Wie bzw. soll man den eigenen Kindern den Missbrauch erzählen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 16:04

helgak62 hat geschrieben: Fr., 03.04.2020, 15:49
Anna-Luisa hat geschrieben: Fr., 03.04.2020, 13:39 Ich finde es schrecklich, die Kinder da mit hineinzuziehen. Aber nun ist es ja passiert....
Mit hineingezogen hab ich sie schon bei der Zeugung und Geburt. Da hätte ich nie Kinder in die Welt setzen dürfen.

Nach dem, was du hier im Folgenden schreibst, finde ich deine Aktion noch schlimmer. Auch wenn deine Kinder die Chance haben, ihre Probleme bei "Sorgenfressern" zu deponieren.... :neutral:

Dass die Kinder hier bald Fragen haben, kann ich mir gut vorstellen. Immerhin sind sie nun gut in deine Probleme einbezogen worden.

Den eigenen Missbrauch als Aufhänger zum Thema Prävention zu nehmen, finde ich so grauenhaft, dass mir die Worte dafür fehlen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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helgak62
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 16:45

Candykills hat geschrieben: Fr., 03.04.2020, 15:59 Jetzt werden sie denken "wir dürfen Mama bloß nicht belasten" und all den ganzen Kram.
Den Eindruck hab ich nicht. Im Gegenteil ich fühl mich in der momentanen Corona-Krise gut gefordert als Mutter, Lehrerin, Hausfrau, Animateurin... und werde sicher nicht geschont. Im Gegenteil ich hab das Gefühl, sie kommen jetzt wieder viel mehr auf mich zu mit ihren Problemen, Freuden,...

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Candykills
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 16:52

Ja, dein Sohn hat sich ja auch dir anvertraut, als er dachte, du würdest sterben. Ist klar, Supermutter du. Ich bin hier jetzt raus.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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candle.
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 16:53

Ich finde das nun auch nicht gut, aber nun ist es ja passiert.

Dass Kinder gerne helfen, weiß ich auch, aber das war bei mir mal "nur" ein gebrochenes Bein wo man mir mal die Krücke halten wollte oder meine Handtasche tragen. Aber was sollen Kinder denn nun tun bei Dissoziationen? Ich kann mir da gar nichts vorstellen um dich zu entlasten? Oder die Kinder zu entlasten?

Die Zeit wird es zeigen wie die Kinder das nun verkraften.

LG candle
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Philosophia
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 17:00

Es gibt sicher ein Für und Wider - aber was nützt es, wenn Mutti eh es die ganz Zeit sagen will, es quasi immer in der Luft hängt, so dass der Sohn Angst bekommt. Besser wäre es gewesen, die Kinder wären schon im Voraus nicht so belastet worden, denn dann hätte man es ihnen nicht sagen müssen, aber wenn es präsent ist, es aber nicht gesagt wird, macht das auch Angst. Sorgenfresser fand ich allerdings auch immer schwierig - weil das signalisiert ja irgendwie, dass sie lieber die nehmen sollen, als sich den Eltern anzuvertrauen. Ich meine jedenfalls, wenn es so in der Luft hängt, dass schon keiner mehr atmen kann, dann muss es eben gesagt werden - hätte vielleicht im Voraus verhindert werden können, aber hättehättefahrradkette.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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helgak62
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 17:02

Anna-Luisa hat geschrieben: Fr., 03.04.2020, 16:04 Nach dem, was du hier im Folgenden schreibst, finde ich deine Aktion noch schlimmer. Auch wenn deine Kinder die Chance haben, ihre Probleme bei "Sorgenfressern" zu deponieren.... :neutral:
........
Ich habe genau aus solchen Gründen den Thread schließen lassen.
Du weißt überhaupt nicht, wie das mit den Sorgenfressern bei uns abläuft.
Falls du selber Kinder hast, hoffe ich nur, dass du mit ihnen prinzipiell auch über Missbrauch sprichst, damit ihnen nicht Ähnliches wie vielen hier widerfährt oder sie zumindest dann nicht damit allein gelassen werden.

