur Beunruhigung.
Oh, hab vielen Dank Sunna für Deine Antwort, die ich sehr hilfreich finde. "Misslungene Kommunikation", stimmt, dass ist der richtige Begriff. Menschen kommunizieren dann gelungen, wenn sie sich gut verständigen, so dass sich jeder möglichst verstanden fühlt. Das war in dieser Situation nicht der Fall. Ich sah auch keine Möglichkeit, es aufzulösen, da zum einen die Situation ziemlich banal war, ich in keiner Beziehung zu diesem Mann stand und er auch so reagierte, dass ich so da stand, als würde ich übertreiben. Zudem ist er in keinster Weise ausfällig geworden. Vielleicht hat er sich ebenso angegriffen gefühlt, als ich sagte, es sei doch kein Problem ihn vorzulassen. Aber dennoch fand ich seine Reaktion in Summe befremdlich, weil er zuerst lächelte und freundlich war und kurz darauf mir plötzlich so einen Spruch an den Kopf warf. Ich fand das ziemlich unverschämt.

Und zum zweiten: Ja, ich stelle mir die Frage ob ich falsch bin häufiger. Mein Problem ist, das ich viele Situationen relativ schnell sehr differenziert sehe, aber selbst gar nicht so schnell reagieren kann, um die harmonischste Richtung voran zu treiben. In meinem beschriebenen Alltagsbeispiel hatte ich es versucht, es ging aber schief und ich stand trotz meiner guten Bemühungen fast beschämt da. Ich habe mich dann gefragt, was ich falsch gemacht habe. Generell frage ich mich, wo die Grenze ist zwischen mir und anderen. Die finde ich oft nicht, meint: Ich beeinflusse durch mein Verhalten andere und das wiederum hat Wirkung auf mich.
Mir hat Deine Antwort geholfen, nämlich, dass Andere das ähnlich erleben und dass man auch mit soetwas leben muss.

s


Sunna
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 21:27

Dein Fazit, dass man mit so etwas auch leben muss, stimmt nur sehr begrenzt. Es kommt darauf an, wie weit das Gefühl mit dem "falsch sein" reicht. Nur kann ich dir da nicht weiterhelfen, weil es genau mein Thema ist. Ich würde mir antworten, nicht dir. Das funktioniert leider nicht.

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Beitrag Fr., 23.12.2016, 21:33

Sunna hat geschrieben:Dein Fazit, dass man mit so etwas auch leben muss, stimmt nur sehr begrenzt. Es kommt darauf an, wie weit das Gefühl mit dem "falsch sein" reicht.
Ich stimme Dir zu!
Sunna hat geschrieben: Nur kann ich dir da nicht weiterhelfen, weil es genau mein Thema ist. Ich würde mir antworten, nicht dir. Das funktioniert leider nicht.
Magst Du vielleicht beschreiben, wie genau sich Dein Thema darstellt?


Sunna
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 22:16

Das Thema ist für mich zu groß, zu aktuell und vor allem noch zu unüberschaubar, um darüber schreiben zu können. "Falsch zu sein" ist sozusagen meine Grundüberzeugung, die ich gerade erst anfange, anzuschauen und ihrer Größe wahrzunehmen. Sie ist so stark ausgeprägt, dass ich manchmal nahezu jede Geste, jeden Blick und jedes Wort "gegen" mich auslegen kann und regelrecht Interpretationsleistungen erbringen muss, um meine Umwelt zu übersetzen. Alles zusammen macht mich derzeit ein wenig übersensibel für das Thema und lässt mich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Aus der Situation heraus kann ich nicht wirklich viel beitragen.

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sensitive
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 22:18

klingt sehr interessant! Wirklich.

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candle.
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Beitrag Fr., 23.12.2016, 22:57

sensitive hat geschrieben:Hallo candle, vielen Dank für Deine Antwort!! Was sollte ich den genauer beschreiben, damit Du mehr damit anfangen kannst? s.
Es ist eben eine alltägliche Alltagssituation. Sunna schrieb ja auch dazu, und dass es bei ihr sehr komplex ist.
Ich sah auch keine Möglichkeit, es aufzulösen,
Wozu auflösen? Dass es für dich befriedigend ist bzw. angenehm?
Mein Problem ist, das ich viele Situationen relativ schnell sehr differenziert sehe,
Ich weiß jetzt nicht genau was du mit "differenziert" meinst? Kannst du das mal erläutern? Und wozu sollte das dienen?