Eure Meinungen dazu habt ihrja nun kundgetan und sie sind angekommen. Ich glaube, es ist nicht notwendig, dass ihr da noch ein Schäufchen nachlegt.
Ich hab die Entscheidung getroffen, ich übernehme die Verantwortung und muss auch damit leben. Nicht für alle mag mein Weg passend, nachvollziehbar, richtig, gut,... sein.
Zuletzt geändert von Pauline am Fr., 03.04.2020, 17:15, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entfernt. Bitte lies die Netiquette.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 17:03

Ja, ich denke, es ging jetzt gar nicht mehr anders - der Kleine hätte sonst noch Albträume gekriegt und später Angststörungen entwickelt
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 17:11

helgak62 hat geschrieben: Fr., 03.04.2020, 17:02 Du weißt überhaupt nicht, wie das mit den Sorgenfressern bei uns abläuft.
Falls du selber Kinder hast, hoffe ich nur, dass du mit ihnen prinzipiell auch über Missbrauch sprichst, damit ihnen nicht Ähnliches wie vielen hier widerfährt oder sie zumindest dann nicht damit allein gelassen werden.
Nein, das weiß ich tatsächlich nicht. Unnötig, dass du mir das mitteilst.

Selbstverständlich haben wir mit unseren Kindern über das Thema gesprochen. Auch in der Schule wird gemeinsam mit externen Partnern Prävention betrieben.
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Waldschratin
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 17:12

Helga, was hast du dir denn vom Eröffnen eines neuerlichen Threads zum Thema erhofft?
Frag ich ganz ehrlich. :ja:
Also im Grunde : Was wünschst du dir vom Forum grade? Unterstützung? Bestätigung? Oder einfach "Erfahrungsabgleich"? Oder oder oder...?

Ich hab über die Jahrzehnte mehrmals mitgekriegt, wie sich Mb "unterschwellig" in ner Familie ausbreitet, z.T. zum "seelischen Krebsgeschwür" wird. Und auch, wie schrecklich es sich auswirken kann, wenn nicht offen drüber geredet wurde (kindgerecht natürlich), sondern die betroffenen Eltern meinten, da "tatsächlich" was von den Kindern durch Verheimlichen und Beisichbehalten fernhalten zu können.

Ich glaub, "richtig machen" kann man da eh nix.
Es kommt ganz drauf an, auf die Familienkonstellation, das Befinden des Betroffenen und wie derjenige "vor anderen" damit umgeht (So wird er auch vor seinen Kindern damit umgehen, denn meistens ist den Betroffenen ja gar nicht klar, was sie alles am Umfeld ausagieren und wie), wo man im Bearbeiten steht oder vielleicht gar nicht bearbeiten will etc.
Und dann verändern sich ja auch die Kinder ständig, die Beziehung muss ständig "angeglichen" werden und und und...

Helga, du hast das in deiner Therapie besprochen, hast deine/n Thera mit "dabei" bei dem Ganzen, hast deinen Mann mit im Boot : Alles andere kannst nur du wissen, was gut und richtig und grad dran ist für dich und deine Familie.
Und da wünsch ich dir wirklich alles Gute und gutes Gelingen! :ja:

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candle.
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 17:47

Philosophia hat geschrieben: Fr., 03.04.2020, 17:00 es quasi immer in der Luft hängt,
Ich hatte das wohl schon geschrieben, dass für mich persönlich das Verhalten der Mutter maßgeblich gewesen wäre im positiven Fall.

Dass was in der Luft hängt, kann ich für Helgas Situation nicht behaupten, auch rückblickend für meine nicht, denn ich bin in diese unerträgliche Athmospähre reingeboren. Es hing also immer in der Luft.

Kann ja auch sein, dass ich das falsch verstanden habe und Helga erst Opfer wurde als die Kinder schon da waren, aber das habe ich SO nicht verstanden. Es hing also nicht plötzlich in der Luft und die Kinder sind da jetzt Jahre mit umgegangen oder haben es tun müssen, aushalten müssen. Ob da diese Transparenz jetzt was verändert ist ja die Frage.

Und was ist, wenn die Kindern das anderen Kindern erzählen? Steht da was zu befürchten?

LG candle
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Fairness
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 19:07

Ich finde das irgendwie traurig für die Kinder, dass sie vom sexuellen Trauma ihrer Mutter erfahren mussten, lange bevor sie selbst sexuell reif werden und dann irgendwann eigene guten Erfahrungen machen dürfen..

Denn, eine Beziehung kann viellecht mitgestaltet werden.. ich denke, indem das eher selten thematisiert ist, indem die Mutter klar kommuniziert, sie kann für sich selbst sorgen und sich schützen, und braucht nicht gerettet werden, weil nur sie selbst ihre psychische Belastung lösen kann. Indem Kindern vermittelt wird, dass sie ihre Bedürfnisse weiterhin ohne Sorge und mit Eltern-Kind-angemessener Rücksicht kommunizieren können.

Was für Fantasien dieses Wissen in den Kindern auslöst, finde ich schwer mitzugestalten, das passiert in ihnen drin allein und sie verarbeiten das auf ihre Weise, alters- und erwartungsgemäß "referenzlos". Gerade ein Nährboden für die Ängste, glaub ich.

Ist zumindest mein Blick auf die Situation..
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candle.
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 19:24

Fairness hat geschrieben: Fr., 03.04.2020, 19:07 vom sexuellen Trauma
Ich glaube an diesem Begriff störe ich mich am meisten in dieser Sache.

candle
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saffiatou
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 19:26

Auch wenn ich anhand ereignet Reaktion auf manche kritische Antworten erkenne, dass du Zuspruch suchst, werde ich mich trotzdem kritisch dazu äußern. Ich finde du instrumentalisierst die Kinder und nimmst ihnen die Möglichkeit unbeschwert aufzuwachsen. Eventuell fühlen sie sich dadurch für dich verantwortlich, wenn es dir schlecht geht. Meine Eltern haben extrem viel falsch gemacht, aber bin immer noch dankbar, dass sie uns damals nicht mit der Krebserkrankung meiner Mutter belastet haben, das habe ich erst erfahren, als ich alt genug war.

Heute weiß ich, welche Ängste meine Eltern sicher hatten, aber ich musste die nicht auch mit aushalten. Klar habe ich gespürt, dass es meiner Mutter nicht gut geht, sie war wochenlang im Krankenhaus. Aber ich musste mich nicht mit den Ängsten meiner Eltern „plagen“ , das war eines der wenige Dinge, die sie gut gemacht haben.

Wenn du schreibst, dass dein Sohn schon dacht, dass du sterben wirst, dann hast du schon das Trauma extrem nach außen gebracht, das finde ich schon bitter.

Ich bleibe dabei, dass es ganz schlimm ist, die Kinder in diesem Alter in die missbräuchliches Geschichte hineinzuziehen. Die Argumente, dass die sie warnen willst, hinken! Sie sind Kinder und sollten vor solchen Dingen bewahrt werden. Und sie tun mir leid.
never know better than the natives. Kofi Annan

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saffiatou
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 19:31

Übrigens: Das Satz wenn jemand keine Kinder hat, kann er das nicht beurteilen, dient nur dazu eine Diskussion zu beneiden, weil keine Argumente mehr da sind. Das musste ich mir zu genüge anhören, früher habe ich dann auch aufgehört zu reden, das mache ich nun nicht mehr. Denn ich war mal Kind und weiß ganz genau, was mir gut getan hat und was nicht.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Philosophia
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 04:12

saffiatou, ich gebe dir sehr recht. Ich persönlich habe ja extrem unter dem Erzählen gelitten und u.a. eine Angststörung entwickelt. Das Ding hier bei helgak62 ist doch aber, dass sie es unbedingt erzählen wollte und es ihr eben nicht gelungen ist, das Problem so von den Kindern fernzuhalten, dass das nicht auch große Folgen gehabt hätte - nun weiß der Sohnemann, dass Mama nicht stirbt und die Tochter, wie sie sich verhalten kann, wenn Mama dissoziert. Ich denke schon, dass das nicht gerade was Gutes mit den Kindern macht, dass sie das jetzt wissen, aber ich fürchte die Kinder hätten langfristig noch mehr gelitten, wenn es helgak62 permanent schon auf der Zunge oder in den Augen liegt - unbewusst können aus solchen Dingen noch viel größere Drachen bei Kindern werden, als wenn es dann benannt wird. So oder so, es ist nicht gut, Kinder mot traumatischen Geschichten zu belasten. Ich merke es gerade jetzt zu Coronazeiten, wie durchlässig ich für Sorgen und Nöte anderer bin, nur weil von mir nix ferngehalten wurde. Meine Mutter hat auch nicht immer gleich mit mir geredet, wenn sie was hatte, was sie mitteilen wollte, aber eigentlich wusste, dass sie besser das nicht mit mir teilt. Sie ist quasi dann fast innerlich explodiert und war ne echte Dramaqueen, bis ich einfach fragen musste, was los ist - und dann hat sie erzählt, als hätte sie auf diese Frage gewartet - ungefiltert. Und als ich sie als Erwachsene damit konfrontierte, sagte sie, ich habe es ja wissen wollen...! Nein- ich wollte es nicht wissen, aber ich musste es irgendwann wissen wollen, weil ihre Art mir solche Angst gemacht hat, dass es mir lieber war, sie sagt es endlich. Soll heißen - das Reden war schlimm für mich.. sehr, aber hätte sie nicht geredet, hätte sie mich noch mehr durch ihre Art gequält.
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