LG candle
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shesmovedon
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Beitrag Sa., 24.12.2016, 04:13

Hi Sensitive

Ich denke du machst dir da einfach zu sehr nen Kopf. Der Typ war einfach schlecht drauf und musste noch einen dämlichen Kommentar drauflegen.
Dir fehlt es da anscheinend etwas an Abgrenzung, aber das kann man bewusst üben, dass solche Situationen einen nicht mehr tangieren. Auf jeden Fall ist es kein Grund sich mit der Fragestellung etwas falsch gemacht haben zu können auseinander zu setzen. Du hast nichts falsch gemacht, warst freundlich. Steh zu dir und deinem Auftreten. Wie der Andere reagiert, kannst du leider nur bedingt beeinflussen, egal wie freundlich du bist - manche reagieren freundlich darauf, andere nicht.

LG
Radiohead

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Nico
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Beitrag Sa., 24.12.2016, 06:38

Ich finde es eher " falsch" aus welchem Grund dich das weiter beschäftigt.
Du weißt ja, dass es von dir nicht bös gemeint war und der Typ es entweder falsch verstanden hat oder einfach ein Ar.... ist.
Also war von dir nix falsch.
Ich hätte vor gar nicht langer Zeit eine ähnliche Situation.
Ich war mit meiner Frau in einem großen Einkaufszentrum und als wir zur Rolltreppe gingen hat sie wohl noch etwas gesehen und ist für mich unvermutet noch abgebogen.
Ich hab das dann erst im letzten Moment bemerkt und bin wohl kurz unschlüssig vor der Treppe stehen geblieben.
Dabei dürfte ich unabsichtlich ein altes Paar etwas behindert haben ( war aber echt nix gefährliches) und die zwei haben mich daraufhin sowas von angegiftet.
Ich hab sie angelächelt und entschuldigend mit den Schultern gezuckt worauf sie erst recht ausgetickt sind und mich übel beschimpften.
Ich hab dann nochmals gelächelt und ihnen den Vogel gezeigt.
Das hat mich dann auch noch weiter beschäftigt, aber nicht weil ich befürchtete bei mir könnte was falsch sein, sondern weil es mich erschreckte wie kaputt und verbittert manche Menschen sind.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Freifrau
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Beitrag Sa., 24.12.2016, 10:48

Hi sensitive,

Du schreibst, Du hättest freundlich nachgeschoben, dass Du ja nicht diskutieren musst. Das hätte ich auch als Provokation verstanden. Diesen Satz hättest Du Dir geklemmt, wenn Du wirklich nur freundlich gewesen wärst. Und ich finde solche Provokationen umso ätzender, wenn sie mit einem Lächeln ausgesprochen werden. Ich vermute, dass Du Deinen eigenen Ärger nicht wahr nehmen willst und den dann auf andere projizierst.

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blade
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Beitrag Sa., 24.12.2016, 11:07

Wenn es länger nachhängt, dann ist etwas da, daß es länger nachhängen läßt.
Was ist das?

Prinzipielle könnte man diese Situation auch wieder komplett vergessen und würde dadurch nichts verlieren für sein weiteres Leben (im Gegenteil).
Wenn das aber nicht passiert, dann geht es entweder nicht oder es wird nicht gewünscht?
Was trifft bei Ihnen zu?

Die Fragestellung des Threads lautet "Bin ich falsch?"
Eine solche Fragestellung schränkt die Bandbreite der Antwort und weiteren Möglichkeiten ein.
Vielleicht ist das unwesentlich, aber mir ist das aufgefallen.

Was fehlt Ihnen um mit dieser oben beschriebenen Situation abschließen zu können?
abgemeldet

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Nico
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Beitrag Sa., 24.12.2016, 11:18

@ Freifrau
Um das beurteilen zu können fehlen uns hier im Forum die Komponenten Ton und Mimik/ Gestik.
Aber immerhin hat sie geschrieben " freundlich" und wer sich von etwas freundlich gesagten provoziert fühlt.....
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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